Autor Thema: WdV Diskussionen  (Gelesen 61952 mal)

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Samael

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #375 am: 18.07.2018 | 20:22 »
Ist das hier eigentlich nicht alles schon SC?


Offline TaintedMirror

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #376 am: 18.07.2018 | 20:27 »
r-K ist halt, wenn man sehr unterschiedliche Tierarten vergleicht sogar eine ganz gute Theorie, da halt die Varianz innerhalb einer Spezies sehr klein ist, verglichen mit der den Unterschieden verschiedener Tierarten. Man könnte das ganze auf menschliche Populationen runterbrechen, aber da erhält man halt keine gut Signifikanz, insbesondere wenn man bedenkt, dass sich ja jeder mit jedem paaren kann und je weiter man von kulturellen und Umweltgegebenheiten weg kommt, um so mehr unterscheiden sich da die Individuen zu stark. Das ist die große Kritik an Rushton’s Theorie über r-K beim Menschen. Zudem sind die untersuchten Stichproben wesentlich zu klein, dafür, dass es auf 113 Populationen angewandt wurde.

Offline Isegrim

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #377 am: 18.07.2018 | 20:39 »
Die Theorie mit den r-Strategien und K-Strategien scheint durchaus anerkannt zu sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fortpflanzungsstrategie

Das auf Menschenethnien* und deren Penisgrößen zu übertragen scheint mir aber tatsächlich ziemlich daneben zu sein.

Ja, ist es. Menschen (und auch andere große Menschenaffen) weisen eine unter Säugetieren sehr extreme "Fortpflanzungsstrategie" auf: Kaum ein anderes Lebewesen steckt so viel Sorge und Arbeit in die Aufzucht neuer Generationen. Und selbst Säugetiere generell (wie auch Vögel) investieren da wiederum mehr als andere Tiergruppen.

*Ethnie ist eigentlich falsch an dieser Stelle. Volk auch. Wie nennt man denn heute auf deutsch das, was früher "Rasse" geheißen hätte und im englischen immer noch heißt? Das scheint es im deutschen echt nicht mehr zu geben (man schalte man den englischen Wikipedia Artikel über "Race" auf deutsch um!!), was ich schon irgendwie verrückt finde.

Das wird tatsächlich gar nicht mehr wirklich benannt, und da es ohnehin nie eine eindeutige oder trennscharfe Kategorisierung war, ist das wohl auch besser so.

Hmmm, ich bin gerade am überlegen, ob ich noch einen Erklärungsversuch liefern soll, woher die Vorstellung der Triebhaftigkeit, die manchen Populationen zugeschrieben wurde, kommen könnte; vor dem Hintergrund, dass europäische Kolonisatoren natürlich eine rassistische Weltsicht hatten. Aber das ist vielleicht zuviel des Guten Provozierenden...
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Offline Skyrock

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #378 am: 18.07.2018 | 20:42 »
Das Kernproblem der Übertragung der r/K-Strategie auf menschliche Ethnien ist, dass auch im westlichen Kulturkreis  jahrtausendelang eine r-Strategie verfolgt haben - Großfamilien mit 5+ Kindern waren bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch die Norm, und angesichts hoher Kindersterblichkeit auch notwendig.

Eine abgegrenzte menschliche K-Strategie ist ein extrem junges Phänomen, das nur durch große Fortschritte in der Medizin ermöglicht wurde und nur durch die Arbeitsteiligkeit der modernen Ökonomie intensive Förderung weniger Nachkommen anstatt minimale Förderung von mit der Gießkanne verteilten Nachkommen forciert, und bislang hauptsächlich in der ersten Welt stattfand. In jedem Fall standen bei diesem Strategiewechsel Umwelteinflüsse im Vordergrund, nicht die Genetik.
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Offline TeichDragon

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #379 am: 18.07.2018 | 20:45 »
Ist das hier eigentlich nicht alles schon SC?

Wir schrammen dran vorbei, aber da es bislang keine Aussetzer gab, lasse ich es laufen.
Aber ich denke das Thema, und der Umgang von ALLEN Seiten damit, ist von für uns als PRGler insgesamt schon sehr relevant.

