Autor Thema: Rollenspielminimalismusgedanken  (Gelesen 10169 mal)

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Offline Tarin

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Rollenspielminimalismusgedanken
« am: 21.09.2018 | 19:50 »
Disclaimer
Dieser Post hat den hauptsächlichen Zweck einer Gedankenordnung. Ich würde ihn nicht  ins Forum stellen, wenn er nicht zur Diskussion einladen sollte, aber ich verfolge keinen bestimmten Zweck.

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Ich spiele Rollenspiele seit ungefähr dem Jahr 2000. Ich liebe daran die Geschichten, das gemeinsame Erzählen, die Setting, die Geselligkeit, spannende Regeln und diese auszuprobieren. Ich habe am Tisch gespielt, in Foren, per VOIP, als Play by Mail., auf Cons und in eine sicherlich dreistellige Zahl an Spielen konzentriert reingelesen.
Ich habe gesammelt. Erst DSA3, weil das eben gespielt wurde, dann CoC, WoD und kleinere Sachen, was in Verbindung mit einer strikten Behalte Alles Politik zum Grundstück der Sammlung führte. Dann kam - auch durchs Tanelorn - eine Spezialisierung dazu. Seltenes und Spezifisches, Zines und Fanprojekt usw. Von PDFs will ich gar nicht reden.

Das alles war vor einer Umbruchphase in meinem Leben. Das Studium war vorbei, Nachwuchs kam und es war erstmal Schicht im Schacht mit Rollenspiel. Allerdings dachte ich eigentlich, dass ich wieder zum ehemaligen Status Quo zurückkehren würde, was sich als Fehleinschätzung entpuppte.
Je länger die Sammlung da stand - ungenutzt - desto klarer wurde, dass ich das Hobby zwar nicht aufgeben will, sich aber so ziemlich alles darin ändern wird.

Der erste Schritt war dann, die komplette Printsammlung aufzulösen.was nicht verkauft wurde, landete im Altpapier. Geblieben ist der Würfelbeutel. An diesem Punkt dachte ich, dass ich eh alles wichtige als PDF Dubletten habe. Es tat irgendwie schon weh, die blaue Tonne mit den kleinen Schätzen zu schließen und an die Straße zu stellen, aber ich sagte mir, dass ich ja nur das sammeln aufgebe.

Es zeigte sich, dass das überhaupt keinen Effekt hatte. Das Thema RPG blieb mir weiterhin “unpassend”. Da war Ballast von vorher, der sich mit einem Leben in Beruf und mit Familie für mich nicht in Einklang bringen ließ. Der logische nächste Schritt war also, die PDFs zu löschen.

Ich besitze kein einziges RPG Produkt abseits der Würfel mehr. Aber - und das ist vermutlich der Sinn hinter diesem Post - plötzlich hab ich auch im Kopf wieder Platz für RPG. Ich spiele, was sich als PDF bestenfalls ohne Kauf besorgen lässt. Aktuell D&D5 per SRD. Charakterbögen existieren nur in der Cloud, nicht ausgedruckt. Ich habe eine weit kleinere Nische für RPG bei mir gefunden. Aber diese ist wieder im hier und jetzt und ohne Ballast von früher.

Ich merke, dass RPG nicht ein, sondern viele Hobbies ist. Sammeln ist raus. Wildes Lesen von RPG Kram ist raus, Bloggen auch. Aber alles andere hat dafür fest Platz erhalten, ohne darum mit anderen Teilen meines Lebens zu konkurrieren.

Ich verschenke vermutlich auch den Würfelbeutel.

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Ich schätze, ein solcher Text wirkt ohne Revision an besten. Sollte ich was ändern, folgt das in den nächsten Tagen. Aber hier ist er erst mal, sozusagen hirnfrisch.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline JS

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #1 am: 21.09.2018 | 21:49 »
Hmja, ich würde vermutlich 95% meiner recht umfangreichen Sammlung im Spielalltag nicht vermissen, allerdings finde ich es toll, daß ich sie habe. Inzwischen arbeite ich fast nur noch mit Grundregelwerken und Kaufabenteuern. Den Rest kaufe ich für einige Systeme noch, weil ich sie komplett haben möchte, aber das ist Sammelschnickschnack ohne spielerischen Gewinn. Das ist seit Jahren mein Kompromiß zwischen Sammellust und echtem Interesse, aber damit komme ich auch gut zurecht.
:)

Für mich gilt somit: Interesse an Neuem ist immer da, sammeln ist aber auf Sparflamme, wildes Lesen ist raus, Rezis sind raus, Testrunden sind raus.
« Letzte Änderung: 21.09.2018 | 22:52 von JS »
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Offline Megavolt

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #2 am: 21.09.2018 | 22:21 »
Ich verschenke vermutlich auch den Würfelbeutel.

