Autor Thema: Die X-Card und andere Sicherheitstechniken fürs Rollenspiel  (Gelesen 29853 mal)

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Chiungalla

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1.) Schmacht ist glaube ich nicht so schlimm wie Entzug.
2.) Vor allem ist es halt eine andere Situation, ob man jetzt noch eine Stunde auf die nächste wartet und die Ungeduld so größer wird, oder ob man nie wieder will.
3.) Kino ist nicht so schlimm wie einer Erzählung zu lauschen, weil man sich da besser auf andere Dinger konzentrieren kann.
4.) Wenn man sich eh gerade nur noch mit den Fingernägeln an den guten Vorsätzen festkrallt, kann Dir sowas halt den Rest geben.

Offline felixs

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Vielleicht noch:

Das Problem mit formalisierten sozialen Regeln ("Gesetzen") jeder Art ist immer, dass es "Findige" gibt, die sie missbrauchen. Das lässt sich gar nicht ausschließen, außer dadurch, dass man sich regelmäßig daran erinnert, wozu die betreffende Regel gedacht war und ob sie diesen (oder einen anderen guten) Zweck (noch) erfüllt. Wenn nicht, muss man das ganze neu regeln.
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Offline Maarzan

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@ Maarzan:
Der Automatismus ist unglaublich wichtig, weil jede Alternative zum Automatismus eine weitere Hürde dastellt. Der Grundgedanke dahinter ist, dass es sehr vielen Menschen unglaublich schwer fällt ihr Grenzen rechtzeitig zu verteidigen. Und deshalb sollten keine zusätzlichen Hürden existieren.
...

Bei entsprechenden persönlichen Erfahrungen (wie beispielhaft in #38) ist das natürlich eine schwierige Abwägung.

Ich würde das wohl so regeln wollen:
Wenn der Spieler bzw. seine Figur direkt Ziel von etwas wird, sollte "persönliche Erfahrung" als Hinweis reichen (ggf. Extrafeld auf der Karte?)

Ansonsten würde ich "Pflicht zum Leben" annehmen. Weil sollte z.B. nach dem Beispiel Homosexualität sonst auch wieder "draußen" verboten werden, um nicht ggf jemanden zu triggern?
Als indirekt Betroffener müssen zumindest ein paar Worte drin sein.

Und aus ihrem passiven Schneckenhaus in Richtung mehr Beteiligung bekommst du Leute nur mit einer Vetokarte auch nicht raus.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Scimi

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Das Problem mit formalisierten sozialen Regeln ("Gesetzen") jeder Art ist immer, dass es "Findige" gibt, die sie missbrauchen. Das lässt sich gar nicht ausschließen, außer dadurch, dass man sich regelmäßig daran erinnert, wozu die betreffende Regel gedacht war und ob sie diesen (oder einen anderen guten) Zweck (noch) erfüllt. Wenn nicht, muss man das ganze neu regeln.

Ich sehe viel eher das Problem, dass man sich immer sehr schnell diese "Findigen" und alle möglichen Grenz- und Sonderfälle vorstellt, ohne Hinweise darauf zu haben, dass die in der Praxis überhaupt in messbarer Konzentration vorkommen.

Außerdem hat man ja immer die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen und zu diskutieren, dass man da gerade mit etwas nicht klarkommt. Ich denke, die X-Karte senkt die Schwelle eher für Leute, die da echte Schwierigkeiten haben und nicht für den Störer. Und in jedem Fall ist sie eleganter und weniger störend als viele andere Optionen in der Situation.

Offline Maarzan

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Ich sehe viel eher das Problem, dass man sich immer sehr schnell diese "Findigen" und alle möglichen Grenz- und Sonderfälle vorstellt, ohne Hinwrise darauf zu haben, dass die in der Praxis überhaupt in messbarer Konzentration vorkommen.

Außerdem hat man ja immer die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen und zu diskutieren, dass man da gerade mit etwas nicht klarkommt. Ich denke, die X-Karte senkt die Schwelle eher für Leute, die da echte Svhwierigkeiten haben und nicht für den Störer. Und in jedem Fall ist sie eleganter und weniger störend als viele andere Optionen in det Situation.

