Autor Thema: Sinn und Unsinn von Fragelisten und ausgearbeitetem Hintergrund  (Gelesen 24577 mal)

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Offline Issi

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Uff, super Beispiel. Das kann doch im Rollenspiel mit Anlauf in die Hose gehen. Im Buch nicht, weil der Autor die Geschichte komplett kontrolliert und auch bescheid weiß, was er da schreibt  ;)
Wenn ich dir als Spieler n SC bastle (Hobbit, faul, gemütlich, isst gern, keinerlei Kampffähigkeiten, sozial gut aufgestellt, möchte gern zu Hause / in seiner Heimat chillen) und du mir dann sagst "OK super, jetzt klopfen n paar Zwergenkrieger, ein Prinz und ein Magier an deine Tür und du kommst jetzt bitte mit auf ein superkrasses Abenteuer, wo du dich mit Riesenspinnen und Orks rumprügeln kannst" – was machst du denn dann, wenn ich dir sag "Hör mal, ich hab hier n SC gebaut, der für gemütliche Sozialabenteuer im Auenland ausgelegt ist, und explizit NICHT zum Orkschlachten. Du hast den abgenickt. Deine epische Fantasystory interessiert mich nicht"?
Was ich dann mache? Ich ziehe natürlich mit auf Abenteuer, weil das (gemeinsam Abenteuer spielen) vorher mit allen Spielern vereinbart wurde.
Der Hobbit als Beispiel ist ja durchaus ein abenteuertauglicher Charakter (Spitzbube? Meisterdieb?- Er kann gut schleichen und Stehlen, ist klein und wendig- Super! genau das was die Gruppe braucht)
Lediglich seine Einstellung zu Abenteuern will noch gewandelt werden.(Die des SC, nicht die des Spielers-großer Unterschied!)
Es gibt also gar kein Problem, wenn der Spieler keines daraus macht.

Das "Nein Danke, wir wünschen keine Abenteuer", macht den Hobbit doch am Anfang menschlich, sympatisch, zu jemandem, mit dem man sich gut identifizieren kann, und der zudem noch Entwicklungspotential zum Helden hat.
« Letzte Änderung: 21.02.2018 | 17:46 von Issi »

Offline Vasant

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Was ich dann mache? Ich ziehe natürlich mit auf Abenteuer, weil das (gemeinsam Abenteuer spielen) vorher mit allen Spielern vereinbart wurde.
Der Hobbit als Beispiel ist ja durchaus ein abenteuertauglicher Charakter (Spitzbube? Meisterdieb?- Er kann gut schleichen und Stehlen, ist klein und wendig- Super! genau das was die Gruppe braucht)
Lediglich seine Einstellung zu Abenteuern will noch gewandelt werden.(Die des SC, nicht die des Spielers-großer Unterschied!)
Es gibt also gar kein Problem, wenn der Spieler keines daraus macht.
Nein, was du als SL machen würdest, wenn ich (oder irgendwer anders) als Spieler dir einen solchen SC baue und dann auf ein Abenteuer, für das ich meinen SC sowohl skilltechnisch als auch vom Hintergrund her äußerst ungeeignet halte*, nicht mitkommen will.

*unabhängig davon, ob man da was drehen und wenden kann. Nehmen wir das Beispiel, dass sich der Spieler skilltechnisch stark unterlegen und vielleicht sogar von dir als SL verschaukelt fühlt.

Offline Issi

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Nein, was du als SL machen würdest, wenn ich (oder irgendwer anders) als Spieler dir einen solchen SC baue und dann auf ein Abenteuer, für das ich meinen SC sowohl skilltechnisch als auch vom Hintergrund her äußerst ungeeignet halte*, nicht mitkommen will.
Das wäre dann mein Fehler gewesen. Denn ich hätte von Anfang an klar kommunizieren müssen, dass wir Abenteuer spielen.
- die auch gefährlich sein können und keine Blümchen zählen. Hätte ich das getan, dann würde ich ihm mehrere Dinge anbieten.
1. Ändere deinen SC nochmal um damit er für das Abenteuer taugt. (Wir können Dir da helfen)
2. Spiele eine andere Figur (Wir können Dir da helfen)
3. oder falls 1. und 2. nicht in Frage kommt, spiele nicht mit. Bzw. spiele NSC oder schaue zu.

