Sehr interessanter Thread. Ich selbst habe irgendwann auch das Gefühl gehabt, dass meine Prioritäten einfach anders liegen. Vor allem dann, wenn ich mein Regal angeguckt habe. Da standen meterweise Bücher im Regal, von denen ich die meisten bis zu dem Tag nur bestellt und ins Regal gestellt hatte. Zu der Zeit war ich noch Student. Und als ich mal wieder herumrechnete, um zu überlegen, wie ich das neue Produkt von Rollenspielreihe X bezahlen kann, hab ich inne gehalten und gedacht "Warum?"
Mir wurde das Hobby insgesamt einfach zu kosten- und zeitintensiv und der Nutzen, den ich aus dem Hobby ziehen konnte, war einfach super gering geworden. Kaum eine Spielrunde, die mal zustandekam. Jede Kampagne, die gestartet wurde, schlief schon nach dem 2. oder 3. Abend ein (nachdem immer viele Wochen, manchmal Monate zwischen Abend 2 und 3 lagen) ... und dafür dann immer Abenteuer vorbereiten? Massenweise Bücher lesen? Noch mehr Bücher kaufen und "für später" einlagern? Wollte ich nicht mehr. Da hab ich dann gut 90% meiner Sammlung verkauft. Es tat zunächst sehr weh. Aber mit der Zeit hat es sich richtig gut angefühlt. Zwei Systeme hatte ich noch, die ich komplett im Regal hatte - aber im Grunde nur als Erinnerungsstücke und das Hobby? Das habe ich eigentlich komplett an den Nagel gehängt. Wenn ich nicht den Spielleiter mache, macht es für gewöhnlich keiner. Hab mich nur noch auf Brettspiele gestürzt. Das hatte für mich den Vorteil, dass es weniger vorbereitungszeit benötigte. So dachte ich zumindest.
Leider war das bei den Spielen, die MIR gefielen, doch nicht der Fall. Da mussten teilweise sehr dicke Regelbücher gelesen werden und diese mussten - damit es überhaupt funktionierte - immer griffbereit am Tisch liegen (viele Spielabende fielen dem "Moment, ich schaue nach." zum Opfer). Zudem hat mich keines der Spiele, die mich ansprachen, im Spiel selbst dann wirklich überzeugt. Und irgendwann hab ich dann festgestellt, dass ich für die Brettspielabende fast genauso viel Zeit investierte, wie in die Rollenspielvorbereitung. Dieses Mal hat es Gott sei dank nicht 15 Jahre gedauert, bis ich das bemerkte.
Das Ergebnis: Ich habe wieder den Großteil meiner Sammlung verkauft. Spiele, von denen ich wusste, dass sie so bald nicht mehr auf den Tisch kommen würden und Spiele, die mich selbst enttäuscht hatten, flogen komplett und ohne Rücksicht auf Verluste raus. Hat wieder sehr gut getan.
Aber so ganz ohne schaff ich scheinbar auch nicht. Ich bin wieder zurück zu den Rollenspielen. Habe mir zwei Systeme rausgesucht (D&D5 und Warhammer 4), die mich ansprachen und die ich spielen will. Davon kaufe ich Bücher. Alles andere wird - wenn überhaupt - nur noch als PDF gekauft. Und wenn man jetzt wieder hochscrollt, wird man feststellen, dass ich wieder am Anfang bin. Aber jetzt mit mehr Erfahrung. Ich werde weder bei Rollenspielen noch bei Brettspielen noch unüberlegt zugreifen. Ich stelle mir immer wieder die Frage: "Wie realistisch ist es, dass ich das Ding mal bespielen werde?" und wenn hier die Antwort nicht mindestens "wahrscheinlich" ist ... dann kauf ichs nicht ... Außerdem verkaufe ich rigoros alles wieder, was irgendwann den Status "Spiele ich noch" zu "Steht nur noch im Regal" wechselt.
Allerdings bemerke ich, dass ich jetzt wieder umschwenke ... und zwar zu Tabletops. Ich beobachte diese Entwicklung gerade relativ besorgt.