Ich habe mich ja auch schon über das Produkt lustig gemacht...aber würde auch gerne etwas dazu sagen.
1. CF realisiert Longtail Produkte: CF kann dafür eingesetzt werden, Produkte zu realisieren für die normales "Funding" schwierig wäre. Sehen wir uns das aktuelle Produkt an. Ulisses hat hier ein Produkt, was man nicht auf dem "Standart" Rollenspielmarkt erwarten würde. Sexueller Kontent spaltet häufig die Gemüter und die Debatte unterstreicht das auch. Daher hätte es schwierig werden können "Vorfinanzierung" zu finden (Egal um aus Eigenkapital oder Fremdkapital). Weiterhin wird es als Spassprodukt oder Passionsprodukt beschrieben, wofür Crowdfunding definitiv genutzt werden sollte.
2. Risiko: Wir wissen nicht wie Ulissis die Bilder oder die Arbeit bisher finanziert hat. Wenn es "Lovework" handelt, dann hat Ulissis bisher keinen Schaden davon getragen. Wenn das CF scheitern würde, dann würde zwar der Gewinn der Mitarbeiter ausfallen, aber kein Schaden an der Firma.
3. Handelt es sich hier um Sunk Cost? Nein(Jein), Sunk Cost beschreiben eine Investmententscheidung in eine Tätigkeit oder Produkt, welche bereits unrentabel oder hoch Risikoreich geworden ist. Das WoW Beispiel mit den Stunden umreißt es schon richtig. Es ist schwerer auf ein "anderes" Produkt umzusteigen, da man bereits Lernkurvenerfahrungen gesammelt hat. Bei einem neuen Produkt fange man von null an und man will das vermeiden. Daher bleibt man lieber bei dem "alten/schlechteren" Produkt. In dem Fall des Buches müsste DSA seine Funktionsfähigkeit verlieren, sollte man das Produkt nicht erwerben. Das sehe ich hier nicht gegeben.
4. Fanboyism,Kuriosität und Snopeffekt: Für meinen Teil sehe hier den treibenden Effekt, für den Erfolg. Das Produkt gehört zur Reihe von DSA und somit attraktiv für Sammler. Es hat eine Thema was nicht häufig bedient wird. Qualitativ scheint es auch einiges her zu machen. Das wird kombiniert mit der Investmententscheidung jetzt oder teurer später. Daher muss der Kunde abwägen ob er lieber jetzt 40€ gibt und es vielleicht nie braucht oder eine unbekannte höhere Summe zu einem späteren Zeitpunkt. DSAler haben sich auch durch eine hohe Markenloyalität ausgezeichnet, ergo neues Produkt bedeutet ein neuer Kauf. Dabei ist es nicht wichtig, ob das Produkt jemals verwendet wird. Letztens kann man auch damit angeben, was man nicht für geiles Zeug hat.
5. Design dieses Crowdfundingprojektes: Das Projekt ist sehr gut organisiert. Es wurde mit einem "out of Print" Produkt kombiniert, was sonst schwer zu bekommen ist. Daher werden Leute mitmachen, um die Printausgabe zu bekommen. Zusätzlich schalten sich in regelmäßigen Stufen Strechgoals frei. Heißt, je mehr Leute mitmachen, desto mehr kommt bei jedem raus. Das heißt es findet eine doppelte Preisdiskriminierung statt. Mit jedem Strechgoal bekommt man "mehr" für den selben Betrag. Je erfolgreicher das Projekt läuft, desto wahrscheinlicher ist es, das mehr Leute teilnehmen (selbst verstärkender Effekt). Die Projektsumme war auch recht niedrig angesetzt (für DSA), bei einem Erfolg gibt dies ein positives Signal für Zweifler. "Sieh! Das Projekt entsteht definitiv, also mach doch mit".
6. Ethik: Aka darf man sowas unterstützen? Ich glaube da fehlt eine grundlegende Diskussion darüber. Das Produkt selber, sieht nicht geschmacklos oder jugendgefährdend aus (Observation aus der Ferne). Da das Produkt , nach Aussagen des Verlages, keine Ressourcen verbraucht. Damit gibt es auch nicht die Diskussion der Opportunität, also hätte in der Zeit ein anderes Produkt entwickelt werden können. Daher kann man zwar moralisch mit dem Finger wedeln aber wirklich negatives?
7. Darf Ulissis überhaupt Crowdfunding nutzen? Das ist eine sehr spannende Frage, welche wohl noch eine Weile dauernd wird. Unter der Bedingung das Crowdfunding selber nur eine begrenzte Summe an Kapital aufbringen kann (durch alle Backer), muss der Markt oligopol sein. Ansonsten würden keine (sehr wenige) Projekte realisiert werden (Zuviele Investmentangebote, alle investieren breit und kein Projekt realisiert sich). Damit kann es also möglich sein, das Ulissis Kapital aus dem Markt zieht, welches auch an Indiprojekte gegangen wäre. Ulissis kann bessere Qualitätsignale aussenden, welche dafür sorgen das sie Geld bekommen.
CF ist eine Form der Erlösfinanzierung, also hat sich das Produkt dem Markt gestellt und es wurde angenommen. Zu sagen es sei unfair, ist an der Realität vorbei. Kein Backer wird gezwungen, dort zu investieren. Weiterhin kann CF auch als Markttest benutzt werden. Ulissis konnte nun sehen, das auch obskurere Produkte gekauft werden, solange DSA auf dem Deckel steht
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Grüße