Autor Thema: Brotherhood of Cthulhu  (Gelesen 2059 mal)

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Offline Waldviech

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Brotherhood of Cthulhu
« am: 3.05.2018 | 23:17 »
Nur mal wieder so eine fixe Idee nebenher (die ich bestimmt irgendwo schonmal in der einen oder anderen Weise schonmal gebracht habe):

Der altbekannte Mythosstandard ist, dass alles, was irgendwie mit dem Mythos zusammenhängt, Wahnsinn und Tod bedeutet. Kosmischer Horror, ultimative Bedeutungslosigkeit allen Seins, Grauen, Verzweiflung, Tentakel, etc.blabla.
Aber was, wenn das Alles nur eine, reichlich verbitterte, Sichtweise ist? Immerhin ist die "Hauptinformationsquelle" für den Mythos ein menschenscheuer, fremdenfeindlicher Einsiedler mit Fischphobie. Bekanntermaßen fand Lovecraft schon Portugiesen fremdartig und abstoßend. Ist da nicht naheliegend, dass seine Sicht auf außerirdische Götter nicht ganz unbelastet ist?
Was, wenn die Investigatoren irgendwann feststellen würden, dass nicht alle Bestandteile des Mythos der Horror sind, für den sie ihn halten? Oder um es klarer zu sagen: Was wäre, wenn Cthulhu in Wahrheit eine der Menschheit gegenüber wohlwollende Gottheit wäre? Was, wenn die Träume, die er aus seiner Gefangenschaft heraus an Künstler und Visionäre sendet, Schlüssel zu Frieden und Weiterentwicklung seiner kleinen "menschlichen Verwandten" enthielten? Was, wenn seine Macht tatsächlich schlimmere Übel von der Erde fernhält? Was, wenn Cthulhukulte nur deswegen fiese Mischpoken wären, weil sie die Botschaften ihres Herren falsch interpretieren? Was, wenn das Problem nur wäre, das Menschen generell nur schwer mit einem so viel höheren Wesen kommunizieren können? Was, wenn der Menschheit nichts besseres passieren könnte, als das Cthulhu aufwacht? Und was, wenn nicht mehr viel Zeit bliebe, ihn rechtzeitig zu erwecken, um größeres Übel abzuwenden?

Ich muss ja sagen, irgendwie fänd ich das ja mal coolen Stoff für eine Pulp-Kampagne. Die Träume des schlafenden Gottes "erwählen" eine Truppe begabter Individuen, die überall in der Welt Ruinen durchstöbern und allerlei Abenteuer bestehen, um im Endeffekt Cthulhu zu wecken - oder die bösen Bestandteile des Mythos in Schach zu halten.
« Letzte Änderung: 3.05.2018 | 23:22 von Waldviech »
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Offline KhornedBeef

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #1 am: 3.05.2018 | 23:26 »
Klarer Fall: Dann ist das nur mehr dem Namen nach Cthulhu, und Namen sind ja Schall und Rauch. Der Kern von alldem ist ja völlig gegensätzlich.
Also prinzipiell ist das ein schönes Setting, aber warum es nicht Coolthulhu oder Brothulhu nennen?

Edit: hab das "nicht" vergessen...
« Letzte Änderung: 4.05.2018 | 01:22 von KhornedBeef »
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Offline Scimi

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #2 am: 4.05.2018 | 00:58 »
Das entspricht überhaupt nicht meinem Cthulhu-Bild.

So wie ich Cthulhu sehe, kann er gar nicht gut oder böse sein. Er ist einfach so fremdartig und operiert auf einer so viel höheren Ebene und mit so anderen Maßstäben, dass er mit uns Menschen nicht kompatibel ist. Selbst wenn er es gut meinen würde, wären wir nicht in der Lage, das zu sehen oder zu verarbeiten. Das ist so, als wenn ich mit meiner Katze zum Tierarzt fahre, um sie impfen zu lassen. Eine Katze ist  nicht in der Lage, zu verstehen, dass das Täuschen, Einsperren, Entführen und Zwicken ihrem Wohl dient. Und wenn sie auch nur ansatzweise begreifen würde, was ein Auto, ein Tierarzt, ein Termin ist, wenn sie unseren Begriff von Zeit hätte und verstünde, dass Katzen für uns Eigentum sind und wir es okay finden, sie impfen, kastrieren oder einschläfern zu lassen, auch wenn oder weil wir sie lieben, dann wäre das eine nach Katzenmaßstäben ziemliche verrückte Katze. Und Menschen und Katzen sind noch Lebewesen, die sich relativ ähnlich sind.

