Autor Thema: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?  (Gelesen 41385 mal)

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Offline D. M_Athair

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Ist zwar schon ne Weile her, dass Scorp auf dem DORPCast behauptet hat, die OSR sei durch.

Angesichts der zunehmenden Erfolge der OSR z.B. bei den Ennies würde ich das trotzdem gern diskutieren.
Wohin geht die Reise? Stimmt ihr zu, dass die OSR nur ne Mode-Erscheinung ist, wie die 3.5 Reprints oder die V20 - also ne reine Retro-Sache oder steckt da mehr dahinter?


OSR-Gewinner bei den Ennies 2018:

Best Adventure
GOLD: The Dark of Hot Springs Island (Swordfish Islands)

Best Art, Interior
SILVER: Frostbitten & Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Best Cartography
GOLD: The Midderlands – An OSR Setting & Bestiary (MonkeyBlood Design & Publishing)

Best Electronic Book
SILVER: Scenario from Ontario (Kiel Chenier & Zzarchov Kowolski)

Best Monster/Adversary
GOLD: Frostbitten and Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Best Setting
SILVER: Frostbitten and Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Best Writing
SILVER: Frostbitten and Mutilated (Lamentations of the Flame Princess)

Judges’ Spotlight Award
Fever Swamp (Melsonian Arts Council)
Operation Unfathomable (Hydra Cooperative)
(2/5)
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan

Offline Rhylthar

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #1 am: 5.08.2018 | 16:16 »
Zitat
GOLD: The Dark of Hot Springs Island (Swordfish Islands)
Ich weiss gar nicht, ob ich das unbedingt zu OSR zählen würde. Ja, irgendwie schon, andererseits ist es auch eher regelfrei.

Aber zur Frage:
Ich denke, es gibt weiterhin eine stabile Community, so dass sich der Output für Verlage lohnt.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Skyrock

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #2 am: 5.08.2018 | 17:33 »
Die OSR hat sich als Ausrichtung etabliert und produziert fleißig Material im Hintergrund. Sie macht vielleicht nicht mehr so sehr die Welle wie zur großen Sturm&Drang-Zeit, aber welche Innovatoren haben wir schon noch im Vergleich?

- D&D 5e: Dümpelt auf Sparflamme vor sich hin
- WW: Hat gerade erst die X20-Kompilationswelle durchgemacht, innoviert jetzt vorsichtig mit V5
- Paizo: Hat seine "Mehr 3.5-Kram für Leute die 4e nicht mögen"-Phase abgenudelt, innoviert jetzt vorsichtig mit Pathfinder 2E
- haufenweise leicht zu produzierende Laumichel-Produkte auf Fate- und Apocalypse-World-Basis, die sich alle ziemlich gleich lesen und den Quark immer breiter statt stärker treten
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Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
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Wellentänzer

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #3 am: 5.08.2018 | 18:06 »
Ich glaube mit Blick auf die Ennies eher, dass das mit Produktqualität zu tun hat. Zwar kenne ich von den Gewinnern nur Hot Springs Island und Frostbitten & Mutilated, aber das sind jeweils großartige Bücher. So gar nicht meins, aber zweifelsohne toller Stoff für die Zielgruppe.

Ähnliches gilt für die Publikationen beispielsweise von Patrick Stuart  oder Zak S. Beides so gar nicht meins. Zudem ist mir der Stuart deutlich zu elegisch & pathetisch. So ne Art Goth Fantasy für die selbsternannten OSR-Hipster. Ne sorry. Und den Zak S. finde ich als Person abstoßend. Dass das Zeug aber für diejenigen, die was damit anfangen können, total großartig und dringend preiswürdig ist: auch klar.

Aus meiner Sicht ist das aber systemisch bedingt. Die OSR war in meiner Wahrnehmung noch nie ne besonders große Gruppe. Aber laut und energetisch und sendungsbewusst und kreativ und absurd und mutig und entspannt und gespickt mit Charismatikern. Das hat drei Konsequenzen zur Folge.