Und da es sowieso irgendwann hier landen wird, es gab noch ein 2tes Statement von Krzywik-Groß:
https://krzywikgross.wordpress.com/2018/07/17/unterhaltung-kommt-von-haltung/

So langsam fühle ich mich aber an die unsägliche Landser-Diskussion erinnert, bei der auch auf Biegen und Brechen Ulisses eine Nazi-nähe zugeschrieben werden sollte.
Nichts gegen Kritik an einem Produkt, das sicherlich NOCH feinfühliger gemacht hätte werden können.
Der Verlag hat aus meiner Sicht einen extremen Versuchsballon gestartet, so ein Produkt für Rollenspiele überhaupt zu produzieren.
Und sei es irgendwo zwischen Scherz und Ernsthaftigkeit angesiedelt, nichtsdestotrotz doch mit viel Ehrgeiz und (mMn) auch recht viel Fingerspitzengefühl.

Das bei so einem Wälzer Fehler passieren... Wenn es danach geht, dürfte ich wahrscheinlich überhaupt kein RPG Produkt mehr kaufen.
Für mich ist aber langsam das Ende der Fahnenstange erreicht, was das Auspacken sämtlicher Keulen und Klischees angeht.
Ich fühle mich langsam sogar persönlich angegriffen, weil ich das gesamte Produkt nicht per se "Scheiße" finde und dem Verlag vor die Haustür kacke. (Man entschuldige die flapsige Formulierung.)

Offline Maarzan

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #380 am: 18.07.2018 | 20:55 »
...
Und da es sowieso irgendwann hier landen wird, es gab noch ein 2tes Statement von Krzywik-Groß:
https://krzywikgross.wordpress.com/2018/07/17/unterhaltung-kommt-von-haltung/

...

Was halt nur noch einmal deutlich zeigt, dass der Aufruhr aus politischen Agitationskreisen kommt und nicht von irgendeiner Sachebene bestimmt wird.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Samael

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #381 am: 18.07.2018 | 21:01 »
Sehe ich auch so. Ich hoffe, dass dieser Shitstorm den Mitarbeitern von Ulisses nicht zu viel Kopfzerbrechen, zerrüttete Nerven und schlaflose Nächte bereitet.

Offline Eismann

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #382 am: 18.07.2018 | 21:35 »
Ich schätze mal spurlos geht das an keinem vorbei, aber wer für DSA schreibt, muss glaube ich allgemein ein dickes Fell haben.

Offline Bildpunkt

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #383 am: 18.07.2018 | 21:47 »
Sehe ich auch so. Ich hoffe, dass dieser Shitstorm den Mitarbeitern von Ulisses nicht zu viel Kopfzerbrechen, zerrüttete Nerven und schlaflose Nächte bereitet.

Glaube nicht das einseitige Haßtiraden ernst genommen werden. Ich meine je reflektierter ein Gegenargument daherkommt desto ernster nimmt man es  (ggf sich auch zu Herzen). Auch als Mitglied einer "grün linksversifften" ( Zitat Jörg Meuthen) Partei und eher auf der PC Linie (weil Sprache und hier auch Bilder doch etwas bewirken) finde ich das solche Post wie der zweite von Krzywik-Groß der Sache eher schaden.

 Diese WdV Diskussion hat doch jetzt das Gute, dass man ggf. den eigenen Alltagsrassismus und wenn gegeben die eigene Heternormativität in Zukunft besser reflektieren kann, insb gut wenn man es wie im Rollenspiel eh dauernd mit (pop-)kulturell vorskizzierten Schablonen (Settings/Klassen/Rassen etc) zu tun hat, die man dann am Spieltisch gemeinsam und auch individuell umsetzt oder sogar transformiert.

Wir hatten dazu ja übrigens schon mal eine lange u z.T. fruchtbare Diskussion angestoßen von Aendymion zum Thema Antidiskrimierung und Diversität in Rollenspielen.

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Offline TeichDragon

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #384 am: 18.07.2018 | 21:51 »
Glaube nicht das einseitige Haßtiraden ernst genommen werden. Ich meine je reflektierter ein Gegenargument daherkommt desto ernster nimmt man es  (ggf sich auch zu Herzen).

Da unterschätzt Du Ulisses und deren Autoren glaube ich.
Soweit mir bekannt, nimmt man das alles SEHR ernst.

Immerhin steckt da nicht nur ein Öffentlichkeits-Mensch hinter der Arbeit, sondern ganz viele (auch freie) Mitarbeiter, die sehr viel Energie (teilweise wohl auch in Freizeit) da hinein gesteckt haben.
Das zu ignorieren dürfte eher schwierig sein.