Damit Cthulhu als "Guter" funktioniert, müsst man ihn auf einen viel menschennäheren Maßstab eindampfen. Da würde ich dann eher Satan und andere Dämonen und Bösewichter nehmen, die bereits auf einer menschlichen Skala funktionieren…

alexandro

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #3 am: 4.05.2018 | 01:05 »
Irgendjemand hat mal gesagt: Doctor Who ist im Grunde wie CoC, nur dass Nyarlthotep auf der Seite der Menschheit steht.  ;)

Das sagt im Grunde alles. Viele Doctor Who-Geschichten würden auch recht gut im Kontext von fremdartigen, aber nicht grundsätzlich bösartigen, Mythos-Wesen funktionieren (und der Doctor hatte in einigen Romanen selbst schon ein paar mal mit Yog-Sothot zu tun, insofern ist das nicht so weit hergeholt).

alexandro

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #4 am: 4.05.2018 | 01:11 »
So wie ich Cthulhu sehe, kann er gar nicht gut oder böse sein. Er ist einfach so fremdartig und operiert auf einer so viel höheren Ebene und mit so anderen Maßstäben, dass er mit uns Menschen nicht kompatibel ist. Selbst wenn er es gut meinen würde, wären wir nicht in der Lage, das zu sehen oder zu verarbeiten. Das ist so, als wenn ich mit meiner Katze zum Tierarzt fahre, um sie impfen zu lassen. Eine Katze ist  nicht in der Lage, zu verstehen, dass das Täuschen, Einsperren, Entführen und Zwicken ihrem Wohl dient. Und wenn sie auch nur ansatzweise begreifen würde, was ein Auto, ein Tierarzt, ein Termin ist, wenn sie unseren Begriff von Zeit hätte und verstünde, dass Katzen für uns Eigentum sind und wir es okay finden, sie impfen, kastrieren oder einschläfern zu lassen, auch wenn oder weil wir sie lieben, dann wäre das eine nach Katzenmaßstäben ziemliche verrückte Katze. Und Menschen und Katzen sind noch Lebewesen, die sich relativ ähnlich sind.

Ich sage nur "Felidae" - nur weil bestimmte Sachverhalte nicht umittelbar ersichtlich sind, heißt dass nicht, dass Menschen sich diese Zusammenhänge nicht erschließen können (oder diese in einfache Begriffen vermittelt bekommen - so wie die Katze irgendwann versteht, dass der Besuch beim Tierarzt ein notwendiges Arrangement im Zusammenleben mit dem Futterlieferanten zu sein scheint). Und wenn sie diese zumindest ansatzweise verstehen können, dann können sie sie auch anderen Menschen vermitteln.

Offline KhornedBeef

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #5 am: 4.05.2018 | 01:24 »
Ich sage nur "Felidae" - nur weil bestimmte Sachverhalte nicht umittelbar ersichtlich sind, heißt dass nicht, dass Menschen sich diese Zusammenhänge nicht erschließen können (oder diese in einfache Begriffen vermittelt bekommen - so wie die Katze irgendwann versteht, dass der Besuch beim Tierarzt ein notwendiges Arrangement im Zusammenleben mit dem Futterlieferanten zu sein scheint). Und wenn sie diese zumindest ansatzweise verstehen können, dann können sie sie auch anderen Menschen vermitteln.
Ich glaube damit bestätigst du nur, dass der Vergleich hinkt. Und Felidae ist keine Doku ;)
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alexandro

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #6 am: 4.05.2018 | 02:32 »
Genausowenig wie Scimi eine Ahnung davon hat, was im Kopf einer Katze vorgeht.  ;)

Tatsache ist, dass der Erschließensprozess eines scheinbar "nicht begreifbaren" Sachverhalts eine spannende Geschichte ergeben kann - spannender, als das (extrem langweilige) "das ist sowieso alles total abgehoben"-BlaBla. Zumal die Großen Alten im Rollenspiel ohnehin bereits Ziele zugeschrieben bekommen haben, die gar nicht so schwer zu verstehen sind, wenn man sie erstmal abstrahiert.

