Unsere traditionelle mehrtägige Sylvester-Brettspielparty ist vorbei. Im Vergleich zu den letzten Jahren konnte ich wegen der Kinder weniger partizipieren. Dafür habe ich im Nachgang ein paar Spiele gezielt mit zwei Freunden ausgetestet, die deutlich komplexer sind, als das, was auf der Party üblicherweise gespielt wird.
Im Einzelnen:
Klong! (eng. Clank!): ein Deckbuilder, bei dem man das Deck dazu verwendet, in einen Dungeon zu gehen, Schätze zu sammeln, und wieder abzuhauen, bevor der Drache, der den Dungeon bewacht, einen umhaut. Definitiv chaotischer als klassische Deckbuilder, weil zum einen der Markt nicht aus fest ausgewählten Karten besteht, sondern sich kontinuierlich verändert, zum anderen, weil der Drache ein nettes Push your Luck-Element einbringt, da die größten Schätze am tiefsten liegen, man aber damit auch ein höheres Risiko eingeht, dass der Drache einen platt macht. Gutes Spiel, aber es ist noch nicht klar, ob ich es behalte. Ich habe ein weiteres leichtgewichtiges Deckbuilding-Spiel, das noch getestet werden muss. Beide werde ich wohl nicht behalten.
Game of Quotes: Äpfel zu Äpfeln-artiges Kartenspiel, bei dem man Zitate falschen Urhebern zuordnen muss und die witzigste Kombination wird prämiert. Von und mit dem Känguru.
Isle of Skye: das bessere Carcassonne, was aber auch nicht schwer ist. Jeder baut seine eigene Insel, man bietet Geld auf noch nicht gelegte Inselteile anderer Spieler. Am Ende leider immer noch zu glückslastig und zu ernst für die Länge.
Codenames: das bekannte Worterate- und -assoziazionsspiel. Solche Spiele sind eigentlich nicht mein Ding, für Parties aber gut geeignet.
Die blutige Herberge: Engine Builder-Kartenspiel, bei dem man Gäste einer Gaststätte umbringt, beerdigt und ausraubt (in dieser Reihenfolge). Dazu muss man andere Gäste als Komplizen anwerben, die einem bei bestimmten Aktionen besondere Vorteile verschaffen können. Nettes, aber nicht großartiges Spiel, das ich in erster Linie behalte, weil es nicht so lang ist und wenig Platz wegnimmt.
Argent the Consortium: ein Worker Placement und Displacement-Spiel. Als Professor an der Magieruniversität schickt man seine Studenten aus, um Aufgaben für einen zu erledigen, die dazu führen, dass das Wahlgremium einen zum neuen Dekan ernennt. Die Studenten wiederum haben unterschiedliche magische Fähigkeiten, unter anderen solche,die andere Studenten verletzen oder verdrängen können, so dass diese ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen können. Natürlich können andere Studenten sich dagegen verteidigen, und der Prof kann mit Zaubern nachhelfen. Das Spiel ergänzt den typischen Worker Placement-Mechanismus sehr gelungen um weitere Aspekte und wird sicherlich zukünftig wieder gespielt werden.
Battalia the Creation: kombiniert Deckbuilding mit Area Control. Auf einer nach und nach während der Spiels erzeugen Karte müssen Spieler Städte errichten, vergrößern und erobern, um am Ende des Spiels die meisten und größten Städte zu haben. Das SDeckbuilding wird dabei stark verkompliziert durch die vielen unterschiedlichen Karten, die allesamt wieder als unterschiedliche Währungen zum Kauf anderer Karten dienen, und den Umstand, dass es sehr von Vorteil ist, Karten einer Farbe (von vieren) zu kaufen, weil man mit mindestens drei Karten einer Farbe auf der Hand eine oder mehrere Karten nachziehen kann. Gleichzeitig erlaubt das Spiel es sehr einfach, das Deck auszudünnen, was wiederum dazu führt, dass Strategien, die von vorneherein auf ein dünnes Deck sehr starker Karten setzen, sehr mächtig sind, was das Spiel etwas einseitig macht. Außerdem ist es auch an anderer Stelle komplizierter als notwendig. Ich muss das Spiel leider unter Kickstarter-Fehlkauf abheften, bekomme aber hoffentlich beim Verkauf mein Geld zurück.
Spirit Island: wurde nur angespielt, da es einer Mitspielerin (mit Ansage, zugegebenermaßen) nicht gefallen hat. Das Spiel ist ein hochanalytisches Coop-Optimierungspuzzle, und die Dame steht überhaupt nicht auf sowas.
Space Base: ein Tableau-Builder, der Machi Koro etwas verbessert, aber weiterhin sehr glückslastig ist, ein Runaway Leader-Problem hat, und dabei zu ernst wirkt. Ich stehe da eher auf Spiele, die ein bisschen Chaos an den Tisch transportieren und dadurch auch etwas albern wirken.