Offline Bildpunkt

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #385 am: 18.07.2018 | 21:57 »
Da unterschätzt Du Ulisses und deren Autoren glaube ich.
Soweit mir bekannt, nimmt man das alles SEHR ernst.

Immerhin steckt da nicht nur ein Öffentlichkeits-Mensch hinter der Arbeit, sondern ganz viele (auch freie) Mitarbeiter, die sehr viel Energie (teilweise wohl auch in Freizeit) da hinein gesteckt haben.
Das zu ignorieren dürfte eher schwierig sein.
Du meinst wohl überschätzt ? :-)

Nunja aber wenn ich mir den zweiten Beitrag so durchlese kann ich ihn spätestens als konstruktive Kritik bei "...und Blogger wollen nun nicht mehr über DSA berichten. Mich erreichten Solidaritätsbekundungen von mehreren Illustrator*innen sowie ein Jobangebot von einem Verlag, für den ich bisher noch nicht gearbeitet habe. Ich erhielt bestürzte Mitteilungen von Menschen, die fassungslos auf die Veröffentlichung „Wege der Vereinigung“ blickten, sowie liebevolle und kämpferische Wortmeldungen. Euch allen vielen, vielen Dank. nicht mehr ersnt nehmen. Er hätte noch eine Sitzung des UN Sicherheitsrates als Eskalationsstufe hinzufügen sollen.  Das ist doch spätestens dann nur noch Selbstprofilierung.
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Offline TeichDragon

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #386 am: 18.07.2018 | 22:01 »
Nein, ich meine schon "unterschätzt".
Auch solche möglicherweise einseitigen Aussagen und Angriffe treffen Verlag und Autoren hart.
Also ja, so etwas wird schon "ernst" genommen.

Und auch wenn wir im Zeitalter von Trump leben: Nicht jede Werbung ist gleich eine gute Werbung.

Offline Haselnuss

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #387 am: 18.07.2018 | 22:04 »
Der Autor hat in einem seiner Romane offenbar eine erotische Episode über Zwerge verfasst, in der zudem eine Art "speziell zwergischer dirty talk" beschrieben wird.

Hier kriegt man vielleicht einen grundsätzlichen Eindruck:
https://dsaforum.de/viewtopic.php?f=85&t=29800&p=1412933&hilit=Angbar+Mortis#p1412933

Ist das jetzt okay, so etwas zu schreiben (weil: fiktiv, Satire) oder ist es nicht okay (weil: rassisch stereoptypisierte körperliche Aspekte und Gepflogenheiten)?

Je nachdem, welche Antwort man wählt, beißt sich beim Übertrag auf die Utulus die Katze irgendwie in den Schwanz. Ich bin da relativ ratlos.

Just_Flo

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #388 am: 18.07.2018 | 22:51 »
Du meinst wohl überschätzt ? :-)

Nunja aber wenn ich mir den zweiten Beitrag so durchlese kann ich ihn spätestens als konstruktive Kritik bei "...und Blogger wollen nun nicht mehr über DSA berichten. Mich erreichten Solidaritätsbekundungen von mehreren Illustrator*innen sowie ein Jobangebot von einem Verlag, für den ich bisher noch nicht gearbeitet habe. Ich erhielt bestürzte Mitteilungen von Menschen, die fassungslos auf die Veröffentlichung „Wege der Vereinigung“ blickten, sowie liebevolle und kämpferische Wortmeldungen. Euch allen vielen, vielen Dank. nicht mehr ersnt nehmen. Er hätte noch eine Sitzung des UN Sicherheitsrates als Eskalationsstufe hinzufügen sollen.  Das ist doch spätestens dann nur noch Selbstprofilierung.

Ich glaube ihm vieles davon. Wenn ich bei Herrn M. von M.'s politischem Engagement lese, wenn ich von dem anderen Verlag lese, wenn ich von seine Selbstpositionierung betrachte, dann gehe ich davon aus, dass wohl ein politisches Amt, ein Vereins-/ Verbandsamt oder ein Vertrag mit einem Queeren Verlag in Gefahr war.