Wenn ein Automatismus missbrauchsfreundlich ist, wird er solche Leute schon anziehen.
Und dass es solche Leute gibt, ist ja durchaus aus denselben Quellen zu erkennen, wie die, welche zur Begründung für die Regel herangezogen werden, z.B. #Aufschrei u.ä. und daraus gewonnene Statistiken, ie auch weiteres idelogische Gebaren genau aus demKreis, wo diese regeln herkommen.

Der Knackpunkt zum zweiten Absatz war ja gerade, dass diese Diskussion, außer wenn vom xrer gewünscht, tabu war .
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Offline Nocturama

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Das ist interessant

RPG gibt es seit den 70ern
Wieso kam RPG fast 40 Jahre ohne X-Card aus?

Nicht falschverstehen: Ich finde die eigentlich ganz gut und als Option bei bestimmten mature-Games auch angebracht, trotzdem...

Wieso hatte man damals keine?

Ich schrub es schon im anderen Thread: nach meiner Wahrnehmung (die falsch sein mag) war es vor 20+ Jahren, als ich mit Rollenspiel anfing, das Nonplusultra, möglichst immer IT zu sein. OT sagen oder anzeigen, dass man eine Szene gerade doof findet? Ne, das hat sich nicht gehört. Genervt von einem anderen Charakter? Dem musste man im Spiel begegnen und nicht einfach sagen: "Hör mal, wir spielen hier Kult und du machst auf Paranoia? Muss das jetzt sein?"
Dass man über Inhalte vorher sprechen (also jenseits von "wir spielen DSA im Mittelreich") oder auch mal eine Pause machen und über die Richtung der Runde reflektieren kann, habe ich erst später kennengelernt.

Kann natürlich sein, dass da andere schon weiter waren  ;)

Und ich hatte definitiv einige Runden, in denen solche Werkzeuge sehr willkommen gewesen wären.

Eine Sache ist leider auch, dass man nicht immer vorher weiß, was einem Unwohlsein bereitet. Seit ich selbst einen Knirps zu Hause habe, bin ich was Gewalt gegen Kinder angeht, viel empfindlicher geworden. Hat mir vorher nie mehr ausgemacht als andere derartige Themen. Vermutlich hätte ich einem SL gesagt: "Kein Problem, mach nur" und eventuell festgestellt, dass mich das doch mehr beunruhigt als vorher erwartet ¯\_(ツ)_/¯
You're here for two things: to fucking ruin someone's shit, and to play a friendly game of make-believe.

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Offline felixs

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Ich sehe viel eher das Problem, dass man sich immer sehr schnell diese "Findigen" und alle möglichen Grenz- und Sonderfälle vorstellt, ohne Hinweise darauf zu haben, dass die in der Praxis überhaupt in messbarer Konzentration vorkommen.

Außerdem hat man ja immer die Möglichkeit, das Spiel zu unterbrechen und zu diskutieren, dass man da gerade mit etwas nicht klarkommt. Ich denke, die X-Karte senkt die Schwelle eher für Leute, die da echte Schwierigkeiten haben und nicht für den Störer. Und in jedem Fall ist sie eleganter und weniger störend als viele andere Optionen in der Situation.

Ich bin ja gar nicht gegen, sondern für das Konzept (zumindest so, wie ich es oben umrissen habe).
Dass es grundsätzlich aber schon so ist, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen davon gibt, wie Regeln anzuwenden sind und dass es auch Leute gibt, die Regeln bewusst oder unbewusst missbrauchen, halte ich für evident. Und die Möglichkeit, dass jemand eine Rollenspielrunde mithilfe von Vetorechten sabotiert, halte ich auch für sehr real. Allerdings ist das dann ein grundsätzliches Problem und die Person würde sonst auch anders stören. (Nur damit das nicht missverstanden wird: Die Benutzung von Vetorechten an sich ist keine Störung. Es kommt auf die Intention und das eigene Sozialverhalten an. Wenn ich merke, dass mein Veto den anderen etwas genommen hat, dass sie gern gehabt hätten, ist es durchaus angemessen, dass ich mich dafür entschuldige und auch versuche, das anderweitig wieder gut zu machen.)

