Kurz: Man kann da für mein Gefühl kaum richtig kommunizieren. Haut man auf den Tisch und sagt: "Das ist rassistisch!", dann hat man jemanden verleumdet, weil die Leute auf der Interpretation "Das kommt von Rassisten!" beharren; formuliert man sorgfältig und vorsichtig, dann ist man ein lächerlicher, verlogener PC-Heini, der will, dass alle sich mit Unterstrich- und Sternchensetzung die Zungen und Finger beim Reden und Schreiben verrenken.
Ich finde schon, dass man richtig kommunizieren kann. Indem man das Kind beim Namen nennt ohne zu brüskieren. Das geht z.B., indem man Hintergrundfolien erklärt: Also, warum der rassistische Stereotyp ohne böse Absicht übersehen wurde. Indem die Schuldhaftigkeit des Handelns in Frage gestellt oder verneint wird
1 und die Verantwortlichkeit
2 aber trotzdem eingefordert wird, kann eine unproduktive Emotionalisierung vermieden werden. Logo, ist ne Gratwanderung und Böswilligkeiten und Ad-Hominem-Attacken können trotzdem hineingelesen werden, aber so entstandenes Gekränkt-Sein kann man i.d.R. ausräumen/auffangen. Und: Die eigene Wut zu kommunizieren ist schon auch wichtig.
Hilfreich sind also 3 Schritte:
Die eigenen Gefühle zu äußern und die Dinge beim Namen nennen.
Die Perspektive des Gegenübers erahnen und schon im Sinn von "was du nicht willst, ..." rezipieren und berücksichtigen.
Die Sachebene, die auch hinter die Dinge schaut (Dynamiken und "Psychomechanismen") ausführen.
Ist unrealistisch, ich weiß, aber sich das immer mal wieder klar zu machen hilft.
1 vgl. Gesinnungsethik; Einsichtsfähigkeit wird allgemein für Schuldfähigkeit vorausgesetzt.
2 vgl. Verantwortungsethik
Es kann natürlich sein, dass dann trotzdem keine Änderung erfolgt, weil das Gegenüber dieses Klischee (in diesem Rahmen) für unbedenklich hält.
- Wenn dann kommt. -"Und wenn ihr das nicht ändert, unterstützt ihr Rassismus."- Hm naja, dann kommt es vermutlich zu jenen Diskussionen.
Naja. Erwachsen wäre zu sagen: Ja, wir unterstützen damit wahrscheinlich (ungewollt) rassistisches Denken, aber der Witz ist es uns wert. Love it or leave it! Was Ulisses stattdessen im Statement tut, ist sich in einer Opferrolle zu verstecken und eben in keine Richtung Verantwortung zu übernehmen. Find ich schade.
1. Warum wird sich denn über den Bonus bei der Penisgröße aufgeregt? Eine kurze Recherche im Netz bringt doch ein recht eindeutiges Bild und zwar dass weite Teile Afrikas und Südamerikas statistisch gesehen im Durchschnitt größere Penisse haben.
Das ist wie mit der Darstellung von Juden als Bänker. Dass verhältnisßmäßig viele große Geldhäuser jüdische Eigentümer haben ist - so weit ich weiß - der Fall. Hat auch historische Gründe. Allerdings ist mit "jüdischer Bänker" halt auch das Klischee des habgierigen, ausbeutenden Nimmersatts verbunden. Und das ist eindeutig ein rassistischer Stereotyp. Oder: Fakten sind kein Widerspruch gegen Stereotypen.
Wenn man die Verbindung von Fakt und Stereotyp aufbrechen will, dann muss man erklären können, warum der Fakt nicht den Stereotypen bedient und inwiefern der formulierte Text nicht dem
Halo-Effekt aufsitzt.
2. Die Bilderauswahl ist nicht gleich verteilt. Das ist auf den ersten Blick wirklich doof. Wenn sich aber die Künstler/die Art-Direktorin eben dahingehend äußern, dass sie (männlich wie weiblich) eben lieber Frauen zeichnen, weil sie sie ästhetisch ansprechender finden, dann ist das für mich eine ausreichende Erklärung.
Als Frau ist die Künstlerin da nicht fein raus. Es ist ohne Belang, dass sie lieber Frauen zeichnet, denn wenn das nicht gefragt wäre, würde sie das beruflich nicht tun (können). Dass es gefragt ist und sie dass beruflich tun kann, hat ganz viel mit der Verkaufbarkeit männlicher Phantasien zu tun. Das ist sexistisch, weil die Phantasien männlicher Heteros über die Interessen anderer gestellt werden.
Dass sie Männerkörper asthetisch weniger interessant findet, hat eine Entsprechung in der gesellschaftlichen Meinung, dass Frauenkörper schön sind und Männerkörper nicht. Natürlich ist diese Unterscheidung und diese Art von Ästhetik sexistisch. Sie drückt einen Wertigkeitsunterschied aus. (Dass sie grundsätzlich trotzdem schön finden darf, was sie will, ... möcht ich jetzt nicht weiter ausführen.)
... ich hoffe, dass das ein bißchen zur Erklärung beiträgt.
(Die Unterstellung von Böswilligkeit halte ich dagegen für unangebracht. Oder würdest du mit ihr konfrontiert werden wollen, wenn du auf einen - in deinen Augen - ungerechten Missstand hinweisen willst?)