Autor Thema: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist  (Gelesen 11612 mal)

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Offline Crimson King

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #75 am: 18.10.2018 | 22:01 »
Vermi und Eisenmeile drücken eigentlich perfekt aus, warum sklavisches Festhalten an der eigenen Vorbereitung nicht notwendigerweise zielführend ist.

Bei stark herausforderungsgeprägtem Spiel kann man immer noch Inhalte ändern. Diese Änderungen sollten lediglich Herausforderungen nicht unmittelbar beinflussen. Aber auch da kann es Ausnahmen geben, wenn man beispielsweise im Combat as Sports-Modus spielt und feststellt, dass man sich während der Vorbereitung in der Schwierigkeit einer Herausforderung massiv verkalkuliert hat.
« Letzte Änderung: 18.10.2018 | 22:04 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Dreamdealer

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #76 am: 19.10.2018 | 08:18 »
„Ich, SL, hatte das mal so angedeutet aber mir noch nicht so genau überlegt, jetzt haben die Spieler genau das vorhergesagt, soll ich es nun also erst recht machen, weil es ja schon irgendwo cool ist und die Spieler es ja offenbar geradezu ahnen, oder soll ich es also nun gerade nicht machen, weil es ja langweilig wäre, genau das zu machen, was sie vorausgesagt haben?“ Darauf hätte ich geantwortet: „Wenn sie es genauso vorausgesagt haben und sich bestätigt sehen, ist doch super, scheint doch zu passen.“

Um mich einfach auch nochmal im "eigenen" Thread zu melden. So sieht es aus (siehe Zitat), es ging mir hauptsächlich um die Frage wie empfindet man es selbst als Spieler.
Überraschung gegen Vorhersage. Wäre man enttäuscht, dass es tatsächlich ein Twist ist und ihr ihn vorher enttarnt habt, oder klopft ihr euch auf die Schulter und gratuliert euch, was für gewitzte Spieler/innen ihr doch seit?

Die andere Diskussion ist für mich irrelevant (wichtig aber nicht uninteressant) - wenn was nicht passt, dann wird es geändert. Was cool ist und rockt wird umgesetzt, die Spieler/innen haben direkten Einfluss auf die Welt und die Welt reagiert auf die Spieler. Nur bei dieser Situation war ich tatsächlich unsicher, wie es rüberkommen würde.
Wichtig ist natürlich, die Spieler/innen würden nichts von meiner Entscheidung mitbekommen.
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Offline bobibob bobsen

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #77 am: 19.10.2018 | 08:40 »
Das hängt wohl stark davon ab wie häufig das vorkommt.
ständig: da würde ich denken das es nichts überraschendes gibt, ich durschaue die SL ja eh.
Gelegentlich: ich klopfe mir auf die Schulter und empfinde mich als gewitzte/n Spieler/in
nie: da würde ich Frust schieben wenn ich immer mit meinen Vermutungen daneben liege.

Andere mögen das anders empfinden.

Offline Issi

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #78 am: 19.10.2018 | 09:00 »
Um es deutlicher zu sagen:
These #1: Man kann das Erlebnis der Spieler kaputt machen, wenn man als SL an Sachen festhält, die man sich vorher ausgedacht, aber den Spielern bisher in keiner Form kommuniziert, hat. Das muss nicht so sein, oft funktioniert es trotzdem, aber selten ist es ideal.
These #2: Man kann das Erlebnis der Spieler nicht kaputt machen, wenn man als SL Dinge verändert, die man sich vorher ausgedacht, aber den Spielern bisher in keiner Form kommuniziert, hat.

MMn gibt es auch keine "nicht-etablierte Spielinhalte" - Spielinhalt ist nur das, was der Gruppe gehört. Vielleicht betrachten einige SL die Abenteuervorbereitung auch als Spiel, aber es ist nicht dasselbe Spiel, welches der Rest der Gruppe spielt - was Spielinhalt der Abenteuervorbereitung ist und was Spielinhalt des AbenteuerSPIELENS, das sind unterschiedliche Paar Schuhe. Wer seine eigenen, vorbereiteten Ideen über das stellt, was tatsächlich in der Runde passiert, der nimmt die Spielinhalte der Runde (und damit seine Mitspieler) nicht ernst.* Meiner Meinung nach.

*Habe ich persönlich schon ziemlich oft erleben müssen: SL, die einen superkomplexen Krimiplot geleitet haben und den Spielern hinterher stolz erklärt haben, wie doof sie doch wären, dass sie den nicht gerafft hätten. Dabei wäre es doch so einfach... und setzten zu einer Beschreibung des Tathergangs an, welche magere Spuren, mindestens ein Dutzend falsche Fährten und ein Tätermotiv, welches die SC gar nicht herausfinden konnte, weil der einzige der davon wusste der Täter selbst war, beinhaltete. Trotzdem war der SL unfähig einzusehen, dass der Fehler bei ihm lag - "Die Situation war halt so und wenn die SC das nicht herausfinden, dann sind sie als Detektive halt nicht gut genug" war (sinngemäß) sein "Argument". Tolle Wurst.
Schade, wenn man Sachen selbst schreibt, sollte man um so kritischer sein.
Das Fazit- "Selbstgeschriebenes ist grundsätzlich immer,  und bei jmd. SL schlechter als die Spieleridee" könnte ich aber trotzdem nicht ziehen.

Ändern oder nicht- ist eben auch eine ganz individuelle Abwägungssache, die man mEn. nicht pauschal für alle Situationen und SL  gleich beantworten kann. 

