Ich hatte übers Wochenende Freunde zu Besuch, um den neuen Spieltisch mal auszutesten. Gespielt wurden allerdings auch Spiele mit den Kleinen. Im Einzelnen waren das
Schnappt Hubi: Geisterjagd mit Elektronikunterstützung. Man sucht zunächst magische Türen in einem Geisterhaus, um den Geist zu beschwören. Taucht er auf, muss man ihn fangen, bevor die Geisterstunde los geht. Kern ist dabei ein elektronisches Gerät, dem man über fünf Tasten vermitteln kann, was die eigene Spielfigur macht. Sie kann entweder in eine der vier Richtungen gehen oder nach Hinweisen fragen. Geht man, teilt einem das Gerät mit, ob man in eine Wand läuft oder einen Durchgang oder gar eine magische Tür gefunden hat. Die Wände und Durchgänge steckt man im Spielplan ein, so dass dort nach und nach das Geisterhaus entsteht. Läuft man durch einen bereits bekannten Durchgang, darf man ein zweites Mal agieren. Das Spielgerät merkt sich dabei die Positionen der Spielerfiguren. Hat man alle je nach Schwierigkeitsgrad ein bis drei magischen Türen geöffnet, muss man den Geist jagen, indem man mit zwei Figuren auf dem Feld landet, in dem sich Hubi, der Geist, befindet. Dazu gibt einem das Spiel immer wieder Hinweise bzw. man kann diese erfragen, denn Hubi huscht alle paar Züge in einen benachbarten Raum, und über die Hinweise kann man deduzieren, wo er sich gerade befindet. Für Fünfjährige ein tolles Spiel, unsere Dreijährige war ein wenig überfordert.
Verfuxt: Ein Fuchs hat das Goldene Ei gestohlen und man muss ihn schnappen, bevor er in seinen Bau entkommt. Dazu würfelt man mit drei Würfeln, wobei man zwei Mal nachwürfeln darf, und muss versuchen, entweder auf allen Würfeln Pfoten oder auf allen Würfeln Augen zu haben. Hat man Pfoten, darf man den eigenen Detektiv so viele Felder auf dem Spielplan bewegen, wie man Pfoten hat, um auf Hinweisfelder zu gehen, die jeweils einen Hinweis darauf enthalten, welche Merkmale der Täter hat. Hat man drei Augen, darf man eine der 16 Fuchskarten aufdecken und den dort abgebildeten Fuchs auf die Merkmale prüfen, die man identifiziert hat. Hat man eine Mischung aus Pfoten und Augen, läuft der Dieb weiter und ist nach ca. 12 Fehlversuchen in seinem Bau. Man muss also schnell genug die Hinweise sammeln und Füchse aufdecken, um den Fuchs, der den Hinweisen entspricht, zu identifizieren. Ebenfalls sehr gut für Fünfjährige, aber definitiv zu komplex für Dreijährige. Die können mitspielen, müssen aber faktisch die Entscheidungen abgenommen kriegen.
Jetzt zu den Spielen für Erwachsene.
Zum ersten war das Paleo, ein Steinzeit-Survival-Spiel, bei dem man mit Hilfe seiner Sippenmitglieder Resourcen sammeln und Gefahren überwinden muss, um eine Höhlenmalerei zu vollendenb, bevor die Sippe ausstirbt. Das ist mal ein Ziel! Wer will schon überleben, wenn er stattdessen der Nachwelt ein gemaltes Mammut überlassen kann?
Ich fand das Spiel insgesamt entscheidungsarm. Die Fähigkeiten der Sippenmitglieder und die Rohstoff- und Gefahrenkarten, die die einzelnen Spieler ziehen, geben recht stark vor, was man am sinnvollsten macht. Es wird gerne als Lightversion von Robinson Crusoe bezeichnet, aber die thematischen Aspekte von Robinson Crusoe, die Exploration und die Storykarten, wurden komplett wegrationalisiert und auch das Resourcenmanagement deutlich vereinfacht. Als Gateway Game taugt das meines Erachtens, für mich ist das inhaltlich zu wenig und Kopfkino wollte sich überhaupt keines einstellen. Paleo war auf meiner Liste. Jetzt ist es nicht mehr drauf. Gut, dass ich es vor dem Kauf probegespielt habe.
