Letztlich muss man natürlich auch noch die entsprechenden Ressourcen betrachten. Schusswaffen benötigen Munition und haben einen hohen technischen Wartungsaufwand (raffinierte Öle, spezielle Werkzeuge, Wissen, usw.) während man ein Schwert mit einem einfachen Schleifstein scharf halten kann (und selbst wenn nicht, ist es immer noch ziemlich tödlich).
Naaaa ja...taktisch haben Schusswaffen keinen großen Wartungsaufwand und wenn das strategisch relevant ist/wird, führt das dazu, dass die betroffene Seite eben keine Schusswaffen hat und das Thema hat sich erledigt.
Umgekehrt kann man sich vor einem Schwert mit deutlich geringerem Aufwand schützen als vor Schusswaffen.
Nahkampfwaffen sind im militärischen Kontext genau so sehr oder so wenig Verbrauchsmaterial wie Schusswaffen und für fast alle anderen Konstellationen ist das für beide Waffenarten schlicht irrelevant.
Das kann man sich mMn nicht sinnvoll zurecht biegen - es sei denn, man geht eben so weit, die Schusswaffen rauszunehmen, aber dann stellt sich ja die Frage gar nicht mehr.
Alle genannten Punkte kann man auf diese beiden runterbrechen:
Nahkampfwaffen müssen einen (zu) hohen Damageoutput haben
Kampfdistanzen müssen kurz sein, bzw. für Nahkämpfer einfach zu überwinden sein
Ja, Nahkampfwaffen müssen besser sein als Fernkampfwaffen, damit man sich die zusätzliche Mühe macht - "nur" gleichwertig reicht nicht oder nur dann, wenn sie genug andere Vorteile jenseits der unmittelbaren Trefferwirkung haben.
Und als Zweites müssen sich die Nahkämpfer vor den Schusswaffen halbwegs brauchbar schützen können. Ob das jetzt durch Schutzmagie passiert, durch Technologie* oder durch auf irgendeine Weise erlangte große Mobilität in Verbindung mit der höheren Wirksamkeit, ist erst mal egal.
*In diversen Space Opera-Settings schafft man es ja durchaus, durch neue Rüstungen und neue Nahkampfwaffen konventionelle Schusswaffen weitgehend überflüssig zu machen. Da sind dann Rüstung und Nahkampfwaffen eben
noch mehr High-Tech als Schusswaffen, aber das lässt sich im Grunde auch durch Magie in vielerlei Form erreichen.
Ob man darauf dann wieder neuartige Schusswaffen draufsattelt, welche die neuen Rüstungen doch wieder durchdringen können, muss man selbst wissen - 40K macht das ja z.B. so und trennt damit eher nach
haves und
have-nots anstatt nach Nah- und Fernkampf.
Bei Shadowrund sind manche Geister nur durch Nahkampfwaffen verwundbar, nicht durch Schusswaffen. Hat, wenn ich mich jetzt nicht ganz vertue, damit zu tun, daß die Nahkampfwaffe noch in der Aura (ingame ist das irgendwas anderes) des Menschen ist, Schusswaffen die Aura aber verlassen. Wie gesagt, ich hoffe, ich erinner mich da richtig.
Das stimmt zumindest nicht mehr.
Der einzige aktuelle Vorteil der Nahkampfwaffe ist der, dass Adepten sie als Waffenfokus nutzen können, was mit Schusswaffen nicht geht.
Ein guter Schütze mit einer brauchbaren Waffe kann aber einem Geist auch sehr gefährlich werden - mMn eine sehr sinnvolle Änderung.
Was es früher noch gab, war das Willensduell - aber das war auch wieder nicht von der Nahkampfwaffe abhängig.
Randgelaber:
Weil das Bedrohungspotential tatsächlich größer ist. Durchschnittene Arterien, Nierenstiche, durchtrenntes Rückenmark ... militärischer Messerkampf (und darauf basiert die Sache ja) zielt auf genau diese Bereiche. Nahkampfwaffen haben grundsätzlich ein höheres Potential, mehr oder weniger sofort zu töten als die 08/15 Schusswaffe. Abgetrennte Körperteile führen recht schnell zum Ableben ...
Kurz:
Das stimmt so nicht.
Lang:
Grundsätzlich gilt für jeden Verletzungsmechanismus: Sofort tötet nur eine massive Schädigung des ZNS, alles andere wie Blutverlust und einige eher exotische Mechanismen können ggf. sehr lange dauern.
Genau diese ZNS-Schädigung bekommt man aber mit kleinen Nahkampfwaffen nicht sonderlich zuverlässig hin, mit Messern gegen einen halbwegs aktiven Gegner so gut wie gar nicht.
Andersrum produzieren Geschosse aus den meisten Faustfeuerwaffen im Grunde nichts anderes als einen mindestens kalibergroßen (bei Expansivgeschossen entsprechend mehr) "Stich", der aber oft genug komplett durch geht und deswegen an vielen Stellen für sich genommen effektiver ist als ein Messerstich.