Und ja, es ist gut, wenn man sich darauf einigt, bei Bedarf auch ohne Diskussion Szenen zu überspringen.
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Chiungalla

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Und aus ihrem passiven Schneckenhaus in Richtung mehr Beteiligung bekommst du Leute nur mit einer Vetokarte auch nicht raus.

Darum geht es ja auch nicht. Es geht darum mehr Leuten zu ermöglichen ihre Grenzen zu verteidigen, indem man die Hürden möglichst niedrig hält.

Und es ist leicht Beispiele zu konstruieren bei denen die X-Card missbräuchlich verwendet wird. Dem bäugt man durch die Auswahl seiner Spieler vor.

Offline Der Nârr

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Ich weiß nicht, ob es hier reingehört, weil explizit von "Sicherheitstechniken" die Rede ist. Aber ich würde einfach mal die Themenzentrierte Interaktion als Alternative in den Raum werfen... Ist natürlich etwas anstrengender, als mit dem Finger auf ein X zu tippen.

Ich kann mir vorstellen, dass einige derjenigen, die mit der X-Card große Probleme haben, mit TZI mehr anfangen können.
Spielt aktuell Deadlands reloaded
Spielleitet aktuell gar nix
In Planung Fate Core, Pendragon

Offline Rhylthar

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Zitat
Eine Sache ist leider auch, dass man nicht immer vorher weiß, was einem Unwohlsein bereitet. Seit ich selbst einen Knirps zu Hause habe, bin ich was Gewalt gegen Kinder angeht, viel empfindlicher geworden. Hat mir vorher nie mehr ausgemacht als andere derartige Themen. Vermutlich hätte ich einem SL gesagt: "Kein Problem, mach nur" und eventuell festgestellt, dass mich das doch mehr beunruhigt als vorher erwartet ¯\_(ツ)_/¯
Kann ich gut nachvollziehen, eigene Kinder machen so etwas mit einem.  ;)

Die Frage ist ja jetzt nur, ob man eben nicht insgesamt im Rollenspiel mittlerweile weiter ist und eben dann wirklich ganz kurz etwas sagt. Und eben auch durchaus mit oder eben auch ohne Begründung.
Wir haben so mal eine Cthulhu-Runde abgebrochen (also was anderes gespielt), weil einer der Mitspieler sagte: "Sorry, geht nicht, ist nicht meins." Ich weiss bis heute nicht, warum, wieso, weshalb. War aber egal.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Daheon

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Ich würde ja gerne mal ein Beispiel dafür lesen, dass die X-card tatsächlich wiederholt missbraucht wurde. Bisher haben diejenigen, die sich gegen eine Anwendung aussprechen, ja lediglich mit Konjunktiven argumentiert.😉

Offline felixs

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Ich würde ja gerne mal ein Beispiel dafür lesen, dass die X-card tatsächlich wiederholt missbraucht wurde. Bisher haben diejenigen, die sich gegen eine Anwendung aussprechen, ja lediglich mit Konjunktiven argumentiert.😉

Würde mich auch interessieren.

Grundsätzlich halte ich Deduktion hier aber für zulässig: Leute, die Schwierigkeiten machen (wollen), werden dafür geeignete Instrumente nutzen, um Schwierigkeiten zu machen.
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Offline La Cipolla

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    • Los Muertos – Ein Rollenspiel mit Skeletten!
Wenn ein Automatismus missbrauchsfreundlich ist, wird er solche Leute schon anziehen.
Und dass es solche Leute gibt, ist ja durchaus aus denselben Quellen zu erkennen, wie die, welche zur Begründung für die Regel herangezogen werden, z.B. #Aufschrei u.ä. und daraus gewonnene Statistiken, ie auch weiteres idelogische Gebaren genau aus demKreis, wo diese regeln herkommen.