Offline Scimi

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #7 am: 4.05.2018 | 05:06 »
Nyarlathotep ist generell noch einmal eine andere Nummer, weil der tatsächlich der "Teufel" des Mythos ist, der als einziger von den ganzen Göttern und Großen Alten komplexe Spielchen mit Menschen spielt.

Und natürlich gibt es zig Popkultur-Varianten von Cthulhu, z.B. auch Plüschulhu und der niedliche Cartoon-Cthulhu aus den Comics von Francois Launet (Yumyum!), oder die Kaiju-mäßigen Großen Alten aus Cthulhu Wars. Macht zwar alles Spaß, aber dafür braucht man keinen Cthulhu, das lässt sich mit beliebigen Gottmonstern aus allen möglichen Settings füllen. Vielleicht ist Sauron ein ganz netter Typ und Tolkien ist auf die Hobbitpropaganda aus dem Roten Buch hereingefallen. Die Satanisten sagen schon seit Jahren, dass der Teufel eigentlich ein cooler Rebell ist, der den Menschen Freiheit, Selbstständigkeit und Vernunft bringen könnte, wenn die nicht alle von Gott und seiner Kirche mit Dogma, Konformität und blindem Gehorsam gehirngewaschen wären. Diverse Drachen, dunkle Götter und Dämonen bei D&D haben auch ihre Kulte und Gefolgschaften, die alle fehlgeleitet sein könnten und die altruistischen Motive ihrer Meister nicht kapieren. Oder der Namenlose bei DSA könnte eine wohlwollende Vision von Dere haben, um die sich Götter und Dämonen nur zanken. Ich finde halt, dass Cthulhu mehr bietet, als sich in diese Parade von allen bösen Ungetümen ever einreihen zu müssen.

Ich sage nur "Felidae" - nur weil bestimmte Sachverhalte nicht umittelbar ersichtlich sind, heißt dass nicht, dass Menschen sich diese Zusammenhänge nicht erschließen können (oder diese in einfache Begriffen vermittelt bekommen - so wie die Katze irgendwann versteht, dass der Besuch beim Tierarzt ein notwendiges Arrangement im Zusammenleben mit dem Futterlieferanten zu sein scheint). Und wenn sie diese zumindest ansatzweise verstehen können, dann können sie sie auch anderen Menschen vermitteln.

"Felidae" ist eine menschliche Fantasie mit vermenschlichten Katzen, genau wie "Cathulhu". Ich fürchte, echte Katzen haben keine geheime Kultur, die sie vor der Menschheit verstecken, lösen keine Kriminalfälle, können nicht lesen und hacken keine Computer. Sorry.  ;)

Aber es geht nicht ums Arrangieren mit unbegreiflichen, aber unvermeidlichen Umständen. Dieses Arrangement haben wir ja schon mit dem normalen Cthulhu: Er wird irgendwann aufwachen, vielleicht bald, vielleicht aber auch nicht, und bis dahin können die haarlosen Affen, die sich in Blechkisten auf tödliche Geschwindigkeiten beschleunigen und den ganzen Tag auf kleine handliche Glasfensterchen schauen, den Planeten haben.

Wenn Cthulhu aber nach unseren Begriffen "der Gute" sein soll, dann muss er ja irgendwo menschliche Moralstandards erfüllen und Probleme mit unseren Augen sehen. Und dafür muss er sehr eingeschränkt sein. Das Problem ist halt, dass viele Dinge, die wir gern tun und die uns wichtig sind, langfristig nicht in unserem Interesse sind. Und umgekehrt würden wir uns mit schlagartigen Änderungen zu unserem Wohl womöglich nicht abfinden können, z.B. wenn Cthulhu das Überbevölkerungsproblem radikal löst, uns einfach alles wegnimmt, was giftiges CO2 produziert und das kapitalistische System zerschlägt… Ich behaupte mal, dann werden die Gegner nicht Monster oder Kultisten sein, sondern die Leute, die vom bisherigen Status Quo profitieren (und die ja irgendwie immer die mit dem Geld und den Waffen sind).