Nummer 2 war Dune: Imperium, ein Eurogame, das Worker Placement und Deck Building miteinander vermischt. Vier Häuser streiten um die Vorherrschaft auf Dune, müssen dazu die Gunst der Fremen, der Händlergilde, des Imperators und der Bene Gesserit erwerben, Truppen in Gefechte senden und diese gewinnen und im Rat intrigieren. Dabei wird mit einem Worker immer eine Karte gespielt, die angibt, auf welchen Feldern der Arbeiter überhaupt eingesetzt werden darf. Ggf. gibt die Karte weitere Belohnungen. Alle Karten, die man nicht auf diese Weise zusammen mit einem Arbeiter ausspielt, werden am Schluss zum Kauf neuer Karten oder für andere Boni eingesetzt, die auf ihnen angegeben sind.
Dune: Imperium hat mich voll überzeugt. Es hat erkennbar Tiefe, ohne dass es unbeherrschbar komplex ist, benötigt eine gute Mischung aus taktischen und strategischen Entscheidungen, war bis zum Ende spannend und gab mir das Gefühl, das Thema voll getroffen zu haben. Die Spieldauer lag bei ca. 2 Stunden, die ich aber schlicht und ergreifend nicht gemerkt habe, weil ich zu sehr aufs Spielen fokussiert war.
Gestern Abend wurde dann noch eine Runde Bloodborne zu viert gespielt. Das Einstiegsszenario erwies sich dabei bereits als nicht zu knackende Nuss, das Scheitern war grandios. Bloodborne ist ein Dungeon Crawler, bei dem man seine Angriffe nicht über Würfel durchführt, sondern über eine Kartenmechanik, bei der man eine Handkarte auf ein Angriffsfeld seiner Waffe legt und damit den Angriff aktiviert, sofern nicht der Gegenangriff des Monsters schneller erfolgt und man aus den Schuhen gehauen wird. Es gibt auch Mittel und Wege, gegnerische Angriffe komplett zu negieren, aber wenn irgendwann alle Angriffsfelder der Waffe voll sind, kann man nicht mehr angreifen und muss einen Reset durchführen, bei dem die Waffenkarte umgedreht wird und neue Angriffsfelder sowie eine neue Spezialfähigkeit aktiv werden. Karten können außerdem abgeworfen werden, um sich zu bewegen oder mit der Umgebung zu interagieren. Speziell die sehr unterschiedlichen Waffen, die jeweils zwei unterschiedliche Spezialaktionen haben, sowie die Tüftelei, wie man seine Angriffskarten am effizientesten einsetzt, machen Bloodborne sehr kurzweilig, aber die Skalierung bei vier Spielern führt dazu, dass die Karte groß wird, die Wege lang, und tonnenweise Monster von allen Seiten kommen, die potenziell alle nach jedem Spielerzug aktivieren.
Auf BGG wird als optimale Spielerzahl ein bis zwei angegeben, und nach dieser ersten Vier-Spieler-Erfahrung bin ich geneigt, da zuzustimmen. Solo war das Spiel definitiv beherrschbarer und weniger chaotisch. Wer einen Crawler für zwei sucht, der über Monstertotwürfeln hinaus geht, ohne gleich das glommhaven'sche Level an Fiddeligkeit anzunehmen, und auch keine superkrasse Story erwartet, ist bei Bloodborne aber bestens bedient, wobei hier das für CMON typische Problem besteht, dass die Hälfte des Materials kickstarter-exklusiv ist.