Thema: Spielercharakter aus anderen Medien übernehmen

[First Orko]

Gerade haben wir unserer Charaktere für unser Version von Nova Praxis erstellt und ich habe mich entschlossen, Dom Vriess aus Alien IV als SC zu adaptieren und herauszufinden, wie seine Geschichte weitergeht.
Ein Grund war, dass ich das Alien-Thema gerne mit unserer, von Nova Praxis inspirierten Welt übernehmen wollte und das Ende des Teils eben offen lässt, wie die Erde aussieh - außerdem mag ich den Charakter.

Ich habe auch bereits eine Doctor Who-Inkarnation sowie mehrfach Sherlock Holmes gespielt. Entgegen damaliger Bedenken gefällt mir die Herausforderung vom Umgang mit "fremden" Charakteren und die Möglichkeit der eigenen Interpretation sehr gut!

Habt ihr schon einmal eine, in Buch/Film o.a. existierende Figur als SCs übernommen und wenn ja, welche? Wie empfandet ihr das im Vergleich zu selbst erstellten SCs?

[Swafnir]

Meinst du 1:1 übernommen, oder von Vorlagen inspiriert?

[Vanhishikha]

Nun ich habe einen von Snake Plissken (Die Klapperschlange; Escape from New York) basierten Charakter gespielt,
und zwar in Shadowrun.
"Cobra? Ich dachte du wärst tot."
"Wer auch immer dieses dämliche Gerücht verbreitet, wird sich sehr bald wünschen tot zu sein."
Und ja, ich hatte meinen Spaß.

[Don-Lope]

Ich finde inspirirt von immer schön, wobei ich mir dann gerne ein, zwei Besonderheiten aussuche, die den Charakter von der Inspiration absetzen oder kombiniere mehrerer Ideen.
Eine einfache 1:1 Umsetzung finde ich nicht sehr spannend und habe ich schon sehr oft schiefgehen sehen. Dann ist es entweder ein blaser Abklatsch oder sogar eine Parodie.

[First Orko]

Meinst du 1:1 übernommen, oder von Vorlagen inspiriert?

Schon eher übernommen inklusive Name - also deutlich über >50% Inspiration Das man sich an Vorlagen und Stereotypen orientiert ist ja schon eher normal würde ich annehmen.
Wobei auch sowas wie "Rolle/Person übernommen" wie bei Doctor Who, Batman oder so auch passt!

Eine einfache 1:1 Umsetzung finde ich nicht sehr spannend und habe ich schon sehr oft schiefgehen sehen. Dann ist es entweder ein blaser Abklatsch oder sogar eine Parodie.

Das war tatsächlich auch meine Befürchtung. Die Idee, Holmes zu spielen wurde mir auch eher nahegelegt, wenn ich mich noch richtig entsinne... Ich glaube die Initialzündung kam von der Watson-Spielerin.
Die wichtige Erkenntnis für mich: Man versucht nicht die Figur so zu spielen, wie sie Schauspieler X dargestellt hat, sondern wie man sie selbst sieht.
Dadurch gibt es ja schon automatisch Abweichungen. Aber jemand wie Holmes wurde und wird ja auch sonst immer wieder neu interpretiert, ohne dass es dadurch automatisch "billig" wirkt.

Ich finde es gerade interessant in Hinlick auf die Frage, was einen Charakter ausmacht und was man darstellen muss, damit er erkennbar ist.

[Bildpunkt]

Spannende Idee. Ist damit auch gemeint den jeweiligen Charakter auch in nichtpassende Setting zu planschen und sich zu überlegen wie das dann sich transformieren würde.  z.B Raistlin Majere in Shadowrun oder Jean Luc Picard in Forgotten Realms?

[Flamebeard]

Spannende Idee. Ist damit auch gemeint den jeweiligen Charakter auch in nichtpassende Setting zu planschen und sich zu überlegen wie das dann sich transformieren würde.  z.B Raistlin Majere in Shadowrun oder Jean Luc Picard in Forgotten Realms?