1. Ballung großartiger Leute: Ich hatte das Vergnügen, über die Jahrzehnte länger mit verschiedenen deutschen Protagonisten der Szene spielen zu dürfen. Glgnfz etwa. Wasn geiler Typ! Und was für ne Energie! Krass. Wenn Du solch eine Rakete in Deinem Team hast, wird vieles leichter. Und irgendwie zieht es überproportional viele coole Schweine in die OSR. Jemanden wie Dammi von ProIndie beispielsweise finde ich nicht minder phantastisch. Aber im Umfeld von - grob vereinfacht - Storygamern finden sich in meinen Augen halt leider nicht so geile Persönlichkeiten wie in der OSR. So zumindest ist mein Eindruck.

2. Wenig Klugscheißer, viele Macher: Irgendwie muss ich mich angesichts der Gestalten, die sich als Storygamer bezeichnen, häufig in vielerlei Hinsicht fremdschämen. Es fehlen nicht nur coole Schweine (siehe 1.), sondern es gibt da in meiner Wahrnehmung auch noch einen überbordenden Anteil ausgesprochen unangenehme Vollpfosten. Zumeist notorische Klugscheißer. Keine gute Verteilung, um in die Breite zu wirken.

3. Konformitätsdruck: In der OSR wird das Surreale und Abseitige viel mehr gewertschätzt als im Mainstream. Wenn jemand bei PF oder 5e oder Midgard oder Harnmaster oder DSA mit Ideen aufschlägt, wie Sie in der OSR gang und gäbe sind, bricht der Untergang des Abendlandes an. Erinnert sich beispielsweise noch jemand daran, als bei DSA die Historica Aventurica mal echt frischen Wind nach Aventurien gebracht hat? Pustekuchen. Die Die-Hard-Settingsnazis haben Ulisses fast die Bude angezündet. So Was wird in der OSR Gang anders gelebt.

Insofern: die OSR war zumindest in meiner Wahrnehmung nie groß in Deutschland, aber die hat drei große Vorteile, die sich positiv auf Produktqualität und Preiswürdigkeit auswirken.

Offline Tarin

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #4 am: 5.08.2018 | 19:08 »
Die Welle ist vorbei, der OSR an sich geht es bestens.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Calris

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #5 am: 5.08.2018 | 20:02 »
Ich würde nicht sagen dass die Welle vollständig vorbei ist, aber derzeit für mich jedenfalls weniger wahrnehmbar als noch vor ein paar Monaten.
Da tut sich schon noch ein bisschen was und ich glaube dass wir da in der näheren Zukunft auch noch ein paar Perlen sehen werden.

@Wellentänzer
Ich schließe mich da Megavolts Meinung an und halte Deinen Beitrag für super :)   :d

Gruß

Calris

Offline korknadel

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #6 am: 6.08.2018 | 08:54 »
Letzten Donnerstag waren beim Rollenspielabend in der Otherland Buchhandlung in Berlin 23 Leute, wenn ich richtig gezählt habe. 14 davon haben sich aufgeteilt auf eine D&D1-Runde (Regelwerk von 1978) und eine Runde DCC RPG.

Nach meiner Beobachtung wird seit der Kaiser Retro Box auch DSA1 wieder um einiges ernster genommen und öfter mal gespielt als noch vor einem Jahr. Und System Matters bringt ein OSR-Spiel nach dem anderen nach Deutschland.

Ich habe das nie als einen Hype empfunden und verstehe auch gar nicht, weshalb der Wellentänzer immer wieder von OSR Hipstern faselt. Ich nehme die Spieler der OSR eigentlich eher als Leute wahr, die genauso vielseitig interessiert und inspiriert sind wie die anderen. Da werden genauso alle möglichen Einflüsse von Appendix N Literatur über reale Geschichte, Horror, Film, SF und weiß der Herr was verwurstet und auch neue Trends (zum Beispiel Stichwort "Diversity") aufgegriffen. Nur halt ohne die Betonung auf Setting(festschreibungen) und aufwendige "Simulation". Da müssen die Ideen halt einfach schnell und meinetwegen auch krude auf den Tisch und werden nicht erst in wohlabgestimmte Hintergründe und Regelkompendien gegossen. Dem OSR-Spieler stellt sich auch nicht die Frage, welches "Thema" ein Spiel hat. Aber das finde ich irgendwie überhaupt kein bisschen hipsteriger als Spieler, die die WoD auswendig können oder mit ihren Shadowrunwälzern auf den virtuellen Schießplatz gehen oder das neue Spiel "about personal anxiety and childhood trauma" entwickeln.

