Punkte, für die die Spielleitung immer hauptverantwortlich sind, sind rar gesät. Die meisten Verantwortlichkeiten, Rechte und Pflichten werden über den Gruppenvertrag geregelt. Ich würde deshalb unterscheiden zwischen Dingen, die ich immer bei der SL sehe und Dingen, die ich üblicherweise bei der SL sehe. Außerdem sind diese Dinge für Hausrunden und Cons aus meiner Sicht unterschiedlich.
Die allermeisten dieser Dinge können von der Spielleitung jederzeit mit Einwilligung der betreffenden Mitspieler an diese delegiert werden. Wenn sie kein anderer übernimmt, sind sie meines Erachtens bei der Spielleitung zu verorten.
Ich möchte noch anmerken, dass ich bei der SL üblicherweise ein größeres Maß an Rechten, sprich Machtbefugnissen, verorte, als bei den anderen Mitspielern, weil die SL auch mehr Pflichten und mehr Verantwortung für das Gelingen trägt. Salopp formuliert, ein Mitspieler, der nicht mitmacht, stört das Spiel bei weitem weniger, als eine SL, die nicht mitmacht. Ein Mitspieler, der die Runde verlässt, wird üblicherweise weniger vermisst, als eine SL, die die Runde verlässt. Die SL hat mehr Vorbereitungsaufwand, sowohl inhaltlicher als auch regeltechnischer Natur.
Die SL sollte viele ihrer Befugnisse in Abstimmung mit den anderen Mitspielern ausüben. Die meisten von denen sind zwar froh, wenig Aufwand zu haben, werden aber zu schmollen beginnen, wenn sie alles fressen müssen. Gruppenkonsens ist im Allgemeinen extrem hilfreich, wenn es darum geht, Konfliktpotenziale bereits im Vorfeld zu eliminieren. Wer sich als SL beständig auf seine durch die Sonderrolle gegebene Autoritätsposition zurückziehen muss, verliert spätestens mittelfristig seine Mitspieler.
Nun zu den Punkten
Die Spielleitung macht ein Angebot über System, Setting und Thema. Sie steckt damit den Rahmen des Spiels ab. Daraus ergibt sich auch das Recht, unpassende Charakterkonzepte ablehnen zu können
Die Spielleitung hat ein Vetorecht bezüglich der Mitspieler (wenn eine Person mit einer anderen nicht spielen will, kann man sie nicht zwingen. Dann spielt diese Person halt nicht mit. Spielt die SL nicht mit, wird gar nicht gespielt)
Die Spielleitung hat Regeln, Setting und Thema ausreichend gut zu beherrschen, um alle während des Spiels aufkommenden Situationen behandeln zu können. Das beinhaltet regeltechnisch alle Spielregeln für alle Mitspieler sowie alle Spielregeln, die die SL zur Darstellung der restlichen Spielwelt benötigt, settingtechnisch eine ausreichend gute Vorbereitung, um die Spielwelt so darstellen zu können, dass die Spieler sinnvoll mit ihr interagieren können sowie die Aufgabe, Inhalte der Spielwelt so zu gestalten, dass es für die Spieler interessant ist, mit diesen zu interagieren
Die Spielleitung hat den Mitspielern im Bedarfsfall Regeln, Setting und Thema so weit zu vermitteln, dass der Spielfluss gewährt ist
Die Spielleitung hat während der Spielsitzungen das letzte Wort in Sachen Regelauslegung
Die Spielleitung hat das letzte Wort in Sachen Hausregeln
Die Spielleitung hat die Pflicht, sich an vereinbarte Regeln zu halten
Die Spielleitung hat kein Recht, in die Deutungshoheit der Spieler über ihre Spielercharaktere einzugreifen, es sei denn, die vereinbarten Spielregeln erlauben dies
Im Fall potenziell anstößiger oder triggernder Inhalte hat die Spielleitung die Pflicht, vorab mit den Mitspielern abzuklären, ob daraus mit gewisser Wahrscheinlichkeit Probleme entstehen, und die Spieler im Positivfall darauf hinzuweisen. Sie hat nicht die Pflicht, diese Inhalte abzuändern, wenn ein Spieler dies wünscht