Das schöne an solchen Negativerlebnissen ist ja, dass wir hinterher alle schön darüber lachen können. Zumindest ich find meine schlimmsten Spielerfahrungen im Nachhinein fast alle irgendwie lustig. Ich hab die bestimmt auch schonmal irgendwo zum Besten gegeben, aber ich erzähls immer wieder gern.
Da war dieser Shadowrun-Abend, an dem wir viele Stunden lang Charaktere bauten. Der Rigger baute am längsten, weil er sein Fahrzeug auch aussuchen und zusammenbauen musste. Und dann startete, gegen 23 Uhr, die Runde... wir wurden entführt und ohne jegliche Ausrüstung wortwörtlich in die Wüste geschickt. Den Rest des Abends hat der Spieler des Riggers so ausgesehen, als würde er gleich den Tisch essen.
Beim gleichen SL hatte ich diese super WoD-Runde. Er kündigte an, dass es ein Polizei-Abenteuer würde und wir alle Polizisten spielen sollten. Ich sagte, dass ich sowas nicht so mag und fragte, ob es möglich sei, einen anderen Char zu spielen. Ich habe explizit gefragt, ob er den eingebunden bekommt und es hieß, das sei kein Problem. Ich solle einfach die Sekretärin des Polizeipräsidiums spielen. Ergebnis war, dass mein Spielanteil (nachdem ich nach Stunden erstmals auftauchte), daraus bestand, den anderen SC zu sagen, in welchem Raum der Polizeichef sitzt und wie sie dahin kommen. Im Endkampf wollte mich der SL dann gnädig doch mal einbinden und machte mir das Spielangebot, dass der letzte blutige Mord im Haus meines IT-Nachbarn geschah. Meine Sekretärin könne da jetzt mal hingehen und gucken, was da so los ist. Meine
unbewaffnete Sekretärin... mit den Werten einer
Sekretärin... hatte wenig Lust, sich in einem Haus mit einem herumlaufenden Serienkiller "mal umzusehen". Und so beobachtete ich dann durch die Geranien auf meiner Fensterbank den Endkampf.
Ich wäre nur halb so sauer gewesen, wenn ich ihm diesen Char aufgenötigt hätte - aber ich habe explizit gefragt, ob es möglich ist, einen Nicht-Polizei-Char in diese Runde einzubauen und diese Rolle war der Vorschlag des SL!
Ein Quell eher ungeiler Runden war auch der damals noch existierenden Rollenspielabend im Mytholon.
Da war einmal diese Runde "Shadowrun im Mittelalter". Irgendeine Firma beaufftragte uns, in die Vergangenheit zu reisen, um da irgendwas zu erledigen. War zunächst auch echt witzig: Wir so voll gerüstet in die Vergangenheit gereist und dann haben wir da alles mit unserer überlegenen Technik gerockt. Kindisch? Ja. Aber unglaublich befriedigend. Was unsere SC allerdings nicht wussten - die Zeitmaschine war kaputt und konnte uns nur in die Vergangenheit, aber nicht in die Zukunft befördern. Ehe der Fehler auffiel und eine Ersatzmaschine geschickt werden konnte, sollten 12 Jahre IT vergehen, die wir halt in der Vergangeheit festsaßen. Nicht mehr ganz so befriedigend, aber auch noch ok. Und dann wollte der SL, dass wir diese zwölf Jahre minutiös ausspielen, statt sie einfach schnell zusammenzufassen. Keine Ahnung, wie er sich das vorgestellt hatte, aber wir haben dann den restlichen Abend damit verbracht, ein Weingut aufzubauen. Wolltet ihr nicht auch alle schonmal SR spielen, um darin ein mittelalterliches Weingut einzurichten? Nein? Wir auch nicht.
Oder der Abend, als mir jemand erzählte, ein Kranich-Courtier sei eine gute Einsteigerrolle in Legend of the five Rings. Also eine Figur, die dafür bekannt ist, sämtliche geschriebenen wie ungeschriebenen Hofreglements zu kennen und ganz tolle, netzwerkartige Intrigen zu spinnen. Naja, wie der Abend aussah, brauch ich wohl nicht weiter ausführen.
Ein einziges Negativerlebnis hatte ich, über das ich nicht lachen kann - weil es Teil einer ganzen Reihe von Negativerlebnissen war, die menschlich einfach völlig daneben waren: Dieser Vampire-Abend, an dessen Ende ich negative Erfahrungspunkte (also Erfahrungspunkteabzug) bekam, für schlechtes Rollenspiel. War, meine ich, meine allererste Vampire-Runde - entsprechend "gut" kannte ich den Hintergrund. Es hieß, Vampire haben Angst vor Feuer. Als es also hieß "Das ist eine Bombe im Haus!", lief mein Charakter weg und ließ dabei die anderen Charaktere (die er IT ja sowieso erst seit drei Stunden kannte) zurück. Das war dann offenbar irgendwie falsch und ich bin dafür am Ende des Oneshots "bestraft" worden. Schönen Dank auch. Dazu habe ich mir den ganzen Abend Witze und Sprüche auf meine Kosten geben müssen und dazu noch lachen, weil ich Angst hatte, sonst als überempfindlich und humorlos zu gelten. Naja. Im Lauf der Zeit hab ich dann einfach gemerkt, dass dieser SL am Spieltisch wie abseits davon ein Arschloch ist, der sich gerne groß macht, indem er Schwächere um sich herum klein macht. Da seine Runden den Nimbus hatten, unglaublich gut und immersiv zu sein, galt es dann auch noch als Auszeichnung, dort mitspielen zu dürfen, weswegen so Newbies wie ich sich geehrt fühlen durften, von ihm IT wie OT verbal angespuckt zu werden. Ekelhaft. Aber musste ich halt auch erstmal auf die harte Tour lernen. Hab bei dem Typen einige Male gespielt und mich jedes Mal hinterher wie Dreck gefühlt, weil er mir ja sooo überlegen war. Hat eine Weile gedauert, bis ich auf den Trichter gekommen bin, was der da tut und dass es nicht ok ist, wenn andere mich so behandeln.