Also, für One-Shots finde ich als SL mittlerweile vorgefertigte Charaktere mit Beziehungen untereinander sehr angenehm - abgesehen vom hohen Vorbereitungsaufwand für mich, weil ich Setting+vorgefertigte SCs selten recycle. Hatte bisher gute Erfahrungen damit. Auch kann ich mich so besser auf mögliche Szenen vorbereiten, da die Stoßrichtung noch etwas klarer ist. Die Interpretation der Charaktere durch die Spieler fällt dabei immer noch sehr unterschiedlich bzw. so unterschiedlich aus, dass trotzdem nicht wenig Improvisation fällig wird*. Das ist ja auch gut so. Für längere Kampagnen aber brauchen die Spieler einen Charakter, mit dem sie sich stark identifizieren können, was im Selbstbau in Zusammenarbeit mit dem SL am besten klappt.
*Off-topic: Man merkt bei vorgefertigten Charakteren auch am deutlichsten, dass viele Spieler keine guten klassischen Schauspieler sind - Ich bin da keine Ausnahme. Die Chars enthalten erstaunlich oft nur Spuren von dem was auf dem Papier steht - selbst wenn es nur drei markante Sätze sind, die vorgefertigt mitgegeben werden -, sondern eine leicht bis moderat modulierte Version von dem was der Spieler (meiner Vermutung nach / wenn ich den Spieler kenne: mit Gewissheit) sonst immer spielt. Das ist übrigens ein interessantes Nebenthema: Ich kenne bisher kaum Spieler, die langfristig zwei sehr deutlich verschiedene Charaktereinstellungen spielen konnten. Es gibt Spielleiter, die kurzfristig die Illusion deutlich verschieden "tickender" NSCs aufrechterhalten können (was bereits super-cool ist), aber auch hier schimmert die SL-Persönlichkeit letztlich durch. Es ist eher ein sehr großer Anteil "Spielerpersönlichkeit+Was-Dieser-Im-Rollenspiel-Immer-Spielt-Persönlichkeit (oft eine Defizit-Kompensation, da schließe ich mich nicht aus)" mit einer jeweils verschiedenen minoritären Beimischung "Charakter A / X / Z", wobei die Spielerpersönlichkeit+WDIRIS bei außerordentlich guten Schauspielern 75%, aber sehr häufig und manchmal zu meinem Bedauern 95% ausmacht.