Edit. IdR. sollte jedem. halbwegs vernünftigen Spieler klar sein, dass es bei Abenteuer -Rollenspielen, auch darum geht Abenteuer zu erleben.
Wie kampftauglich/abenteuertauglich  SC sein sollen, kommuniziere ich deshalb immer vorab, klar und deutlich. Ich schaue mir auch jeden Charakter  vor dem Spiel an.
Und lege hier schon ggf. Einwände ein, falls die Skills nicht passen, nicht erst im Spiel.
Das fände ich dem Spieler gegenüber unfair.
« Letzte Änderung: 21.02.2018 | 18:32 von Issi »

Offline Bad Horse

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Vasant: Ich würde dir sagen, dass das schon klappt und es auch auf Schleichen (was du offensichlich kannst) und Diplomatie ankommen wird. Außerdem kriegst einen krassen magischen Gegenstand, mit dem du Dinge tun kannst, während der Rest herumkämpft.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Issi

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Vasant: Ich würde dir sagen, dass das schon klappt und es auch auf Schleichen (was du offensichlich kannst) und Diplomatie ankommen wird. Außerdem kriegst einen krassen magischen Gegenstand, mit dem du Dinge tun kannst, während der Rest herumkämpft.  ;)
Oder das...   ;D

Offline Vasant

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Jo, und wenn ich dann nicht so wie im Buch mitkomme, bin ich der Problemspieler und darf entweder gehen oder mir n neuen SC bauen.
Also ich weiß nicht, für mich klingt das sehr unglücklich...  :-\

Edit. IdR. sollte jedem. halbwegs vernünftigen Spieler klar sein, dass es bei Abenteuer -Rollenspielen, auch darum geht Abenteuer zu erleben.
Also in unserer Harry Potter-Runde hat keiner irgendwas auf Nahkampffertigkeiten, und da das Erstklässler sind, können die auch alle gar nicht so krass zaubern. Trotzdem würd ich sagen, dass das Abenteuer sind.

Wie kampftauglich/abenteuertauglich  SC sein sollen, kommuniziere ich deshalb immer vorab, klar und deutlich. Ich schaue mir auch jeden Charakter  vor dem Spiel an.
Und lege hier schon ggf. Einwände ein, nicht erst im Spiel.
Das fände ich dem Spieler gegenüber unfair.
Den kampfuntauglichen Hobbit hättest du also nur nach deutlicher Ansage, was für Abenteuer es gibt und wie viel es da so aufs Kämpfen ankommt, zugelassen, um lange Gesichter zu sparen. Denn "ja dann mach dir halt einen passenden Charakter, du Lurch" willst du als Spieler ja auch nicht hören.
Wenn aber die Figuren an sich in der Gruppe gar nicht zueinander passen, dann ist die Forderung nach konvergenter, "passender" Charakterentwicklung in Ordnung? Ich meine jetzt nicht "einer verteilt Almosen, der andere frisst Babys". Reicht ja schon, wenn der eine Religion A angehört und der andere Religion B und die sich in fundamentalen Punkten unterscheiden.

Offline Skasi

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Vasant: Ich würde dir sagen, dass das schon klappt und es auch auf Schleichen (was du offensichlich kannst) und Diplomatie ankommen wird. Außerdem kriegst einen krassen magischen Gegenstand, mit dem du Dinge tun kannst, während der Rest herumkämpft.  ;)
Und wahrscheinlich würde dieser SC von Anfang an sehr gut eingebunden sein in den Plot, obwohl alle (inkl. dem Spieler) den SC erst noch kennenlernen müssen.
Irgendwie scheint mir diese SL-Tiefen-Entspanntheit dem Beispiel geschuldet zu sein. ;)

Mal ganz davon abgesehen würde ich mehr als eine hochgezogene Augenbraue von den anderen Spielern erwarten, wenn ich dem SC auch noch einen außerordentlichen magischen Gegenstand in die Hand drücke.

