... Es muss ja nicht immer gleich um die Gewinnung neuer Spieler gehen. ...
Das meinte ich mit "neue Bereiche zu eröffnen" so um A6/A7 rum.
Was deine Bewertung der konkreten drei Themen angeht, bin ich nicht ganz dabei. Was du meiner Meinung nach ignorierst, sind die ganz normalen, verbreiteten Phänomene Alltagssexismus, Alltagsrassismus und Alltagshomophobie.
Ich ignoriere diese Schlagworte ganz bewußt, weil sie eben Nichts zum praktisch dran Arbeiten anbieten, sondern letztlich nur einen Blankoscheck für den so Argumentierenden einfordern. Das hilft abseits diesem (Selbst)"Ermächtigten" keinem weiter, weil ohne dessen akute Definitionsmacht dann immer noch keine Orientierung vorliegt (und auch keine Kontrolle, ob der selbst dann sauber ist).
Deshalb müsste meiner Ansicht nach die Kernfrage sein, was sind das für Fälle des Alltags-X, welche ins Rollenspiel reinspülen und dann am konkreten Beispiel gezielt aber ergebnisoffen gearbeitet werden.
...Das ist eben nicht unbedingt so. In meiner subjektiven Erfahrung kamen von Frauen, Homosexuellen und Nicht-Weissen genauso bescheuerte Klischees und genauso viele gedankenlose Ausdünstungen wie von allen anderen...
Aber gerade weil es hier ja um Problemzonen und Lösungen gehen soll und nicht um Schuld, ist Aufrechnen/Ablenken denke ich nicht passend. Damit gehen mögliche Übergriffe weder von der einen noch der anderen Seite weg, sondern ducken sich die Leute nur noch weiter in die Gräben.
Genauso, wie der Hinweis auf -ismen "draußen". Dass irgendwo draußen noch sehr praktische Probleme vorliegen ist unschön, aber mangels Einfluss dort letztlich nicht unser Metier. Das können wir von hier gar nicht lösen. Daher sollte, wenn etwas geschafft werden soll, der Blick auf unser eigenes Parkett fokussiert bleiben. Und da ist der einschlägige Einfluss von anderen Gruppierungen eben minimal, insbesondere hier zu Lande. In den USA mag das in der Szene ggf schon etwas extremer aussehen.
Nebenbei. interessanter finde ich da den Aspekt: Wie clicheehaft, überzeichnet etc wird da mit den nominell eigenen (Teil-)gruppen umgegangen. Denn das würde für mich den Level andeuten, welcher "Fair use" darstellen würde, der einfach dem Medium und dem Spiele/unterhaltungsfokus geschuldet ist.
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Die andere Möglichkeit wäre, dass eine andere Kultur Rollenspiel appropriiert, das müssten aber Menschen machen, die Teil dieser Kultur sind, und nicht wir Rollenspieler von außen.
Das wäre natürlich am Besten, aber dafür braucht es erst eine gewisse Basis an Schaffenden, die schon IM Hobby sind - und in der Lage sind tatsächlich ihre Leute in größerem Maße und intern wieder allgemein anzusprechen.
Die Antwort finde ich zu kurz.
Wer für das eigene Spiel viel Material will/braucht/sich wünscht, kann das bei zu großer Zersplitterung nicht mehr bekommen (weil es sich für Verlage bei einer zu kleinen Gruppe von verlässlich Kaufenden nicht rechnet, das Material zu erschaffen).
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Das ist ja gerade die zu kurze einseitige Denkweise. Ich möchte natürlich auch die Mitspieler und das Material für "mein" Material. Ich will aber noch viel weniger ein Monopol (und damit kein Material für "mein" Spiel) wegen "Vermeidung von Zersplitterung" von Material, welches mir dann nicht gefällt.
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Wenn mehr Diversität am Spieltisch gewünscht ist wäre es sehr förderlich wenn man sich auch an andere Spielstile / Herangehensweisen (das ist doch dann die gewünschte Diversität im Konkreten) einlässt und dann im Summe ein neuer/andere Stil entsteht anstatt seine tradierte Spielweise weiterhin chauvinistisch an erste Stelle zu setzen. ...
Es wollen ja verschiedene Leute Diversität mit unterschiedlichen Motivationen/Eigeninteressen und Möglichkeiten. Hier ginge es mir darum erst einmal die Hemmnisse/Missverständnisse in einer Art und Weise zu sammeln, dass die jeweiligen beteiligten daraus genügend spezifische Hilfestellung erhalten die neue "Kundschaft" besser zu verstehen und damit auch ihre jeweilige eigene Situation und folgend passende Maßnahmen dazu dann ggf. etwas besser beurteilen zu können.
Für den Rest ist dann jeder für sich selbst verantwortlich.
Ich nehme diese Einschränkung als ein weiterer Aspekt der politischen Machtdiskussion wahr.
