Autor Thema: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.  (Gelesen 19308 mal)

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Offline D. M_Athair

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #100 am: 27.06.2018 | 15:44 »
So sehe ich das auch, es liegt in der Regel nicht an mangelnder Zeit. Die Ausrede hört man bei so ziemlich jedem Hobby.
Stimmt. Jede und jeder hat 24 Stunden pro Tag. Das ist bei allen gleich. Wie die Zeit gefüllt wird und was da wichtig ist, ist individuell zu entscheiden. Natürlich gibt es Verpflichtungen, die allgemein als wichtiger zu bewerten sind als Rollenspiel.

"Keine Zeit" heißt immer: "Ich will mir die dafür nötige Zeit nicht nehmen."
Am Ende geht's immer um die Frage: "Was soll in meinem Leben welche Rolle spielen?" Ein Hobby wie Rollenspiel gehört in diese Rechnung.
Es ist auch legitim zu sagen: Rollenspiel ist mir nicht (mehr) wichtig genug, um dafür Zeit aufzuwenden. Was nervt ist eher, das Jammern: "Ich wollte ja, aber ich kann nicht." Da kann man nur drauf sagen: "Sei ehrlich und krieg deine Prioritäten sortiert!"


So richtig motiviert ihr mich hier nicht Papa zu werden.
Muss ja auch nicht. Soweit ich das beurteilen kann, ist es wunderschön, bringt nochmal ne ganz eigene Weiterentwicklung der Persönlichkeit mit sich, heißt aber auch viel Verantwortung. Es ist eh ratsam vor der Reproduktion seine persönlichen "Themen" auf der Kette zu haben. Wenn nicht sind die Chancen groß, dass man sie an die Kinder weitergibt und die dann therapeutische Behandlung nötig haben/hätten (vgl. Alice Miller - Das Drama des begabten Kindes).
Am Ende ist es aber trotzdem so, dass sich Elternschaft lohnt, dass sie auch leicht und schön sein darf. Wenn es nicht so wäre, dann würden sich viel mehr Leute dagegen entscheiden. (Denn seien wir ehrlich: Das Problem, dass unsere Spezies durch Reproduktionsmangel untergehen wird, werden wir auf absehbare Zeit nicht haben.)
« Letzte Änderung: 27.06.2018 | 20:55 von D. Athair »
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Luxferre

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #101 am: 27.06.2018 | 15:52 »
Für mich kristallisierte sich zunehmend heraus, dass es sich deutlich besser spielt, wenn die Väter/Mütter weg von zu Hause sind, ergo nicht in Kindernähe spielen. Wir hatten teilweise Momente, wo der kindliche Lärmpegel an der Grenze des Erträglichen war. Leider waren die dazugehörigen Eltern eher von der Sorte: bei mir oder gar nicht, müsst ihr halt wissen. (erzählte ich schon von meiner Aversion gegen passiv-aggressives Verhalten im Freundeskreis?)
Das waren so Situationen, wo die Tochter geschlagene 90min mit einem Bleistift Würfel in einem Plastikbecher umgerührt hat. Neunzig. Minuten.
Oder die andere Familie, wo die Tochter 3 Stunden lang richtig Terz veranstaltet hat, weil ihr es nciht passte, dass die Eltern Besuch im Hause haben.
Oder der eine Sohnemann, der plötzlich bitterlich anfing zu weinen, weil der SL ein Kampfgeschehen beschrieb und irgendjemand gestorben ist.
Oder ... oder ... oder ...
Es ist für die Eltern sicherlich um einiges stressiger und sicherlich unangenehm. Das möchte ich unbedingt loswerden.
Für die anderen Spieler aber auch.
Daher: auswärtig spielen oder auswärtig Kinder verhaften  :d (an der Raststätte anbinden empfiehlt sich übrigens nicht)
Damit mache ich die besten Erfahrungen.

Und jetzt die Krönung: meine Frau (wir sind in der groben Kinderplanung) hat von sich aus gesagt, dass sie mir gern ein oder zweimal im Monat für einen Tag (wochenends) den Rücken für mein Hobby freihalten wird. Das war ... <3

Offline First Orko

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #102 am: 27.06.2018 | 16:15 »
Ich muss hier mal kurz ne Lanze brechen: Wir haben vor ein paar Wochen das erste mal seit laaanger Zeit (>10 Jahre) mit der alten Gruppe gespielt. Außer mir: Allesamt Väter (vier an der Zahl). Gastgeber: Vater mit 2 Kindern, beide oben im Bett und die ganze Nacht ruhig (bis um 6:30, da ich ebenfalls da übernachtet hab war also für mich auch kein Ausschlafen angesagt ;)).
Das Ganze hat von "Ey wir müssten mal wieder ne Runde DSA zusammen zocken" bis zur Ausführung allerdings auch 3 Monate gedauert. Aber der nächste Termin ging umso schneller.

