Ich stimme dir da zu. Auf meine Frage kamen ja dann auch direkt Judenvergleiche und Unterstellungen, [...]
Mit Leuten zu diskutieren, die sich im Recht wähnen ist echt anstrengend und frustrierend. (
Und genau deswegen ist die Diskussion hier so mühsam. Jede und jeder hat irgendeine Art von Sexualität und dazu eine Meinung, die durch Erfahrungen gereift ist und die durch - z.T. folglich - fehlende andere Erfahrungen bestimmt ist. Natürlich ist das Thema schwierig, denn Sexualität ist eine Kerndimension von Persönlichkeit und jede und jeder will sich als Person verstanden und wertgeschätzt wissen.)
Ich versuch nochmal zu erläutern, warum jüdischer Bänker und Schwarzer mit großem Penis toxische Stereotype erzeugen.
Selbst wenn Bankhäuser überdurchschnittlich von Juden geführt werden (i.S.v. In-Besitz-Sein) und Schwarze überdurchschnittlich große Penisse haben, dann ist deren Verwendung als Kischee insofern problematisch, als dass - ausgelöst durch einen kollektiv bedingen Halo-Effekt - negative Zuschreibungen hinzukommen: jüdischer Bänker => habgierig, feindlich, intrigant; Schwarzer mit großem Penis => primitiv, triebgesteuert, willig.
Diese Zuschreibungen und Stereotype sind fest im kollektiven Bewusstsein verankert. Dass sie rassistisch bzw. antisemitisch sind, darauf können wir uns hoffentlich einigen.
Wenn nun die Merkmale "Schwarzer" und "großer Penis" zusammen kommen, dann werden die zugehörigen Zuschreibungen automatisch getriggert. Das heißt: Man muss, wenn man "Schwarzer" und "großer Penis" kombiniert und gleichzeitig kollektiv fixierte/automatisierte negative Zuschreibungen unterbinden will, an der Stelle einen bewussten
Break setzten. Das bedeutet, dass man "langschwänzige schwarze" Waldmenschen mit Merkmalen versehen muss, die negativen Zuschreibungen ("primitiv, triebgesteuert, willig") aufheben. Ob und wie man das überzeugend tun kann, weiß ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass es Möglichkeiten gibt oder ob man Kombinationen, die Teil von diskriminierenden Stereotypen sind einfach rauslassen sollte. Der Zug "das ist als nicht-wertende Fakten gemeint" ist leider schon längst abgefahren. Den holt man auch so leicht nicht mehr ein.
Im Zweifelsfall sollte man das geplante Vorgehen von einer Gruppe Betroffener (Einzelpersonen reichen nicht!) prüfen lassen.
Ich weiß nicht. Das Kernproblem von WdV scheint mir zu sein, dass es den Weg vom Scherz zur ernstzunehmenden inklusiven Spielhilfe nur halbherzig gegangen ist. Gerade im Versuch allen sexuellen Orientierungen, Geschlechtern und Vorstellungen idealer Körpermaße gerecht zu werden steckt große Sprengkraft.
Das ist so,
- weil ein nicht unbeträchtlicher Teil an Personen z.B. homosexuelle Handlungen ablehnt und ekelhaft findet,
- weil ein Großteil der Kundschaft gängige körperliche Ideale toll findet und andere nicht sehen will,
- weil die unterschiedliche Zuschreibung von Ästhetik bzgl. der Körper verschiedener Geschlechter im Kollektiv vorhanden ist (auch wenn das im Kern sexistisch ist)
- weil Repräsentation nicht mit wenigen Vorzeigebildern und -texten 1 zu erreichen ist und Personen sich repräsentiert sehen wollen.
Und: Natürlich ist das Versprechen in einem Rollenspielbuch über Sexualität repräsentiert zu werden ein zentraler Kaufgrund.
Das bei einem Crowdfunding auszusprechen und im Nachhinein nicht einhalten zu können ist mehr als ärgerlich.
1 In der Praxis: Gemäß "1,2,3, viele" würde ich sagen, dass tendenziell mind. 4 Bilder von Pimmeln drin sein müssten, jeweils 4 schwule und lesbische Szenen, 4 Situationen mit recht eindeutigen Transgender, Bi-Sexuelle Bilder könnte man mMn mit Homo- und Heterosexuellen Darstellungen verrechnen (ergibt dann aber auch wieder 4 Bilder: Ein Mann, der einmal mit einer Frau und einmal mit einer Frau abgebildet wird und eine Frau, die einmal mit einem Mann und einmal mit einer Frau abgebildet wird); Bilder zu körperlichen Handlungen asexuell Orientierter, ... und dann kommen noch verschiedene Körpermaße, "Rassen" und Kulturen dazu.
Wenn man das alles so berücksichtigen will, kommt man ganz schnell auf eine ziemlich große Bilderzahl. Dass man Abstriche machen muss, weil die Hauptkäuferschicht heterosexuell, weiß, männlich (oder weiblich) und am gängigen Schönheitsideal orientiert ist, ist klar.
Aber genau deswegen sind ist die
ästhetische Herangehensweise an WdV vollkommen ungenügend. (Was nicht heißt, dass die Bilder schlecht sind. Das sind sie nicht.)
Natürlich nicht. Kommt nicht die Parole "Alles ist politisch!" sogar aus dem Feminismus?
Ist bei mir unter "Frankfurter Schule" abgespeichert. Wie dem auch sei: So fern stehen die einander nicht. (Und glaub, dass es in der griechischen Antike auch Anklänge davon gab.)
Plattformen zur politischen Teilhabe gibt es sehr, sehr viele. Da muss man nicht auch noch Deutschlands einziges ernstzunehmendes Rollenspielforum zwangsbeglücken - vollkommen unabhängig von der politischen Coleur.
Hast du mal nen Link zu ner Plattform, bei der das im Rahmen von Geek-Hobbies passiert?