So wie es sich mir darstellt, ist die OSR alles andere als durch, und der Hype ist nicht rum, weil es ihn als Hype (also etwas Hochgeputschtes, was keine Nachhaltigkeit hat) nie gegeben hat. Die OSR hat halt vor einigen Jahren angefangen, erfolgreich zu werden. Aber ich glaube, dieser Erfolg ist nur das OSR-Kuchenstück des Gesamterfolgs, der Gesamtrenaissance des Rollenspiels im selben Zeitraum. Und mit Erfolg meine ich jetzt auch nicht unbedingt Massenerfolg, sondern die Neubelebung des Markts aufgrund neuer Produktions- und Vertriebsmethoden (zum Beispiel DriveThru, Digitaldruck, der niedrigere Auflagen rentabel/machbar macht etc.).
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Offline ghoul

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #7 am: 6.08.2018 | 09:06 »
Gothghoul korrigiert:
Zudem ist mir der Stuart deutlich zu elegisch & pathetisch. So ne Art Goth Emo Fantasy für die selbsternannten OSR-Hipster.
;)  ;D

Jetzt könnte man ja noch über die Gründe spekulieren, warum sich die "coolen Schweine" bei OSR sammeln und die "Vollpfosten" bei den Storygamern. 
~;D
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PESA diskutiert.

Zensur nach Duden:
Zitat
von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität.

Offline Jiba

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"Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #8 am: 6.08.2018 | 09:25 »
Gothghoul korrigiert: [emoji6]  [emoji1]

Jetzt könnte man ja noch über die Gründe spekulieren, warum sich die "coolen Schweine" bei OSR sammeln und die "Vollpfosten" bei den Storygamern. 
~;D

Weil die Hybris, sich selbst ja ach so cool und die anderen ach so doof zu finden in bestimmten Kreisen der OSR verbreiteter ist, vielleicht?

Mist...erfolgreich getrollt worden.
« Letzte Änderung: 6.08.2018 | 09:40 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline ghoul

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #9 am: 6.08.2018 | 09:42 »
@Jiba: Wellentänzer, der sich gerade nicht zur OSR-Szene bekennt, ist mit diesen Begriffen angetanzt.
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Zensur nach Duden:
Zitat
von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität.

Offline Lord Verminaard

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #10 am: 6.08.2018 | 10:02 »
Als ganz, ganz Außenstehender kommt es mir ein bisschen so vor, dass die OSR in einer ähnlichen Situation ist wie die Forge-Diaspora vor ca. 10 Jahren. Man hat als Bewegung und Gruppe sich irgendwo definiert und in seiner Nische bequem gemacht. Der Output wird größer, nicht kleiner, bei gleichbleibender Zielgruppe, was zu einer Fragmentierung führt, trotzdem ist immer noch genug vom Kuchen da, dass immer noch mehr kommt. Da wird vermutlich gutes und weniger gutes dabei sein. Die Frage ist aber, und das meinte Scorp wohl eher, kommen da noch neue Impulse?
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Offline Jiba

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"Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #11 am: 6.08.2018 | 10:08 »
@Jiba: Wellentänzer, der sich gerade nicht zur OSR-Szene bekennt, ist mit diesen Begriffen angetanzt.
Na, du pflichtest dem aber bei, oder? Also kann ich es ja an dich richten.

@Vermi: Zustimmung. Dasselbe beobachtet man außerhalb des Mainstreams früher oder später in allen Nischen.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline korknadel

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #12 am: 6.08.2018 | 10:15 »
Die Frage ist aber, und das meinte Scorp wohl eher, kommen da noch neue Impulse?

Wie sahen denn die neuen Impulse in der OSR aus?