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Offline bolverk

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #103 am: 27.06.2018 | 16:34 »
Das waren so Situationen, wo die Tochter geschlagene 90min mit einem Bleistift Würfel in einem Plastikbecher umgerührt hat. Neunzig. Minuten.
Das klingt doch super. Neunzig Minuten der Selbstbespaßung kann ich von meinem Zweijährigen nicht erwarten. ;D :P

Bei uns läuft es so:
Wir treffen uns wöchentlich, jeden Freitagabend ab 8:00 Uhr, richtiges Spielen ist aber tatsächlich erst möglich, wenn der Schnurpsel im Bett liegt und schläft, was in Einzelfällen auch schon mal bis 22:00 Uhr dauern kann. Dummerweise herrscht gerade eine Nur-Papa-darf-mich-ins-Bett-bringen-Phase, was doppelt blöd ist, weil ich gewöhnlich den Spielleiter gebe. Das Fremdübernachten haben wir noch nicht geprobt (meine Eltern wohnen 50m Luftlinie entfernt, das ist also nicht das Problem) und bei einem anderen Spieler spielen bedeutet natürlich, dass ein Elternteil zu Hause beim Kind bleibt. Meine Frau hat schon angeboten, die Gruppe zu verlassen um die Kinderversorgung zu übernehmen, aber meine wirklich toleranten Spieler wollten das keinesfalls zulassen, auch weil ihr Haudrauf-Charakter wirklich gebraucht wird.

Wir haben übrigens auch eine einjährige, kinderbedingte Spielpause eingelegt, während der ich gedanklich schon mal mit dem Rollenspiel abgeschlossen hatte - zumindest für die nächsten Jahre. Der Nichtspieler-Leidensdruck war dann allerdings doch zu groß. Vorher haben wir uns alle vierzehn Tage Samstags zum späten Frühstück getroffen und bis spät in die Nacht hinein gespielt. Die allgemeine Spielzeit ist also deutlich zusammengedampft, aber immerhin treffen wir uns momentan wirklich regelmäßig und kommen auch Stück für Stück voran. Man kann das also unter einen Hut bringen, braucht aber, wie gesagt, dickfellige Spieler/Partner.
« Letzte Änderung: 27.06.2018 | 16:52 von bolverk »
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Offline KhornedBeef

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #104 am: 27.06.2018 | 16:55 »
Ich nehme aus all dem hier mit, dass ich goldrichtig damit liege, weder nicht-jugendfreie Schauer-Atmosphären-Kammerspiele a la CoC noch buchhalterisch-mental fordernde Blutschinken, bei denen ein vergessenes Talent nachher den knappen Sieg wegen Dopings disqualifiziert, in mein Regal zu stellen, sondern so etwas wie Fate, wo eh immer mal was auf der Metaebene diskutiert wird und die Hälfte der Aspekte auf dem Tisch liegen darf. Ich prognostiziere: Ich werde keiner von diesen Ex-Rollenspielern !
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Offline Weltengeist

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #105 am: 27.06.2018 | 17:02 »
Also nur mal zur Klarstellung: Ich bin Papa. Und ich habe die ganze Zeit über gespielt, auch als der Kleine noch sehr klein war (und er war damals einer von der stressigen Sorte, ganz besonders abends/nachts). Geht tatsächlich. Wie oben gesagt wurde: Man muss seine Zeit managen, sich mit dem Partner (m/w) absprechen und auch mal Kompromisse machen. Aber es geht.
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Luxferre

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #106 am: 27.06.2018 | 20:26 »
Also nur mal zur Klarstellung: Ich bin Papa. Und ich habe die ganze Zeit über gespielt, auch als der Kleine noch sehr klein war (und er war damals einer von der stressigen Sorte, ganz besonders abends/nachts). Geht tatsächlich. Wie oben gesagt wurde: Man muss seine Zeit managen, sich mit dem Partner (m/w) absprechen und auch mal Kompromisse machen. Aber es geht.

Dazu sind nicht alle bereit. Nicht alle rollenspielenden Väter. Nicht alle alleinaufpassenden Frauen. Nicht alle Kids spielen mit.
Wenn Papa im Keller Rollenspiele spielt, dann kann das liebe Kind doch mal von Muddern ins Bett gebracht werden, oder? Ich erlebte das so, dass dann -und zwar genau DANN!- vom Kind so ein Zinnober veranstaltet wird, dass a) Papa ins Bettchen bringt und b) die restliche Truppe bis zu anderthalb Stunden ohne den SL im Keller rumdümpelt. Tatsachengeschichte.