Offline Issi

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Jo, und wenn ich dann nicht so wie im Buch mitkomme, bin ich der Problemspieler und darf entweder gehen oder mir n neuen SC bauen.
*Ja, klar* ~;D

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Also ich weiß nicht, für mich klingt das sehr unglücklich...  :-\
* Für den Rest der Gruppe wäre wohl das Gegenteil der Fall. Keiner hat Bock, sich von einer Person das vereinbarte Spiel versauen zu lassen. Weil "der Charakter halt so ist"
Mitspielen mit der Gruppe oder nicht- ist hier die Frage *

Beides wäre für mich OK.  :)

Edit. Zwischen "halbwegs abenteuertauglich" und "Superheld", gibt es eine Menge. Das erste würde mir reichen.
Wenn das auch nicht geht, dann geht es halt nicht.
Muss man akzeptieren.
« Letzte Änderung: 21.02.2018 | 20:35 von Issi »

Offline Vasant

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* Für den Rest der Gruppe wäre wohl das Gegenteil der Fall. Keiner hat Bock, sich von einer Person das vereinbarte Spiel versauen zu lassen. Weil "der Charakter halt so ist"
Mitspielen mit der Gruppe oder nicht- ist hier die Frage *

Beides wäre für mich OK.  :)
Joa, und für sowas wär's natürlich toll, Motivationen und sowas vorher zusammen zu klären, oder?
Aber wenn du meinst, das kann man auch einfach lassen und im Bedarfsfall halt dem Spieler den schwarzen Peter zuschieben, der am wenigstens dazu passt, dann ist das so...

Offline Anro

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Ihr kommt etwas ab.

Das "In anderen Medien ist das auch so" Argument war im Kern -wenn ich mich nicht irre - das Argument:
Origin Storys werden von Menschen gerne wahrgenommen.
Mit der (nicht quantifizierten) Belegung:
Daher haben (kommerziell) erfolgreiche Geschichten meistens ein Zusammenkommen/Kennenlernen von den Charakteren eingebaut und keine fertige Gruppe.
Man kann sicher auch Gegenbeispiele bringen, sehr viele Comic-helden waren erst und bekamen dann ihre Origin stories.

Dann wurden Beispiele genannt und diese provokativ angezweifelt. Nicht das Argument dekonstruiert.
Wir müssen aber keine "Aber Bücher sind anders als Rollenspiele"-Diskussion konstruieren. Wir vergleichen einen Teil, nicht das ganze Medium.

Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob ich eure Punkte noch sauber herausstreichen könnte und ihr Sie noch sauber trefft.
In Büchern kann mit einigen Problemen besser umgegangen werden, oft gibt es eine Hauptfigur und Supportcharaktere, da zerfällt die gesamte Diskussion und eigentlich machen wir hier ne Strohmann-pinata.

Offline Issi

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Joa, und für sowas wär's natürlich toll, Motivationen und sowas vorher zusammen zu klären, oder?
Aber wenn du meinst, das kann man auch einfach lassen und im Bedarfsfall halt dem Spieler den schwarzen Peter zuschieben, der am wenigstens dazu passt, dann ist das so...
Es geht hier nicht um die Motivation einer Figur.
Es geht hier um die fehlende Motivation eines Spielers.
Er spielt die Figur so oder so. Oder ganz anders. Er entscheidet für sie. Immer.
« Letzte Änderung: 21.02.2018 | 18:50 von Issi »

Offline Anro

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Es geht hier nicht um die Motivation einer Figur.
Es geht hier um die fehlende Motivation eines Spielers.
Er spielt die Figur. Er entscheidet für sie. Immer.

Wenn wir schon darüber reden...
Das ist eine Stilfrage.

Wenn in meiner Runde eine Figur gespielt wird, dann wird schon versucht, alles glaubwürdig zu erklären.
Wenn die Figur wirklich nicht "so" handeln würde, dann muss damit gearbeitet werden. Wenn die Figur dann nicht "mitkommt" - dann muss damit umgegangen werden.