Von daher mache ich ihm keine Vorwürfe. Wenn ich mich entscheiden müsste ob ich für Bruno Gmümder, Himmelsstürmer, (falls es die noch gibt) oder für Ulissess schreibe, dann dürfte mein Geldbeutel (wenn ich auch ihn angewiesen bin) nicht für den RPG Verlag sprechen.   

Da ist einfach das potenzielle Zielpublikum (1-20% je nachdem welcher, wie erhobenen Statistik / Behauptung man glaubt) viel größer als der Anteil der PnP Spieler.

Offline Aendymion

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #389 am: 18.07.2018 | 23:36 »
Ist es nicht eigentlich auch politischer Aktivismus, wenn man sich in zig Forenbeiträgen immer und immer wieder negativ darüber äußert, wenn jemand seine politische Einstellung kundtut und aufgrund derer ein Produkt kritisiert?

Oder mal anders ausgedrückt: Ist es nicht genauso politisch, wenn ich fordere, dass man "linkspolitische" Forderungen nach sensibler Sprache gefälligst nicht ins Hobby lässt? Kann ich eine politische Einstellung ablehnen, ohne dadurch schon automatisch selbst politisch zu handeln?

Offline Bildpunkt

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #390 am: 18.07.2018 | 23:46 »
Nein kann man nicht aber der Ton macht wie immer die Musik.
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Pyromancer

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #391 am: 19.07.2018 | 00:12 »
Oder mal anders ausgedrückt: Ist es nicht genauso politisch, wenn ich fordere, dass man "linkspolitische" Forderungen nach sensibler Sprache gefälligst nicht ins Hobby lässt? Kann ich eine politische Einstellung ablehnen, ohne dadurch schon automatisch selbst politisch zu handeln?

Und ein Gespräch über Bäume ist fast ein Verbrechen...


Just_Flo

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #392 am: 19.07.2018 | 00:17 »
Ist es nicht eigentlich auch politischer Aktivismus, wenn man sich in zig Forenbeiträgen immer und immer wieder negativ darüber äußert, wenn jemand seine politische Einstellung kundtut und aufgrund derer ein Produkt kritisiert?

Oder mal anders ausgedrückt: Ist es nicht genauso politisch, wenn ich fordere, dass man "linkspolitische" Forderungen nach sensibler Sprache gefälligst nicht ins Hobby lässt? Kann ich eine politische Einstellung ablehnen, ohne dadurch schon automatisch selbst politisch zu handeln?

Ja, das ist es. Aber leider laufen hier mehrere Konflikte gleichzeitig ab:

Die einen Streiten wegen ihrer Position im Editionskrieg.

Die anderen Streiten wegen ihrer politischen Haltung.

Wieder ganz andere streiten sich um konkrete Sachverhalte.

Nochmal andere Streiten sich darüber ob diese Sachverhalte überhaupt zutreffen.



Entscheidend für die Einordnung eines Posts ist dann die tatsächlich hinter der Postmotivation stehen.


Wenn mir meine Position im Editionskrieg wichtiger ist als meine gesellschaftspolitische Position (ich und vermutlich Sumaro), dann diskutiere ich mit Leuten mit, deren Einstellung ich nicht teile sondern normalerweise bekämpfen würde.

Wenn mir die gesellschaftspolitische Sache wichtiger ist, dann werde ich selbst als DSA4.1 / DSA5 Fanboy mich auf die gesellschaftspolitisch richtige Seite (egal wie diese auch aussieht) unabhängig davon ob sie pro oder contra DSA5 ist, positionieren.

Wenn für mich volksabhängige Penislängentabellen, das Wort Paarung und das Bilderverhältnis keine / eine Diskriminierung bzw. eine / keine korrekte Wiedergabe der Realität sind und andere dies bestreiten, dann streite ich unabhängig von meiner politischen Meinung und der Edition darum, was davon jetzt zutrifft.

Ob die Penislängentabelle Volks- oder Kulturabhängig und ob das Bilderverhältnis ausschlaggebend ist (man könnte noch Pronomen zählen, ...) darüber kann man auch streiten.

Auch kann man darüber streiten, wer durch was genau diskriminiert wird, ...

Wellentänzer

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #393 am: 19.07.2018 | 00:21 »
Ist es nicht eigentlich auch politischer Aktivismus, wenn man sich in zig Forenbeiträgen immer und immer wieder negativ darüber äußert, wenn jemand seine politische Einstellung kundtut und aufgrund derer ein Produkt kritisiert?