Ein anderer Vater aus meinem Freundeskreis (Listir, Du bist gemeint!) organisiert das so, dass sein Kind an den seltenen Rollenspieltagen mit Muddern ausm Haus ist. Das finde ich richtig knorke. Von ihm, dem als Vollblutvater sicherlich das Herz blutet ... und von seiner Frau, die ihm mal eben einen ganzen Tag schenkt. Klasse. Danke  :d

Luxferre

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #107 am: 27.06.2018 | 20:27 »
Ich finde es übrigens toll, dass dieses Reizthema sehr sachlich diskutiert wird und sich die werten Väter von Kritik nicht angefasst zeigen  :headbang:

Offline Lord Verminaard

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #108 am: 27.06.2018 | 22:22 »
Es gilt ja übrigens generell für den Freundeskreis und die Freizeitaktivitäten: Wenn man Kinder kriegt, gibt es zwei Sorten von kinderlosen Freunden. Die, die sich dafür interessieren, wie sich dein Leben verändert, und die bereit sind, dir auf halbem Wege entgegen zu kommen. Und die, die dazu keinen Bezug haben und die letztendlich davon ausgehen, dass die gemeinsamen Aktivitäten mehr oder weniger in derselben Weise stattfinden wie bisher, und dass du in der Bringschuld bist, das zu ermöglichen. Ich muss gestehen, dass ich, als ich noch keine Kinder hatte, auch eher zur letzteren Sorte gehörte, ich hatte auch einfach keine besonders gute Vorstellung davon, wie das für die Eltern ist, zumal einige meiner Freunde deutlich früher Kinder gekriegt haben, als ich. Und als wir dann selber Eltern wurden, gab es definitiv eine ganze Reihe von Leuten, die einfach aus unserem Leben verschwunden sind, nachdem wir dann bei drei, vier Anlässen nicht erschienen waren. Die haben vermutlich auch bei sich gedacht, war denen wohl nicht wichtig genug, und waren enttäuscht. Ganz fair ist das aber nicht.

Und das gilt natürlich auch fürs Rollenspiel. Wenn jemand, der gerade ein Kind bekommen hat, es ermöglicht, genauso wie vorher an einer Rollenspielrunde teilzunehmen, dann geht das nur unter deutlich erhöhten Anstrengungen und Zumutungen, die auch im Zweifel nicht der Mitspieler allein, sondern die ganze junge Familie trägt, während der Rest der Gruppe sich null anstrengt und nichts zumutet. Ich finde es ehrlich gesagt weder für das junge Elternteil, noch für den Rest der Spielrunde eine besondere Auszeichnung, wenn das so abläuft. Sind ja auch ein paar Beispiele in diesem Thread genannt worden, wie es anders geht.
« Letzte Änderung: 27.06.2018 | 22:24 von Lord Verminaard »
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Offline TaintedMirror

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #109 am: 27.06.2018 | 22:27 »
Das klngt hier tatsächlich schon nach Traumzuständen. Sowas würde ich tatsächlich bei mir nicht schaffen. Meine Frau hat schon genug Probleme, wenn ich wegen Fortbildung oder Nachtschicht aus dem haus muss und sie die beiden Kleinen allein am leben halten muss. Da mir jetzt noch regelmäßig heraus zu nehmen, mich mit Leuten zu treffen, würde wohl den Rahmen sprengen. Zu mir einladen ist aufgrund der kleinen Wohnungsgröße auch nicht möglich (mal von den sehr meckrigen Nachbarn abgesehen), könnten die Kiddies da wohl nicht schlafen. Online bekomm ich jedoch gut hin, zumindest seit die Kleinen einen einigermaßen regelmäßigen Einschlaftermin haben. Ist halt auch einfacher, da schonmal die Wegezeiten wegfallen und man leichter auch mal Pause machen kann. Plus Leute, die in zeitlicher Nähe noch einen Termin haben, können einfacher nebenher einsteigen. Ist freilich nicht das selbse, aber schlecht ist es auch nicht und man hat ein paar kleinere Vorteile auch während des Spielens, wie etwa Makros oder Regeln als pdfs zu haben.

Offline Caranthir

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #110 am: 27.06.2018 | 22:30 »
Und als wir dann selber Eltern wurden, gab es definitiv eine ganze Reihe von Leuten, die einfach aus unserem Leben verschwunden sind, nachdem wir dann bei drei, vier Anlässen nicht erschienen waren. Die haben vermutlich auch bei sich gedacht, war denen wohl nicht wichtig genug, und waren enttäuscht. Ganz fair ist das aber nicht.

Natürlich ist erstmal der in der Bringschuld, der weniger Zeit hat. Wenn ich ständig derjenige bin, der neue Termine vorschlägt und von der anderen Seite nicht viel kommt, darf man sich nicht wundern, wenn ich meine Freizeit mit Leuten verbringe, die Zeit haben. Das ist schade, ist aber so.

