Na ja, Dracula wird ja schon in Stokers Roman selbst am Ende nur noch gejagt und dann unrühmlich in seinem Sarg erdolcht (nicht mal anständig gepfählt!). Und der klassisch-folkloristische Vampir ist auch eher ein Zwischending aus Gespenst und Zombie, das mit relativ einfachen Hausmitteln unschädlich gemacht werden kann, wenn man erst mal weiß, wo es sich tagsüber versteckt...da war der Lack gewissermaßen schon ab, bevor die große Popularitätswelle überhaupt ins Rollen kam.
Aber mal abgesehen davon, daß viele "Horror"-Monster wie andere auch überhaupt nur erfunden wurden, um am Schluß der Geschichte von den Helden angemessen besiegt zu werden, ist ein Hauptproblem wohl, daß man im klassischen Rollenspiel normalerweise irgendeine Art von "Abenteurer" verkörpert, der auf Gefahren und unheimliche Geschehnisse nun mal anders
reagiert als der durchschnittliche behütete Zivilist. (Bei D&D ist ein Vampir natürlich erst mal Primärziel für den Gruppenkleriker, Indiana Jones würde sich mit ihm eine Weile mehr oder weniger vergeblich herumschlagen, bis sich eine Gelegenheit ergäbe, einen halbvollen Wehrmachts-Flammenwerfer mal eben "auszuleihen", und für Buffy Summers ist er ohnehin nur ein Pflockmagnet.) Das formt dann fast zwangsläufig auch die Erwartungen zum Thema "Horror-Rollenspiel" mit.
Es gibt natürlich die klassischen Horror-Ratschläge wie "Schneide die Protagonisten von eventueller Hilfe von außen ab" oder "Am beängstigsten ist oft das Unbekannte", und die haben definitiv ihre Berechtigung. Und ich kann mir ebenso definitiv immer ein paar mehr Gedanken zum Thema "Wer ist das Monster eigentlich, was will es konkret, und was kann es?" machen als nur "Bela Lugosi-Verschnitt auf der Suche nach hübschen Damenhälsen, IQ Nebensache, paßt scho". Aber letztendlich brauche ich einfach Spieler, die sich auch zumindest gelegentlich mal gruseln
wollen -- sonst kann ich nämlich schon von vornherein davon ausgehen, daß einfach keine passende Stimmung aufkommen wird.