Zwei Typen halten sich gegenseitig die Knarre an die Birne. Einer drückt ab. Wie läuft das im Kampf ab?
Halt-Stop-Moment-Auszeit
Wo kommt das denn her, sprich wie ist diese Situation überhaupt entstanden und wer will da was erreichen?
Der im Film so oft bemühte Mexican Standoff ist leider meistens komplett sinnlos und selbst wenn er geschickt aufgezogen ist, folgt er immer noch narrativen/dramatischen Prinzipien. Damit ist ein simulationistisches Regelwerk als gedankliche Grundlage hier zum Scheitern verurteilt.
Bei Licht betrachtet ist eine der Grundvoraussetzungen für das Entstehen dieser Situation, dass zunächst
keiner der beiden schießen will. Wäre das anders, würde der eine natürlich zuerst (weil als einziger) schießen und fertig. Sollte es danach noch nötig sein oder wollen beide von Anfang an schießen, greifen die regulären Kampfregeln.
Man hat also entweder ein Willensduell, bei dem einer der beiden klein bei gibt und gar nicht geschossen wird oder ein Willensduell, das einer der beiden verliert und sich dann zum Schießen "gezwungen" sieht, um nicht als Verlierer dazustehen.
Funktional ist letzteres aber in dem Moment wieder das Gleiche wie oben: Einer will nicht schießen (warum auch, er hat ja gerade erfolgreich den anderen eingeschüchtert...) und der andere entscheidet sich dafür.
Das kann man z.B. über eine Variation der angesprochenen Mind Games-Option aus MA für den Gewinner des Willensduells noch irgendwie vorteilhaft gestalten - da muss einem dann aber auch klar sein, dass man da wieder übelsten Hollywood-Tropen folgt und das aus einer entsprechend cinematischen Perspektive sehen muss (wo dann wie gesagt die Frage nach Basic Speed u.Ä. nicht so wirklich was verloren hat).
Will man das auch nur ansatzweise realistisch aufziehen, findet das in der Form schlicht nicht statt. Warum sollte man warten, bis der andere beginnt abzudrücken - davon abgesehen, dass man das im Leben nicht rechtzeitig sieht und reagieren kann, wenn der andere durchzieht und nicht zögerlich am Abzug rumeiert? Es gibt keinen taktischen, moralischen oder juristischen Grund dafür.
Die einzige Variante, wie das halbwegs ins Leben passt, ist mit einem Unbewaffneten, der sich durch Labern, Einschüchtern etc. pp. eine Gelegenheit schaffen will, den anderen zu entwaffnen. Aber auch der ergreift damit ja die Initiative und wartet gerade nicht, bis der andere
anfängt zu schießen - nochmal: dieser Zeitraum ist so kurz, dass das überhaupt keinen Sinn ergibt.
Kurz:
Sind beide bewaffnet, schießt man tunlichst zuerst oder entscheidet sich dagegen und muss dann eben fressen, was der andere möglicherweise austeilt.