Mich hat ja die Kombi aus High-Tech mit tribalistischer Kultur inklusive Krieger-König, der im rituellen Kampf ermittelt wird, wirklich angekotzt. Von einer Kultur mit einem entsprechenden technologischen Entwicklungs- und mutmaßlich auch Bildungsstand würde ich da echt was anderes erwarten, als "der stärkste Typ wird unser Anführer". Die Amazonengarde für den männlichen König hatte da obendrein ein G'schmäck'le. Obendrauf gibt es noch diesen faschistoiden Wakanda-für-immer-Gruß. Wenn da was ironisch aufgebrochen wurde, ist das komplett an mir vorbei gegangen.
Da legst du aber den Finger in die Wunde des gesamten Genres, weil da letztendlich in 99% der Fälle vermittelt wird, dass die Gesellschaft im Krisenfalle von außergewöhnlichen, vornehmlich gewaltsam handelnden Individuen geführt werden muss.
Aber klar, Wakanda romantisiert das noch mal ganz schön. Andererseits war's doch so, dass das eigentlich nur noch ein Zugehörigkeitsstiftendes Ritual ist, das in der Praxis eigentlich keine Bedeutung mehr hat, oder? (vielleicht habe ich mir das aber auch schön zurechtinterpretiert).
Dass man den ganzen gemeinschaftsstiftenden Hokuspokus um Wakanda jedenfalls nicht ernst nehmen muss, dafür steht ja T'Challas Schwester ganz gut ein.
Letztendlich ist das aber schon weit entfernt von der Kritik an der Reproduktion rassistischer Stereotype - hier geht's ja schon eher drum, was für ein Gesellschaftsbild vermittelt wird und wie man das findet. Da kann ich schon verstehen, dass Wakanda in vieler Hinsicht gruselig ist (allerdings auch nicht so viel gruseliger als eine hochtechnologische Gesellschaft, die es anscheinend irgendwie für schlau hält, ihren Planeten für die eigenen Spezies unbewohnbar zu machen). Ist bei BP jetzt aber nicht in einem Maße (und nicht so ungebrochen, sie T'Challas Schwester) so, dass es mir den Film verleidet hätte. Dem kam Infinity War (den ich auch mochte) dann doch deutlich näher mit seinem Eigentlich-hat-Thanos-ja-Recht-Unterton; dass keiner Thanos' apokalyptischen Fantasien da diskursiv irgendetwas entgegenzusetzen hatte und dieser zu groß geratene Siebtklässler, der in Philosophie und Gesellschaftskunde gerade so viel aufgepasst hat, dass er jetzt auf ganz tolle, superprovokative Gedanken kommt, die leider schrecklicher pubertärer Dünnpfiff sind, als tragische Figur abgefeiert wird, das fand ich schon echt bitter.