Ist mit neuen Impulsen so etwas gemeint, wie dass LotFP das ganze einmal auf weird und mit Geschlechtsorganen aufgezogen und DCC ein paar neue Schmankerln eingebaut und sich sklavisch am Appendix N orientiert hat?
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Offline JollyOrc

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #13 am: 6.08.2018 | 10:31 »
Als ganz, ganz Außenstehender kommt es mir ein bisschen so vor, dass die OSR in einer ähnlichen Situation ist wie die Forge-Diaspora vor ca. 10 Jahren. Man hat als Bewegung und Gruppe sich irgendwo definiert und in seiner Nische bequem gemacht. Der Output wird größer, nicht kleiner, bei gleichbleibender Zielgruppe, was zu einer Fragmentierung führt, trotzdem ist immer noch genug vom Kuchen da, dass immer noch mehr kommt. Da wird vermutlich gutes und weniger gutes dabei sein. Die Frage ist aber, und das meinte Scorp wohl eher, kommen da noch neue Impulse?

Ich glaube der Knackpunkt ist, dass zumindest der OSR-Teil den ich wahrnehme unglaublich durchlässig ist, was eben NICHT zu dieser Fragmentierung führt.

Da werden Regelwerke, Settings und interessante Bestandteile munter zusammengemischt. Dadurch, dass man ein gemeinsames Regel-Vokabular und eine Offenheit zum Kitbashing hat, kann jeder sich einfach mit an den Tisch setzen und loslegen. Und all der schöne neue Output wird verwendet, selbst wenn es eigentlich für ein anderes System geschrieben wurde.

Ich hab gerade am Wochenende beim LasagnaCon insgesamt drei Runden mitgespielt, und dabei Mageblade, Macchiato Monsters, Ultraviolent Grasslands UND Mail Order Apocalypse mit Dwarflands, Mageblade und sonstigen Charakteren bespielt.

Also, gut ein halbes Dutzend Produkte. Quasi ohne Reibungsverluste. (Mail Order Apocalypse als Setting hatte allerdings einige Probleme mit Magie-als-Technik. Dennoch ging es!)

Das ist der Grund warum ich derzeit sehr gerne OSR Dinge lese und kaufe - sie behaupten oberflächlich zwar hyperspezifisch zu sein, sind real aber sehr universal benutzbar. (Das ist glaube ich auch, warum OSRler von "Bewegung" statt "Gruppe" oder gar "Genre" sprechen. Es soll eben möglichst niederschwellig sein, sich selbst dazuzuzählen.)
Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Offline Faras Damion

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #14 am: 6.08.2018 | 10:39 »
Wenn ich mir die Zahlen der Drachenzwinge anschaue, ist die Anzahl der Leute, die in Deutschland Osr spielen, sehr gering. Auf Cons ist das anders, aber die Leute erzählen kaum, dass sie zu Hause spielen.

Dennoch gibt es durchaus Einfluss auf die großen Systeme. Zum Beispiel sind jetzt bei DSA wieder Dungeon-Abenteuer "erlaubt". :)

Die Theorie im Dorpcast war meines Verstehens nach, dass die Nostalgiewelle (in Medien allgemein) die 80iger verlässt und in die 90iger kommt und sie haben spekuliert, dass das auch den Rollenspielmarkt betreffen könnte.
Method Actor: 92%, Storyteller: 67%, Tactician: 58%, Power Gamer: 46%, Casual Gamer: 29%, Butt-Kicker: 21%, Specialist: 13%

Achamanian

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #15 am: 6.08.2018 | 11:58 »
Mein persönlicher Eindruck ist, dass die OSR sich sehr klar konsolidiert hat. Es gibt einen stabilen, kontinuierlichen Output, Experimentierfreude ist nach wie vor gegeben, die Sturm-und-Drang-Zeit ist aber anscheinend vorbei. Übrigens habe ich den Eindruck, dass es beim forgigen Indiescheiß eigentlich genauso aussieht, und mehr noch: Das es da inzwischen sehr viel gegenseitige Befruchtung gibt (von DungeonWorld über Beyond the Wall bis Spire - und Sachen wie Godbound würde ich da sogar auch mit einschließen).