Der Spieler entscheidet, trägt aber einen Verhaltenskodex mit sich, den er versucht einzuhalten. Sonst ist es kein Rollenspiel, sondern ein Avatar(schau)spiel.
Zumindest in meinem Verständnis.

Offline Vasant

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Ihr kommt etwas ab.

Das "In anderen Medien ist das auch so" Argument war im Kern -wenn ich mich nicht irre - das Argument:
Origin Storys werden von Menschen gerne wahrgenommen.
Mit der (nicht quantifizierten) Belegung:
Daher haben (kommerziell) erfolgreiche Geschichten meistens ein Zusammenkommen/Kennenlernen von den Charakteren eingebaut und keine fertige Gruppe.
Man kann sicher auch Gegenbeispiele bringen, sehr viele Comic-helden waren erst und bekamen dann ihre Origin stories.

Dann wurden Beispiele genannt und diese provokativ angezweifelt. Nicht das Argument dekonstruiert.
Wir müssen aber keine "Aber Bücher sind anders als Rollenspiele"-Diskussion konstruieren. Wir vergleichen einen Teil, nicht das ganze Medium.

Ich bin mir gerade nicht mehr sicher, ob ich eure Punkte noch sauber herausstreichen könnte und ihr Sie noch sauber trefft.
In Büchern kann mit einigen Problemen besser umgegangen werden, oft gibt es eine Hauptfigur und Supportcharaktere, da zerfällt die gesamte Diskussion und eigentlich machen wir hier ne Strohmann-pinata.

Wir vergleichen den Teil der Anfangs- oder Kennenlernphase, die im Buch oft dadurch interessant wird, dass Spannungen und scheinbare Inkompatibilitäten gelöst werden – weil der Autor es einfach entscheiden kann.
Im Rollenspiel ist das schwieriger hinzukriegen, wenn der Spieler nicht die nötigen Informationen hat. Mein Ansatz dafür ist, den anderen Spielern die Informationen entsprechend zukommen zu lassen oder sie gleich zusammen die ganzen Sachen schreiben zu lassen. Issis nicht, deshalb diskutieren wir hier.

Es geht hier nicht um die Motivation einer Figur.
Es geht hier um die fehlende Motivation eines Spielers.
Er spielt die Figur so oder so. Oder ganz anders. Er entscheidet für sie. Immer.
Es geht hier sehr wohl um die Motivation der Figur. Denn wenn ich getrennt von den anderen Spielern eine Figur bastle, deren Hintergrund und Motivation dann, sobald ich die Hintergründe und Motivationen der anderen SCs herausgefunden habe, nicht zu den anderen passt, dann habe ich unter deiner Leitung einfach fett Pech gehabt und darf meinen SC umstricken oder gehen. (Oder ich habe Glück und ein anderer Spieler hat den Zonk bekommen)
Wenn du eh nur "5 Typen mit Waffen und/oder Zauberstäben verhauen einen Drachen und klauen seinen Schatz" spielst, ist das vielleicht noch einigermaßen egal und ignorierbar, in anderen Spielstilen weniger.

Offline Issi

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Wenn wir schon darüber reden...
Das ist eine Stilfrage.

Wenn in meiner Runde eine Figur gespielt wird, dann wird schon versucht, alles glaubwürdig zu erklären.
Wenn die Figur wirklich nicht "so" handeln würde, dann muss damit gearbeitet werden. Wenn die Figur dann nicht "mitkommt" - dann muss damit umgegangen werden.

Der Spieler entscheidet, trägt aber einen Verhaltenskodex mit sich, den er versucht einzuhalten. Sonst ist es kein Rollenspiel, sondern ein Avatar(schau)spiel.
Zumindest in meinem Verständnis.
Wir sprechen hier ja von einem Spielstart. So lange, trägt er seinen selbstauferlegten Verhaltenscodex also  nicht herum.
Er will gerade damit anfangen. Daher ist der noch veränderbar.

Warum sollte ich mir frisch eine Figur erschaffen, die ich als Rechtfertigung benutze, um nicht mitzukommen?
Ist das noch Gruppendienlich, im Sinne des gemeinsamen Spiels?


