Autor Thema: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?  (Gelesen 3769 mal)

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Offline Zed

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #25 am: 5.07.2018 | 18:59 »
Da ist zu differenzieren, ich mach es so:

Nicht immer beschreiben ich als SL oder die Spieler die Gewalt explizit. Wenn's der Handlung, der Motivation oder der Feinheit des Erzählens dient - dann gerne.

Geringer Gewaltgrad
Hier beschreibe ich ausführlicher, denn auch geringe Gewalt soll in einer an Gewalt reichen Welt, wie Fantasywelten es sind, noch ihre Bedeutung erhalten.

Hoher Gewaltgrad
Hier halte ich mich mit Details zurück, ich will keinen Gewaltporno betreiben.

Groteske Gewalt der NSCs
Wird nicht ausgelassen, denn es bestätigt die Menschlichkeit der Spieler und sorgt für Schmunzler. Beispiele: Eine Begegnung mit dem Dämonenfürsten Orkus, der einem Kampf zusah und dabei eine Tüte Schädel verspeiste wie wir Popcorn. Aktuell steht die Gruppe einem amorphen Wesen gegenüber, das Kreaturen wie Handpuppen übernimmt, wenn Du verstehst, was ich meine. - Detaillierter will und muss ich bei meinen Spielern nicht werden.

Offline Fezzik

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #26 am: 5.07.2018 | 19:13 »
Also ich differenziere auch zwischen Spiel mit Leuten die ich nicht kenne (Con Gäste, Verein) und meiner Stammrunde.

Generell kommt von mir bei Finishing Hit mal ein "Ok, du tauchst unter seiner Deckung durch und dein Streithammer zerschmettert seinen Kopf..es mach splatsch !"
Insofern würd ich auch ganz Lapidar am Ort eines Massakers sagen:
"Auf dem Dorfplatz stinkt es nach Arsch und Leichen, etliche verbrannte liegen herum, ein paar wurden gepfählt." Das wars.
Wem war das jetzt zu hart ? (keine Ironie)

Auf Cons halte ich mich mit solchen Ausschmückungen mehr zurück, man weiß ja nie wie die Leute so drauf sind.

Ich selbst kann so ziemlich alles ab hab ich bisher festgestellt, also hab ich auch kein Problem wenn das so beschrieben wird.
Ich war ehrlich gesagt enttäuscht als ich Lover in the ice auf ner con gespielt habe und es confreundlich umgeschrieben war.

Mit neuen Leuten immer absprechen und lieber niedrigtourig fahren  :)
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Offline Camouflage

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #27 am: 5.07.2018 | 19:18 »
In der Praxis: Ich ziehe die Grenze da, wo sie der sensibelste Mitspieler zieht. Sowohl als Spieler als auch als Spielleiter. Niemand möchte oder sollte am Spieltisch mit Dingen konfrontiert werden, die sie/ihn emotional belasten oder sogar psychische Probleme triggern können.

Wo ich die Grenze für mich ziehe? Gar nicht.
Ich habe absolut kein Problem damit, Szenarien und/oder Charaktere (SC wie NSC) so brutal, grausam, menschenverachtend, blutrünstig oder pervers zu bauen, wie es zum gewählten Szenario passt. Und im Prinzip habe ich auch Spaß an sowas. Aber ich konfrontiere niemanden gegen seinen Willen damit, weil ich absolut verstehen kann, dass andere Leute sich sowas nicht anhören und/oder vorstellen wollen. Und wenn das bedeutet, daß Charaktere, Szenarien oder ganze Spielwelten ungespielt in der Zettelschublade verstauben, dann ist das halt so.

Und nur für die Akten: Ich habe auch absolut pazifistische oder zumindest ausgeprägt altruistisch geprägte Charaktere (auf wenn die dann meist mit dem Problem zu kämpfen haben, daß die Welt um sie herum das nicht ist). Ich reize also auch nicht zwangsläufig den gesteckten Rahmen tatsächlich aus.
« Letzte Änderung: 5.07.2018 | 19:19 von Camouflage »
Zitat
12. To beat your enemy, you must know him. 13. Your enemy is the highest authority on the topic of himself. 14. So listen when your enemy speaks, but do not credit his words. 15. Listening is a real bargain. 16. Credit is way overpriced.
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Offline Zurn

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #28 am: 5.07.2018 | 19:58 »
Es geht mir um dieses Handout, was ich als Zeitungsausschnitt deklariere.

