Das Zeit/Logistik-Problem ist das eine. Ich habe da Online-Runden auch nicht wirklich als die Lösung empfunden. Für mich ging es eher darum, habe ich es überhaupt in mir, mich jetzt und hier auf Rollenspiel einzulassen, hier bei der Sache und voll da und kreativ zu sein, oder bin ich einfach zu platt und spuken mir zu viele Dinge im Kopf rum? Das war, als die Kinder sehr klein waren, leider wirklich so, seit unsere Jüngste 3 ist, geht es wieder etwas besser, momentan habe ich zwei Runden mit jeweils monatlichem Rhythmus, toi toi toi. Aber auch sonst bin ich zum Tanelorn-Treffen immerhin noch gefahren, und habe ständig übers Hobby geredet. Also nicht wirklich das vom OP beschriebene Phänomen.
Dann habe ich da noch die Leute, mit denen ich früher gezockt haben, wie jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn wir uns sehen, sagen: "Wir müssen mal wieder Rollenspiel spielen." Und ich antworte dann, leidgeprüft: "Klar, gerne, melde dich mal, wir machen dann was aus." Und dann kommt natürlich nix. Und dann erzählt mir der eine, er lernt jetzt Kitesurfen. Da geht's dann halt einfach um Prioritäten. Aber mit denen kann ich, wenn wir irgendwo mit nem Bier in der Hand sitzen, den ganzen Abend über die "gute alte Zeit" und die Runden, die wir gespielt haben, abnerden, und die fangen auch jedes Mal davon an, die brauchen nicht mal ein Rollenspielregal als Aufhänger. Da geht es dann eher mir so, dass ich mir auf die Zunge beißen muss, weil für die halt vor 20 Jahren die Rollenspiel-Zeit stehengeblieben ist.
Und dann gibt es noch die letzte Kategorie, diejenigen, die dem Rollenspiel entwachsen sind. Die einfach irgendwann, keine Ahnung, zu cool geworden sind, um sich an einen Tisch zu setzen und so zu tun, als wären sie ein Zwerg oder ein Vampir. Denen die Fähigkeit abhandengekommen ist, zu phantasieren, oder die das wenigstens nicht mehr mit anderen teilen, die das vielleicht sogar peinlich berührt. Meine Datenbasis ist sehr, sehr dünn, aber diejenigen Fälle, die ich kenne, sind Leute, denen ihre Karriere, ihr gesellschaftlicher Aufstieg oder ihr Erfolg bei Frauen sehr wichtig waren. Möglicherweise war es da dann einfach nicht zuträglich, sich als Rollenspieler zu identifizieren.