Kill your idols.

Zeug wegschmeißen ist irre befreiend, meinen Respekt dafür, dass du das so konsequent durchgezogen hast.

Offline JS

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #3 am: 21.09.2018 | 22:29 »
Zeug wegschmeißen ist irre befreiend, meinen Respekt dafür, dass du das so konsequent durchgezogen hast.

Zeug komplett im Schrank zu haben, ist aber auch befreiend.
;D
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Offline KhornedBeef

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #4 am: 21.09.2018 | 22:38 »
Gratulation zur Ehrlichkeit. Mal geraten: RPG war der größte nichtnotwendige Einzelposten, der nicht den Kontakt mit wichtigsten Personen erhält?
Der Spagat zeichnet sich bei mir seit Jahren ab. Eins leidet, und kaum einer lässt Familie und alte Freunde leiden.
Worauf ich hinaus will, würdest du sagen, du würdest das auch bei anderen Hobbies so machen?
"For a man with a hammer, all problems start to look like nails. For a man with a sword, there are no problems, only challenges to be met with steel and faith."
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Ich vergeige, also bin ich.

"Und Rollenspiel ist wie Pizza: auch schlecht noch recht beliebt." FirstOrkos Rap

Wer Fehler findet...soll sie verdammt nochmal nicht behalten, sondern mir Bescheid sagen, damit ich lernen und es besser machen kann.

snoopie

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #5 am: 21.09.2018 | 22:50 »
Vermutung: Wer seine Lebensentscheidungen so umfänglich thematisieren muss, der ist über eben diese Entscheidungen noch nicht wirklich hinwegt und hadert innerlich.
Es scheint sich dabei nicht um einen glückseligen Rollenspielminimalismus zu handeln.

Offline Undwiederda

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #6 am: 21.09.2018 | 23:01 »
Zu lesen, dass man Rollenspielbücher ins Altpapier schmeißt, tut meiner Seele schon weh.

Da hätte ich wohl verschenken noch eher bevorzugt als sie weg zu werfen aber meine 10 cent.

Einerseits willst du vom Hobby ja wegkommen aber andererseits bleibste dabei, warum?
Ich meine wenn ich alles verramschen würde, sowohl prints als auch PDFs dann würde ich mich wohl ganz von dem Hobby entfernen, sonst würde mich es wohl viel mehr ärgern, dass ich meine Sammlung aufgegeben habe.

Aber hier spricht auch ein Sammler und Rollenspieler, der noch nie daran gedacht hat sein Hobby aufzugeben.

Offline Rhylthar

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #7 am: 21.09.2018 | 23:14 »
Ich habe in meinem Leben einmal den Schritt getan, ein Hobby wirklich vollständig aufzugeben. Und das war World of Warcraft, weil meine Familie und mein Job sich nicht mehr mit meinem Anspruch an mich für dieses Spiel vereinbaren liessen.

Der Unterschied zu meiner Rollenspiel-Sammlung ist allerdings, dass ich bei ihr "nicht am Ball bleiben" muss. Papier ist sehr geduldig und wenn ich ein Buch lange nicht mehr anfasse, leiden weder es noch ich. Ich habe immer die Möglichkeit, es wieder hervorzuholen und nochmal oder weiter zu lesen. Deswegen sehe ich für mich keinen Sinn darin, sie abzuschaffen, obwohl ich nicht mehr so viel Zeit wie früher damit verbringen kann.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline sangeet

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #8 am: 21.09.2018 | 23:31 »
Ein leben ohne Hobbys ist sinnlos.
Klar kann man auch andere Sachen machen, aber ich finde Hobbys geben einem Etwas, was das Leben interessant macht. Kann ja auch Malen, Musik oder Wandern sein.

