Hi Leute,
als ich neulich etwas angedengelt war und mich mit Dirk bei einem Bier noch über die Vergangenheit austauschte, kam ich zu einer Erkenntnis, die ich auch in eine FB-Gruppe schrieb und die wahrscheinlich einigen Leuten hier nicht schmeckt.
Ich hole mal etwas weiter aus:
Wir schwelgten in Erinnerungen, was für tolle und grossartige Kampagnen und Erlebnisse wie früher hatten und das wir das heute nicht mehr haben (Tja, manches war früher besser). Die Gründe sind einfach:
-die Runden bestehen nicht mehr
-wir haben weniger Zeit aufwenden können bedingt durch Beruf und Familie
Und sehr wichtig!
-wir zu viele tolle Systeme und Sachen kennen und diese auch nach einer gewissen Zeit ausprobieren wollen.
Ich wette, dass das hier vielen so geht und jene, die meinen, dass das bei ihnen gar nicht so sei, denen meine Glückwünsche.
Deshalb kam ich zu folgender Erkenntnis für mich:
Ich beneide die Leute, die seit vielen Jahren in gleichbleibender Rundenkonstellation dasselbe Spiel spielen - ganz gleich, ob DSA, Vampire, SR oder DnD oder so, vielleicht noch railroadend und würfeldrehend.
Die beneide ich, denn sie loten Spiele in Tiefen aus, die vielen von uns, die über den Tellerrand geschaut haben und verschiedene Spiele spielen, gar nicht kennen.
Wenn jemand seit 20 Jahren DSA spielt, dann kann er wesentlich tiefer eindringen als jemand, der es gerade mal 1 Jahr spielt und dann zum nächsten Game wechselt. Diese alten Runden prägen ihrem Setting auch nicht bloß einen eigenen Stempel auf, sondern eher ein eigenes Brandzeichen.
Das kann ich mittlerweile vergessen bei mir, denn ich kenne zu viele Spiele, habe zu viele Ideen und immer mal den Wunsch, etwas anderes zu probieren, häufig, ohne Rückkehrmöglichkeit.
Mittlerweile fluche ich darüber, dass ich über den Tellerrand geschaut und diesen Systemen so entwachsen bin und nun auch nur schwerlich noch jemals eine solche Runde ins Leben rufen kann. Ich hatte großartige Runden mit 7te See 1st und bei ADnD und DSA 3 hatte ich jahrelang einen Heidenspaß als Spieler. Mittlerweile mag ich die Spiele nicht mehr mit der Kneifzange anfassen.
Auch was Leitstile und Abenteueraufbau angeht, mach ich mir manchmal mehr um die Struktur Gedanken als um den Inhalt. Und das stört mich erheblich. Ich will immerhin auch Story erleben und nicht über Spotlight-Verteilung oder der Vermeidung von Railroading nachdenken.
Wenn ich selbst spiele, analysiere ich und störe mich an fehlenden Player Empowerment oder Railroading. Früher hab ich gelacht, wenn der SL mich nach einem Krit fragte, wieviel Lebenspunkte mein Charakter hat. Heute würde ich mit den Zähnen knirschen.
Deshalb erstmal an jene, mit ihren alteingesessenen Runden:
Wenn Deine Runde toll ist und Du Spass hast, dann ist es egal, was und wie Du leitest, ob es DSA mit viel Railroading und Stimmungsspiel pur ist oder DnD, dass nur rein taktisch gespielt wird bei Dir, dann ignoriere alle Unkenrufe, wie blöd dies, das und jenes sei, wie toll dagegen jenes, dies und das sei, dann geniesse es.
Und wenn Du eine Runde hast, die sich über viele Jahre am gleichen System in der gleichen Konstellation erfreuen kann und erfreut, dann hast Du den Jackpot gezogen.
Dann kannst auf all jene, die so viele tolle Spiele und Techniken und so weiter kennen und Dein Spiel doof finden und sich aufregen, mitleidig belächeln.
Und zu dem, was ich mich gerade frage:
Ist Ignoranz in unserem Hobby nicht doch Trumpf?
Hätte ich mich nie für andere Spiele, Player Empowerment, etc. interessiert, sondern wäre bei einfachen unkomplizierten Rollenspiel ohne viel Nachdenken geblieben, könnte ich mir schnell und problemlos neue Runden auch nach einem Umzug suchen und würde nicht über Dinge nachdenken, die mich als einzigen stören, was mir die Runde verleidet.