Der Method Actor braucht Atmosphäre, Stimmigkeit um Immersion zu erreichen, während auf der anderen Seite der Powergamer die Spielwelt abstrahiert so weit es geht. Wäre das Abstrahieren ein rein innerlicher Vorgang wäre das kein Problem (Beispiel: Ihn interessiert es nicht wie die Optik eines Monsters auf ihn wirkt, solange er nicht die "Fear-Condition" kriegt).
Hier ist der Spielleiter gefragt!
Für den Method Actor reicht es aus, wenn ihm keiner in das Gespräch reinquasselt .
Leute die in Gespräche extra reinquasseln, gehen gar nicht.
Und das hat mMn. nicht mit Powergamer oder nicht zu tun.
Das hat einfach etwas mit Respekt zu tun.Ebenso hat der Method Actor zu respektieren, dass er nicht endlos lang weiterspricht. Sondern er ist dafür verantwortlich dass er seine Spielzeit nicht überzieht.
Ein geübter "Method Actor" (Schauspieler) braucht übrigens nicht lange, um in eine Rolle punktuell hinein und wieder hinaus zu schlüpfen.
Auch Filmszenen dauern nicht ewig- wenn sich der Method Actor daran hält bekommt er mEn. mit dem Powergamer auch kein Problem.
Er reduziert einem grausam zu Tode gekommenen Gegner, der durch Armut zur Räuberei gezwungen wurde, durch verwenden von Computerspieljargon ("looten") zu einer Schatzkiste (analog mit "Grinden", "Bosskampf" etc.).
Das kann er auch mit der nötigen Portion Humor tun.
Er durchbricht in direkter Rede geführte Gespräche von Mitspielern mit der Indirekten und führt sie zurück auf die Ebene des Abstrakten damit endlich was vorwärts geht.
Die Frage ist warum? Vielleicht tut er das auch mal, weil es nötig ist. Wenn er der Method Actor seine Spielzeit überstrapaziert, ist das verständlich.
Hauptsache er lässt dem Method Actor grundsätzlich auch Zeit zum spielen. Bzw. der SL ist am allermeisten gefragt, denn er verteilt ja auch die Spielzeit auf die einzelnen Spieler. Bzw. moderiert hier.
Dass heißt es wäre dann entweder sein Job die Spielzeit des Method Actors zu begrenzen oder aber den Powergamer zu bitten noch eine Zeit still zu sein und nicht zu unterbrechen.
Er optimiert SpielWERTEmäßig seinen Charakter so weit, dass er SpielWELTmäßig absolut unstimmig ist, sei es durch:
a) Gestackte Superlative: Mit einer Pistole können sie einen Hubschrauber runterholen, dafür ist ihr Charisma und Intelligenzwert so niedrig, dass sie, konsequent ausgespielt, brechreiz-hervorrufend abstoßend und weit über den Durchschnittsdeppen hinausgehend unzurechnungsfähig sein müssten.
Kann man ihm doch auch sagen. Warum gehen alle davon aus, dass Powergamer nicht mit sich reden lassen?
b) Unpassende Generierungskombinationen: Halblingsbarbaren weil die so einen guten Tank abgeben.
c) Überfrachtung: Der Charakter hat sich seine Vorteile durch so viele Nachteile erkauft, dass er keinen roten Faden mehr hat.
Er fühlt sich sehr unwohl wenn sich sein Charakter mal in der Opferrolle befindet und lässt diese damit von vorneherein nicht zu (Damit meine ich explizit nicht, dass er gleich ein Vergewaltigungsopfer wird oder verstümmelt wird, sondern es beginnt schon damit, dass er seinem Charakter auch mal Angst empfinden lässt).
Ja dass fällt ihnen zumindest mEn. oft nicht so leicht. Sie verlassen ungern die souveräne "Heldenrolle."
Er treibt den SL dazu, die Herausforderungen dem Können des Powergamers anzupassen, damit es noch Spannend wird bzw. es überhaupt zum Abenteuer kommt. Eine Rüstungsspirale entsteht, bei der der Method Actor, der eigentlich auch einen kompetenten Charakter spielen wollte der Verlierende ist.
