In dem anderen Diskussionsfaden ging das völlig unter, ist mir aber wichtig. Ich würde gern mehr darüber erfahren, wie das aus Sicht von Spielleitern gehandhabt wird.
Insbesondere würde mich interessieren, ob jemand, der selbst nicht sehr viel Spass an Regelwerken hat, als Spielleiter für Powergamer geleitet hat. Und wie das funktioniert hat, mit welchem System etc.
Um auf die Ursprungsfrage zu antworten, ich hatte tatsächlich so eine Kampange.
Das System war Shadowrun 5, ich hatte 0 Bock mich einzulesen und dachte naiverweise meine Kenntnisse in der Shadowrun 4 würden ausreichen.
Bei 3 der 5 Spieler würde ich Powergaming als dominanten Part ausmachen (Nein, so gut wie niemand ist ausschließlich Powergamer).
Anfangs merkte ich, dass meine Gegner eigentlich durch die Bank zu schlecht waren. Ich hatte mich an 2 Dingen orientiert:
- Shadowrun 4, wo die Pools phi Mal Daumen um ein viertel kleiner als in der 5ten Edition.
- Ich hatte mich an den Werten orientiert die im Buch für Trainierte Einheiten dastanden
Mein erstes Aha-Erlebnis war, als ein Adept (Der Spieler hatte sich einen Afro Samurai gebaut) auf eine komplette Miliz zugestürmt war (Bewaffnung Sturmgewehre). Ich wies ihn darauf hin, dass das wohl eine Selbstmordaktion ist. Hätte ich gewusst, wie hoch sein Reaktionswert und was weiß ich was noch alles reinspielt war, hätte ich das nicht gemacht. Er hat sie aufgemischt ohne ein einziges Mal getroffen zu werden.
In der Folge habe ich die Gegner besser werden lassen. Werte angehoben. APDS-Munition. Jeder mindestens 2 Ini-Durchgänge. Magie.
Aber sie sind stur weiter gegangen, haben jeden kaputt gemacht der
sich ihnen in den Weg stellte ihren Weg kreuzte. Sie mussten keine Seite der verschiedenen Fraktionen wählen. Ich wäre froh gewesen, wenn eine mal eine Session überlebt hätte um etwas daraus zu machen.
Irgendwann kamen sie zu einem der Haupthandlungsstränge. Insektenschamane mit Gefolge. Ich habe sie so ausgearbeitet, dass sie zumindest gute Chancen zu fliehen haben. Ich wollte, dass sie diesen wichtigen Protagonisten nicht gleich töten, zumindest wenn sie wieder nach der Rambo-Taktik vorgehen.
Bei der Begegnung selber müssen sie tatsächlich etwas rödeln und es scheint als würde der Schamane entkommen.
Da ist dann der Magier der Gruppe mit einem Stufe 12 Geist daher gekommen den er zwischen den Spielrunden beschworen hatte.
Das Ergebnis war das gleiche wie immer.
Damit hatte es sich dann für mich. Ich habe die Gegner so geschickt dass sie sie weiter einfach wegfegen konnten, ich wollte keinen Aufwand mehr reinstecken und ihnen hat es recht gut gefallen.
Die offenen Storys habe ich dann so schnell wie möglich abgehandelt, ich wollte die Kampagne dann nur noch abschließen was ich dann auch so kam.
Das Ganze ließt sich jetzt schrecklicher als es tatsächlich war, ich habe es mit Sicherheit auch überspitzt wiedergegeben. Den Spielern zumindest hat es sehr gut gefallen und ich hatte auch viele schöne Momente
Was ich davon gelernt habe?
- Leite nicht mit einem Spiel mit dem du nicht vertraut bist, zumindest wenn es so viel Umfang wie SR5 hat.
- Leite es 2x nicht wenn du keinen Bock hast dich einzulesen.
- Wenn es ein neues Regelsystem wird: Erlaube den Spielern erstmal nur Charaktere anhand des Grundbuchs zu erstellen (So mache ich es jetzt mit DnD5).
- Erlaube den Spielern nicht jeden Charakterentwurf. Wenn er dich am Anfang schon stört, wird er das die Ganze Kampagne über.
- Mit manchen Spielern reden hilft (der Afro-Spieler hat von selber gesagt, dass er zu krass ist)
- Mit manchen Spielern leider nicht, denen muss man dann extrem auf die Finger schauen. Oder härtere Konsequenzen ziehen (Was ich nicht gemacht habe).
Was probiere ich noch (obs funktioniert, mal sehen)?
- Ich werde die Spieler, denen Stimmung eher wichtiger ist, angrenzend zu mir sitzen. Bei 5 Spielern gibt es schon mal Downtime, meiner Meinung nach stört sie Überkreuz-Gerede das da schnell mal entsteht, mehr als jene die näher beim Powergamertypus sind.
- Ich mache ein kleines Musik-Experiment auf das ich seeeehr gespannt bin wie es funktioniert: Wenn ich Musik einspiele, würde ich sie ermutigen auf Flachwitze zu verzichten sowie In-Charakter zu bleiben. Wird keine Musik gespielt, kann man es machen wie bisher.