Der Knackpunkt zum zweiten Absatz war ja gerade, dass diese Diskussion, außer wenn vom xrer gewünscht, tabu war .

Ganz abseits der Ideologie sind die entscheidenden Fragen imho die folgenden:

1. Macht es die X-Card wirklich schlimmer, oder wären die Leute sonst genauso unausstehlich? Wenn jemand diese Regel missbraucht, würde ich als SL eingreifen, genau wie bei jeder anderen Regel auch. Nur weil die Karte daliegt, schaltet man ja nicht sein Gehirn aus, und wenn jemand dann rumstänkert, würde ich ihn auch mit der Karte rauswerfen. (Wobei man natürlich unterscheiden muss: Wird die Karte missbraucht oder habe ich sie falsch erklärt?)

2. Selbst wenn man den Mechanismus als "missbrauchsfreundlich" ansieht, ist es das mit den Vorteilen vll. trotzdem wert? Hier würde ich auf diesen Thread hier verweisen, in dem viele positive und bisher gar keine (!) negativen Erfahrungen genannt werden. Ich persönlich würde bereitwillig hin und wieder einen zusätzlichen Idioten akzeptieren/zurechtweisen/rauswerfen, wenn ich dafür mehreren anderen Personen ein besseres Spielerlebnis ermöglichen kann und eine insgesamt angenehmere Atmosphäre bekomme. Zumal, wenn wir hier von Cons reden, die Idioten sonst ja einfach irgendwoanders hingehen ... :D

Abschließlich möchte ich noch erwähnen, dass wir hier im Rollenspiel-Hobby sind und sowieso sämtliche Regeln ändern, die uns nicht gefallen. ^^ Imho spricht nichts dagegen, den Einsatz der Karte so zu definieren, dass man entsprechenden Missbrauch von vornherein minimiert. Siehe bspw. auch mein letzter Post für ein paar mögliche Anpassungen. Man kann sogar ganz spezifischen werden: "Bitte nutzt die Karte nicht, um irgendwelche Meinungen durchzudrücken! Das würde sie völlig entwerten." Wer das dann nicht checkt, ist so oder so problematisch.
« Letzte Änderung: 6.01.2018 | 15:53 von La Cipolla »

Eulenspiegel

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Hier stört mich die Herangehensweise, die im Ursprungsthread auch immer wieder aufgetaucht ist. Sobald man Menschen Möglichkeiten gibt, ihrem Unwohlsein Ausdruck zu verleihen oder ihnen Signale gibt, dass ihre Befindlichkeiten ernst genommen werden, wittert man gleich Missbrauch bis hin zu "Zensur". Ich frage mich ernsthaft, woher diese Besorgnis kommt. Aus der Erfahrung offenbar nicht.
Befindlichkeiten, die ernstzunehmen sind, nehme ich bereits jetzt ernst:

Wenn jemand sagt "Die Folterszene ist mir zu detailliert." dann nehme ich das ernst. Dafür benötigt man keine X-Card.

Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme. Hier werde ich gezwungen, Befindlichkeiten ernst zu nehmen, die ich eigentlich nicht ernst nehmen kann. Da stellt sich dann gleich die Frage: Was sind das für Befindlichkeiten, für die jemand die X-Card braucht, weil ich sie ohne X-Card nicht ernst nehmen würde?

Offline Scimi

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Wenn jemand sagt "Die Folterszene ist mir zu detailliert." dann nehme ich das ernst. Dafür benötigt man keine X-Card.

Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme. Hier werde ich gezwungen, Befindlichkeiten ernst zu nehmen, die ich eigentlich nicht ernst nehmen kann. Da stellt sich dann gleich die Frage: Was sind das für Befindlichkeiten, für die jemand die X-Card braucht, weil ich sie ohne X-Card nicht ernst nehmen würde?

Es kann nicht sein, dass Probleme nur dann ernstgenommen werden, wenn man sie deutlich artikulieren kann. Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht sagen: "Hoppla, das macht mich gerade völlig fertig."

