Ich habe ein Verständnisproblem hinsichtlich der Frage, was an OSR-Spielen "hipp" oder "geil" sein soll.
Wie gesagt, ich spiele das nun schon eine ganze Weile und war in den 90er davon gar nicht mehr so begeistert - da habe ich fast ausschließlich HERO gespielt.
Das Selberbauen von Charakteren nach meiner eigenen Vorstellung war das A und O (und alle anderen Buschstaben inkl. Umlaute), das Ausbalancieren, die Spielweise (sehr taktisch) - super!
Die World of Darkness war mir zu poserhaft (zu viel Gerummel - und Verschwörungen am Spieltisch und Gegneinander spielen ist nicht so mein Ding), Shadowrun zu "pubertär" (Streetsamurai-Troll mit dicker Kanone - toll ...) und irgendwie zu "unstimmig" (Magie und Cyber - ach nö). Trotzdem habe ich das z.T. gespielt (Vampire eher nicht - bei Werewolf war man immerhin gut und könnte was kaputthauen!).
Um 2000 herum ging es dann über D&D 3.0 et al wieder zurück zu alten Heimat.
Warum? Nicht, weil das "hipp" war, sondern weil es wieder Spaß machte und ich die Schnauze voll hatte von der Bauerei und dem Schachgeschiebe in Kämpfen bei HERO! Ich will nicht von 4-5 Stunden 1 bis 2 Stunden damit verbringen, einen müden Kampf auszuspielen, damit am Ende die Orks dann doch tot sind!
Und ich will nicht ständig emien SC optimieren und umbauen (bei HERO, gerade Champions, ein nicht zu unterschätzender Reiz) oder stundenlang NSC erschaffen. Da habe ich keine Zeit und keine Lust mehr zu.
Außerdem machen mir Dungeons wieder Spaß - aber nur, wenn Gold auch EP gibt.
Bei D&D 3.5 et al ist das nicht der Fall und da macht mir das Plündern keinen Spaß, weil man ab einer bestimmten Summe Goldes keinen Bedarf an Reichtümern mehr hat.
Aber eine Truhe mit 50, 100, 1000 EP, ein Hort mit 55.000 EP - DAS MACHT DAS HERZ SPRINGEN!
Außerdem sind OSR-Spiele schnell, einfach zu spielen und vorzubereiten und die Mechaniken sind bekannt (mir und den Meinen jedenfalls). Die alten Regeln sind z.T. bekloppt, und deshalb finde ich es auch dämlich, wenn wie z.B. bei LL Regeln übernommen werden, die total bescheuert waren im Original, aber die ändert man mal lieber nicht, weil dann ist das ja nocht mehr "original" (bescheuert).
Beispiel: Verfolgungsregeln. Da kann man jemanden besser ind er Wildnis verfolgen, wenn die Verfolgergruppe "weniger" Leute hat. Man stelle sich das vor: Die Verbrecherbande flieht in den Wald, die Polizei schickt dann aber keine Hunderschaften, sondern einen Polizeianwärter, denn die Hunderschaft behindert sich ja nur beim Aufspüren ...
So was lässt man weg. Das ist Müll. Alles, was erwiesernermaßen Quatsch ist oder keinen Spaß macht oder den eigenen Spielstil nicht unterstützt, kommt weg oder wird geändert. OSR-Spiele halten das aus, das sind einfache Maschinen.
Inzwischen kann man auch andere Genre damit gut bespielen - gibt ja von Superhelden (MEH!) bis zu Cthulhu (HE!) und WW2 (HEJOHE!) unterschiedliche Umsetzungen, die gefallen können.
Aber ich spiele so etwas doch nicht, damit ich in der In-Gruppe "hipp" bin! Was soll den daran "hipp" sein?
Verstehe ich nicht.
Im übrigen halte ich es wie der "Dungeon Bastard":
Hat das Spiel Dungeons?
Hat das Spiel Drachen?
Dann will ich es spielen!