Eine allgemein gültige Formel,  die sagt: immer und auf jeden Fall ändern, alle Spieler wollen das genauso haben, sonst bist du ein schlechter SL, halte ich deshalb für kritisch.
Das versucht irgendwie auch einen bestimmten Leitstil als den einzig wahren zu etablieren.
(mein Eindruck )
Es mag einige selbstverliebte SL geben, die nur deshalb nicht ändern, weil sie sich über ihre Spieler stellen aber eben nicht nur.

Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #79 am: 19.10.2018 | 09:48 »
Nee. Etwas grundsätzlich nicht ändern zu wollen,  was einmal für die Spielwelt für wahr erkannt worden ist,  hat erstmal nichts mit Selbstverliebtheit zu tun, sondern ist für mich erstmal Ausdruck eines Ringens um eine konsistente Spielwelt. Umgekehrt sehe ich das Abändern von weniger diffusen Lagen, wie im OP beschrieben,  als Entwertung von Entscheidungen und Betrug am Spieler an. Und dann gibt es noch den Typ Spieler,  der nur einfach eine starke Persönlichkeit hat und mit dieser dann die Spielwelt nach seinem Gusto umformen will (also auf der Metaebene durch beackern des SL,  nicht ihn der Spielwelt mit dem Schwert in der Hand / dem eigenen Raumschiff).
Oger ist jetzt nicht mehr traurig. Oger darf jetzt seinen Blog in die Signatur aufnehmen: www.ogerhoehlen.blogspot.com


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Offline Issi

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #80 am: 19.10.2018 | 11:29 »
Nee. Etwas grundsätzlich nicht ändern zu wollen,  was einmal für die Spielwelt für wahr erkannt worden ist,  hat erstmal nichts mit Selbstverliebtheit zu tun
Das finde ich hoch spannend. Ab wann wird denn etwas für wahr  anerkannt,  und von wem?
Wer will das messen bzw. festlegen?

Ich würde jetzt tippen, etwas ist wahr, sobald der SL es vor den Spielern als bestehendes Fakt abgesegnet hat, vorher nicht.
Und natürlich indem er diese Fakten selbst liefert.
Wie z. B. -der Mann hat ein großes Messer bei sich- oder im Gastraum gibt 5 Tische mit Stühlen.  usw.
Fakten die er selbst geliefert hat gelten idR.  auch als wahr.
Es sei denn, es handelte sich um eine SinnesTäuschung.
Auch Pläne und Karten können Fakten sein, an denen sich die Spieler orientieren.
Quasi Dinge, die vom SL gesagt (bestätigt), für die Spieler sichtbar niedergeschrieben oder in Form von Karten vorgelegt wurden.
Falls der SL sich an einem ganz bestimmten Setting orientiert kann es auch Fakten geben, die dort bestehen und die er den Spielern noch nicht vorgelegt hat.
(Future Facts)
Das kann ein selbstgeschriebenes Setting sein oder ein fremdgeschriebenes Setting. Oder eine Mischung aus beidem. In jedem Fall hat der SL Einblick in das Setting und seine Hintergründe. Und kennt es idR. auch am besten.
Wie sich ein Plot genau in dieses Setting einfügt, können die Spieler nicht zwingend wissen. Und wie Veränderungen sich darauf auswirken, inklusive Folgen, auch nicht.
« Letzte Änderung: 19.10.2018 | 11:35 von Issi »

Online Maarzan

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Re: Ungeplanter von Spielern prophezeiter Twist
« Antwort #81 am: 19.10.2018 | 13:25 »
Überraschung gegen Vorhersage. Wäre man enttäuscht, dass es tatsächlich ein Twist ist und ihr ihn vorher enttarnt habt, oder klopft ihr euch auf die Schulter und gratuliert euch, was für gewitzte Spieler/innen ihr doch seit?

Wer sich nicht selbst bescheist wird sich nur dann auf die Schulter klopfen, wenn er davon ausgehen kann, dass er wirklich etwas frühzeitig erkannt hat und nicht nachträglich vom SL das für ihn mundgerecht zurechtgebogen worden ist.

In Summe setze ich einmal zwei Grudnannahmen:
1) Der Spielleiter hat eine Vorstellung von dem was er an Spielstil und folgend Spiel präsentieren will und dies nach besten Möglichkeiten umgesetzt.
2) Und er hat das auch rechtzeitig kommuniziert und dadurch kompatible Spieler gefunden, welche auch genau das wollen.

Dann gilt denke ich für die Akzeptanz von spontanen Veränderungen:
A) Die Veränderung muss zu den Grundprinzipien des erklärten Spielstil spassen. Und für mehrere sind Spielweltkonsistenz oder auch fixe und damit spielbare Herausforderungen Grundvoraussetzung.
B) Wenn bei der Vorbereitung schon ein Fehler passiert sein sollte, ist Änderung ggf notwendig, aber alles andere als ein wünschenswerter Zustand. Das macht spontane Änderungen nicht generell akzeptabel.
C) Was verändert werden kann, hängt nicht nur an schon veröffentlichten Fakten, sondern genauso an dem bestehenden "internen" Weltbild des SLs. Denn der muss auch weiterhin die entsprechenden Leistungen bringen können, um dem Spielstil entsprechende Beschreibungen liefern zu können. "Wäre mal ein cooler Moment" ist da meines Erachtens deutlich hinter der langfristigen Gewährleistung der Spielstilbedürfnisse anzusiedeln.
D) Wo die Spielstilgrundlagen nicht betroffen sind, kann natürlich alles, was noch nicht per Veröffentlichung festgenagelt ist, noch geändert werden. Aber die Folgen sind eben gewissenhaft vorher zu überlegen. 
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...