Beobachtung: Echte Partisanen sind nicht die Leute, die danach gute Anleitungen zum Partisanentum schreiben. Deswegen sind fast alle Schriften, die ich kenne, von den Verlieren im Partisanenkampf geschrieben worden.
Es gibt ja auch noch die andere Seite - also jene, die auf "öffentlicher"/behördlicher Seite gewonnen haben. Die schreiben dann tendentiell auch ziemlich viel, nur muss man da wieder den Unfug vom Brauchbaren trennen.
Auf abstrakterer Ebene sind die besten Sachen tatsächlich jene, die von unbeteiligten Dritten weit im Nachhinein geschrieben wurden. Taber hat z.B. ein paar schöne (wenn auch recht allgemein gehaltene) Analysen, wer wann warum gescheitert ist oder erfolgreich war.
Das fehlt natürlich jenen, die einen einzelnen Konflikt gewonnen oder verloren haben und allein deswegen meinen, alles zum Thema Guerilla gesehen und verstanden zu haben.
Zum konkreteren siehe ganz unten.
Ich weiß aber von Leuten, die so eine Ausbildung hatten, daß extrem streng geguckt wurde, wer die bekommt und extrem viel Literatur da verboten ist. Selbst von damit beauftragten Soldaten wurde damals viel technische Literatur nur unter der Hand und in Kopie weitergereicht.
Da hatte man über große Zeiträume aber auch Angst vor dem eigenen Schatten. Wenn ich mir anschaue, was so ab den späten 60ern bis in die 90er hinein alles streng geheim war und
bloß nicht in falsche Hände geraten durfte - da lachen ja die Hühner.
Und das ist heute auch noch ein gutes Stück weit so. Da überschlagen sich Polizei und BW mit Geheimhaltung(sversuchen) bei Sachen, wo sie selbst Jahre oder Jahrzehnte hintendran sind und allerhöchstens die eigene "Avantgarde", sprich die Spezialverbände, am Puls der Zeit ist.
Die meinen immer noch, man könnte das Zeug nur bei ihnen lernen und deswegen sind sie dann natürlich auch die Besten darin. Ist halt beides grundlegend falsch.
Und wer als Organisation so unterwegs ist, der braucht sich auch nicht wundern, wenn man zum Thema Guerilla fast nur Schrott produziert, sobald es über die rein handwerkliche Ebene hinaus geht. Die verstehen sich ja noch nicht mal selbst und wollen dann strukturell völlig anders Geartetes erklären. Das schaffen höchstens einzelne in der ganzen Brühe und die werden dann oft genug nicht gehört - vom Thema Koordination Militär und Politik mal ganz abgesehen.
Rentsch hat zumindest die Demut zuzugeben, daß er besiegt wurde. Was bei den COINies und Werwölfen irgendwo oft fehlt...
Wen wunderts? Erstere haben ja ein weiter bestehendes politisches Interesse an entsprechender Selbstdarstellung und letztere hatten schlicht nie die publizistische Gelegenheit, ihr Scheitern "öffentlich" einzugestehen.
Um den interessanten Beitrag mal ein bisschen zu kapern, gibt es denn (aktuelle) englischsprachige Bücher die ihr empfehlen würdet?
Aus meiner Warte lobenswerterweise haben mittlerweile alle Seiten erkannt, dass die handwerklichen Aspekte am Besten von den jeweiligen Spezialisten erlernt werden. Sprich man hat heute gar nicht mehr den großen Guerilla-Leitfaden, in dem alles doch nur angerissen wird, sondern nutzt für die einzelnen Themen spezialisierte Fachliteratur.
Da kann ich dir eine kleine Liste machen, die hat dann aber mit dem Thema Guerilla an sich aus genau diesem Grund nichts mehr zu tun.
Und als Rollenspielrecherche ist das für die meisten Zwecke viel zu praxisbezogen.
Besser sieht es bei den abstrakteren Betrachtungen und "lessons learned" aus - da muss man aber auch immer schauen, was man von wem für bare Münze nimmt.
Wenn es nicht gerade hohe Theorie in Richtung Genfer Konvention, internationales Recht usw. sein soll und auch nicht die "reine", abstrakte Lehre, dann fährt man mit Erfahrungsberichten, Autobiographien und Ähnlichem mMn deutlich am Besten.
Die muss man aber eben bewerten und schauen, was man da für sich rausziehen kann.
Auch hier wieder: Liste möglich, aber da steht dann zumindest bei meinen unmittelbaren Empfehlungen so gut wie nirgends mehr was in der Art "Gedanken zur Guerillakriegsführung" o.Ä. drauf.
Schön vorgekaut alles auf einem Fleck gibts auch auf Englisch nicht.