Vorweg: mir ist klar dass einige der Dinge die ich im folgenden Thematisieren werde, durchaus im Indibereich bereits gelöst sind / anders gemacht werden / ????. Auch ist mir durchaus bewusst, dass es dem SL möglich ist Dinge abseits der Kaufprodukte zu machen. Das ist aber alles bei weitem nicht wie es die z.T. sehr sehr deutlichen Platzhirsche unter den Verlagen machen, welche insbesondere mit D&D5 aktuel vermutlich nen
riesenerfolg hingelegt haben.
Auch ist beispielsweise mit Schicksalspunkten/Heldenpunkten oder wie immer sie sich in dem jeweiligen System auch nennen mögen, in der ein oder anderen Form zumindest etwas "Player Empowerment" in den Mainstream gerutscht. Auch ist mit dem Splittermond Ini System etwas in den (deutschsprachigen) Mainstream gerutscht, was es so bis dato mWn. nur in Kleinstspielen wie Scion gab.
Es ist also bei weitem nicht alles 100% so schlecht wie ich es mit dem Ziel zu veranschaulichen darstelle.
Jetzt wo das aus dem Weg ist.... Wie kommt es, dass das Hobby P&P RPG sich gefühlt seit den 80ern nicht weiterentwickelt hat?
Wir spielen im wesentlichen das selbe wie vor 30 Jahren. Leute die sich irgendwo auf einer Skala zwischen Schneeweiß und Dunkelgrau bewegen, machen Dinge bei dehnen sie am Ende des Tages die Welt (oder zumindest einen Teil davon) retten.... Es gibt die guten (bevorzugt: die SCs) und es gibt die bösen (tm). Je nach System (WH40K *hust*) ists vll schwieriger oder leichter auf der Skala einzuordnen.
Alternativ spielt man auch schonmal nen Söldner und muss irgendwo einbrechen, irgendwen beschützen, o.ä.. Wenns gen Horror geht, kommt natürlich noch eine Priese "Zur falschen Zeit am falschen Ort -> alle sterben" dazu
Und das ganze bevorzugt ab Level 1, weil man möchte ja nichts geschenkt bekommen und überhaupt. From Zero to Hero. Blos nicht mit Kompetenten Charakteren anfangen! Was je nach System auch gerne heißen mag, dass man zu Start gefühlt in etwa die Kompetenz eines Azubis hat. Siehe auch dazu Brand Aktuell die Diskussion im Drachenzwinge Forum:
https://www.drachenzwinge.de/forum/index.php?topic=126433.0Wenn es richtig revolutionair wird, darf man als SC auch mal über irgendwas (bspw. ein Königreich) Herrschen. Oder noch besonderer und seltener: Jenseits des Horizonts und an fremden Gestaden unbekannte Orte erforschen. Gleichzeitig ist
Wanderlust eines der Worte die es geschaft haben in viele andere Sprachen übernommen zu werden....
Aber wieso ist das scheinbar alles was Rollenspiel kann? Wieso ändert sich nur die Aufbereitung der Abenteuer, aber der wesentliche Inhalt bleibt identisch? Wo sind die Kampagnen in dehnen es streng genommen weder gut noch böse gibt, sondern nur gegenläufige Ziele? Wo sich am Ende vll sogar zeigt, dass ohne es zu wollen, die SCs die bösen waren?
Wo sind bspw. die Abenteuer/Kampagnen die sich mit der Frage beschäftigen, was es eigentlich heißt Mensch zu sein? In anderen Medien ein Ding dass Genreübergreifend aus unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet wird und ein Thema ist. Bspw. in der Serie
Humans. Wenn man es weniger SciFi und mehr Fantasy mag, könnte man ja anstelle von Robotern Humunkuli nehmen ;-). Oder für einen nochmal anderen Winkel:
Ajin, dass sich ganz ohne Änderungen auch in einer Fäntelalter Welt ansiedeln liese.
Aber nicht nur Storytechnisch hängen wir gefühlt noch in den 80ern. Mal davon abgesehen das bis heute insbesondere in englischen Foren Seitenweise über Alignment diskutiert wird, hat sich seit den 80ern auch auf mechanischer Ebene nicht wirklich was getan. Klar, es ist mehr/umfangreicher geworden und hat z.T. eine andere "Geschmacksrichtung" bekommen. Aber es nicht anders geworden. Anstelle von den 1d6 Basisklassen gibt es 1d100. Anstelle dem Auswürfeln der Attribute gibt es Point-Buy.
