Ja, aber dann gibt es keinen Kompromiß und dann kommt es wahrscheinlich darauf an, auf welcher Seite der Spielleiter ist. Und falls der Disput völlig unversöhnlich liegt, wird eben jemand die Runde verlassen (meiner Meinung nach würden dann sogar zwei Leute ihre Suche nach einer neuen Runde beginnen, wenn sie derart kompromißlos und unversöhnlich agieren).
Ist der Spielleiter einer der Streithähne, wird dieser sich wahrscheinlich durchsetzen. Längerer Hebel und so...
Ich verstehe die Debatte insofern nicht, weil Entwicklung und Ausgang doch vorhersehbar ist.
Abgesehen davon:
Die PG-Fraktion ist der Meinung, dass "Failed-Suspension-of-Disbelief" kein valider Grund zur Beschwerde ist, wenn das Regelwerk den betreffenden Charakter zulässt. Sprich: Wenn die Suspension nicht bei allem Regellegitimen funktioniert, muss der Disbeliefer an seiner Disbelief-Kompetenz arbeiten.
Ich glaube, dieser Punkt ist ein konstruierter Vorwurf der Gegenfraktion.
Denn wenn die PG-Fraktion gelinde gesagt so dumm wäre, sich auf diese Position zurückzuziehen hätte sie sofort verloren. Denn zum einen ist das Regelwerkbuch(Spielregeln) nur ein Teil des gesamten Regelkostüms, das am Spieltisch gilt. Das Setting stellt neben Gruppenkonventionen und Hausregeln auch ein Regelkonstrukt dar, bei deren Interpretation und Deutungshoheit der Spielleiter meistens das letzte Wort hat. (Meistens, weil auch der GruppenKonsens eine Rolle spielt).
Man kann also gar nicht only-by-the-book arbeiten und sich dabei auf geltendes Regelwerk zurückziehen, weil das nur ein Teil des Ganzen darstellt.
Die MA-Fraktion ist hingegen der Meinung, dass Failed-Suspension-of-Disbelief einzig und allein das Problem des Spielers des verursachenden Charakters ist. Als Referenz dient hier nicht die Settingbeschreibung, sondern die individuell gefühlte Immersion, bzw der Bruch selbiger.
Ob das wirklich die Position ist oder Unterstellung der Gegenseite, vermag ich nicht zu sagen.
Aber auch hier ist doch eine megaschwache Position.
Sich auf einen Bruch der individuell gefühlten Immersion zu beziehen, in einer Gruppe von mehreren Individuen ist doch schlicht albern, denn so kann jeder jederzeit argumentieren, um ihn störendes zu eliminieren. Zumal das in keinster Weise nachvollziehbar ist, wann Immersion im Spiel entstand, bestand oder aufhörte zu bestehen und warum... Es läuft doch auf ein völlig subjektives „das stört mich, ich will akzeptieren, dass das Bestandteil des Spiels ist“ hinaus und das ohne jegliche Nachvollziehbarkeitsoption.
Damit kann jeder sagen „dein Charakter stört mich, ich will nicht, daß du ihn spielst“ ohne das ernsthaft begründen zu müssen (klar kann die Gegenseite eine Begründung verlangen, aber ‚dies und jenes reißt mich aus der Immersion‘ ist doch jederzeit als Totschlagargument das Ende dieses Nachweises...).
Ich frage mich, was Spieler aus der MA-Fraktion machen würden, wenn ein Spieler aus der PG-Fraktion sich einen nicht optimierten Charakter schafft und dann anfängt auf dieser Schiene zu argumentieren und verlangt, dass der MA-Spieler seinen immersionsbrechenden Charakter aufgibt...
Fazit: beide Positionen sind albern. Und daher glaube ich eigentlich nicht, dass sie (ausser bei irgendwelchen sozial-inkompetenten Personen, bei denen ein Zusammenspiel aus eben jener inkompetenz ohnehin eigentlich ausgeschlossen werden kann) ernsthaft bezogen werden. Das sind konstruierte Extreme.
Ich behaupte, dass in Normalfall erst einmal ein Kompromiß oder ein Konsens gesucht wird oder man zunächst Akzeptanz annimmt und dann NoGo-Details klärt.
Davon ab sind Hartholzharnisch-Hruruzat Ninjas mit Schnellfeuerarmbrüsten natürlich legenäres Munchkin-Material. Aber WANN war das? Wie alt waren „wir“ als sowas gespielt wurde? Wo stehen wir jetzt und wo stehen die Leute, die wir heute als potentielle Mitspieler sehen würden? Irgendwelche alten Hüte aus den 90ern, von irgendwelchen Cons oder aus der eigenen Pubertät hervorzuzaubern ist einfach.
Wem über 30 ist sowas in den letzten paar Jahren in den heimischen Runden mit neuen Leuten wirklich ernsthaft passiert? Und selbst wenn - wieviele Promille der existierenden Runden mit neuen Leuten macht sowas aus? Ist das ernsthaft ein Thema?
Ist nicht vielmehr „da stimmt die Chemie untereinander einfach nicht“ ein viel häufigerer Grund, warum Leute nach kurzer Testphase doch nicht zusammenspielen...?