Ich verstehe die Spieler mit Kindern, gar keine Frage oder Kritik. Aber sie sind es doch, die keine Zeit haben. Sagst du mir dreimal hintereinander ab, erwarte ich, dass du als nächstes mit einem Vorschlag kommst, wann wir uns mal treffen könnten. Leute ohne Kinder haben auch ein Leben neben den Hobbys und Freunden, das man respektieren darf.
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Offline felixs

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #111 am: 27.06.2018 | 22:45 »
Das ist vielleicht ein wenig sehr offensichtlich - aber es hilft, über sowas zu sprechen.

Wenn man Gründe hat, aus denen Planung schwierig ist, dann ist es immer gut, dass möglichst realistisch zu kommunizieren.

Ich bin in meinen Spielfreundeskreisen fast der einzige mit ohne Kinder (bin ich übrigens froh drüber, wäre nichts für mich). Frustfreie Zeitabsprachen funktionieren dann, wenn jeder sagt was er gern hätte und man dann sieht, was man realistisch hinbekommt. Manche Leute sieht man dann eben seltener, als man gern würde. Denke, das kann später wieder besser werden.
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Offline Rhylthar

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #112 am: 27.06.2018 | 23:28 »
Zitat
Wenn Papa im Keller Rollenspiele spielt, dann kann das liebe Kind doch mal von Muddern ins Bett gebracht werden, oder? Ich erlebte das so, dass dann -und zwar genau DANN!- vom Kind so ein Zinnober veranstaltet wird, dass a) Papa ins Bettchen bringt und b) die restliche Truppe bis zu anderthalb Stunden ohne den SL im Keller rumdümpelt. Tatsachengeschichte.
Könnte bei mir auch hier passieren. Und auf Klo (oben) müsste wohl auch mal einer.  ^-^

@ Caranthir:
Auch als Vater bin ich da ganz bei Dir. Ich möchte eben nicht der sein, der immer absagt. Weil ich es muss, nicht, weil ich nicht spielen will. Habe auch damals eine Runde aufgegeben (aus anderen Gründen), einfach, weil ich eben nicht mehr "100 %" geben konnte und dies sowohl für mich unbefriedigend war und ich es als unfair empfand, ständig absagen zu müssen.

Und noch ein Nachtrag zum Faktor Freizeit:
Freizeit habe ich durchaus genug bzw. kann sie mir freischaufeln. Wer hat noch Di./Mi. um 12:00 Feierabend und hat Lust, bis ca. 18:00 Uhr zu spielen?  ;)
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Issi

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #113 am: 28.06.2018 | 06:09 »
Naja Rollenspiel ist, so schön es auch sein mag, ein unglaublicher Zeitfresser.
Das ist nichts, was man mal schnell irgendwo reinschieben kann, wie eine Stunde Tennisspielen, Joggen, Fußball spielen whatever. Unter drei Stunden lohnt es sich manchmal gar nicht.
Weshalb das Wochenende als Termin oft einfach näher liegt.
Wenn der Partner das Hobby teilt, ist es idR. leichter, weil man dann an den freien Tagen zumindest Zeit zusammen verbringt, und dazu noch einen gemeinsamen Freundeskreis pflegt.
Ist das nicht der Fall, dann muss das der Partner (Kinder/Familie) mittragen wollen.
Das ist nicht immer selbstverständlich so, und gilt es vermutlich zu akzeptieren und zu respektieren.
Der innere Kreis kommt idR. zuerst. -Und das sind im Zweifelsfall nicht die Kumpels und Freunde.

Offline Caranthir

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #114 am: 28.06.2018 | 07:24 »
@ Caranthir:
Auch als Vater bin ich da ganz bei Dir. Ich möchte eben nicht der sein, der immer absagt. Weil ich es muss, nicht, weil ich nicht spielen will. Habe auch damals eine Runde aufgegeben (aus anderen Gründen), einfach, weil ich eben nicht mehr "100 %" geben konnte und dies sowohl für mich unbefriedigend war und ich es als unfair empfand, ständig absagen zu müssen.

Wenn du das so klar kommunizierst, ist das ja auch kein Problem, das würde ich so auch nachvollziehen können. Was mich ein wenig emotionaler werden ließ  ;), war die Aussage, dass Spieler ohne Kinder das oft nicht verstehen würden und sich abwenden. Nach meiner Erfahrung waren es bisher leider immer die Spieler mit Kindern, die sich von mir und meinen Runden abwendeten. Frage ich nach und es kommt null Reaktion oder eben die Antwort "Keine Zeit mehr", ist die Sache für mich geklärt.