Oder mal anders ausgedrückt: Ist es nicht genauso politisch, wenn ich fordere, dass man "linkspolitische" Forderungen nach sensibler Sprache gefälligst nicht ins Hobby lässt? Kann ich eine politische Einstellung ablehnen, ohne dadurch schon automatisch selbst politisch zu handeln?

Natürlich nicht. Kommt nicht die Parole "Alles ist politisch!" sogar aus dem Feminismus? Unter Politik versteht man nach meinem Kenntnisstand Maßnahmen zum Führen einer Gemeinschaft. Politik im Tanelorn ist es, auf die Diskussion von gesellschaftspolitischen Themen zu verzichten. Das finde ich gut und richtig, es ist in Gänze aber logischer Weise nicht möglich, weil halt alles politisch ist. Entsprechend schwappen gesellschaftspolitische Themen immer mal wieder ins bemüht apolitische Tanelorn herüber. Ich habe darauf keinen Bock. Ob AfD oder Feministen oder yogische Flieger: bitte keine politischen Botschaften im Tanelorn verklappen. Da wende ich mich bewusst, wahrnehmbar und im vollen Einkang mit Wort und Geist der Forenrichtlinien dagegen. Entsprechende Aktivitäten meinerseits, welche diese Haltung nach außen kommunizieren, sind selbstverständlich Maßnahmen zum Führen einer Gemeinschaft und also politisch im oben genannten Sinne.

Wogegen ich mich überdies noch deutlicher wehre und was ich absolut unredlich finde, sind Unterstellungen einer tiefergehenden gesellschaftspolitischen Agenda angesichts von Interventionen zum Schutz eines vornehmlich auf das Hobby gerichteten Forums. Solche Unterstellungen lese ich aus Deinem, Aendymion, Post aber zwischen den Zeilen heraus. Ein ähnliches Muster in generalisierter Form findet sich bei diesen beiden DSA-Autoren. Die Dämonisierung von Widerspruch führt nur zu verhärteten Fronten. Um das im Tanelorn zu verhindern, helfe ich gerne mit. Plattformen zur politischen Teilhabe gibt es sehr, sehr viele. Da muss man nicht auch noch Deutschlands einziges ernstzunehmendes Rollenspielforum zwangsbeglücken - vollkommen unabhängig von der politischen Coleur.

Offline D. Athair

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #394 am: 19.07.2018 | 00:54 »
Ich stimme dir da zu. Auf meine Frage kamen ja dann auch direkt Judenvergleiche und Unterstellungen, [...]
Mit Leuten zu diskutieren, die sich im Recht wähnen ist echt anstrengend und frustrierend. (Und genau deswegen ist die Diskussion hier so mühsam. Jede und jeder hat irgendeine Art von Sexualität und dazu eine Meinung, die durch Erfahrungen gereift ist und die durch - z.T. folglich - fehlende andere Erfahrungen bestimmt ist. Natürlich ist das Thema schwierig, denn Sexualität ist eine Kerndimension von Persönlichkeit und jede und jeder will sich als Person verstanden und wertgeschätzt wissen.)


Ich versuch nochmal zu erläutern, warum jüdischer Bänker und Schwarzer mit großem Penis toxische Stereotype erzeugen.
Selbst wenn Bankhäuser überdurchschnittlich von Juden geführt werden (i.S.v. In-Besitz-Sein) und Schwarze überdurchschnittlich große Penisse haben, dann ist deren Verwendung als Kischee insofern problematisch, als dass - ausgelöst durch einen kollektiv bedingen Halo-Effekt - negative Zuschreibungen hinzukommen: jüdischer Bänker => habgierig, feindlich, intrigant;  Schwarzer mit großem Penis => primitiv, triebgesteuert, willig.
Diese Zuschreibungen und Stereotype sind fest im kollektiven Bewusstsein verankert. Dass sie rassistisch bzw. antisemitisch sind, darauf können wir uns hoffentlich einigen.

