Ich spiele mittlerweile seit mehr als 10 Jahren Exalted und habe mit der 1st Edition angefangen. Exalted war damals eine kleine Umstellung zu vielen anderen Rollenspielen. Ein Ich hau drauf, war weniger erwünscht, sondern es waren detaillierte Beschreibungen und Schilderungen der Kampfaktionen der Charaktere gefordert. Zumindest damals war das noch recht unbekannt, wenn auch wir in Spielen wie DnD, DSA, Shadowrun udg. mit unserer Gruppe auch schon versucht haben, viel zu beschreiben. Aber Exalted machte daraus einen entscheidenden Faktor für den Spielspaß. Nun warum das? Das Regelwerk in der 1st Edition war nicht komplexer als beispielsweise Shadowrun und lief auch nach einem ähnlichen Prinzip ab. Doch wenn Halbgötter gegen Halbgötter oder entsprechend starke Monster kämpfen, ist glaube ich jedem klar, dass die Kämpfe lang werden. In den meisten Spielen sind Kämpfe ehrlich gesagt das zäheste und langwierigste, das es im Rollenspiel gibt. Wenige Minuten im Spiel ziehen sich teilweise über eine halbe bis ganze Stunde im RL. Exalted ist und war darin fast noch schlimmer, weil die Kämpfe von vorne herein epischer angelegt sind. Um das spannend und interessant zu gestalten, war das detaillierte Beschreiben und Schildern meiner Meinung nach sehr sehr wichtig. Und es bringt ja auch noch Bonuswürfel und füllt den Essenzpool nach und nach wieder auf.
Was das Setting angeht, war es in der 1st Edition auch sehr einfach gehalten. Man spielt Solars die Auserwählten der Sonne, Helden der Schöpfung, Beschützer der Menschheit, aber nach langer Abwesenheit durch einen Kult als Dämonen abgestempelt. Grob und kurz zusammen gefasst war das das Fazit aus der Story. Im Laufe der 1st Edition kamen dann die Dragon-Blooded, Lunars, Sidereals und schließlich die Abyssals als Spielercharaktere dazu, aber leider teilweise kaum kompatibel in Cross-Abenteuern. Dann kam Edition 2 mit einem Regelwerk, das dem Spiel leider einen sehr schlechten Ruf gebracht hat. Wir haben es immer und immer wieder versucht, das 2nd Edition Regelwerk zu nutzen, aber die Kämpfe haben sich trotz bildhaften Beschreibungen so elend lang hingezogen, dass es einfach keinen Spaß mehr gemacht hat. Der Story Background wurde weiter ausgebaut und von Beginn an recht komplex gestaltet, was sehr wahrscheinlich auch sehr viele Spieler abgeschreckt hat. Die Götter, von denen man auserwählt wurde, wurden plötzlich zu spielsüchtigen Ignoranten der Schöpfung. Es kamen die Authochthonians dazu, die Roboter-Exalted.
Die 3rd Edition hat wieder einiges besser gemacht, was das Regelsystem angeht, trotzdem spielen wir diese Regeln auch etwas abgewandelt, um den Spielfluss im Kampf zu beschleunigen und mehr in die Beschreibungen und Schilderungen geben zu können. Was die Story angeht, so habe ich das Gefühl, dass es nicht ganz so dekadent mehr zugeht, wie in der 2nd Edition, aber dass gleich zu Beginn des Grundregelwerks zwei völlig neue Exalted-Typen eingeführt werden, halte ich auch wieder für einen Marketing-Fehler und überlädt das alles wieder zu sehr, was Neueinsteiger abschreckt.
Nun, ich liebe Exalted, sonst würde ich es nicht so lange spielen, doch um ehrlich zu sein, konnte auch ich nur manche Dinge ertragen, weil wir uns eigene Hausregeln gemacht haben und auch das Setting ein wenig für unseren Geschmack angepasst haben. Weniger (WW-typische) Intrigen, mehr Heldenhaftes