Bei Figuren die es schon länger gibt, hat sich eventuell ein gewisser Charakter schon gefestigt.
Hier sind Änderungen sicher schwieriger als am Anfang, wenn alles noch frisch ist.

Ganz ehrlich- wenn ich einen Charakter baue, dann bitte einen, der für Abenteuer motivierbar ist oder für den der Spieler spontan ein Motiv findet.

Warum kommt der Hobbit doch mit?
Vermutlich aus "Neugier."
Ein "Gummimotiv" das so gut wie immer funktioniert.(Wenn der Spieler etwas guten Willen zeigt)

« Letzte Änderung: 21.02.2018 | 20:31 von Issi »

Online nobody@home

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Ich klaue mir gerade mal ein Statement aus dem Fate-Regelwerk und passe es ein bißchen auf das Fadenthema an:

"Denk auch daran, dass Hintergründe dir nur helfen können, die Geschichte zu vertiefen, wenn du sie auch benutzen kannst – Hintergrundinformationen, die nie entdeckt werden, könnten ebenso gut auch nie existiert haben."

Ich denke, das gilt für beide Extreme. Einerseits bringt die schönste Hintergrundgeschichte nichts, wenn sie dann in der Praxis nie jemand aufgreift -- andererseits hat der hypothetische "Charakter ohne Hintergrund" umgekehrt erst gar nichts, was sich überhaupt aufgreifen ließe, bleibt also bis zur Änderung dieser Tatsache einstweilen einfach nur ein anonymer Niemand. Und "Kennenlernphasen" eignen sich mMn in erster Linie dazu, den ganzen Vorgang noch mal künstlich zu verzögern, denn egal, was sich die Spieler nun zu ihren jeweiligen Charakteren schon zusammenfabuliert haben mögen oder eben auch nicht: dem Spiel nützt in dem Fall erst mal nichts davon, weil man ja vor das Bekanntgeben der diversen Charakterinformationen erst noch das Ausspielen des nötigen Würmer-aus-der-Nase-Popelns gesetzt hat...

Offline Vasant

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Warum sollte ich mir frisch eine Figur erschaffen, die ich als Rechtfertigung benutze, um nicht mitzukommen?
Ist das noch Gruppendienlich, im Sinne des gemeinsamen Spiels?
So drehst du das jedes Mal hin. Genauso kann es doch aber sein, dass der Rest der Gruppe nicht zu dem SC passt – das muss doch dann nicht böse Absicht des einen Spielers sein.
Wenn der Rest der Gruppe Menschenkrieger macht, und dann in der Kennenlernrunde nebenbei erzählt, dass sie die neun Ringe finden und tragen wollen, weil die einem krasse Macht verleihen, dann kann doch der Spieler vom Hobbit nichts dafür, wenn er das vorher nicht wusste. Deswegen kann man doch jetzt nicht fordern, "Berufswunsch: Nazgul" auf seinen Charakterbogen zu schreiben. Und die anderen SCs können dafür ja auch gute Absichten haben. Fettes Loot will ja jeder, unabhängig vom Aligment. :D

Offline Issi

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1.Es geht beim Kennenlernen klar um das Sammeln der Charakter Informationen(ob jetzt schon festgelegt oder nicht).
Wie nuetzt das dem Spiel?
Es nützt Spielern, die das angenehmer oder spannender finden, um ins Spiel hinein zukommen und in ihre Figur.

2.Und es verschafft Spielern einfach Zeit, die Anfangs noch nicht alle Infos zusammen haben.(wollen)

Wie nuetzt das dem Spiel?
Es entlastet Spieler, die sich noch nicht so festlegen wollen. Oder ein Bisschen Anlauf brauchen.
« Letzte Änderung: 21.02.2018 | 20:36 von Issi »

Offline Issi

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So drehst du das jedes Mal hin. Genauso kann es doch aber sein, dass der Rest der Gruppe nicht zu dem SC passt – das muss doch dann nicht böse Absicht des einen Spielers sein.
Wenn der Rest der Gruppe Menschenkrieger macht, und dann in der Kennenlernrunde nebenbei erzählt, dass sie die neun Ringe finden und tragen wollen, weil die einem krasse Macht verleihen, dann kann doch der Spieler vom Hobbit nichts dafür, wenn er das vorher nicht wusste. Deswegen kann man doch jetzt nicht fordern, "Berufswunsch: Nazgul" auf seinen Charakterbogen zu schreiben. Und die anderen SCs können dafür ja auch gute Absichten haben. Fettes Loot will ja jeder, unabhängig vom Aligment. :D
OK, dann halten wir ganz klar und neutral fest: Es passt dann nicht zusammen.