DAS wären doch mal zwei Herausforderungen... ^^

[nobody@home]

Ist mir so noch nicht untergekommen, nein. Das mag (Achtung, Spekulation) eventuell ein bißchen damit zusammenhängen, daß ich schon relativ früh weitgehend damit aufgehört habe, mich mit den Handlungsträgern der Werke anderer Leute direkt zu identifizieren; ich mag die Handlung der einen oder anderen Geschichte (Comic, Film, TV-Folge, wasauchimmer...) zwar durchaus für meine Tagträume verhackstücken, aber spätestens seit meiner Grundschulzeit habe ich für so was meine eigenen Fantasie-Alter Egos, die ich dann nur noch mehr oder weniger geschickt zusätzlich in den "Kanon" einbaue.

Alternativ mag's auch einfach ein Fall von "macht man normalerweise beim Rollenspiel nicht" sein. Immerhin fängt man in zumindest einer Reihe von Systemen ja doch allein schon per Voreinstellung ein paar Nummern "kleiner" an, als es die meisten berühmten Figuren in anderen Medien typischerweise sind -- speziell, wenn man die Rollenspielerei mit ein oder zwei von gerade diesen Systemen überhaupt erst angefangen hat, prägt das ja zwangsläufig auch mit.

[Don-Lope]

Ich habe da immer nur schlimme Erfahungen mit gemacht. Wenn ein Spieler Conan spielt und es so versaut, das er von einer Horde Magdfrauen verhauen wird.
Oder einen Gurney Halleck (P. Steward in Dune), der aber leider ein mäßig gebauter 5. Stufe Star Wars D20 Charakter war und dann eher ein Punry Palleck aus der direct-to-video Version Pune wurde.

[YY]

Meistens ist so was allein schon deswegen vorprogrammiert, weil die übernommenen Charaktere mindestens auf ihrem Fachgebiet verdammt gut sind. Wenn man die dann nach den üblichen Regeln erstellt, kann das natürlich nichts werden.

[Lord Verminaard]

Ich wollte das immer mal machen, hatte da allerdings eher in Richtung Reboot gedacht, also ein bekanntes Ensemble und dann aber neu interpretiert, siehe BSG. Und natürlich habe ich als SL schon kanonische NSCs gespielt, Darth Vader, Mon Mothma, Albus Dumbledore, Gilderoy Lockhart, Rufus Scrimgeour usw.

War es nicht im alten Marvel-Rollenspiel so, dass man einen der kanonischen Charaktere spielte? Im Buffy/Angel Rollenspiel von CJ Carella waren ebenfalls Spielwerte für die Scooby Gang bzw. Angel Investigations enthalten und es war zumindest als Option vorgesehen, sie zu spielen.

[nobody@home]

War es nicht im alten Marvel-Rollenspiel so, dass man einen der kanonischen Charaktere spielte? Im Buffy/Angel Rollenspiel von CJ Carella waren ebenfalls Spielwerte für die Scooby Gang bzw. Angel Investigations enthalten und es war zumindest als Option vorgesehen, sie zu spielen.

Es gab die Möglichkeit, aber daneben auch die zur "normalen" Charaktererschaffung. Tatsächlich finden sich bei einem Blick ins Basis-Set-"Campaign Book"-PDF schon die Alternativen (a) Kanoncharakter, (b) frei ausgedachter eigener Charakter, und (c) Auswürfeln. (Im Advanced Set sehen die Regeln im Detail etwas anders aus, was dazu führt, daß Eigenkreationen da streng nach Buch in allen Rängen kleinere Zahlenwerte haben und damit schwächer anfangen als Kanoncharaktere; im Basic Set ist das aber interessanterweise noch nicht der Fall.)

[Boba Fett]

Ich habe mal „don‘t rest your head“ auf einem Tanelorn Treffen Judas spielen dürfen.
Als „DEN“ Judas, der Jesus verraten hat.

[Lichtschwerttänzer]

Meistens ist so was allein schon deswegen vorprogrammiert, weil die übernommenen Charaktere mindestens auf ihrem Fachgebiet verdammt gut sind. .

mit genügend Charakterpunkten geht das, Gurney , Duncan sind IMHO einige 100 Wert, einen Sardaukar würde ich aber auch mit so ca 200 vermutlich bauen.