Es macht Beiträge, welche es thematisieren anekdotal und setzt die Personen potentiell persönlichen Angriffen aus. Sowohl bezüglich der Diskussion, als auch in Bezug auf die weitere Kommunikation mit den aus etwaigen Berichten betroffenen Personen.
Diese Einschränkung soll darauf zielen denen, dass an der praktischen Lage orientiert und argumentativ gepostet werden sollte, statt hier einen weiteren Stellvertreterkrieg zwischen ideologisch geschlossenen Blöcken und nur weiterem Austausch von entsprechend vorbelasteten Verallgemeinerungen und politischen Setzungen abzuziehen.
Rein wörtlich genommen ist natürlich auch der Wunsch so etwas raus zu lassen eine Einschränkung der völligen Freiheit des gegenübers und damit ein Versuch der Machtausübung, aber der Unterschied zwischen Bitte um eigenständige, sachliche Argumentation gegenüber einer Argumentation basierend nur noch auf moralischer Lagerzugehörigkeit und zugehörigen festgefügten Glaubenskonzepten sollte doch erkenntlich sein.
Hinsichtlich Erlebnissen aus der Deutschen Rollenspiel Szene:
) Benutzung rassistischer Schimpfwörter (N*) im Spiel
Im Kontext das es beispielsweise zu einem Spiel in Amerika im wilden Westen oder den 20ern dazugehöre.
Bei Rückfragen kommt es mitunter auch zu Diskussionen das der Begriff kein rassistisches Schimpfwort sei, weil die Person es aus der Ethnologie herleitet und es historische Prägung nicht gibt respektive Einwürfe als über sensibles Machtspiel von (Pseudo-)Betroffenen gewertet wird, die nicht verstehen das das eigene Rollenspiel mit Verwendung des Begriffs unpolitisch ist.
) Rechtfertigung/Verwendung Rassistischen Darstellungen mit Verweis auf die Geschichte oder Genre
Dies geht mitunter mit einer Abwertung des Vorschlags einher den Aspekt auszulassen und führt dahingehend wahlweise den Vorwurf der Geschichtsrevision oder Anspruchslosigkeit mit sich.
Ok, dir hat es also so nicht gefallen.
Damit würde ich dazu, aber auch allen ähnlichen Fällen, die folgende 4 Fragen behandeln wollen:
1) War das Material in einer Art und Weise unangemessen, dass es jenseits der dem Medium geschuldeten Unperfektheiten negative Botschaften auch in den Spielern relevant verstärken würde?
2) Haben Spieler die bestehenden Verhältnisse in einer Art und Weise ausgespielt, welche über das dem Genre/dem Setting zuzurechnenden Maße hinausgehend eine Identifizierung mit dem Unrecht oder Aggressivität gegenüber Beteiligten gezeigt hat?
3) In wie weit warst du über die Besonderheiten dieses Spiels vorab informiert bzw. wie bist du in ein so offenbar unpassendes Spiel hineingeraten und wie lassen sich solche Inkompatibilitäten demnächst früher erkennen und vermeiden.
4) Was gäbe oder sollte es an Alterativen geben - und hier kommen wir meiner Ansicht zur eigentlichen Diversität - um die Bedürfnisse an Spielinhalten zu befriedigen, welche du dir von dem besgten Spiel eigentlcih erhofft hast?#
Meine Meinung dazu ist, dass es praktisch in nahezu allen - insbesondere aber historisch angelehnten - Settings Ungerechtigkeiten und X-ismen gibt und durch den Bedarf an Konflikten, die dann ja am Spieltisch gelöst werden sollen, auch irgendwelche davon immer prominent und ggf überzeichnet im Fokus stehen werden.
Einerseits kann man diesen Grundstress natürlich im Inhalt oder auch der Darstellung auch auf 11 überdrehen und damit dann quasi zu einer Waffe machen, sei es als politische Aussage oder spezifisch auf Mitspieler gezielt.
Aber nicht jeder hat diese Stressverbindungen und auch Leute mit einem entsprechenden Befindlichkeitshintergrund gehen damit ganz unterschiedlich um, bzw. haben da unterschiedliche Umgangswünsche zu.
Generelle Zensur bis zur absolut sicheren Entschärfung kann da nicht die passende Generallösung sein - und entsprechend überzogene Empörung sehe ich genauso als eine Waffe gegen die Mitspieler.
Meine Überlegungen dazu wären daher:
A) Möglichst klare (wie wäre wieder zu prüfen) und direkt ersichtliche Information über mögliche Triggerfelder in dem Werk.
B) Entsprechende Hinweise für die das Spielen Wollenden über diese Triggerfelder und der Hinweis auf Mäßigung
C) Hinweise auf diese Triggerfelder verringernde oder vermeidende Alternativwerke (oder entsprechende Varianten im eigenen Werk). Bzw. sollte so etwas ja Anlass sein für Schaffende, zu prüfen, ob das eine nutzbare Nische ist so etwas dann zu erstellen und damit durch Diversität für alle beteiligte passende Angebote zu schaffen.