Offline General Kong

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #8 am: 8.05.2018 | 21:54 »
Das entspricht überhaupt nicht meinem Cthulhu-Bild.

So wie ich Cthulhu sehe, kann er gar nicht gut oder böse sein. Er ist einfach so fremdartig und operiert auf einer so viel höheren Ebene und mit so anderen Maßstäben, dass er mit uns Menschen nicht kompatibel ist. Selbst wenn er es gut meinen würde, wären wir nicht in der Lage, das zu sehen oder zu verarbeiten. Das ist so, als wenn ich mit meiner Katze zum Tierarzt fahre, um sie impfen zu lassen. Eine Katze ist  nicht in der Lage, zu verstehen, dass das Täuschen, Einsperren, Entführen und Zwicken ihrem Wohl dient. Und wenn sie auch nur ansatzweise begreifen würde, was ein Auto, ein Tierarzt, ein Termin ist, wenn sie unseren Begriff von Zeit hätte und verstünde, dass Katzen für uns Eigentum sind und wir es okay finden, sie impfen, kastrieren oder einschläfern zu lassen, auch wenn oder weil wir sie lieben, dann wäre das eine nach Katzenmaßstäben ziemliche verrückte Katze. Und Menschen und Katzen sind noch Lebewesen, die sich relativ ähnlich sind.

Damit Cthulhu als "Guter" funktioniert, müsst man ihn auf einen viel menschennäheren Maßstab eindampfen. Da würde ich dann eher Satan und andere Dämonen und Bösewichter nehmen, die bereits auf einer menschlichen Skala funktionieren…

Ich sehe die Älteren Götter und Großen Alten in ihrem Verhältnis und Verhalten in etwa so:
Wenn ich durch den Wald gehe und auf einen Käfer trete, ohne dies zu bemerken, ist das in etwa die Bedeutung, die diese Wesen den Menschen normalerweise zumessen.
Wenn ein Käfer mein Bein hochläuft und ich denn wegschnipse oder töte, dann wäre das i.d.R. das Höchstmaß an Beachtung, die solche Wesen Menschen beimessen - dem eines störenden Etwas.
Sollten diese Käfer WIRKLICH lässtig werden (in meine Wohnung kommen) und ich aktiv an ihrer Vernichtung arbeiten, dann ist dies das allerhöchste der Gefühle. Das tue ich dann aber nicht, weil ich einen Hass auf Käfer allgemein habe - sie stören einfach meine Kreise.
Und Schuldgefühle habe ich bei der Tötung von Krabbelzeug auch nicht. dafür sind sie zu wenig "wie ich".

Bin ich also "böse"?
Für die Käfer wahrscheinlich, wenn diese das so verstehen könnten.

Aber eigentlich bin ich noch schlimmer: Ich tue ihnen (meist) schlimme Dinge an, OHNE AUCH NUR IRGENDEINEN ANFLUG VON ABSICHT! In der Regel bemerke ich die Viecher nicht einmal.

Und Aufhalten können mich die Käfer auch nicht, selbst wenn ein Heldenkäfer mal einen Supertag hat und mich so richtig nervt, bewirkt das eher, dass er die Vernichtung aller von mir bemerkten Käfer beschleunigt (ich fahr los und kaufe Käfer-Ex), auch wenn die Käfergesellschaft den Käfer als Helden feiert und glauben könnte, dass man "das Unheil" zurückgeschlagen und aufgehalten hat.

Nein, ich nehme nur Anlauf ...
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alexandro

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Re: Brotherhood of Cthulhu
« Antwort #9 am: 11.05.2018 | 18:45 »
Nyarlathotep ist generell noch einmal eine andere Nummer, weil der tatsächlich der "Teufel" des Mythos ist, der als einziger von den ganzen Göttern und Großen Alten komplexe Spielchen mit Menschen spielt.

Je nach dem Ziel dieser Spielchen (die ja durchaus ziemlich undurchsichtig sind) könnte er durchaus auch der Loki (oder sogar der Prometheus) des Cthulhu-Mythos sein.