Auf der Basis meiner bescheidenen Erfahrungen würde ich sagen, dass ein guter Spielleiter 4 Talente mitbringen muss:
1) Er muss sein System sicher beherrschen.
- schlecht: Äh, kritisch Treffen, das war ... Moment ... blätter, blätter, blätter...
- gut: Du willst also x? Interessant. Dann würfel doch mal auf y.
2) Er muss sich in seiner Spielwelt hervorragend auskennen.
- Hab es schon erlebt, dass die Gruppe in einem Dorf am Meer landete, das oberhalb einer Steilküste gelegen war. Und bei der nächsten Session lag das selbe Dorf plötzlich an einem Sandstrand.
3) Er muss gut beschreiben können. (Analogie: Spielleiter = Sinnesorgane der Spieler)
- Schlecht: Okay, da ist ein Raum. Er ist leer. Was macht ihr?
4) Er muss improvisieren können und gelegentlich die Spieler in die richtige Richtung stupsen.
- Ich habe irgendwo mal den Begriff "Storyguide" aufgeschnappt. Der gefällt mir sehr gut, weil er ausdrückt, dass die Geschichte gemeinschaftlich erzählt wird, dass der Spielleiter aber an bestimmten Stellen Impulse setzt und den Spielern Möglichkeiten aufzeigt.
Es kommt natürlich auch auf das System bzw. das Umfeld an. Als ich in England studiert hab, war ich in einer AD&D-Runde, und das war simples Dungeon-Crawling: Gänge, Fallen, Monster, Loot, nächstes Dungeon... Klingt stumpf, war aber sehr unterhaltsam. Die wichtigste Aufgabe des Spielleiters war da, die Locations zu beschreiben bzw. Tabletop-mäßig auf den Tisch zu bringen und mit Zahlen zu jonglieren (Initiative, Rundensegmente, Schaden etc). Das hat er auch richtig gut gemacht.
Meine aktuelle Runde spielt und tickt da völlig anders. Ich würde sagen, dass der Schwerpunkt auf der Interaktion mit der Spielwelt liegt - also dass die Gruppe durch ihr Handeln in die Geschicke der Welt unmittelbar eingreift. Und natürlich kommen da auch die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Charaktere viel mehr zur Geltung.