Sonst würde ich schon immer wieder versuchen, auch mit Leuten, die weniger Zeit haben, Termine zu finden. Aber eben nicht auf Kosten meiner Nerven  ;)
« Letzte Änderung: 28.06.2018 | 07:58 von Caranthir »
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Offline Lord Verminaard

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #115 am: 28.06.2018 | 08:46 »
Natürlich ist erstmal der in der Bringschuld, der weniger Zeit hat. Wenn ich ständig derjenige bin, der neue Termine vorschlägt und von der anderen Seite nicht viel kommt, darf man sich nicht wundern, wenn ich meine Freizeit mit Leuten verbringe, die Zeit haben. Das ist schade, ist aber so.

Ich verstehe die Spieler mit Kindern, gar keine Frage oder Kritik. Aber sie sind es doch, die keine Zeit haben.

Sie sind es, die keine Möglichkeit haben, ins Kino zu gehen. Oder spät abends bis nachts in Clubs feiern zu gehen. Und wenn das eben vorher das war, was man im Wesentlichen zusammen unternommen hat, und die jungen Eltern da dann wegbleiben, dann stellt sich halt die Frage, war nur das die Grundlage der Freundschaft? Oder sind Freunde bereit, an nem Samstagnachmittag zu uns zu Besuch zu kommen, auch wenn das mit nem schreienden Baby dann ziemlich unentspannt sein kann? Bei uns gab es ein paar wenige von den letzteren, und viele von den ersteren.

Oder um beim Rollenspiel zu bleiben. Als der erste Mitspieler Vater wurde, war ich noch Student. Die anderen haben teilweise gearbeitet aber hatten alle keine Kinder. Überlicherweise haben wir am Wochenende gespielt und dann bis 2, 3 Uhr nachts. Unser Mitspieler hatte uns mehrfach gebeten, früher Schluss zu machen, weil er es einfach nicht packt, so lange zu spielen. Aber wir hatten damals nicht sehr viel Verständnis dafür, und wenn es dann um Mitternacht, wo er eigentlich gesagt hatte, dass er allerspätestens los möchte, gerade spannend war, dann wurde er von allen Seiten gedrängt ("diese Szene noch") und dann war es meistens doch 1 Uhr, bis er los kam. Da ist er dann irgendwann ausgestiegen und heute verstehe ich das sehr gut. Heute enden meine regulären Runden zwischen 22 und 23 Uhr und selbst auf dem Tanelorn-Treffen versuche ich, vor Mitternacht fertig zu sein.
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Offline D. M_Athair

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #116 am: 28.06.2018 | 08:56 »
Und als wir dann selber Eltern wurden, gab es definitiv eine ganze Reihe von Leuten, die einfach aus unserem Leben verschwunden sind, nachdem wir dann bei drei, vier Anlässen nicht erschienen waren. Die haben vermutlich auch bei sich gedacht, war denen wohl nicht wichtig genug, und waren enttäuscht. Ganz fair ist das aber nicht.
Warum sollte das "nicht ganz fair" sein?
Durch Partnerschaft und v.a. Kinder verändern sich Beziehungen zu Freunden, Geschwistern, ... Die Ressourcen, die alten Beziehungen so zu pflegen wie zuvor, sind nicht gegeben. Dass das nicht alle Leute mittragen können und wollen, finde ich normal. Insofern: Wenn Du lieber in die Beziehung zu Partner/Partnerin und v.a. Kinder (die mehr als alle anderen ein Recht darauf haben, dass ihre Bedürfnisse gestillt werden) investierst und damit die Wertigkeit von Freundschaften etc. verringerst, dann ist es völlig legitim, dass Freunde zu diesen neuen Bedingungen diese Freundschaft nicht aufrecht erhalten wollen oder können. Ganz normaler "trade off". Nichts daran ist unfair.

Soll heißen: Wenn sich Lebensbedingungen verändern müssen Beziehungen neu ausgehandelt werden. Das kann gelingen, muss aber nicht. Es gehen auch viele Beziehungen über der Situation "schwer krankes Kind" kaputt, weil unter den Bedingungen die Partnerschaft für einen Teil "nicht genug" ist. So ist das Leben.

Für Rollenspiel gelten dieselben sozialen Regeln wie für alles andere.
Verfügbarkeit ist ein zentrales Kriterium.
« Letzte Änderung: 28.06.2018 | 09:05 von D. Athair »
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Offline Issi

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #117 am: 28.06.2018 | 09:11 »
Naja es gibt Menschen mit denen macht man zusammen  Rollenspiel .Und es gibt Menschen mit denen macht man auch abseits vom Spieltisch Unternehmungen. Oder tauscht sich aus. Weil es um den Menschen selbst geht, nicht nur ums Spielen.
Ich habe Lord V. jetzt so verstanden, dass er dachte erste Sorte wäre auch zweite. Was aber nicht der Fall war.
Das enttäuscht vielleicht ein Wenig.
Man hat sich getäuscht.
Unfair ist vielleicht das falsche Wort.
Enttäuschung trifft es vermutlich besser.