Handout 1
(Zeitungsartikel)
90 Tote in Oświęcim
Ein schrecklicher Anschlag fand gestern in der polnischen Stadt Oświęcim (Ausschwitz) statt. Bei dem Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers starben 90 Jugendliche und junge, erwachsene Besucher aus Israel, welche die Geschichte und Orte Ihrer Ahnen erforschen wollten. Nachdem die Besuchergruppe in ein Gebäude geführt wurde, wo sich diverse Ausstellungsstücke befanden, wurden die Zugänge verriegelt und ein Gas ins Innere geleitet. Versuche die Türen aufzubrechen blieben erfolglos und alle eingeschlossenen Menschen starben. Eine andere Besuchergruppe sowie dessen Führer befanden sich derzeit am anderen Ende des Geländes und fanden auf dem Rückweg ein noch verschlossenes Gebäude vor. Bei dem Versuch die Türen zu öffnen strömte Gas aus und verletzte die Lungen des Museumsangestellten. Dieser befindet sich zur Zeit im naheliegenden Krankenhaus. Der Rest der Besuchergrupe entfernte sich schleunigst vom Gebäude und blieb weitestgehend unverletzt. Das austretende Gas verflüchtigte sich dann in der Luft. Der weitere Tathergang blieb bisher ungeklärt. Der Zentralrat der Juden ist entsetzt. Israel sendet Sonderermittler.


Dies hatte ich vorab geschickt: Die Reaktionen waren natürlich, das es sehr heftig ist, was da passiert ist. Einer meiner Spieler hatte auch schon in RL Ausschwitz besucht und meinte die Stimmung ist sehr düster. Ich persönlich kann mir gut vorstellen das man dort Gänsehaut bekommt.
Also nicht falsch verstehen, ich bin weder antisemitisch, noch rassistisch oder sonst etwas in der Art. Deswegen bin/war ich mir nicht sicher und frage so doof, wie sowas rüberkommt (für Unbeteiligte).
Eine SC ist Israelin, ein SC ist Russe (und lebt schon länger als WWII und ist angepisst auf Nazis)...somit hatte ich quasi schon 2 Chars im Boot, die es aus eigenem Interesse untersuchen wollen und sich freuen würden, Nazis umbringen zu dürfen...
Ob es Nazis sind oder Araber...oder vielleicht auch Amerikaner...oder die Reptiloiden..lasse ich an dieser Stelle mal offen....
Grüße
Zurn

Offline Kardinal

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #29 am: 5.07.2018 | 20:11 »

Würde es für Euch persönlich eine Grenze überschreiten ein Abenteuer zu leiten wo,

- eine Gruppe eine andere aus rassistischen/religiösen Gründen auszulöschen versucht
- ein Kinderhändlerring zu Fall gebracht werden muss, deren Opfer Ihr so beschreiben müsst, das es die Spieler ekelt,
- ein geisteskranker Serienkiller aufgehalten werden muss, deren Opfer Ihr so beschreiben müsst, das es die Spieler ekelt,
- Attentate aufgehalten werden müssen, die durch Nervengas verursacht werden.


been there, done that  >;D
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Offline General Kong

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #30 am: 5.07.2018 | 20:21 »
Meine Grenzen sind genretypischer Art - am besten zu vedeutlichen an Superheldenrollenspielen (Champions):
In einer vierfarbigen Kampagen a la Superman sind die SC zwar superstark, haben einen laserblick usw. und könnten somit unter feindlichen Agenten und auch bei besiegten Gegnern ein Schlachtfest anrichten, tun dies aber nicht, weil das dem Spielstil zuwider läuft. Auch die Superschurken sind in der Regel zwar schlimme Finger, aber sie töten vergleichsweise selten jemanden. da würde ich bei einem regelmäßigem Massaker der Gegner oder einem Schurken Namens (und Handelns) The Rapist schon sagen: "Ende. Das war's!"

In einer Punisher-mäßigen Streetlevel-Kampagen ware The Rapist ein genregerechter Gegner und mieses Stück Schleim, dem mein Vigilant mit Freunden die Luft heraus ließe.

Allerdings bin ich am Spieltisch um Spaß zu haben und nicht, um meine Ekelgrenze auszutesten oder schrittweise nach hinten zu drücken. Irgendwann ist Schluss - bisher bewegte sich in nun fast 35 jahren aber alles innerhalb der Grenzen meines (und meiner Gruppe) Geschmacks.
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Offline Scimi

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #31 am: 6.07.2018 | 15:26 »
Es geht mir um dieses Handout, was ich als Zeitungsausschnitt deklariere.

[…]

Aus heutiger Sicht wäre mir das einfach zu platt: Einerseits ist das Ganze hollywoodmäßig überzeichnet: Sinnlose Gewalt, große Opferzahl, schaurige Symbolik. Andererseits ist die Darstellung abstrakt, distanziert, glatt. Und das Motiv ist anscheinend beliebig — irgendein böser™ Feind hat im Internet abstimmen lassen, welches maximal schlimme Verbrechen er verüben muss, damit eine Gruppe von SCs jedwede Maßnahmen rechtfertigen kann, gegen ihn zu kämpfen.

Für ein einfaches "wir gegen die, kein Pardon, weil: Gründe" ist mir das schon zu bemüht. Für eine interessante Geschichte fehlen mir da die Grauzonen, der Persönliche Bezug, die Kollateralschäden und Nebenkriegsschauplätze.