RPG vereinigt vieles, dadurch habe ich z.b. auch lust an Geschichte bekommen und beschäftige mich mit denn Kelten usw. Oder generell lust zu schreiben. Mich macht RPG kreativ, und das hat einen unglaublichen immateriellen Wert für mich.
« Letzte Änderung: 21.09.2018 | 23:39 von sangeet »
Alles schließt Nichts mit ein.

Offline Der Läuterer

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #9 am: 21.09.2018 | 23:39 »
Ein leben ohne Hobbys ist sinnlos.
Empfinde ich ebenso.

Ist ein Hund eigentlich ein Hobby oder doch eher Familie?
Ich verbringe recht viel Zeit mit ihm und würde ihn nicht für die tollste Beziehung aufgeben.

Es gibt Dinge, da sollte man jemanden nicht vor die Wahl stellen...
Power Gamer: 38% | Butt-Kicker: 8% | Tactician: 67% | Specialist: 38%
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Nur wenige Menschen sind stark genug, um die Wahrheit zu sagen und die Wahrheit zu hören.
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Offline Undwiederda

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #10 am: 21.09.2018 | 23:51 »
Empfinde ich ebenso.

Ist ein Hund eigentlich ein Hobby oder doch eher Familie?
Ich verbringe recht viel Zeit mit ihm und würde ihn nicht für die tollste Beziehung aufgeben.

Es gibt Dinge, da sollte man jemanden nicht vor die Wahl stellen...

Beides, warum sollte oder muss man es differenzieren.

snoopie

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #11 am: 22.09.2018 | 00:06 »
Außerdem würde ich in der Situation nicht von Minimalismus sprechen, denn dieser impliziert soetwas wie die Beschränkung auf Wesentliches.
Meiner Meinung steht Tarin vor einer dritten Phase seines Hobbys.

In der ersten Phase hat er wahllos alle RPGs in den Schrank gestellt und dann wahllos alles verkauft oder wegschmissen. Die zweite, aktuelle, Phase besteht darin, wahllos kostenlose PDFs zu sammeln um aus diesem Allerlei heraus ein Spiel auf die Beine zu stellen. Die dritte, minimalistische Phase, wäre dann eher die, auf wenige qualitativ wertvolle, einzelne PDFs oder Bücher zu setzen und mit diesen eine qualitativ wertvolle Rollenspielrunde zu betreiben.
Minimalismus bedeutet nicht, den Besitz wahllos zu veräußern oder zu entsorgen oder wahllos nach kostenlosem Material zu suchen (Müllsammler-Prinzip), sondern sich Qualität ins Regal zu stellen. Wenig, aber dafür gut.

Offline Tarin

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #12 am: 22.09.2018 | 07:24 »
Guten Morgen,

Danke fürs beteiligen, ich versuche allen zu antworten, ohne alles mit Zitaten zu verstopfen.

Was mir als ganz wichtig zu betonen auffällt: Ich will überhaupt nicht aus dem Hobby aussteigen, wie undwiederda das verstanden hat. Ich versuche das nochmal zu erklären :
So eine über die Jahre gewachsene Sammlung (am Ende nicht mehr wahllos, da wurde oft Kram verkauft und anderer dafür angeschafft) ist eine Beschäftigung an sich. Für mich war sie mit dem Anspruch verbunden, zumindest einen groben Überblick über aktuelle Entwicklungen in der Szene zu haben, mitreden/lesen zu können, ein paar Besonderheiten im Schrank zu haben etc pp.
Das alles muss gepflegt werden, in dem Sinne war mein Papier weit weniger geduldig als Rhylthars. Jetzt waren da aber plötzlich etwa 4 Jahre Pause drin. Ein Bruch sozusagen. Den habe ich zum Anlass genommen, mich dem Hobby RPG noch einmal neu zu nähern und Ballast dabei über Bord zu werfen.

Was zu dem von Snoopy angesprochenen Punkt führt, da gab es ebenfalls wohl eine Unklarheit im Text oder du hast es einfach falsch verstanden. Ich spiele genau das, worauf ich Lust habe, aktuell sind das OSR Kram und DnD5. Beide haben den Vorteil, dass ich sie unkompliziert online finde. Würde ich aber beispielsweise total Lust auf Splittermond haben, würde ich da durchaus auch das Buch kaufen - und es verkaufen, falls das Interesse schwindet. Falls es SpliMo als PDF gibt, ignoriert das… ihr wisst, was ich meine.

