Lasst uns als Referenzrahmen gern die Realität nehmen.
Dann ist vor Allem die Frage, wer das Gegenüber ist.
Moderne Polizeikräfte in einem westlichen Rechtsstaat sind einerseits sehr undankbar, weil man sich da nicht rauslabern/-drohen/sonstwas kann und andererseits insofern dankbar, weil man sich denen ergeben kann und dann nicht direkt erschossen wird.
Woanders kann man sich nicht rauslabern und man wird am Ende auf jeden Fall erschossen und wieder woanders sind die Geiseln von Anfang an egal und das Konzept geht damit erst gar nicht auf.
Großartig Spielraum und Erfolgsaussichten für den Geiselnehmer gibt es im Grunde nur dann, wenn man so was gegen andere Zivilisten macht, die aus irgendeinem Grund kein Interesse haben, die Polizei einzuschalten.
Andernfalls sind Geiselnahmen eine enorm blöde Idee.
Historisch sieht es ggf. etwas anders aus, aber das führt wohl zu weit vom Thema weg, wenn ich das bisher richtig gelesen habe.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht so wirklich, wie ich das als Spielleiter lösen soll, wenn die Verfolger nicht irgendwelche blutrünstigen Martyrertypen sind oder sowas, denen der Status der Geisel einigermaßen wurst ist.
Der Witz ist:
Die Unversehrtheit der Geiseln ist die einzige Verhandlungsmasse.
Sobald alle Geiseln in irgendeiner Form aus dem Spiel sind, steht der Geiselnehmer noch blöder da als vorher - und das weiß er auch, weswegen er selbst auch kein Interesse daran hat, alle Geiseln zu töten (Konstellationen wie Selbstmordattentäter, die sich mit den Verhandlungen nur Zeit erkaufen wollen, mal außen vor).
Wenn der Geiselnehmer beim geringsten Anlass die Geiseln tötet, um dann sagen zu können "Ha ha, ihr habt die Geisel(n) nicht befreit, ich hab gewonnen!", ändert das nichts daran, dass er mindestens festgenommen wird und damit seine ursprüngliche Zielsetzung nicht erreicht hat.
Grundsätzlich:
Sich mit Geiseln irgendwas erpressen ist eine seeehr wacklige Angelegenheit und funktioniert wie oben gesagt gegen die Obrigkeit allerhöchstens dann, wenn man von Anfang an mobil bleibt und irgendeinen sicheren Rückzugsort hat oder eine verdammt clevere Variante, sich abzusetzen.
Also so gut wie nie - fast jede Konstellation, in der das auch nur ansatzweise verlässlich funktioniert, funktioniert noch besser, wenn man erst gar keine Geiseln nimmt und "unbelastet" flüchtet.
Das ist natürlich für beide Seiten schon so ziemlich das Best-Case-Szenario: man redet miteinander, die Geiseln sind nicht in unmittelbarer Gefahr, und vielleicht läßt sich doch ein Kompromiß finden oder der eine oder andere gibt letztendlich nach. Hat der Geiselnehmer natürlich seine Geisel direkt vor sich und ein Messer an ihrem Hals, während die Gegenseite schon ihre Knarren auf die beiden richtet...dann, würde ich sagen, ist fast schon vorprogrammiert, daß mindestens einem der Beteiligten irgendeine Kurzschlußaktion unterläuft. So klar und rational denken Menschen unter dieser Art von spontanem Streß dann doch nicht.
Von staatlicher/behördlicher Seite geht es nicht um einen Kompromiss oder auch nur um eine Verhandlung auf Augenhöhe. Die Zielsetzung ist es, dass alle unbeschadet aus der Nummer raus gehen und die Täter verhaftet werden. Und als Geiselnehmer hat man nicht viele Möglichkeiten, um daran groß was zu ändern.
Unterm Strich kann man nur eskalieren, was die Gegenseite zu der Abwägung bringt, ob ein ungehindert agierender Täter oder ein Zugriff die größere Gefahr für die Geisel(n) bedeutet. Sobald der Täter die größere Gefahr ist, fährt die Behörde mit hoch und am Ende bleibt der Täter auf der Strecke - die Frage, ob und wie viele Geiseln verletzt oder getötet werden, ist dann insofern sekundär, weil es eh nicht mehr anders geht.
Und bei professionellen Zugriffskräften läuft das i.d.R. ziemlich rational ab - da kann man als Beobachter schön feststellen, wann die Voraussetzungen für einen Zugriff gegeben sind und meistens dauert es dann auch nicht mehr lange. Das hat mit Kurzschlussreaktion zumindest von dieser Seite nichts zu tun.
Scharfschützen sind auch mit Platzpatronen eine tolle Sache.
Kannst du erklären, was du genau meinst?
Platzpatrone ist hier mit Sicherheit der technisch falsche Begriff.