Edit.
Bin ich mit jmd befreundet, weil ich ihn als Mensch mag und schätze? (Egal ob man sich nur ein paar mal im Jahr sieht)
Oder gründet diese Freundschaft alleine darauf, dass man das gleiche Hobby teilt?
(Fällt das Hobby weg, dann auch der Kontakt)
« Letzte Änderung: 28.06.2018 | 09:23 von Issi »

Offline First Orko

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #118 am: 28.06.2018 | 09:25 »
Die Frage ist halt: Hab ich Freunde, mit denen ich auch Rollenspiel betreibe - oder habe ich Freunde UND Leute fürs Rollenspiel.
Ich bin ganz froh, dass es in meinem Rollenspiel-Bekannten/Freundeskreis um ein Miteinander geht und man versucht, _gemeinsame_ Lösungen zu finden für veränderte Situationen und plörtlich auftretende Schwierigkeiten bei Zeitplanung usw. angeht - auch wenn dabei eine Seite deutlich mehr zurückstecken muss als die andere. Weil man weiß, was man aneinander hat. Das geht natürlich gut, wenn es über die reine Spielzeit hinaus Bindungen gibt.

Deshalb bin ich auch sehr irritiert, wenn ich hier von Businesskasper-Sprech wie "Trad-Off" (immerhhin in Anführungszeichen  ;)) und Neuverhandlungen über Zeiteinheiten etc. lese. Aber vielleicht ist das auch ein Auswuchs unserer Zeit: Das "Managen" von Freizeit. Ich versuche, sowas so gut es geht zu minimieren* und dabei so flexibel wie möglich zu bleiben - ohne Kinder kann man sich das eher leisten also warum nicht?

Ich bin da also grundsätzlich bei Vermi und denke, dass man schon ein bißchen auf veränderte Lebensumstände eingehen kann, wenn man selbst halt weniger bindende Verpflichtungen als Schichtarbeit und/oder Kind hat. Und das ist auch nicht einseitig, man hat ja im Zweifel was davon: Zeit mit wertvollen Menschen zu verbringen.

Wenn mein Gegenüber seine Kosten-Nutzen-Rechnung anders aufstellt: Sei's drum. Dann ist es aber auch tendenziell weniger schade, wenn derjenige dann raus ist.

*Natürlich teilt jeder irgendwie seine Zeit ein. Aber zwischen fixen Planungen von Zeitslots auf Monate und einer lockeren Wochenplanung ist doch noch ein Unterschied!

EDIT: Issi war dank Ninja-Edit schneller  ;D
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Offline Lord Verminaard

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #119 am: 28.06.2018 | 09:37 »
Warum sollte das "nicht ganz fair" sein?

Weil dadurch mir allein die Schuld am Ende der Freundschaft zugewiesen ist. Die Logik ist, wenn er unbedingt Kinder haben will, ist das ja sein Problem, bei mir hat sich ja nichts geändert, er ist es, der ja unbedingt sein Leben verändern musste, warum sollte ich mich in irgend einer Form darauf einstellen müssen? Sieht man ja auch schon an den Antworten hier, dass das die gängige Reaktion ist. Ist übrigens bei beruflichen Veränderungen genau die gleiche Reaktion und genau so wenig fair.

Ich habe das ja früher ganz genau so gesehen und gehandhabt, habe ich ja auch geschrieben. Aber wenn ich heute noch mal die Chance hätte, würde ich versuchen, es anders zu machen. Eben versuchen, den anderen auf halbem Weg entgegen zu kommen. Wenn sich das dann als fauler Kompromiss erweist, der keinem was bringt, okay, dann muss man eben noch mal neu denken. Aber früher habe ich es nicht einmal versucht, sondern, genau wie das hier jetzt auch anklingt, gedacht, "nicht mein Problem", und dann, schlimmer, war ich enttäuscht von den anderen, denen mit dem Kind, denen mit dem verantwortungsvollen Job. Und dieses Enttäuschtsein, das ist sehr selbstgerecht und, wie ich schrieb, nicht fair. Jedenfalls dann nicht, wenn der andere durchaus noch Interesse an der Freundschaft zeigt, man selber nur keine Lust hat, sich den geänderten Umständen in irgend einer Weise anzupassen.