@KhornedBeef
Ja, das war ein riesiger Posten und du triffst den Nagel fast auf den Kopf. Nur dass ich den Teil, der mir wichtiger war, behalten habe. Nämlich das Spielen, Conbesuche und der Austausch im Forum.

Andere Hobbies stellten sich bisher nicht dieser Frage, weil keines so groß war wie die Beschäftigung mit RPG.
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Offline Sebjoho

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #13 am: 22.09.2018 | 08:32 »
Guten Morgen Tarin,

ich finde, du hast hier ein sehr interessantes Thema eröffnet (vor allem, weil ich mich auch selber auch als Betroffenen hier sehe). Deswegen werde ich hier einfach mal kurz aus meiner Sicht berichten.

Im Jahr 2012 ist mein erstes Kind auf die Welt gekommen und hat mein Leben orderntlich auf den Kopf gestellt. Ich hatte in meinen jungen Jahren viele zeitintensive Hobbies (vor allem Sport, Rollenspiele und Brettspiele, aber auch Serien, Musik, Konzerte, Lesen, Kino etc.) und konnte meine Freizeit ohne Probleme richtig gut damit füllen. Nach der Geburt sah es dann auf einmal anders aus mit Schichtdienst und Schreikind im ersten Lebensjahr. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich an das Thema "Familie" damals ziemlich blauäugig heran gegangen bin und mir dachte, dass es auch mit Kind schon irgendwie so weitergehen kann wie bisher. Tja, weit gefehlt. Es hat dann bei mir eine ganze Zeit lang im Kopf gedauert, bis ich mich von meiner "Jugendzeit" verabschieden konnte und meine Rolle als Vater richtig verinnerlicht hatte. Aber ich muss sagen, dass mich diese nicht ganz einfache Anfangszeit im Leben sehr viel weiter gebracht hat. Ich habe es geschafft, mein Leben zu organisieren und Wesentliches von Belanglosem zu trennen (wobei hier jeder seine eigenen Prioritäten setzen muss). Für mich steht nun mit mittlerweile drei Kindern meine Familie im Mittelpunkt und danach kommt erstmal lange nichts, weil die Familie doch sehr viel Zeit und Energie von mir in Anspruch nimmt, mir aber auch sehr viel zurück gibt und ich für mich festgestellt habe, dass es nichts wertvolleres, schöneres und vergleichbares im Leben gibt. Aus diesem Grund habe ich von meinen Hobbies viel gestrichen: Ich habe meine Buchsammlung verkauft, meine Musiksammlung verkauft, ich habe das Rennrad- und Mountainbiketraining aufgegeben, habe meine Brettspielsammlung und Rollenspielsammlung verkauft und nur noch das Wesentliche, was für mich tatsächlich Bedeutung hat und mir Freude bereitet für mich behalten. Und genau darum geht es ja bei dem Thema Minimalismus: Ich sortiere mein Leben und behahlte nur noch das wirklich Bedeutsame. Den ganzen Rest überlasse ich meinen Kindern. Ich versuche, meine Leidenschaften ihnen nahe zu bringen und überlasse es ihnen, ihre Jugendzeit mit diesen "sinnlosen" Sachen zu verballern  ;D  Meine Rolle im Leben sieht jetzt anders aus.

Um jetzt auf das Thema Rollenspiel zurück zu kommen: Ich habe für mich nur eine handvoll Grundregelwerke behalten. Aber wie gesagt, ich denke, das ganze hat mich wirklich weiter gebracht und ich fühle mich auch viel freier. Ich muss aber dazu sagen, dass es nicht von heute auf morgen so ging, sondern es war ein Prozess über drei oder vier Jahre. Es ist nicht so einfach, gewohntes und lieb gewonnenes auf Pause zu setzen oder vielleicht sogar ganz abzulegen. Aber der Mangel an Zeit, das Hadern mit der Situation, das Nachdenken und Besinnen (jaja, es hört sich bestimmt alles total esoterisch an), hat dazu geführt, dass ich mich jetzt auf meine liebsten Kernsachen fokusiert habe und den ganzen Ballast drumherum, welcher ja auch schön war, aber Ballast bleibt halt Ballast, auch wenn er schön ist, ablegen konnte. Und wenn ich jetzt die letzten Entwicklungsjahre zurück blicke, dann sehe ich zufrieden mit mir selbst zurück. Und wenn dann mal eines Tages (so in ungefähr gut zehn Jahren ) die Rush-Hour meines Lebens wieder vorbei geht, die Kinder größer sind, vielleicht sogar selbst mit dem Rollenspielen angefangen habe, dann werde ich auch wieder darüber nachdenken, meine Hobbies wieder zu intensivieren. Alles im Leben hat seine Zeit und Rollenspielen gehört bei mir momentan nur am Rande dazu.