Insgesamt finde ich das sehr erfreulich - die Grundhaltung in den beiden großen "Rollenspielbewegungen" scheint mir mittlerweile sehr entspannt, der Dogmatismus hält sich in Grenzen, und die Leute bedienen sich in Sachen Designphilosophie und Mechanismen ganz nach Belieben dort, wo es passt.

Mal sehen, was jetzt mit der 90er-Nostalgiewelle (Unknown Armies, On the Edge, Reign, Vampire 5th) passiert und ob das den Status Quo noch mal aufwirbelt.

Offline Lord Verminaard

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #16 am: 6.08.2018 | 12:08 »
Reign ist ja wohl nicht 90er, so alt bin ich nun auch wieder nicht! ;D
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Offline Blechpirat

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #17 am: 6.08.2018 | 12:16 »
Da werden Regelwerke, Settings und interessante Bestandteile munter zusammengemischt. Dadurch, dass man ein gemeinsames Regel-Vokabular und eine Offenheit zum Kitbashing hat, kann jeder sich einfach mit an den Tisch setzen und loslegen. Und all der schöne neue Output wird verwendet, selbst wenn es eigentlich für ein anderes System geschrieben wurde.

Ich hab gerade am Wochenende beim LasagnaCon insgesamt drei Runden mitgespielt, und dabei Mageblade, Macchiato Monsters, Ultraviolent Grasslands UND Mail Order Apocalypse mit Dwarflands, Mageblade und sonstigen Charakteren bespielt.
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Offline JollyOrc

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Fürs Protokoll: Ich bitte hiermit ausdrücklich darum, mich in der Zukunft auf schlechte oder gar aggressive Rhetorik meinerseits hinzuweisen. Sollte ich das dann wider Erwarten als persönlichen Angriff werten, bitte auf diesen Beitrag hier verweisen und mir meine eigenen Worte um die Ohren hauen! :)

Achamanian

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #19 am: 6.08.2018 | 12:21 »
Reign ist ja wohl nicht 90er, so alt bin ich nun auch wieder nicht! ;D

Ups ... ich denke immer, wenn's schon ein paar Jährchen her ist, ich aber bereits aus dem Lego-Alter raus war, dann werden es wohl die 90er gewesen sein.
Ich glaube, ich habe Reign da auch gedanklich eingereiht, weil ich es als eines der Spiele sehe, für die Vampire auf die eine oder andere Art ein wichtiger Ausgangspunkt war.

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Ja, so ein "Ölprinz", der steckt schon mal einen Blasterstrahl weg!
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Wellentänzer

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #21 am: 6.08.2018 | 16:04 »
@ Jiba: Sorry. Ich wollte niemanden trollen und ziehe meinen Hut vor Dir und Deinen beeindruckenden Beiträgen zum Hobby. Auch persönlich, so das online ansatzweise möglich sein kann, zolle ich höchsten Respekt. Bitte fühl Dich nicht angesprochen, wenn jemand etwas zur Verteilung der Gesamtheit der Storygamer äußert. Das war niemals meine Absicht.

@ Gothghul: mit der Korrektur hast Du vollkommen recht. Emo triffts viel besser.

@ korknadel: Hipster meine ich nicht immer negativ. Wenn beispielsweise aber im hippen Herzen eines Kiezes voller Hipster in einem nerdigen und von mindestens einem sympathischen Hipsternerd mit OSR-Faible geführten Hipsternerdladen überproportional viele Leute OSR spielen, find ich das echt wenig überraschend. Erst mal bedeutet Hipster in meinem Verständnis nur eine mehr oder weniger exaltiert vorgetragene Abgrenzung vom Mainstream. Nervig und dann beispielsweise von mir mit dem Attribut "selbsternannt" bezeichnet wird es aus meiner Sicht eigentlich erst dann, wenn die vermeintlich Fackel der Erleuchtung auf eine zu aufdringliche Weise in die Welt getragen wird. Insbesondere in einem Fall wie Deinem kämen mir ganz ehrlich keinerlei negative Emotionen in den Sinn. Ganz im Gegenteil. Irgendwie scheint das mal wieder einer dieser Fälle mit total verunglückter Kommunikation meinerseits zu sein, wenn sich die vollkommen Falschen ans Bein gepinkelt fühlen. Sorry. Vielleicht sollte ich nicht mehr vom Smartphone aus am dänischen Strand Posten, sondern mehr nachdenken.