[Lichtschwerttänzer]

Wenn ein Spieler Conan spielt und es so versaut, das er von einer Horde Magdfrauen verhauen wird.

aber nur weil Conan Gewalt gegen Frauen (Hexen, u.ä. Gesocks ausgenommen) entschieden ablehnt

[YY]

mit genügend Charakterpunkten geht das

Klar geht das, aber man muss es dann eben auch so machen
Es funktioniert nicht, wenn alle "normale" Charaktere machen und einer bei seinem SC Conan dranschreibt.

[nobody@home]

aber nur weil Conan Gewalt gegen Frauen (Hexen, u.ä. Gesocks ausgenommen) entschieden ablehnt

Sagen wir mal, "weil Conan Frauen als Gegner normalerweise nicht für voll nimmt" -- das paßt eher.

(Und tatsächlich illustriert das Beispiel ein anderes kleines Problem mit dem "übernommenen" populären Medien-SC: wie gut der Spieler es nach jeweils seiner eigenen Ansicht bzw. der Meinung der Gruppe schafft, den Charakter dann auch darzustellen, kann unter Umständen sehr stark Auslegungssache sein. Bei der eigenen Originalfigur wird es schon schwieriger für andere, mit "Moment mal, so würde sich dein Charakter doch nie verhalten!" zu argumentieren.)

[Vanhishikha]

Gurney , Duncan sind IMHO einige 100 Wert, einen Sardaukar würde ich aber auch mit so ca 200 vermutlich bauen

Duncan Idaho Auszug aus Wikipedia

In Dune (1965), Duncan is described as a handsome man with "curling black hair" to whom women are easily attracted. Paul Atreides notes Duncan's "dark round face" and "feline movements, the swiftness of reflex that made him such a difficult weapons teacher to emulate." Lady Jessica calls him "the admirable fighting man whose abilities at guarding and surveillance are so esteemed." Duncan is fiercely loyal to House Atreides, is a skilled pilot, and as a Swordmaster of the Ginaz is a gifted hand-to-hand fighter. In the fight that ends with his death in Dune, Duncan kills an unheard-of 19 Sardaukar, the Padishah Emperor's fearsome supersoldiers. The Sardaukar sell his body to the Tleilaxu; subsequent gholas of Duncan possess the rebellious streak of the original.

[Lichtschwerttänzer]

Sagen wir mal, "weil Conan Frauen als Gegner normalerweise nicht für voll nimmt" -- das paßt eher.

das wage ich zu bezweifeln

 

[nobody@home]

das wage ich zu bezweifeln

Bezweifel' ruhig weiter. Tatsache ist: gerade der Original-Howard-Conan ist nachweislich gerade kein ritterlicher Gentleman mit allen Sorten von Flausen in Sachen Respekt vor der Damenwelt im Kopf, sondern schlicht und ergreifend ein Macho.

[bobibob bobsen]

Klar in eine Space  Runde habe ich einen an Steven Segal angelehnten Koch gespielt. Hat sehr viel Laune gemacht.

[Vanhishikha]

Conan hatte Respekt vor Belit.
Conan Wikipedia Belit Auszug

It was from Bêlit that Conan - native of a landlocked country and a complete landlubber at the beginning of "Queen of the Black Coast" - learned how to be a sailor and a pirate. During their entire time together, Conan was content to follow Bêlit's lead, and never disputed her authority: "Conan generally agreed to her plans. Hers was the mind that directed their raids, his the arm that carried out her ideas. It was a good life." Conan proved an apt pupil, and after Bêlit's death had a long piratical career on his own.

[Lichtschwerttänzer]

Bezweifel' ruhig weiter.

Quellenangabe

[nobody@home]

Conan hatte Respekt vor Belit.
Conan Wikipedia Belit Auszug

Das wäre die Belit, die sich ihm beim ersten Anblick gleich an den Hals geschmissen hat, ja?

The fight on the Argus was short and bloody. The stocky sailors, no match for the tall barbarians, were cut down to a man. Elsewhere the battle had taken a peculiar turn. Conan, on the high-pitched poop, was on a level with the pirate's deck. As the steel prow slashed into the Argus, he braced himself and kept his feet under the shock, casting away his bow. A tall corsair, bounding over the rail, was met in midair by the Cimmerian's great sword, which sheared him cleanly through the torso, so that his body fell one way and his legs another. Then, with a burst of fury that left a heap of mangled corpses along the gunwales, Conan was over the rail and on the deck of the Tigress.