Das ist ja gerade das Problem, das die Karte zu lösen versucht: Jemandem in einer schwierigen Situation einen einfachen Ausweg anzubieten, anstatt Anforderungen zu stellen, wie er da Abhilfe zu beantragen hat.

Offline La Cipolla

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Zitat
Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme.

Eigentlich eher andersrum: Ohne die X-Card hätte die Person vll. nichts gesagt und du hättest nicht mitgekriegt, dass Befindlichkeiten im Raum sind, die das Spiel negativ beeinflussen werden, sei es durch Passivität, Passiv-Aggressivität, Frust, Projektion oder einfach ein quälend langsames "Auseinanderleben". Es geht ja spezifisch um Dinge, die man nicht gerne äußert (und vor allem nicht diskutieren möchte).

Edit: Der Thread ist echt gut darin, vorwegzunehmen, was ich sagen will. :D

Ucalegon

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Die X-Card ist nur für die Fälle relevant, wo der Gegenüber Befindlichkeiten äußert, die ich nicht ernstnehme. Hier werde ich gezwungen, Befindlichkeiten ernst zu nehmen, die ich eigentlich nicht ernst nehmen kann. Da stellt sich dann gleich die Frage: Was sind das für Befindlichkeiten, für die jemand die X-Card braucht, weil ich sie ohne X-Card nicht ernst nehmen würde?

Liegt eine X-Card auf dem Tisch, signalisiert das allen: Wir nehmen uns gegenseitig ernst. So ernst, dass wir überhaupt keine Begründung oder Rechtfertigung brauchen, um das Spiel anzupassen, wenn es jemandem damit nicht gut geht. Es geht gerade nicht darum, ob und welche "Befindlichkeiten" du ernst nehmen möchtest oder nicht, sondern darum, dass du die Menschen am Tisch ernst nimmst.

Offline Bad Horse

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Ich finde die X-Karte gut. Ich fände es auch und gerade als SL ganz gut, zu wissen, dass ich meinen Mitspielern jetzt nicht gerade auf ihren Befindlichkeiten herumtrampele. "Spieler geht vor Spiel" ist für mich eigentlich ein no-brainer, aber ich weiß natürlich, dass das nicht jeder so sieht - ich hatte schon einen Fall, in dem ich gesagt habe "Dieser Spielinhalt ist mir unangenehm" und als Antwort nur "Aber mir gefällt das so" bekommen habe.  :-\
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Radulf St. Germain

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Ich persönlich brauche keine X-Card. Wenn mich etwas wirklich stört (weil zu krass), dann sage ich es und das konnten wir dann eigentlich immer rausnehmen. Allerdings spielen wir auch sehr "beer and pretzelige" Rollenspiele. Pulpige Helden gegen Monster, nur selten werden hier kontroverse Themen angeschnitten.

Ich hätte aber gar kein Problem damit in einer Runde zu spielen, die so eine Karte verwendet. Ich bin selber eher schüchtern und würde einen solchen Mechanismus für schüchteren Menschen als nützlich ansehen. In einer Runde, die eine solche Karte wirklich braucht würde ich aber gar nicht spielen. D.h. so etwas wie Monster Hearts etc. wäre gar nichts für mich. (Ich finde es aber in Ordnung, dass es das gibt, nur um Misverständnisse zu vermeiden.)

Offline Scimi

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ich hatte schon einen Fall, in dem ich gesagt habe "Dieser Spielinhalt ist mir unangenehm" und als Antwort nur "Aber mir gefällt das so" bekommen habe.  :-\

Das ist halt so ein Problem mit der Begründung — "ist mir unangenehm" ist so eine Floskel, die kann man genauso verstehen als "finde ich geschmacklos" wie als "lässt mich schwer leiden". Wenn mir aufgrund meiner Erfahrung in dem Kontext unvorstellbar ist, dass das jemandem tatsächlich etwas ausmachen sollte, kann ich die Äußerung auch nicht in dieser Hinsicht deuten. Kommunikation ist schwierig.

Die Karte hat den Vorteil, dass sie eine einfach Regel ist und ich bei Auslösung ein vordefiniertes Verhalten erwarten oder einhalten kann, ohne dass die Kommunikation missverstanden wird.