Die Traumazentren, die mit beidem oft zu tun haben, weisen sowohl für Verletzungen durch scharfe und stumpfe Gewalt als auch durch Faustfeuerwaffen sehr hohe Überlebensraten aus - für scharfe Gewalt ein Stückchen höher als bei den Schusswaffen. Wer da lebend ankommt, hat gute Chancen, das Ganze auch langfristig zu überstehen.
Und bei den in dieser Statistik Aussortierten, sprich denen, die präklinisch faktisch schon tot sind (auch wenn es noch keiner unterschrieben hat), vergleicht man oft genug wenige bis runter zu einzelnen Schusswaffentreffern mit Dutzenden von Messerstichen.
Der große Schritt nach vorn in Sachen Tödlichkeit kommt sowohl bei Schuss- als auch bei Nahkampfwaffen da, wo entsprechend große und leistungsfähige Waffen treffsicher verwendet werden und die Leute nicht angemessen davor geschützt sind.
Da ist dann fast alles egal, aber das sind auch wieder keine trivialen Voraussetzungen.
Der 1-Schuss-Tod ist ein Mythos. Es ist sogar relativ schwer, einen sofort tödlichen Treffer zu setzen - weshalb militärische Waffen oft auf den Gewebeschock durch Hochgeschwindigkeit setzen. Oder eben viele Kugeln binnen kurzer Zeit ins Ziel jagen, um die Gesamtwirkung zu erhöhen.
+
Stimmt - ich kenn das zwar aus dem jagdlichen Bereich und der Mythos wird beim Militär auch immer gern breitgetreten, es scheint aber zumindest nicht belegbar zu sein. Wobei ich das mit "Streifschuss tötet" eigentlich nicht im Kopf hatte - ich dachte eher an die Auswirkungen mannstoppender Geschosse auf nicht direkt betroffene Organe (Stichwort: Bauchschuss).
Das ist ja ein Riesenknoten Zeug
Zur Entwirrung:
Den sofort tödlichen Treffer gibt es wie oben angesprochen. Den relativ zeitnah sicher tödlichen Treffer gibt es genau so, vgl. z.B. den im deutschen Jagdwesen üblichen Blatt- bzw. Kammerschuss.
Was es nicht gibt, ist ein tödlicher Gewebe- oder Nervenschock durch Hochgeschwindigkeitsmunition*. Genau so wenig gibt es eine feststellbar erhöhte Trefferwirkung durch große zeitliche Nähe mehrfacher Treffer (was natürlich nichts an der erwartbaren besseren Wirkung mehrfacher Treffer an sich ändert).
*Das muss man unterscheiden von der temporären Wundhöhle bei relativ rasanten (auch nicht expandierenden - das ist da ziemlich egal) Geschossen (> ca. 600 m/s); die gibt es durchaus, ist aber in ihren Auswirkungen den gleichen Einflüssen unterworfen wie alle anderen Schussverletzungen auch - da ist nichts Unerforschtes, Mysteriöses oder übermäßig Tödliches dran, auch wenn das Ganze a) bisweilen recht schwer vorhersehbar und b) in Einzelfällen ziemlich spektakulär anzusehen ist.
Und zuletzt ist "mannstoppend" kein sinnvoller Begriff, weil das eine Zielsetzung und einen ggf. eingetretenen Effekt bezeichnet, aber keine technische Eigenschaft. Wenn Expansivgeschosse gemeint sind, sollte man die auch so nennen.
Militärisch will man ja aber auch gar nicht primär töten. Verletzte Gegner binden Kräfte. Ein Toter ist ein Toter - ein Verletzter bindet zwei Soldaten, die ihn versorgen.
Das ist mit Verlaub Kappes.
Taktisch bringt das überhaupt nichts* und strategisch wird der Gegner sowieso mit mehr als genug Verwundeten belastet - das muss man nicht gezielt forcieren. Es ergibt überhaupt keinen Sinn.
Ja, man will eigenlich "nur" schnell und nachhaltig kampfunfähig machen, aber wie man oben schon in Ausschnitten erkennen konnte, fällt das mehr oder weniger zwingend meist mit dem Tod des Betroffenen zusammen.
Da haben großteils irgendwelche Honks nicht verstanden, was in der Genfer Konvention steht oder mussten sich aus bloßer Ignoranz das kleinere Kaliber der aktuellen militärischen Handfeuerwaffen schön lügen (wie in Teilen auch beim Thema Gewebe- oder Nervenschock).
Ganz schnell vergessen, diesen Quatsch.
*außer beim Versuch, auch noch diejenigen zu erwischen, die den Verwundeten bergen wollen. Aber auch diese Konstellation ist - wie das Thema Verwundetenversorgung im laufenden Gefecht als Ganzes - in den aktuellen TCCC-Konzepten genau so abgedeckt, wie es das im Zweiten Weltkrieg schon war.
Ist natürlich schön, wenn der Gegner blöd ist, aber darauf gründet man weder taktische Konzepte noch Beschaffungsentscheidungen.
So sinnlos sind Nahkampfwaffen also sicher nicht. Noch dazu sind sie leise, billig im Unterhalt und brauchen keine Munition.
Dass Nahkämpfe leise sind, ist genau so ein Mythos von Hollywood und Stealth-Videospielen.