Ich hatte z.B. mal Rollenspielfreunde für ein Wochenende eingeladen. Die trafen um 17 Uhr an einem Freitag ein. Ich hatte gehofft, dann Feierabend machen zu können. Ich hatte aber einen Job mit Verantwortung, und es war dann etwas, das an dem Tag noch fertig werden musste, also gelang es mir erst um 18 Uhr, Feierabend zu machen. Einer meiner Freunde war darüber furchtbar angepisst.

Ein anderer Freund gefiel sich in der Rolle des "schlechten Einflusses", der die Väter in seinem Freundeskreis dann am Samstag zum Feiern mitschleppte und sie überredete, länger zu bleiben und mehr zu trinken, als sie eigentlich wollten. Erzählte das ganz selbstgefällig und voller Stolz. Und während er dann gegen mittag am Sonntag aufstand, sich ein Katerfrühstück machte und sich dann wieder auf die Couch legte, dachte er recht wenig darüber nach, dass die besagten Väter um 6:30 von ihren Kindern geweckt wurden und am Montag wieder arbeiten mussten. Wenn aber jemand sich nicht so leicht überreden ließ, wenig trank und früh nach Hause ging, dann sagte er nicht: "Naja, schön dass er es möglich gemacht hat, dabei zu sein." Sondern er sagte: "Bah, mit dem ist echt nichts mehr los, seit er Kinder hat."
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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #120 am: 28.06.2018 | 09:48 »
Hach Vermi, das sind extrem weise Worte. Das hast Du toll zusammengefasst. Herzlichen Dank dafür.

Offline Boba Fett

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #121 am: 28.06.2018 | 09:59 »
@Vermi:
Das ist mir zum Glück nicht wirklich passiert, abgesehen von den Rollenspielern, die jetzt zu bequem geworden sind, aber da bedauere ich das "den Arsch nicht hochkriegen" und nicht, dass sie mir meine Lebenssituation zum Vorwurf machen...
Allerdings muss man sich - glaube ich - in der von Dir geschilderten Situation einfach mal fragen, wie gut (oder wie egoistisch) diese Freundschaften von der anderen Seite eigentlich waren.
Wenn Freundschaften nur zu einseitigen Bedingungen funktionieren (oder sogar existieren), dann sind sie zu hinterfragen. Und dann sollte man sich fragen, ob das früher nicht auch eher einseitige Dinger waren - bei denen man nur zufällig das Glück hatte, die Bedingungen leicht erfüllen zu können.
Die Schuldfrage dürfte sich damit schlicht umkehren.
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Offline Hotzenplot

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #122 am: 28.06.2018 | 10:28 »
Mangelnde Zeit durch Kinder sehe ich eher als Symptom an. Ein Symptom der Prioritätenverschiebung. Rollenspiel ist einen Platz nach unten gerutscht, denn das Kind steht an erster Stelle (sollte zumindest so sein). Die erste Zeit mit Kind ist eine Zeit der Neusortierung, unter anderem genau dieser Prioritäten. Was möchte ich in meiner noch übrigen Freizeit machen? Wofür möchten wir, möchte ich, noch Geld ausgeben? Wenn man strukturiert da rangeht, hat man ziemlich deutliche eine Liste vor sich. Wenn Rollenspiel immer noch relativ weit oben steht, sollte es kein Problem sein, es hinzubekommen.
Ich bin auch Vater seit 2014, dennoch leite ich leidenschaftlich gerne meine Kampagne weiter und bin derjenige mit den wenigsten Ausfällen und als SL wohl mit Abstand mit der meisten eingesetzten Energie und Zeit.
Erst war ich alleiniger Vater in der Runde, seit einem halben Jahr ungefähr ist ein Spielerpärchen auch in den Genuss der Elternschaft gekommen. Da sie beide spielen wollen, gestaltet sich das ganze da schon etwas schwieriger, aber das wird man sehen.

Keine Zeit mehr zu haben wegen Kind, ist, jedenfalls länger als die erste Zeit, eine Ausrede für mangelndes Zeitmanagement. Ausgehend von einem gesunden und gewissermaßen "normalen" Kind in einer durchschnittlichen Partnerschaft (alleinerziehend sieht das direkt ganz anders aus). Gerade, wenn von einem Kind die Rede ist. Meine Schwiegermutter mit 9 Kindern lacht sich jedes Mal kugelrund, wenn die klassischen 1,5-Kinder-Ehen vom Megastress mit ihrem Kind reden.
Ich habe mit Eltern in Rollenspielrunden (bei meiner alten Runden sind bis auf einen inzwischen alle Eltern) fast durchweg gute Erfahrungen.

Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und behaupten, dass wir (natürlich nicht alle, aber die meisten von uns) eher zu viel als zu wenig Freizeit haben (bzw. ohne Kinder hatten). Das führt dann auch dazu, dass viele Menschen ihre freie Zeit überhaupt nicht einteilen können. Spätestens mit der Elternzeit lernen viele Leute aber, diese geringer werdende freie Zeit zu verwalten und potenziell sinnvoller zu nutzen - wobei eine sinnvolle Nutzung auch bewusstes Gammeln sein kann. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.
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http://www.tanelorn.net/index.php?topic=91369.msg1896523#msg1896523

Ich habe die G7 in 10 Stunden geleitet! Ich habe Zeugen dafür!

Ich führe meinen Talion von Punin in der Borbaradkampagne im Rollenhörspiel
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Offline Isegrim

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #123 am: 28.06.2018 | 10:31 »
Ich hatte z.B. mal Rollenspielfreunde für ein Wochenende eingeladen. Die trafen um 17 Uhr an einem Freitag ein. Ich hatte gehofft, dann Feierabend machen zu können. Ich hatte aber einen Job mit Verantwortung, und es war dann etwas, das an dem Tag noch fertig werden musste, also gelang es mir erst um 18 Uhr, Feierabend zu machen. Einer meiner Freunde war darüber furchtbar angepisst.

Kann alles mal passieren. Sich allerdings hinzustellen und ob des eigenen, ach so wichtigen Jobs zu denken "Ist mir doch egal, wenn andere sich Zeit frei schauffeln. Über diese Zeit kann ich frei verfügen, weil ich ja ach so wichtig bin", ist mehr als selbstgerecht: Es ist arrogant.
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Offline D. M_Athair

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Re: Diese vielen Ex-Rollenspieler die keine Lust mehr drauf haben.
« Antwort #124 am: 28.06.2018 | 10:36 »
Weil dadurch mir allein die Schuld am Ende der Freundschaft zugewiesen ist.
OK. Verständlich.
Es hat halt zwei Seiten: Jede Beziehung ist ein Miteinander und beruht normalerweise darauf, dass jede.r die Zuneigung, Zeit, Anerkennung, Empathie, ... bekommt, die sie oder er braucht bzw. will. Das ist letztlich ein tragfähiger Kompromiss. Den herzustellen, dafür sind alle Seiten verantwortlich. Wenn die gute Beziehung - so wie sie besteht - dadurch aufgekündigt wird, dass wer nen Partner/ne Partnerin ins Spiel bringt oder noch krasser durch ein Kind, dann muss die Freundschaft neu ausgehandelt werden.
Und klar ist dir faktisch die Freundschaft weniger wert. Dein emotionales Investment geht ja nun vornehmlich in deine Familie. Ist völlig legitim. Ist ja dein Leben. Nur kann oder will das nicht jede Freundin, jeder Freund oder jede Rollenspielrunde mittragen.

Insofern: Deine Schuld ist den "status quo" aufgehoben zu haben (was bei anderen zu Enttäuschung führen kann).
Die gemeinsame Schuld ist, die Feundschaftsbeziehung nicht auf neue Füße stellen zu wollen oder können. Das schuldhafte Versagen liegt da meist viel eher auf Seiten der Nicht-Verpartnerten oder der Kinderlosen. Vielleicht auch, weil sie mit ihrer Enttäuschung nicht gut klar kommen. (Auch das ist enttäuschend.)
Es bleibt dabei: Ne Beziehung funktioniert nur dann, wenn alle das für einen tragfähigen Kompromiss Nötige einbringen.

Und dieses Enttäuschtsein, das ist sehr selbstgerecht (...)
Ist es. Sowohl bzgl. "wie konnte der nur den guten Status Quo" aufheben als auch in der Form von "wie kann er die Freundschaft nicht mehr wollen, nur weil ich jetzt Familie habe."

Es ist tragisch und bitter wenn Beziehungen sich nicht veränderten Lebensumständen anpassen können, aber Fakt ist, dass Anpassungsfähigkeit von Menschen unterschiedlich und nicht unendlich ist. Daran kann keine noch so gute Beziehung was ändern. Man kann es bloß versuchen und guten Willen zeigen. Ob es gelingt oder ob es überhaupt Chancen des Gelingens gibt, bleibt trotzdem offen.
(Viele Beziehungen halten auch z.B. eine langwierige schwere Krankheit eines der Partner oder das Leben mit einem schwer behindertes Kind nicht aus. Traurig, aber ist so.)


Die Schuldfrage dürfte sich damit schlicht umkehren.
Ich denke nicht. Selbst gesunde Beziehungen leben davon, dass alle beteiligten die emotionale Zuwendung bekommen, die sie wollen und brauchen. Wenn diese Gegenseitigkeit nicht mehr läuft - warum auch immer - dann ist eben Schluss. That's life.
« Letzte Änderung: 28.06.2018 | 10:40 von D. Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan