Dann müssten wir uns wahrscheinlich über Gruppenstrukturen unterhalten, nicht über Spielleitervorgaben.
Von allem, was ich bisher von dir gelesen habe, klingt es für mich so, als wäre deine Gruppe in etwa so gestrickt, wie meine eine DSA-Runde vor 20 Jahren:
4 feste Spieler
4 gelegenetliche Mitspieler
3 Personen, die SL-Funktionen übernehmen und sich mehr oder weniger abwechseln
Da sich mehrere SL die bespielte Welt teilen werden alle Hausregeln in der Gruppe (=feste Spieler) besprochen; an sonsten gilt "Aventurien offiziell", was Regeln und Welt betrifft. Jeder Spieler hat mehrere Charaktere. Am Ende eines Abenteuers kann man ansagen, ob man leiten möchte und liefert eine Grobübersicht. Gibt es mehrere, die leiten möchten kommt es zu einer Abstimmung der Anwesenden. Anschließend überlegt sich jeder welchen Charakter er mitnehmen möchte. Gelegentlich äußert die SL eine Bitte auf Char xy zu verzichten, da es nicht so gut zum Plot passt - was kein Problem darstellt, da man ja noch eine Reihe anderer Charaktere hat.
Wenn das so oder so ähnlich in deiner Gruppe ist ist ja alles in Ordnung ... da dürften kaum Konflikte auftauchen. Die Gruppe besteht aus den Typen mit denen man ohnehin dauernd rumhängt, gemeinhin "Freunde" genannt - da ist eh ein anderer Umgang vorhanden.
Mit Gruppen im "fortgeschrittenen Lebensalter" ist die Struktur bereits eine andere:
Termine zu finden grenzt ans Unmögliche, da Berufsleben und Familien koordiniert werden müssen. Spielleiter zu finden gestaltet sich u.U. auch als problematisch, da Freizeit ein sehr begrenztes Gut ist, welches ungern auch noch mit Vorbereitungszeit verbraucht werden sollte. Zeit eine Gruppe gemeinsam zu erstellen bedeutet einen der kostbaren Termine aufzugeben. Kampagnen werden mitunter recht kurz. Spieler fallen unvorhergesehen aus.
Ich hatte mal eine Runde mit 18 Spielterminen in zweieinhalb Jahren - und die wurde von vielen anderen gefeiert, weil sie so oft gespielt hat! Letztlich gab es zwei feste Spieler und 5 Variable; die letzten 6 termine wurden nur mit den Stammspielern bestritten und der Showdown - die letzte Sitzung - fand bis heute nicht statt. Letzter Spieltermin: vor zwei Jahren.
In solchen Gruppen ist die SL oftmals Gott. Die Spieler sind dankbar genug, dass sich überhaupt jemand findet, der sich die Zeit und Mühe macht, sich um alles zu kümmern, denn letztlich ist die SL hier auch Hauptorganisator und oftmals auch physischer Gastgeber. Wenn die SL also sagt: "dieses und jenes geht nicht" käme kein Mensch auf die Idee das zu hinterfragen - hier überwiegt die Dankbarkeit überhaupt noch das einst-so-geliebte-Hobby betreiben zu können. Wenn du in solch einer Runde einen "Menno - ich will aber!"-Spieler hast, lautet die Antwort oftmals "Such dir ne neue Gruppe, wenns dir nicht passt." was wiederum zu einem zustimmenden Gemurmel der Restbesetzung führt.
Natürlich ist - egal welches Extrem deine Gruppe darstellt - eine GM-Reputation auch immer ein springender Punkt. Wie gesagt: wenn ich eine Kampagne starte wird nichts hinterfragt; alle beteiligten Spieler freuen sich wie Schneekönige, da ich in den letzten 20 Jahren nie Scheiße und oftmals Träume-werden-wahr geliefert habe. Wenn der Erstlings-Noob seine erste Kampagne startet und ihn niemand kennt wird wahrscheinlich schon erst einmal eine "Einschränkung" misstrauisch beäugt - und natürlich fühlen sich dann manche dazu herausgefordert Grenzen auszutesten.
Für mich als GM ist die relistisch einzig problematische Situation dieser Tage also der/die mir unbekannte Spieler/in, die von einem Mitspieler mitgebracht wird. Oder eben der bereits bekannte (Ehe)partner, dessen absonderliche Vorlieben mir bereits in den Knochen stecken. Von diesen bekommt man mitunter eben doch noch Konzepte vorgelegt, die den eigenen Vorgaben völlig widersprechen. Und diese möchte ich eigentlich nicht emhr weg-diskuttieren. "Ich bin zu alt für diese Scheiße." ist da meine klassische Feststellung. Vogel-friss-oder-stirb. Mach es, wie ich es sage, oder lass es - deine Entscheidung. Jeder der unter mir spielt weiß meine Arbeit zu schätzen - da brauch`ich mir nicht mehr die Ohren vollheulen zu lassen, wie "unfair" ich bin oder wie übel ich die Entfaltung der persönlichen Freiheit einschränke. Dann lass es halt. Such dir jemanden der deinen Vorstellungen genügt und spiel mit dem.
Das mag in deinen Ohren hart klingen, oder verbesserungswürdig, oder lass-uns-drüber-reden-artig. Oder du sagts dir: mit so einem SL könnte ich NICHT spielen. Ist O.K. - damit kann ich leben, denn:
Ich bin zu alt für diese Scheiße.