Gerade meinen Beitrag zur staatsphilosophischen Weltliteratur geleistet und den Machiavelli zu Ende gelesen (Man muss doch mal wissen wie der Feind tickt und ob er nicht doch ein paar brauchbare Ideen hat).
Große Kurz-Rezension:
Die zu Zeiten Machiavellis schweres Verstören auslösende Aussage das es einem Fürsten vorrangig um Machterhalt und nicht um Glauben oder Tugend gehen soll scheint in der heutigen Zeit enthemmter Wirtschaft und Politik geradezu lammfromm. Der Inhalt ist trotz seines Alters verständlich lesbar und sogar ziemlich kurz (man könnte auch sagen schlicht und ohne groß auf details einzugehen), nach 100 Seiten ist Schluss, es folgen über 60 Seiten Erläuterung.
Viele Ausagen mögen sich für einen Herrscher zumindest damaliger Zeit von selbst verstehen, manches ist aber doch nicht jedem auf den ersten Blick bewusst. Er behandelt ausführlich das man sich allein auf seine eigene Kraft (und eigene Truppen) verlassen sollte, das Hilfstruppen die Gefahr bergen das man am Ende schnell selbst Gefangener der Freunde ist, Mietstruppen groß tun im Kampf aber schnell zurückziehen, da es ihnen ja nur ums Geld geht. Nicht so offensichtlich sind wahrscheinlich die Ratschläge das man bei einem Konflikt zweier wenn man um Hilfe gebeten wird sich immer besser auf eine Seite schlagen soll (Denn wenn man sich auf keine Seite schlägt und einer gewinnt wird man ihm auch unterlegen und , aber wenn man einen unterstützt wird er dein Freund, selbst wenn er unterliegt. - muss ich wirklich anmerken das hier die Option: Hilf beiden den Konflikt zu lösen fehlt), das man Festungen nicht in jedem Falle braucht (sondern vornehmlich das Volk der beste Schutz ist, nur wer sich mit ihm verkracht sollte Festungen anlegen). Vor allem verstörend aber sind Thesen wie: "Gewalttaten muss man alle auf einmal begehen, damit sie weniger empfunden werden und dadurch weniger erbittern", rät er. "Wohltaten dagegen muss man nach und nach erweisen, damit sie nachhaltiger wirken."
Ebenso rät er in schönster Verbrechermanier: Wenn man richtig grausam antwortet, bleibt die Gegenwehr aus.
Ja, eine interessante Perpektive ist Machiavellis Sicht allemal und sicher auch dem der wirklich Gutes im Schilde führt nützlich zu beachten (ebenso eine schöne Alternative um gebildet zu sagen: Es gilt Naturrecht, der Mensch ist ein Tier). Als Deutscher könnte man ein bissel scherzhaft sagen: Jaja, die verkrachten Italienischen Fürstentümer und ihre Familienpolitik. Immerhin schrieb unser Friedrich der Große einen Antimachiavelli. Ob die rein martialische Sichtweise in heutiger Politik noch angemessen ist sei dahingestellt (man denke nur daran wie schnell der Ruf ruiniert wird, da Grausamkeiten übers Internet schnell bekannt werden - ebenso fehlt etwas was dem modernen Guerilla-Kampf entspricht, damals wie heute gilt: wenn das Volk wirklich unabhängig sein will kann kein noch so machtwilliger Fürst etwas dagegen unternehmen.). Natürlich hat auch Machiavelli wie alle Menschen nur Gutes im Sinn, er sagt durch eine feste Herrschaft mit grausamer Strafe leiden weniger als wenn Chaos und Unruhe herrscht und jeder nach belieben mordet.
Die alte Angstmache der Herrscher vor der Herrschaftslosigkeit und Unverständnis für Selbstregulation ist also bezeichnend.
Wenn man sich vor Augen führt das dieses Buch bis heute vielen Politkern und auch immer mehr Managern als Rechtfertigung gilt muss man sich eigentlich über kaum noch etwas wundern. Eignet sich bestimmt hervorragend um eine Denkweise für Schurken zu bekommen. (Nein, die denken seltenst: Ich will jetzt mal wieder richtig viel böses tun und Leid und Elend über die Welt bringen - selbst Hitler hatte, zumindest aus seiner Sicht, edle Motive)
(Die Anagramme seines Namens verspotten ihn mit göttlicher Lässigkeit: viel lahm cia; viel lach mai, viel lama ich)
Eine sehr lustige Stelle: "Das Glück ist ein Weib, und wer es unter sich kriegen will muss es schlagen und stoßen."