Schönen Tag noch allerseits!

Offline Moonmoth

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #22 am: 6.08.2018 | 16:14 »
Vielleicht würde ich sogar der Annahme zustimmen, dass die "Old School Welle" wohl ihren Höhepunkt überschritten hat - aber auch nur in der Hinsicht, dass sich die Ideen der OSR inzwischen wieder recht gut etabliert und sich eine eigene feste Nische erobert haben. Ich habe auch so das Gefühl, dass die OSR dabei ist, sich deutlich über die "puren" Retroklone hinaus weiter zu entwickeln - das scheint ja auch durchaus angenommen zu werden, siehe DCC RPG und Konsorten.

Ich find's gut  - das ganze Hobby hat sehr von der OSR profitiert (wie auch von den Storygames ...) und das wird wohl auf absehbare Zeit so bleiben.
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Offline korknadel

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #23 am: 6.08.2018 | 17:40 »
@ korknadel: Hipster meine ich nicht immer negativ. Wenn beispielsweise aber im hippen Herzen eines Kiezes voller Hipster in einem nerdigen und von mindestens einem sympathischen Hipsternerd mit OSR-Faible geführten Hipsternerdladen überproportional viele Leute OSR spielen, find ich das echt wenig überraschend. Erst mal bedeutet Hipster in meinem Verständnis nur eine mehr oder weniger exaltiert vorgetragene Abgrenzung vom Mainstream. Nervig und dann beispielsweise von mir mit dem Attribut "selbsternannt" bezeichnet wird es aus meiner Sicht eigentlich erst dann, wenn die vermeintlich Fackel der Erleuchtung auf eine zu aufdringliche Weise in die Welt getragen wird. Insbesondere in einem Fall wie Deinem kämen mir ganz ehrlich keinerlei negative Emotionen in den Sinn. Ganz im Gegenteil. Irgendwie scheint das mal wieder einer dieser Fälle mit total verunglückter Kommunikation meinerseits zu sein, wenn sich die vollkommen Falschen ans Bein gepinkelt fühlen. Sorry. Vielleicht sollte ich nicht mehr vom Smartphone aus am dänischen Strand Posten, sondern mehr nachdenken.

Äh, ne, keinerlei Entschuldigung nötig. Habe Dich glaube ich richtig verstanden und mich nicht ans Bein gepinkelt gefühlt. Nach dem, was ich halt so von der OSR sehe und wen ich so kenne, wer alles -- meist so wie ich auch nicht ausschließlich -- OSR-Kram spielt, passt das halt alles irgendwie nicht zu dem, was Du als selbsternannte Hipster wahrnimmst. Aber Du siehst/empfindest halt sehr wahrscheinlich andere Leute als ich.
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Wellentänzer

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Re: "Die Old School Welle ist vorbei" - oder doch nicht?
« Antwort #24 am: 6.08.2018 | 17:47 »
Äh, ne, keinerlei Entschuldigung nötig. Habe Dich glaube ich richtig verstanden und mich nicht ans Bein gepinkelt gefühlt. Nach dem, was ich halt so von der OSR sehe und wen ich so kenne, wer alles -- meist so wie ich auch nicht ausschließlich -- OSR-Kram spielt, passt das halt alles irgendwie nicht zu dem, was Du als selbsternannte Hipster wahrnimmst. Aber Du siehst/empfindest halt sehr wahrscheinlich andere Leute als ich.

Naja, Du selbst bist in meinen Augen beispielsweise ein Hipster im positivsten aller möglichen Sinne. Wenn Du diese Wahrnehmung nicht teilst, wird's in der Tat schwierig.