Eulenspiegel

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Liegt eine X-Card auf dem Tisch, signalisiert das allen: Wir nehmen uns gegenseitig ernst. So ernst, dass wir überhaupt keine Begründung oder Rechtfertigung brauchen, um das Spiel anzupassen, wenn es jemandem damit nicht gut geht.
Wie gesagt. Bei "normalen" Befindlichkeiten wie "Folter ist mir zu detailliert" benötigt man doch keine X-Card. Das wird eh ernst genommen.

X-Card wird doch erst dann notwendig, wenn jemand z.B. sagt: "Bitte keine Homosexuellen im Setting beschreiben."

Zitat
Es geht gerade nicht darum, ob und welche "Befindlichkeiten" du ernst nehmen möchtest oder nicht, sondern darum, dass du die Menschen am Tisch ernst nimmst.
Nochmal: "Folter ist mir zu detailliert" nehme ich eh ernst.

Die einzigen, die ich ohne X-Card nicht ernst nehme, sind diejenigen, die die X-Card missbrauchen.

Offline Barbara [n/a]

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Ich wünsche mir gerade ein Experiment:
Auf einer Con werden auf jedem Tisch X-Karten mit einer kurzen Beschreibung der Anwendung ausgelegt und jede/r BesucherIn begekommt mit der Eintrittskarte zusammen einen kurzen, anonymen Fragebogen.

Fragebogen:
1. Die X-Karte habe ich heute im Einsatz erlebt.
    O  einmal
    O  mehrfach
    O  nicht
2. Ich habe die Anwendung der X-Karte verstanden.
    O ja
    O nein
3. Ich habe vorher schon Erfahrungen mit der X-Karte gesammelt.
    O ja
    O nein
4. Ich habe die X-Karte angewendet.
    O  ja
    O  nein
5. Ich habe die X-Karte als ... wahrgenommen.
    O  störend
    O  hilfreich
    O  __________________
6. ich werde die X-Karte in Zukunft einsetzen.
    O  nein
    O  ja, genauso wie ich sie hier kennen lernte
    O  ja, aber anders: ______________________________________
After all, what is wisdom but truth in the eyes of the simplest of strangers? And a hat full of ice cream! (An wise man in YAFGC)
If a thing is worth doing, it is worth doing badly. (G. K. Chesterton)
Menschen haben zu 50% dieselbe DNA wie Bananen. (Dr. Mitch Morgan)
_________________________________________________ ___________________

Offline Sphyxis

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Ich finde die Regelung der Option eine X-Card zu ziehen sehr gut.
Auf einer COn würde ich wohl viel eher einfach aufstehen und die Runde verlassen, da ich dort meistens auch keinen persönlichen Bezug zu den Teilnehmern habe und die im besten Falle nicht wiedersehe, aber gerade in den Hausrunden finde ich eine solche Option gut, aus hier schon oft angeführten Gründen.

Ich selbst hatte auch schon eine solche Situation, wo ich (ohne X-Card) sagte: Stop, können wir das Thema bitte nicht vertiefen und mich daraufhin dann vor der kompletten Runde erklären musste. War nicht schön, würden andere bestimmt als bloßé Empfindsamkeit abtun, vor allem, wenn sie meine Gründe dafür nicht verstehen, aber es war alles in allem für mich eine beschissene Situation. Gerade, weil weder SL noch Spieler akzeptieren wollten, dass ich ein Problem damit habe. Und es war ein ziemlich unnützes Element. Begründung war: "Aber das ist cool und wir stehen alle drauf!". Sorry, da bin ich gegangen und hab nie wieder mit Betreffenden gespielt.

Und ja, man kann nicht immer wissen, was man von vorneherein ausschließen würde. Ich bin ein Mensch, der durchaus Horrorrunden spielt, bestimmte Dinge von vorneherein ausschließen würde und kann. Aber ich mag Horror RPGs. Das Garantiert mir jetzt nicht, dass ich nicht doch auf die eine oder andere Weise getriggert werde, etwa weil der SL eine andere Definition meiner Tabus anlegt oder aus gerade relevanten persönlichen Gründen, die ich nicht jedem erklären möchte.