Aber es läuft doch immer in der ein oder anderen Form auf {Wert} + {Würfel} vs {Wert} + {Würfel} hinaus. Beim Würfelpool ist es halt {Wert} Anzahl Würfel vs {nötige Erfolgswürfel}. Wenn ihr auf ner Con o.ä. mal die Chance haben solltet, spielt ne Runde
Dread für ein herausragendes Beispiel dafür dass es auch anders gehen kann.
Wo ist beispielsweise das System das auf Deckbuilding aufbaut? Du legst das Schwert +3 an? -> Lege 4 Angriffskarten mit +3 Schaden in dein Deck. Du speicherst den Feuerball Zauber in denen Stab? -> Lege 2 Feuerballkarten in dein Deck. etc pp. Das könnte dem Kampf im P&P, der doch sehr schnell dazu neigt sehr zäh zu werden, einen komplett neuen Anstrich geben. Hier stößt man zwar u.U. an eine Grenze dessen was (gerade für den SL) mit Papier gut funktioniert, aber hat nicht eh jeder nen Smartphone? Eine simple Deckbuilding App wäre doch schnell entwickelt...
Wo sind die Multiparrallelen Kampagnen? Dass das im Zeitalter in dem es nur Tischrunden gab nicht passiert ist, erklärt sich wohl von alleine, aber Online P&P RPG ist seit min. 10 Jahren ein Ding. Die älteste News im Maptool Forum ist von 2006.... und Roll20 hat in der Suchfunktion mittlerweilen sogar nen Filter mit dem man auf Gruppen Filtern kann für die man bezahlen muss um mitspielen zu dürfen.... Und doch hat noch keiner der Platzhirsche die Möglichkeiten des #Neuland aufgegriffen.
Kampagnen in dehnen man mit 1d10 Gruppen anstelle nur einer los zieht. In der man dann untereinander Informationen austauschen, handeln, etc muss. Wo der große böse mit fast gottgleicher Macht am Ende nicht durch durch die 4 Auserwählten gestürzt wird, sondern durch die gemeinsame Anstrengung von ~20 "Kriegern"? Oder von mir aus auch jede Gruppe ein Drogenkartell ist, die gegeneinander um die Stadt kämpfen, mit Bündnissen, Verrat, ....
Möglicherweise ist das mehr ein Online als ein Offline Problem, aber wieso ist es bis heute noch Standard, 1d6 Charaktere auf gut Glück zusammen zu würfeln, zu hoffen dass das schon irgendwie funktionieren wird und dann ganz überrascht zu sein wenn die Gruppe doch zerfällt? Wenn man Werkzeuge haben möchte mit dehnen man das umgehen kann, muss man z.T. schon sehr tief runter ins Hasenloch der Indispiele steigen.
Wo sind die ausgefeilten Crafting Systeme die auch gut funktionieren? Mal davon abgesehen dass es im Bereich der PC Spiele sehr beliebt ist und es eine nennenswerte Schnittmenge zwischen P&P`lern und PC Spielern gibt, man hat gefühlt in jeder Gruppe min. einen dabei der in irgend einer Form Dinge herstellen möchte. Seien es nun Heiltränke, Plasmawaffen oder Schwerter. Aber irgendwie wird das auch dem Entusiastischstem irgendwie zu viel, weiß die System dazu immer müßig sind. Ein Quadratmeter Excelsheet mit dem man nichts machen kann, weil man die Materialen nicht zusammenbekommen wird, ist schlicht und ergreifend uncool.
https://www.reddit.com/r/rpg/comments/4b17gs/which_games_have_good_crafting_systems/
If you're a barbarian hero and you're forging a magic sword using metal that fell from the sky quenched in the blood of a dragon that shit takes exactly one night, and that night features a full moon and a lightning storm and a montage of you hitting a piece of hot metal with a hammer set to screaming 80s guitar riffs.
Epic Item Recipe:
1. Epic base material
2. Epic magical body part
3. Epic crafting location
4. Epic weather event
Warum entwickelt sich P&P Rollenspiel als Hobby kaum weiter?