Zweiter Thread von zwei - seit einer Weile geistert mir ein Settingthema durch den Kopf, das ich mir sowohl in einer Near-Future-Social-Fiction- als auch in einer Science-Fantasy-Variante vorstellen könnte.
Hier nun der Text zur Fantasy-Variante - Achtung, bis zur fett gedruckten Überschrift erst mal inhaltsgleich mit dem anderen Thread:
Prämisse beider Varianten: Vor relativ kurzer Zeit (10-50 Jahre) ist eine Flotte vom Fremdwesen eingetroffen, mit der Absicht, die Spielwelt zu kolonisieren. Die Fremdwesen sind davon ausgegangen, kein intelligentes Leben anzutreffen und begreifen die Situation, dass die von ihnen gewählte Welt schon bewohnt ist, durchaus als problematisch. Es gibt für sie allerdings kein Zurück (Flotte hat keinen Treibstoff, Heimatwelt ist nicht mehr bewohnbar, usw ...). Die Fremdwesen können zwar auf der neuen Welt überleben, langfristig müssen sie die Umwelt aber zu ihren Gunsten - und zum Nachteil der jetzigen Bewohner - anpassen.
Inspirationen sind: Cixin Lius Drei-Sonnen-Trilogie, Jeff VanderMeers Southern-Reach-Trilogie, Das Picknick am Wegesrand der Strugatzkis, Octavia Butlers Xenogenesis-Trilogie, sowie für die Fantasy-Variante auch Elric von Melniboné.
Themen sind Migration sowie gezielte und unbeabsichtigte Veränderung von Ökosphären.
Soweit der gemeinsame Teil. Hier die Fantasy-Variante:
Vor Zeitaltern kamen die Fremden auf die Welt - bei der kleinen Zahl von Individuen, die in einem einzigen Schiff eintraf, handelte es sich um eine Erkundungsmission, die feststellen sollte, ob es sich um einen vielversprechenden Planeten für eine Besiedelung handelt. Die Fremden fanden nur für ihre Begriffe primitives Leben (die Menschen sowie eine andere intelligente Spezies, die Acephalen) vor und meldeten an die Heimat, dass es sich sich bei der Welt um eine Frucht handelte, die ihnen nach einer durch Magie, Technologie und Eroberung gelenkten Reifung als paradiesische Heimat in den Schoß fallen würde. Der Heimatplanet setzte auf die nach Jahrhunderten eintreffende Nachricht hin eine Schläfermission in Bewegung, die noch einmal viele weitere Tausend Jahre unterwegs war.
Die Angehörigen der ersten Forschungsmission errichteten derweil ein Reich auf der neuen Welt. Mit Technologie und Magie unterwarfen sie einen Teil der Einheimischen. Auf ihren Schiffen hatten sie körperlose „Dämonen“ mitgenommen (künstliche Intelligenzen oder gespeicherte Seelen), mit denen sie die Materie der neuen Welt beseelen und sich so machtvolle Diener erschaffen konnten.
Doch natürlich lief nicht alles gut für sie Fremdlinge: Nach über zweitausend Jahren begann ihr Reich zu bröckeln. Wissen ging verloren. Die in für sie auf lange Sicht ungeeignete Materie gepferchten Dämonen begannen, den Verstand zu verlieren, wurden nutzlos oder wendeten sich gegen ihre Herrscher. Immer mehr der Fremden beschlossen, sich auf den Schiffen oder auf der Insel, die sie besiedelt hatten, in einen tiefen, magischen Schlaf zu begeben und auf die Ankunft ihrer Schwestern und Brüder zu warten. Schon bald war das Reich der Fremden bei den Menschen und Acephalen nur eine Erinnerung an graue Vorzeiten, ein Ort des Tabus, heimgesucht von irr gewordenen Geistern.
Bis schließlich die eigentlichen Siedler eintrafen …
Das Setting setzt etwa zwanzig Jahre, nachdem die neu angekommenen Fremden ihre Städte auf dem Planeten errichtet haben, an. Ihr Ziel ist die Herrschaft auf der Welt und deren Anpassung an ihre Bedürfnisse (wie das genau aussieht und wie bedrohlich es für die Einheimischen ist, muss ich mir noch näher überlegen). Gleichzeitig betrachten sie sich selbst als zivilisiert und nicht als Massenmörder und wollen die in ihren Augen rückständigen Menschen und Acephalen gerne aufrichtig an den Vorzügen ihrer Zivilisation teilhaben lassen.
Gleichzeitig ist der technologische/magische Gap zwischen den Fremden und den Menschen/Acephalen so groß nicht (anders als bei der ersten Mission, die eher Bewohner auf Steinzeitniveau vorfand) – und die Fremden befinden sich in der Situation, dass ihre Schiffe nicht für eine Umkehr/ein Weiterfliegen und auch nicht für einen Großangriff geeignet sind. Sie müssen sich mit den Bewohnern des Planeten arrangieren – wenn sie einfach als gewalttätige Kolonisatoren auftreten, könnten sie damit Erfolg haben (und viele unter ihnen propagieren genau das), sie konnten den Kampf aber auch verlieren – und hätten dann keinen Ort, an den sie sich zurückziehen können.
Interessieren würde es mich vor allen Dingen, wenn die Fremden auch gesellschaftlich tatsächlich einiges an Fortschrittspotenzial mitbringen, weil z.B. die bisherigen Gesellschaften des Planeten zu großen Teilen in starren Kastensystemen sind, die ironischerweise auch Überbleibsel des von der früheren Mission der Fremden eingeführten autoritären Systems sein könnten.