Wenn nun die Merkmale "Schwarzer" und "großer Penis" zusammen kommen, dann werden die zugehörigen Zuschreibungen automatisch getriggert. Das heißt: Man muss, wenn man "Schwarzer" und "großer Penis" kombiniert und gleichzeitig kollektiv fixierte/automatisierte negative Zuschreibungen unterbinden will, an der Stelle einen bewussten Break setzten. Das bedeutet, dass man "langschwänzige schwarze" Waldmenschen mit Merkmalen versehen muss, die  negativen Zuschreibungen ("primitiv, triebgesteuert, willig") aufheben. Ob und wie man das überzeugend tun kann, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass es Möglichkeiten gibt oder ob man Kombinationen, die Teil von diskriminierenden Stereotypen sind einfach rauslassen sollte. Der Zug "das ist als nicht-wertende Fakten gemeint" ist leider schon längst abgefahren. Den holt man auch so leicht nicht mehr ein.
Im Zweifelsfall sollte man das geplante Vorgehen von einer Gruppe Betroffener (Einzelpersonen reichen nicht!) prüfen lassen.


Ich weiß nicht. Das Kernproblem von WdV scheint mir zu sein, dass es den Weg vom Scherz zur ernstzunehmenden inklusiven Spielhilfe nur halbherzig gegangen ist. Gerade im Versuch allen sexuellen Orientierungen, Geschlechtern und Vorstellungen idealer Körpermaße gerecht zu werden steckt große Sprengkraft.

Das ist so,
  • weil ein nicht unbeträchtlicher Teil an Personen z.B. homosexuelle Handlungen ablehnt und ekelhaft findet,
  • weil ein Großteil der Kundschaft gängige körperliche Ideale toll findet und andere nicht sehen will,
  • weil die unterschiedliche Zuschreibung von Ästhetik bzgl. der Körper verschiedener Geschlechter im Kollektiv vorhanden ist (auch wenn das im Kern sexistisch ist)
  • weil Repräsentation nicht mit wenigen Vorzeigebildern und -texten 1 zu erreichen ist und Personen sich repräsentiert sehen wollen.
Und: Natürlich ist das Versprechen in einem Rollenspielbuch über Sexualität repräsentiert zu werden ein zentraler Kaufgrund.
Das bei einem Crowdfunding auszusprechen und im Nachhinein nicht einhalten zu können ist mehr als ärgerlich.

 1 In der Praxis: Gemäß "1,2,3, viele" würde ich sagen, dass tendenziell mind. 4 Bilder von Pimmeln drin sein müssten, jeweils 4 schwule und lesbische Szenen, 4 Situationen mit recht eindeutigen Transgender, Bi-Sexuelle Bilder könnte man mMn mit Homo- und Heterosexuellen Darstellungen verrechnen (ergibt dann aber auch wieder 4 Bilder: Ein Mann, der einmal mit einer Frau und einmal mit einer Frau abgebildet wird und eine Frau, die einmal mit einem Mann und einmal mit einer Frau abgebildet wird); Bilder zu körperlichen Handlungen asexuell Orientierter, ... und dann kommen noch verschiedene Körpermaße, "Rassen" und Kulturen dazu.

Wenn man das alles so berücksichtigen will, kommt man ganz schnell auf eine ziemlich große Bilderzahl. Dass man Abstriche machen muss, weil die Hauptkäuferschicht heterosexuell, weiß, männlich (oder weiblich) und am gängigen Schönheitsideal orientiert ist, ist klar.
Aber genau deswegen sind ist die ästhetische Herangehensweise an WdV vollkommen ungenügend. (Was nicht heißt, dass die Bilder schlecht sind. Das sind sie nicht.)


Natürlich nicht. Kommt nicht die Parole "Alles ist politisch!" sogar aus dem Feminismus?
Ist bei mir unter "Frankfurter Schule" abgespeichert. Wie dem auch sei: So fern stehen die einander nicht. (Und glaub, dass es in der griechischen Antike auch Anklänge davon gab.)


Plattformen zur politischen Teilhabe gibt es sehr, sehr viele. Da muss man nicht auch noch Deutschlands einziges ernstzunehmendes Rollenspielforum zwangsbeglücken - vollkommen unabhängig von der politischen Coleur.
Hast du mal nen Link zu ner Plattform, bei der das im Rahmen von Geek-Hobbies passiert?
« Letzte Änderung: 19.07.2018 | 01:40 von D. Athair »
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Wellentänzer

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #395 am: 19.07.2018 | 01:25 »
Hast du mal nen Link zu ner Plattform, bei der das im Rahmen von Geek-Hobbies passiert?

