Auf Netflix wird derzeit der neue Film von Alex Garland (Dredd, Ex Machina) beworben. Zugrunde liegt das gleichnamige Buch welches ich noch nicht gelesen habe, ist aber wohl der erste Teil einer Trilogie(?). Ich beziehe mich nachfolgend daher ausschließlich auf den Film.
Zunächst mal hatte mich der Pitch auf Netflix überhaupt gar nicht angesprochen, so dass ich nicht mal nach dem Regisseur geschaut habe. Ohne Empfehlung eines Bekannten hätte ich den jedenfalls völlig zu Unrecht ignoriert!
Worum es geht: Etwas stürzt auf die Erde und erzeugt eine für jede Art von Sensorik undurchdringliche Zone (der "Shimmer" benant nach dem regenbogenartigen Glanz der Grenze), die sich langsam ausbreitet. Eine Sondereinheit aus Militär/Wissenschaftler schickt Drohnen und Soldaten rein, von denen nichts zurück kommt außer ein einzelner Soldat, der aber nachfolgend gezeichnet ist, sich an nichts erinnert und langsam stirbt. Seine Frau (Biologin) schließt sich daraufhin einer Gruppe Wissenschaftlerinnen an, von denen jede einen anderen Grund hat, sich auf das Himmelfahrtsunternehmen einzulassen. Ziel ist der Leuchtturm als vermutete Quelle der Zone um dort nach einer Möglichkeit zu forschen, den Shimmer am Ausbreiten zu hindern. Oder überhaupt mal herausfinden, was da so los ist.
Der Film fängt in meinen Augen äußerst schwach und klischeebeladen an (Hauptprotagonistin mit Lebensproblem weil Soldatenfreund seit 1 Jahr in Supergeheimauftrag verschollen ist), steigert sich aber ordentlich, sobald es in die Zone geht, wird dann nach und nach immer verstörender und verwirrender bis zu einem mindestens streitbaren Finale.
Mir wurde der Film mit einem Vergleich zu 2001 schmackhaft gemacht, auch wenn das nur in einem abstrakten Rahmen trifft - auch das wurde mir so gesagt und es stimmt. Annihilation schlägt den Bogen von extraterestrial-mystery-Horror (weiß nicht, wie ich das sonst nennen soll) zu einer waschechten SciFi-Thematik am Ende mit einer etwas verschlüsselten Aussage, die sich möglicherweise nicht jedem erschließt und die vielleicht auch gar nicht so eindeutig ist.
Ich habe zumindest eine Idee, worum es geht und zumindest die Art, wie hier _völlig_ fremdartiges Leben und das Zusammentreffen auf die terranische Fauna dargestellt wird, ist bisher einzigartig und ein für mich erfrischend neuer Ansatz.
Das Ende ist stellenweise artsy-fartsy mit einer gelungenen Remineszenz an
die Schlusssequenz (allerdings in einem zeitlich _deutlich_ erträglicheren Rahmen)
aus 2001. Wie in der Vorlage steht die Szene sicher nicht allein für sich sondern hat eine Funktion, die über das Dargestellte hinaus geht und keine eindeutige Interpretation liefern will.
Das muss man mögen! Und das gilt auch für den Rest des Films. In der Zone gibt es ein paar gelungene wtf-Momente, Horrorszenen die mich völlig eiskalt erwischt haben und irgendwie deplatziert wirken und daneben einige sehr gelungene Bilder. Insgesamt wirkt der Shimmer dramaturgisch ebenso verwirrend auf den Zuschauer, wie auf die Protagonisten und ich wage die Behauptung (mit Hinblick auf die Historie des Regisseurs) dass das beabsichtigt ist.
Würde man mich zwingen zu vergleichen, dann wäre der Ansatz wohl: Ein Cocktail aus 20% Contact, 30% Alien, 30% Stalker, 20% 2001 und das Ganze abgerundet mit einer deutlichen B-Movie Note.
Ein guter SciFi-Film? Zeug zum Klassiker? Hm. Vermutlich ist er dafür zu unkonkret und unspektakulär. Aber für Genrefans durchaus zu empfehlen. Deutlich kantiger als der auf Hochglanz geschliffene Ex Machina, dabei wesentlich tiefer gehend in der Thematik.