In an instant he was the center of a hurricane of stabbing spears and lashing clubs. But he moved in a blinding blur of steel. Spears bent on his armor or swished empty air, and his sword sang its death-song. The fighting-madness of his race was upon him, and with a red mist of unreasoning fury wavering before his blazing eyes, he cleft skulls, smashed breasts, severed limbs, ripped out entrails, and littered the deck like a shambles with a ghastly harvest of brains and blood.

Invulnerable in his armor, his back against the mast, he heaped mangled corpses at his feet until his enemies gave back panting in rage and fear. Then as they lifted their spears to cast them, and he tensed himself to leap and die in the midst of them, a shrill cry froze the lifted arms. They stood like statues, the black giants poised for the spearcasts, the mailed swordsman with his dripping blade.

Belit sprang before the blacks, beating down their spears. She turned toward Conan, her bosom heaving, her eyes flashing. Fierce fingers of wonder caught at his heart. She was slender, yet formed like a goddess: at once lithe and voluptuous. Her only garment was a broad silken girdle. Her white ivory limbs and the ivory globes of her breasts drove a beat of fierce passion through the Cimmerian's pulse, even in the panting fury of battle. Her rich black hair, black as a Stygian night, fell in rippling burnished clusters down her supple back. Her dark eyes burned on the Cimmerian.

She was untamed as a desert wind, supple and dangerous as a she-panther. She came close to him, heedless of his great blade, dripping with blood of her warriors. Her supple thigh brushed against it, so close she came to the tall warrior. Her red lips parted as she stared up into his somber menacing eyes.

"Who are you?" she demanded. "By Ishtar, I have never seen your like, though I have ranged the sea from the coasts of Zingara to the fires of the ultimate south. Whence come you?"

"From Argos," he answered shortly, alert for treachery. Let her slim hand move toward the jeweled dagger in her girdle, and a buffet of his open hand would stretch her senseless on the deck. Yet in his heart he did not fear; he had held too many women, civilized or barbaric, in his iron-Chewed arms, not to recognize the light that burned in the eyes of this one.

"You are no soft Hyborian!" she exclaimed. "You are fierce and hard as a gray wolf. Those eyes were never dimmed by city lights; those thews were never softened by life amid marble walls."

"I am Conan, a Cimmerian," he answered.

To the people of the exotic climes, the north was a mazy half-mythical realm, peopled with ferocious blue-eyed giants who occasionally descended from their icy fastnesses with torch and sword. Their raids had never taken them as far south as Shem, and this daughter of Shem made no distinction between AEsir, Vanir or Cimmerian. With the unerring instinct of the elemental feminine, she knew she had found her lover, and his race meant naught, save as it invested him with the glamor of far lands.

"And I am Belit," she cried, as one might say, "I am queen."

"Look at me, Conan!" She threw wide her arms. "I am Belit, queen of the black coast. Oh, tiger of the North, you are cold as the snowy mountains which bred you. Take me and crush me with your fierce love! Go with me to the ends of the earth and the ends of the sea! I am a queen by fire and steel and slaughter--be thou my king!"

His eyes swept the blood-stained ranks, seeking expressions of wrath or jealousy. He saw none. The fury was gone from the ebon faces. He realized that to these men Belit was more than a woman: a goddess whose will was unquestioned. He glanced at the Argus, wallowing in the crimson sea-wash, heeling far over, her decks awash, held up by the grappling-irons. He glanced at the blue-fringed shore, at the far green hazes of the ocean, at the vibrant figure which stood before him; and his barbaric soul stirred within him. To quest these shining blue realms with that white-skinned young tiger-cat--to love, laugh, wander and pillage--"I'll sail with you," he grunted, shaking the red drops from his blade.

Wenn man allein gegen alle steht und die supersexy Piratenkönigin dann den Kampf unterbricht und spontan ihre unsterbliche Liebe zu einem erklärt, ist es natürlich leicht, "Respekt" zu haben. (Und ja, Howard hat sich mit der Szene in Sachen Glaubwürdigkeit nicht so unbedingt mit Ruhm bekleckert.)

[Vanhishikha]

Und mit dieser Aktion hat sie den Kampf ohne weitere Verluste beendet.
Natürlich wäre ein Zweikampf zwischen den beiden interessanter gewesen.