Politische Diskussionen? Ich halte Rollenspiel und Politik für ziemlich disjunkte Themen. Entsprechend halt ich eine Verbindung für wenig sinnvoll und unterstütze die Trennung im Tanelorn. Wenn man die Themen trotzdem unbedingt miteinander verquicken möchte, stellt Skyrock extra genau dafür eine Plattform zur Verfügung: https://voat.co/v/tanelornsc . Beim RPGPundit soll es letztlich sehr viele, wenn auch unschöne politische Entwicklungen gegeben haben. Das weiß ich aber nur vo. Hörensagen. Da wäre sicherlich viel Überzeugungsarbeit leistbar - zwar mit geringer Erfolgsaussicht, dafür aber im Gegensatz zum Tanelorn mit echten und nicht mit überwiegend herbeidelirierten politischen Gegnern.

Offline Skyrock

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #396 am: 19.07.2018 | 01:39 »
v/TanelornSC ist weitgehend tot - da gab es gerade mal 11 Submissionen in über 2 Jahren, davon 7 zu Malifaux-Gate und 2 zur letzten Bundestagswahl. Wirklichen Bedarf scheint es nicht zu geben, und diejenigen die sich an mir persönlich stören haben sich auch nicht dazu aufgerafft eine Alternative zu schaffen.

Im übrigen moderiere ich das Subversum schon lange nicht mehr aktiv, sondern habe es schon vor Monaten in die Hände globalen Administration gegeben, nachdem sich Leute an der Möglichkeit gestört haben, ich könnte die Moderationswerkzeuge mißbrauchen und/oder wäre ein toxischer Einfluss. Aktivität gebracht hat das auch nicht.
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Offline Isegrim

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #397 am: 19.07.2018 | 01:53 »
Mit Leuten zu diskutieren, die sich im Recht wähnen ist echt anstrengend und frustrierend.

Und danach erklärst du uns ganz genau, was es mit Stereotypen, kollektivem Bewusstsein und "kollektiv bedingten Halo-Effekten" (whatever this is) auf sich hat.

Okay...
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Offline D. Athair

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #398 am: 19.07.2018 | 02:13 »
Wirklichen Bedarf scheint es nicht zu geben, und diejenigen die sich an mir persönlich stören haben sich auch nicht dazu aufgerafft eine Alternative zu schaffen.
Würd ich nicht sagen.  In Bezug auf das voat-Ding ist mMn die ungewohnte Form/Plattform und das  Fehlen an kritischer Masse (Content & User & User-Diversity). So von jetzt auf gleich entsteht keine Community. Zumindest dann nicht, wenn sich nicht genug Leute darum kümmern. Im Disputorium gibts immer mal wieder Themen mit politischem Bezug - da ist die Zahl der Protagonisten aber auch fast? zu klein und es gibt ne gewisse Grundwertschätzung, die nicht erst erarbeitet werden muss.


Kollektives Bewusstsein = Die Prägungen, Beurteilungen und normativen Überzeugungen, die eine Gesellschaft/Kultur (die deutsche, europäische, westliche) angesammelt hat. "Hetero = normal", das gehört z.B. dazu. "Pünktlichkeit ist eine sehr wichtige Tugend" ... gehört auch dazu.

Halo Effekt; kollektiv bedingt heißt, dass eine Gruppe von Menschen sich dazu entschlossen hat bei Mitgliedern einer anderen Gruppe ... X und Y zu vermuten und zwar aufgrund eines besonderen Merkmals Z. Tatsächlich aber gibt es keine wirkliche Verbindung von X und Y zu Z. Man könnte es also als "assoziative Konstruktion" beschreiben. Beispiel: Westler gelten in den Augen der islamischen Welt als hedonistisch, verlogen und ungläubig, weil Liberalität und nicht der Islam gesellschaftliche Richtschur ist. Dabei hat Liberalität per se nichts mit Unglauben, Lüge und Hedonismus zu tun. Oder: Schöne Menschen werden für intelligenter und durchsetzungsfähiger gehalten.

Stereotyp: Da gibt es ne ganz gute, sich schrittweise vertiefende Erklärung.
« Letzte Änderung: 19.07.2018 | 02:21 von D. Athair »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Luxferre

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Re: WdV Diskussionen
« Antwort #399 am: 19.07.2018 | 06:15 »
Sollen wir WdV jetzt auf Voat diskutieren? Oder ist das hier schon OT?  :d