Bei uns am Spieltisch wurde die X-Card jetzt schon mehrmals genutzt (Shadowrun), einmal hat der Spieler danach sogar das Gespräch gesucht. Es war nie für mich als SL ein Problem. Als Spieler nutzte ich sie auch schon.

Manchmal habe ich so das Gefühl, dass diese Angst vor Missbrauch einer Regel(ung) immer dann angeführt wird, wenn sie einen Bereich betrifft, bei dem man sich selbst aus welchen Gründen auch immer unwohl fühlt. Mag die Angst davor sein, jemand könnte meine Weltsicht hinterfragen oder mich könnte jemand kritisieren. Ist legitim, aber nicht immer sehr objektiv.
Wenn ich in einer RPG-Runde - und da exkludiere ich Conrunden jetzt einmal - nicht wertfrei sagen kann: "Stopp, bitte das Thema nicht so vertiefen" oder mich dazu ewig lang erklären muss, ist das für mich ein Grund die Runde dauerhaft zu verlassen. Und ja, ich habe kein Problem, wenn mir der SL sagt: "Das wird aber das Thema des Abends sein". Dann kann man immer noch entscheiden, ob ich freiwillig die Sitzung verlasse oder ob man gemeinsam als Gruppe nicht etwas Anderes tut.
Natürlich kann das doof und frustrierend für einen SL sein, aber in einer funktionierenden Gruppe dürfte genau DAS kein Problem sein  und würde man als SL eben das nächste Mal das Thema nicht mehr zur Grundlage eines Abenteuers nehmen.

Eulenspiegel

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Es kann nicht sein, dass Probleme nur dann ernstgenommen werden, wenn man sie deutlich artikulieren kann.
Du vermischst hier zwei Sachen:

1. Wird ein Problem ernst genommen? Das hat nichts mit der Fähigkeit der Artikulation zu tun, sondern mit der Art des Problems.

2. Wird ein Problem identifiziert? Hierfür ist Artikulation notwendig. Wenn einfach nur angedeutet wird, dass ein Problem vorliegt, besitze ich als SL keine hellseherischen Fähigkeiten und weiß nicht, was das Problem ist. Ich glaube der Person gerne, dass sie ein Problem hat. Aber ich weiß ohne Artikulation nicht, was das Problem an der aktuellen Szene ist.

Zitat
Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht sagen: "Hoppla, das macht mich gerade völlig fertig."
Wenn ich gerade von negativen Emotionen überrollt werde, dann möchte ich vielleicht schreien oder weinen oder fliehen oder mich verkriechen. Aber nicht eine Karte hochheben.

Offline La Cipolla

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2. Wird ein Problem identifiziert? Hierfür ist Artikulation notwendig. Wenn einfach nur angedeutet wird, dass ein Problem vorliegt, besitze ich als SL keine hellseherischen Fähigkeiten und weiß nicht, was das Problem ist. Ich glaube der Person gerne, dass sie ein Problem hat. Aber ich weiß ohne Artikulation nicht, was das Problem an der aktuellen Szene ist.

Und genau dieses mystische Hellsehen ist die X-Card! =D Sie erlaubt dir, Probleme zu erkennen, ohne dass die Betroffenen gezwungen werden, sie genau zu definieren oder auch nur zu artikulieren. (Also, natürlich weiß man nicht GENAU, was das Problem ist – aber ganz ehrlich, wenn man allem voran zusammen spielen will, muss man das auch gar nicht, und vor allem reden wir hier ja ganz spezifisch von Momenten, in denen es eh nicht klappen würde, drüber zu reden, weil die Betroffenen nicht darüber reden werden.)

Sonst schau noch mal fünf Posts weiter oben, da haben wir es ja zu dritt unabhängig voneinander etwas ausführlicher beschrieben. ^^
« Letzte Änderung: 6.01.2018 | 18:10 von La Cipolla »