Puh, mehr als ich ursprünglich schreiben wollte. Um es kurz zu machen: Reduzieren auf das Wesentliche hat sich für mich bei dem heutigen Überangebot an allem Möglichen definitiv gelohnt.
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Offline Rorschachhamster

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #14 am: 22.09.2018 | 09:22 »
Oh ja, das hat mir echt zu denken gegeben...

Aber... Rollenspielkram weggeben...
...
Ich mein, es gäbe Sachen, die mich nicht wirklich mehr anfixen. Aber ich nutze selbst PF/3.5 Zauber und Monster für meine OSR-Kampagne...
...
Ich sollte mal meine Platten verscherbeln.  ~;D
Rorschachhamster
DMG Pg. 81 " The mechanics of combat or the details of the injury caused by some horrible weapon are not the key to heroic fantasy and adventure games. It is the character, how he or she becomes involved in the combat, how he or she somehow escapes — or fails to escape — the mortal threat which is important to the enjoyment and longevity of the game."

Offline Issi

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #15 am: 22.09.2018 | 09:36 »
Hat Rollenspiel denn wirklich soviel damit zu tun wieviel Material man besitzt?
Ich finde nicht. Man kann sich doch das meiste einfach ausdenken. Abenteuer, Welt, Figuren.
Alles was man braucht, ist etwas Zeit und Freunde(die auch gerne mitspinnen)
Und bei manchen spielt sogar der Partner bzw. die ganze Familie mit.

Das größte Problem ist vermutlich die Zeit. Aber wer stark belastet ist, muss ja nicht jede Woche spielen. Kann man ja auch seltener machen.

Dieses" viel haben müssen" entsteht doch meist durch System ADHS, oder aus Angst, dass man irgendein noch cooleres neues System verpasst, oder, dass man glaubt über alles mitreden können zu müssen, um Rollenspieler zu sein.
Wenn man sich von dem ganzen Quatsch mal verabschiedet, wird es sicherlich nicht nur leerer im Schrank sondern auch etwas leerer im Kopf.
(Im positiven Sinn)

Edit. Wie man gegen den Sammeltrieb ankämpft, ist mir auch noch nicht so ganz klar. Ich weiß nur, je mehr Systeme man sammelt, desto voller wird das Regal.  ~;D

« Letzte Änderung: 22.09.2018 | 09:42 von Issi »

Offline Rhylthar

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #16 am: 22.09.2018 | 10:01 »
Zitat
Dieses" viel haben müssen" entsteht doch meist durch System ADHS, oder aus Angst, dass man irgendein noch cooleres neues System verpasst, oder, dass man glaubt über alles mitreden können zu müssen, um Rollenspieler zu sein.
Wenn man sich von dem ganzen Quatsch mal verabschiedet, wird es sicherlich nicht nur leerer im Schrank sondern auch etwas leerer im Kopf.
(Im positiven Sinn)
Oder man hat einfach ein "Hobby". Ich meine, ich könnte auch Briefmarken sammeln oder Blumen pressen (und katalogisieren). Man sollte einfach nicht vergessen, dass für einige Menschen (mich eingeschlossen) das reine Lesen von RPG-Büchern schon ein großes Vergnügen darstellt.
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Offline Issi