Offline mattenwilly

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Uff, super Beispiel. Das kann doch im Rollenspiel mit Anlauf in die Hose gehen. Im Buch nicht, weil der Autor die Geschichte komplett kontrolliert und auch bescheid weiß, was er da schreibt  ;)
Wenn ich dir als Spieler n SC bastle (Hobbit, faul, gemütlich, isst gern, keinerlei Kampffähigkeiten, sozial gut aufgestellt, möchte gern zu Hause / in seiner Heimat chillen) und du mir dann sagst "OK super, jetzt klopfen n paar Zwergenkrieger, ein Prinz und ein Magier an deine Tür und du kommst jetzt bitte mit auf ein superkrasses Abenteuer, wo du dich mit Riesenspinnen und Orks rumprügeln kannst" – was machst du denn dann, wenn ich dir sag "Hör mal, ich hab hier n SC gebaut, der für gemütliche Sozialabenteuer im Auenland ausgelegt ist, und explizit NICHT zum Orkschlachten. Du hast den abgenickt. Deine epische Fantasystory interessiert mich nicht"?
Schmeißt du mich raus? Muss ich mich schämen und mir einen neuen SC bauen? Zeigst du mich im Spieler-würgen-Thread an? "Blöder Mein-Charakter-ist-halt-so-Spieler"?
Die anderen Spieler gucken dann sicherlich auch blöd, wenn die nur meine Klasse/Rolle (Face) wussten und jetzt erst mitkriegen, dass ich überhaupt gar keine Lust auf son Reiseabenteuer habe, sondern was ungefährlich-kinderfreundliches im Auenland spielen wollte.

Für mich gilt:

Kurzform: Der Char wird Sekunden nach Auftreten von einem "Orbital Bovine Launcher" unter Feuer genommen. Der Spieler kann sich dann entscheiden ob er was passendes baut oder sich nen passende Runde sucht.

Langform: Für so etwas gibt es SL-Vorgaben was er leiten will / was für Charaktere ihm passen (Rassen, Klassen, Alignments, gewünschter Spielstil(1) etc). Daher der Spieler kann entscheiden ob er was zu dem Abenteuer / der Kampagne passendes bauen will/kann. Und wird das auch rechtzeitig vor Beginn der Kampagne vorlegen so das der SL ja/nein sagen kann. Das schliesst die KURZE Backstory (2) des Char mit ein. Wenn das dem Spieler nicht passt - wird er in der Runde nie mitspielen. Und wenn sie "Special Snowflake 4711" dann erst im Spiel enttarnt und dauernd Sonderrechte verlangt/besser gestellt werden will muss sie damit rechnen seeeeeehr einsam in der Ecke zu sitzen. Weil "Indigo-Spieler ignorieren" ist eine meiner Spezialfertigkeiten als SL, es gibt kein "Affirmative Action" für "Richtige Rollenspieler" bei mir (ausser der den Spieler nicht wieder einzuladen)

Und ja, für mich ist der "Ich will anders sein" Spieler das Problem und nicht der Rest der Gruppe. DER hat sich ja an die Regeln/Vorgaben gehalten. Daher bekommt "Victor Maria Tecumsee Moonbeam Steiner-Davion" dann auch die Folgen zu spüren und nicht Klaus, Karl, Egon und Franz. Und ganz sicher nicht mein Nervenkostum oder mein Spass als SL. Ich muss nicht für jeden Leiten, es muss nicht jeder in meiner Runde spielen.