Andererseits klingt das nach genau dem, wie ich vor 20 Jahren WoD-Abenteuer gemacht habe. Ich habe irgendwann gemerkt, dass das nicht sehr weit führt. Wie willst du das das nächste Mal fortführen oder toppen? Hunde im Internet verprügeln? Kinder mit Benzin übergießen und anzünden? Obdachlose mit Akkubohrern lobotomieren? In Auschwitz beim Marsch der Lebenden 10.000 Leute mit Gas ermorden? Ich denke, da wird entweder ein Gewöhnungseffekt eintreten oder es geht in den Bereich des Absurden.

Offline felixs

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #32 am: 6.07.2018 | 16:08 »
Meine Schwelle hängt da sehr tief.

Ich möchte alles das lieber nicht spielen, was explizite Grausamkeiten enthält.
Entsprechende Bücher, Filme etc. meide ich auch.
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Offline Zurn

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #33 am: 6.07.2018 | 17:15 »
Aus heutiger Sicht wäre mir das einfach zu platt: Einerseits ist das Ganze hollywoodmäßig überzeichnet: Sinnlose Gewalt, große Opferzahl, schaurige Symbolik. Andererseits ist die Darstellung abstrakt, distanziert, glatt. Und das Motiv ist anscheinend beliebig — irgendein böser™ Feind hat im Internet abstimmen lassen, welches maximal schlimme Verbrechen er verüben muss, damit eine Gruppe von SCs jedwede Maßnahmen rechtfertigen kann, gegen ihn zu kämpfen.

Für ein einfaches "wir gegen die, kein Pardon, weil: Gründe" ist mir das schon zu bemüht. Für eine interessante Geschichte fehlen mir da die Grauzonen, der Persönliche Bezug, die Kollateralschäden und Nebenkriegsschauplätze.

Andererseits klingt das nach genau dem, wie ich vor 20 Jahren WoD-Abenteuer gemacht habe. Ich habe irgendwann gemerkt, dass das nicht sehr weit führt. Wie willst du das das nächste Mal fortführen oder toppen? Hunde im Internet verprügeln? Kinder mit Benzin übergießen und anzünden? Obdachlose mit Akkubohrern lobotomieren? In Auschwitz beim Marsch der Lebenden 10.000 Leute mit Gas ermorden? Ich denke, da wird entweder ein Gewöhnungseffekt eintreten oder es geht in den Bereich des Absurden.

Ich verstehe Deine Bedenken. Ich kann und möchte jetzt aber noch nicht vorgreifen und alles posten was passiert. Ja, es werden noch andere Dinge passieren. Eines wird schlimmer sein, der Rest (bis jetzt) eher nicht. Ich kann Dir nur versichern, das es mehr oder weniger Hand und Fuß hat und nicht aus einer Laune heraus geschieht.
Grüße
Zurn

Tegres

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #34 am: 6.07.2018 | 17:15 »
Es geht mir um dieses Handout, was ich als Zeitungsausschnitt deklariere.

...

Ich bin ganz ehrlich: Meine Grenzen des guten Geschmacks wären damit überschritten. Ich bin aber auch eher für subtile Beschreibungen (Lovecraft) oder ironisch gebrochene Darstellungen (Tarantino) zu haben.

Drei Anmerkungen zum Handout selbst (wenn du noch Zeit hättest es zu ändern):
1. "schleunigst" würde niemals als Wort in einem Zeitungsbericht auftauchen, da es ein umgangssprachlicher Ausdruck ist.
2. Die Überschrift ist viel zu harmlos für den Artikel. Es sollte meiner Meinung eher "90 Tote bei Giftgasanschlag in KZ-Gedenksstätte" lauten. Da braucht man noch nicht mal mehr einen Artikel dazu, da ist die Überschrift schon krass und schlimm genug.
3. "Der Zentralrat der Juden ist entsetzt." ist sprachlich und klanglich sehr nahe an der mittlerweile floskelhaften Formulierung "Der Zentralrat der Juden ist empört." (oder sogar "Der Zentralrat der Luden ist empört."). Das zieht das ganze an der Stelle leider ins Lächerliche. Ich würde das dringend ändern.

Offline TaintedMirror

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Re: Wo zieht Ihr die (gewalttechnische) Grenze eines Plots?
« Antwort #35 am: 6.07.2018 | 17:41 »
Mal von den journalistisch-literarischen Einzelheiten abgesehen, finde ich das ok. Ist halt ein Aufhänger, der sehr nah an ein emotionalisiertes Thema herangeht. Würde ich so bespielen wollen. Andere mögen das wohl nicht, aber da ist ja gut, dass du das Ding vorab geschickt hast, um da die Meinung vor dem Spiel abzuchecken. Von der Beschreibung her ist der Artikel zumindest nüchtern und ohne Ekelfaktor geschrieben.