Hallo Hotze (& alle Anderen)
Vielen Dank für die direkte Ansprache und auch einen Dank an rillenmanni für seine motivierende Worte, auch wenn sie nicht nötig gewesen wären.
Ja, ich lese hier (und an vielen anderen Stellen) mit, auch wenn ich für gewöhnlich nicht kommentiere. Herrje, ich besuche seit Jahren das Tanelorn-Forum und hatte noch nicht mal einen account! Nun gut.
Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, dass ich recht ausgelastet damit bin alle Beiträge halbwegs im Blick zu behalten und so fehlt mir noch mehr die Zeit auf einzelne Punkte einzugehen. Ehrlich gesagt bin ich mir auch gar nicht sicher, ob das so sinnstiftend ist, denn der Diskurs
soll sich ja nicht um mich und meine Aussagen drehen, sondern gerne eng am Thema sein. Vielleicht ist manchmal auch besser einen Impuls zu geben und das war es dann.
Aber schauen wir mal, ob ich etwas Produktives der Diskussion hier hinzufügen kann.
Zu den Kritikern:
Nene, natürlich waren die meisten Kritiker keine pöbelnden Idioten. Aus diesem Grund schrieb ich auch bewusst von wenigen Stimmen. Ich fand es trotzdem erwähnenswert, da sich da ein ganz anderes Problem zeigt, was man im Auge behalten sollte. Neben dem toxischen Verhalten hatte ich das Gefühl, dass dort einige wenige von weit rechts kamen, einen Umstand, den ich so in der Rollenspielszene noch nicht kannte.
Darüber hinaus gab es natürlich auch sehr gute Beiträge, viele die (wie üblich in virtuellen Debatten) aneinander vorbei diskutierten etc. Dementsprechend unterstreiche ich gerne was Hotze gesagt hat: konstruktive Kritik nehme ich gerne an.
Zur Abhandlung über Rassismus:
Eigentlich wollte ich in meinem zweiten öffentlichen Statement nichts mehr inhaltliches sagen, sondern mich lediglich für die Unterstützung bedanken, die mich wirklich berührt hat. Allerdings habe ich gesehen, dass viele Diskussionen krumm abliefen, da es zu einem schlichten Missverständnis gekommen war. Viele Beteiligte schrieben: "Er hat gesagt, die DSA-Redaktion besteht aus Rassisten!". Das ist natürlich eine Aussage, in ihrer verkürzten Form so nicht stimmt. Wenn ich mich in meiner ersten Stellungnahme da missverständlich ausgedrückt habe, tut mir das natürlich leid.
Aus diesem Grund habe ich einen kurzen inhaltlichen Schwenker eingebaut, der aufzeigen sollte, was Rassismus für mich bedeutet und was nach meiner Beobachtung den aktuellen wissenschaftlichen Diskurs widerspiegelt. Ich hoffe nicht allzu viele empfanden diesen Abschnitt als Oberlehrerhaft, denn auch das wäre nicht mein Wunsch gewesen.
Selbstredend gibt es in (fast) allen wissenschaftlichen Bereichen zahlreiche Meinungen zu einzelnen Themen. Ich hatte und habe nicht den Anspruch die gesamte universitäre Auseinandersetzung rund um Themen wie Diskriminierung, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit oder Rassismus abzubilden. Dafür ist ein blog nicht die richtige Plattform. Ich gebe Dir recht, mein Impuls war nicht viel mehr als eben ein Impuls.
Wenn ich Deinen zweiten Punkt zum Thema richtig verstanden habe, geht es Dir um Untersuchungen, inwieweit schädliche Menschenbilder (z.B. Sexismus & Rassismus) durch den Konsum von Medien übernommen werden. Stimmt das soweit? Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine haltbare Erhebung über so eine Transferleistung, wie z.B. die zyklisch auftauchende Killerspiel-Debatte zeigt. Auf der anderen Seite haben recht viele Leute den Bonus auf der Penislängentabelle recht schnell mit dem entsprechenden irdischen Stereotyp in Verbindung gebracht (war nach meinem Empfinden ja auch so beabsichtigt - Spekulation!). Nichtsdestotrotz finde ich das Verbreiten von sexistischen oder rassistischen Inhalten falsch. Als ebendieses habe ich z.B. das Scriptorium-Cover empfunden oder die Darstellung der Moha / Waldmenschen in WdV. Dem möchte ich entgegentreten.