(1) I.e "Blubber McSeier Clan Schwall braucht nicht mitzuspielen" und "Indigo Snowflake Girl kann gern in der My Little Pony Runde zwei Tische weiter spielen aber nicht hier am D&D 5e Tisch"

(2) alles über 1/2 A4, 12Pt Times New Roman, Blocksatz, 2.5cm Rand links/rechts, Prosa keine Stichworte ist zu lang
« Letzte Änderung: 22.02.2018 | 14:47 von mattenwilly »
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

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"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Offline mattenwilly

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Ich war damals bei meinem Erstkontakt mit Traveller aus den hier diskutierten Gründen so sehr vom dort verwendeten Lifepath-System begeistert. Da bekommt man eine relativ detaillierte Hintergrundgeschichte und die Charaktererschaffung ist direkt Teil des Spiels und macht auch in der Gruppe Spaß. Streng genommen ist es dabei eher hinderlich, wenn jemand bereits zuvor ein festes Konzept seines SC hat, weil eventuell durch Zufallsereignisse etc was ganz anderes am Ende rauskommt.

In Spielen ohne solche Lifepath-Systeme, ist es ansonsten eine Frage des Gruppenkonsens. Wenn man mehr Wert auf Rollenspiel mit Theaterqualitäten legt, sind lange Hintergrundgeschichten, die den Charakter des Charakters ;) genauer ausleuchten vorteilhaft. Bei tabletoppigem Monstergekloppe reicht meist sowas wie "Vollwaise, Krieger Stufe X".

Das, zum Glück nicht in allen Traveller-Versionen eingebaute, Lifepath-System (wie auch die "Diktatur der Plastikklumpen" Charaktergenerierung einiger Traveller-Versionen) war für MICH ein Grund eine gewisse Traveller-Version NICHT zu spielen oder zu leiten. Einfach weil meine Erfahrung ist das am Ende der "Sack voll Flöhe" mit einer dreingabe "Suizidal-Unerwünschte" rauskammen weil die Chars nicht zusammen passten und/oder den Spielern nicht gefallen haben. Optionale Lifepath-Inspiration der "du musst nicht / du darfst auch wählen" Klasse (CP 2020) ist okay. Und Hintergrundgeschichte die über den "Tabletop-Strohmann" der "Aushilfs-Schauspieler" hinausgehen lassen sich auch ohne das Zwangskorsett "Lifepath" erschaffen.
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen

Offline Faras Damion

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"Victor Maria Tecumsee Moonbeam Steiner-Davion"

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Und liegt im Vergleich zu "Zwergenkrieger der Dritte" gar nicht mal so schlecht im Rennen. ;)

Online Maarzan

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Für mich gilt:

Kurzform: /
Langform:

Abgesehen von der Beschreibungslänge gehe ich bei danach KORREKTER Spielleitervorgabe damit konform.

Meine Problemerfahrungen stammen als Spieler dagegen aus 3 Quellen, wo der SL eben nicht so verfährt und meiner Meinung nach den Mist einstielt:
a) Mach einfach mal. Der SL hat kein Bock auf die Vorarbeit und detailiertere Erstellung des Angebots. Und imSpiel kommen dann die Probleme.
b) Hihihi - Überraschung. Der SL will eine tolle Wendung etc wtf einbauen und erzählt vorsätzlich etwas falsches/ irreführendes.
c) Shiniy new toys - Die Vorgaben halten eine lurze Weile udn dann hat er eine neue tolle Idee oder Vorlage und jetzt soll sich alles von hü auf hott umstellen.


Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Luxferre

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Ausgearbeiteter Hintergrund =/= ausformulierter Hintergrund

SC ohne Hintergrund bekommen auch nichts dergleichen im Spiel spendiert. SC mit Hintergrund hingegen bekommen etwas zu den, mir als SL, mitgelieferten Ankern.
Kann jede/r für sich selbst entscheiden.

Was mich nervt sind die SC ohne jegliche Kontakte, ohne Familie und ohne überhaupt irgendeine Vergangenheit. Das lässt oft (nicht immer) auf einen Spieler schließen, der a) völlig unabhängig sein will und b) auch bloß nicht angreifbar in Bezug auf Familie, Freunde, Lehrmeister oder sonstige Kontaktpersonen.