Ja, auch hier können Gespräche mit dem Powergamer helfen, denn der Powergamer möchte schließlich selbst auch noch Herausforderungen haben.
Oder der SL muß halt einfach mal sagen: "Stop" - das ist zu unplausibel, das geht nicht.
Vor Allem sollte man sie nicht noch zusätzlich mit mächtigen Artefakten vollstopfen.
Aus Sicht des Method Actors bewirken die obigen Punkte vor allem eines: Er zerstört jene fragile Atmosphäre (im Extremfall auch jenen Teil der innerweltlichen Logik der nicht von Regeln abgedeckt wurde) welche Immersion erst ermöglicht.
Fragil erscheint die Atmosphäre vermutlich dann, wenn es den Spielern grundsätzlich nicht so leicht fälllt sich in ihren SC hineinzuversetzen. Oder wenn sie dafür besonders viel Ruhe brauchen etc.
Als SL schlüpft man idR. ständig in verschiedene Rollen. Und hat darin dann auch entsprechende Übung. Spieler haben nur eine Rolle. Das dürfte ansich nicht das Problem sein.
Problematisch würde es nur dann werden, wenn sie darauf bestehen, diese Rolle ohne jede Unterbrechungung am Spieltisch durchzuspielen.
Das halte ich trotz Method Actor für übertrieben, denn die Spieler wollen sich evtl. sowieso mal OT besprechen.
Immersiv wird es mMn. dann wenn die Rollen gut gespielt und die Beschreibungen stimmig sind. (Auch wenn man mal abundzu unterbricht)
Davon ab. Man kann auch Method Actor und Powergamer gleichzeitig sein.
Ich kenne einige Powergamer die auch hervorragende Darsteller sind.
Abstraktion ist der natürliche Gegenpol von Atmosphäre.
Will man als SL Stimmung erzeugen, ist ein guter Weg, Beschreibungen / Begegnungen so zu wählen, dass sie sich möglichst schwer in Schubladen packen lassen (Der eine Goblin der überraschend Schlau ist und einen andersfarbigen Pelz hat). Die Stimmung ist rasch weg, wenn die Beschreibung in Schubläden portioniert und ausgewertet wurde (blaues Fell, Schlau => "Eigeborener Goblin-Schamane, Herausforderungsgrad 3").
Abstraktion muß der Stimmung nicht zwingend abträglich sein.
Ich finde die Mischung machts.
Die Frage ist nun: Lässt sich das verhindern? Wenn ja, wie?
Was können Spielleiter, der Powergamer und der Method Actor tun um das Ganze zu entschärfen?
Oder sind diese Spielarten tatsächlich unvereinbar?
Oder liege ich mit meinen Betrachtungen falsch? Beobachtet ihr etwas ganz anderes?
Man braucht mEn.:
1. Einen Spielleiter der das Spotlight verteilt und gut moderriert. (Die Spieler damit nicht alleine lässt)
2. Einen Spielleiter der verhindert, dass Spieler respektlos in die Szenen von anderen Spielern hinein quatschen.
3. Spieler die sich unabhängig vom Spielstil gegenseitig respektieren und gewillt sind aufeinander Rücksicht zu nehmen.
4. Robuste -Method Actor- (die nicht erst "Räucherstäbchen und Klangschalen
" brauchen), um sich in ihre Figur hineinzuversetzen.
5. Umgängliche Powergamer- die gewillt sind zum gemeinsamen Spielspaß in positverweise beizutragen, und die mit sich reden lassen.
6. Einen Spielleiter der sich traut mit dem Powergamer zu reden und im ggf.auch mal Grenzen zu setzen.
7. Einen Spielleiter der nicht unbedingt darauf besteht seinen Plot durchzuziehen, der auch mal flexibel darauf reagieren kann.
8. Einen Spielleiter der im Spiel beides bieten kann und will. -Herausforderungen aus dem Bereich "Rolle" und "Spiel". Und da eine gute Mischung findet.