Wenn Du, Hotze, oder jemand anderes sagt, dass ihm meine Kritik egal ist, dann ist das so. Ich bin ein wenig über die Frage von Dir verwundert. Wie sollte es denn anders sein? Ich habe nicht den missionarischen Auftrag Dich oder jemand anderes zu etwas zu bekehren. Ich freue mich sehr über differente Meinungen. Mir war lediglich wichtig darauf hinzuweisen (deswegen öffentlich) und nicht mehr mit dem Verlag zusammenzuarbeiten, da sie das Thema offensichtlich anders bewegen als ich. Was Du (und alle anderen) mit diesen Informationen machst, ist natürlich völlig Dir überlassen. Ich hatte lediglich die Hoffnung und den Wunsch, dass es zu einer Diskussion führt. Aber auch das entscheidet ihr und nicht ich.
Generell soll Rassismus in Rollenspielen stattfinden. Shadowrun z.B. lebt in großen Teilen von dem Umgang mit weltinternen Rassismen. Rassismus kann, wenn es für alle Beteiligten stimmig ist, ein toller Plot für ein Abenteuer sein. Keine frage. Somit plädiere ich keinesfalls dazu Rassismus (oder auch Sexismus, Antisemitismus oder Antiziganismus) zu negieren und auszuklammern. Ganz im Gegenteil. Genauso klasse finde ich es mit Klischees zu brechen. Das kann das von Dir genannte Beispiel sein oder das ich den harten Söldnerführer in einem Abenteuer mit einer Frau besetzte. Ähnliches habe ich gerade in einem publizierten Abenteuer gemacht und es funktioniert gut. Das Brechen von Erwartungen ist mindestens genauso schön, wie das Spielen mit Klischees.
Ich muss Dir zu teilen jedoch auch widersprechen. Natürlich möchte ich Kritik hören. Ob ich sie immer verstehe oder gar teilen kann, steht auf einem anderen Blatt, aber ich höre sie mir (halbwegs ;-)) gerne an.
Deutungshoheit:
Hier sind wir wirklich unterschiedlicher Meinung. Ich finde es eine ausgezeichnete Idee die Betroffenen von Diskriminierung zu fragen, wie sie Diskriminierung bewerten. Sie sind, ob gewollt oder nicht, die Experten auf dem Gebiet. Schwierig finde ich Einzelmeinungen zu generalisieren, weshalb mein Vorschlag auf organisierte Zusammenschlüsse, wie die beiden von mir genannten Vereinigungen, fiel. Das würde auch die etwas schräge Situation auflösen, dass überwiegend weiße Männer über Sexismus und Rassismus debattieren. Aber auch das war nur eine Idee und kein Dogma.
Ich hoffe, dass ich etwas zum Verständnis beitragen konnte und die meisten Deiner Fragen (halbwegs verständlich) beantworten konnte.
Wünschen würde ich mir - da der Diskurs(!) ja durchaus konstruktive Fragestellungen beinhaltet - dass sich Verlage (egal ob Ulisses oder andere) für das Thema sensibilisieren. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass man seine Belegschaft nach statistischen Repräsentanzen zusammenstellt, sondern vielleicht mal eine Schulung für seine Mitarbeiter andenkt. Es gibt tolle Dozenten zu dem Thema, dass würde sicherlich helfen.
So, nun habe ich weitaus mehr geschrieben als geplant. Nehmt diese Aussagen bitte nicht als monolithische Feststellungen, sondern als spontanen Gesprächsbeitrag, der er sein soll. Danke vor allem noch mal an Hotze für die klugen Fragen und auch für die Büchertipps. Ich schaue sie mir sehr gerne an.
Viele Grüße
Mike
www.krzywikgross.de