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #17 am: 22.09.2018 | 10:08 »
Oder man hat einfach ein "Hobby". Ich meine, ich könnte auch Briefmarken sammeln oder Blumen pressen (und katalogisieren). Man sollte einfach nicht vergessen, dass für einige Menschen (mich eingeschlossen) das reine Lesen von RPG-Büchern schon ein großes Vergnügen darstellt.
Klar.
Wenn man das wirklich alles liest, auf jeden Fall.
Wenn ich da auf meine Sammlung schaue, dann..... hätte ich da noch ziemlich viel zu lesen.
Da steht einiges im Regal, das ich irgendwann mal brauchen könnte, und dieses irgendwann kommt einfach nicht.... :D.
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Offline General Kong

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #18 am: 22.09.2018 | 10:09 »
Oder man hat einfach ein "Hobby". Ich meine, ich könnte auch Briefmarken sammeln oder Blumen pressen (und katalogisieren). Man sollte einfach nicht vergessen, dass für einige Menschen (mich eingeschlossen) das reine Lesen von RPG-Büchern schon ein großes Vergnügen darstellt.

:d

Ich sitze auch gerne in meinem Spielezimmer und betrachte die angehäuften Schätze. Jeder Jeck is anders.  ~;D
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Offline General Kong

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #19 am: 22.09.2018 | 10:12 »
Ein leben ohne Hobbys ist sinnlos.

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Offline Megavolt

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #20 am: 22.09.2018 | 10:14 »
Im Jahr 2012 ist mein erstes Kind auf die Welt gekommen und hat mein Leben orderntlich auf den Kopf gestellt.

Das ist halt der Fehler im System, dass die Entscheidung für eine Familie und die Notwendigkeit zum Broterwerb in Kombination bedeutet, dass man aus dem restlichen Leben mehr oder weniger rausfliegt. Das ist auch der Grund für unsere kaputte demographische Entwicklung, denn man kann es niemandem verdenken, wenn er sich all work and no play schlicht nicht antun mag.

Eltern sollten pro Kind nen Tag Arbeit die Woche frei kriegen.  ~;D


Offline Rhylthar

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #21 am: 22.09.2018 | 10:16 »
Klar.
Wenn man das wirklich alles liest, auf jeden Fall.
Wenn ich da auf meine Sammlung schaue, dann..... hätte ich da noch ziemlich viel zu lesen.
Da steht einiges im Regal, das ich irgendwann mal brauchen könnte, und dieses irgendwann kommt einfach nicht.... :D.
"Lesematerial auf Reserve" oder so...
Es geht nicht ums "brauchen". Ich werde 75 % der Sachen niemals brauchen i. S. v. am Spieltisch irgendwo verwenden.
Beispiel: Ich habe ca. 70 DUNGEON-Magazines. Jedes enthält im Schnitt 3 Abenteuer. Das sind 210 Abenteuer.

Es ist einfach nur eine schöne Lektüre. Inkl. Kopfkino und Analyse, wie es sich am Tisch entwickeln könnte.
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Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline Issi

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #22 am: 22.09.2018 | 10:20 »
@
Rhylthar
Dann gehörst du vermutlich zu den "Genusslesern".
 :)

Offline Rhylthar

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #23 am: 22.09.2018 | 10:22 »
@
Rhylthar
Dann gehörst du vermutlich zu den "Genusslesern".
 :)
So kann man es "positiv" ausdrücken. Ich nenne mich "Informationsjunkie". Ich muss immer lesen.  ;)
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Antariuk

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Re: Rollenspielminimalismusgedanken
« Antwort #24 am: 22.09.2018 | 10:35 »
Interessantes Thema!

Nachdem ich einige Jahr doch mehr gesammelt als wirklich alles gespielt habe, mache ich aktuell - wie sicher viele andere das auch irgendwann tun, wenn auch vielleicht nicht so radikal wie Tarin - eine Entschlackungskur und reduziere auf das für mich Wesentliche. Trotzdem behalte ich einige Sachen, weil ich sie zwischendurch als Ideenfundgrube verwende oder mich einfach freue, sie theoretisch in Griffweite stehen zu haben (z.B. Eberron, wo ich bis auf 3-4 Romane alles aus der 3E Ära habe). In dem Punkt kann ich Rhylthar sehr gut verstehen. Wenn ich jetzt noch Kinder hätte oder der Job noch mehr Zeit fordern würde, würde ich bestimmt gnadenloser ausmisten, aber da ich das aktuell nicht muss, tue ich es auch nicht ;)



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