) Verbreitung rassistischer Klischees in Inhalten bzw. Diskussionen
Diskussionen darum in wie weit Waldmenschen gerne schnackseln.
Diskussionen darum das afro-futuristische Szenarien mit einem utopischen Staat in Afrika unrealistisch sind weil die es dort nicht hinbekommen können, ganz im Gegensatz zu westlichen bzw. europäischen Zivilisationen.
) Kolportierung rassistischer Klischees im Spiel
Beispielsweise der Umstand das die Gang in einem gegenwartssetting ganz natürlich zu Latino Gangstern wird.
Bei dem Inhalt mit den Waldmenschen übersiehst du völlig, dass das nicht die einzigen sind, die entsprechend bestückt wurden. Nur interessiert es dich und auch andere bei den Thorwalern wohl nicht.
Den Fall mit dem afrikanischen Staat habe ich komplett nicht mitbekommen kann mich dazu entsprechend nicht äußern.
Die Diskussion - und insbesondere in diesem Ton - wurde also von denen losgetreten, welche das mit den Waldmenschen da einseitig rausgegriffen und skandalisiert haben.
Entsprechendes mit der Befindlichkeit zu den Latinos. Je nach Tiefe des Settings (d.h. mit einem entsprechenden längeren Fokus auf das Gangmilieu) wäre "Alles Latinos" oder erst recht käme es zu "Alle Latinos" tatsächlich arg platt, aber das Spiel lebt auf der überwiegenden Ebene über alle Arten von Inhalten generell von Clichees. Ein Bösewicht irgendwo RL oder -ähnliches Setting zum Zeitraum 1925-1945 wird wohl auch zu 99% ein Nazi sein.
Das ist neben Dingen wie der Bewertung von Spielen die von einer Nicht-Weißen Spielercharakteren ausgehen als problematisch gegenüber Weißen. ...
Entsprechend ist wohl auch dieser Einwurf als Beispiel für die einseitig geführte Diskussion einzuordnen. Spiele mit nicht-weißen Charakteren oder auch nicht-weiße Charaktere in westlichen Kampagnen dürften nahezu so alt sein wie das Rollenspiel selbst und sind solange völlig selbstverständlcih von der Bühne gegangen, solange nicht Aktivisten da eine solche - und meiner Wahrnehmung nach eine direkt aus dem RL-politischen aggressiv gefärbte - Diskussion daraus gemacht haben. Du kannst halt schlecht jemandem in die Suppenterrine pissen, auch wenn sie ggf stellenweise versalzen ist, und dann erwarten, dass die bisherigen Suppenfreunde das erst demütig aufessen und dann nach deiner Wahl neu kochen.
Zu erfolgreicher Rede und folgend Veränderung gehören Glaubwürdigkeit, Einfühlungsvermögen und daraus folgend auch nachvollziehbare Argumente. Was auch genau mit Anlass ist hier die abstrakten vorgekauten Ideologiebrocken raushaben zu wollen, denn diese vorgefertigten "heiligen" Muster blockieren eben genau die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Problemmaterial.
Ist halt die Frage, ob man dann einfach mehr Spiele entwickeln sollte, dass jeder seine Interessennischee hat, die zur Not auch andere ausschließt
Das sähe ich als "konstruktive Diversität". Wobei das ja letztlich auch kein genereller Ausschluss ist, denn es geht ja gerade darum nach Möglichkeit auch passendes Alternativmaterial anzubieten.
Ich glaube wir sollten statt auf das Thema Diskriminierung auf Inkludierung schauen.
Also statt auf was könnte abschrecken auf was könnte anziehen zuschauen.
Das geht sicher fließend ineinander über.
Neues:
Ich war auch auf dem Feencon und deren Diversitätsrunde.
Dort und auch in einigen internationalen Diskussionen ist von Betroffenen die "Repräsentation" und deren Wichtigkeit betont worden. Das ist mir erst einmal nicht so einsichtig gewesen angesichts der Tatsache, das die meisten der bestehende Spieler auch so immer schon fremde Kulturen und Wesen gespielt haben (und auch die meisten der dann am Spieltisch erlebten Minderheiten) , aber bin nun zu folgenden
Vermutungen gekommen:
Aus den Erfahrungen als ggf ausgeschlossene oder gar angefeindete Minderheit haben sich bei den Betreffenden ebenfalls entsprechende "Vorurteile" gebildet- Vorurteile in Anführungsstrichen, weil sie zwar nominell in ihrer Verallgemeinerung formell unkorrekt wären, aber angesichts der realen oder durch einschlägige Eindrücke befürchteten Gefahr von negativen Erlebnissen nachvollziehbar ist. Und da suggeriert eine offensichtliche positive Einbindung von fiktiven Vorbildern in das Spiel eine entsprechende positive Grunddisposition zu ihrer "Art" am Spieltisch und erleichtert es den vermeidenden Schutzreflex locker zu lassen. Es geht also eigentlich nicht um den Spielinhalt selber, sondern um die Willkommensgeste dahinter.
Umgekehrt ist für die bestehenden Spieler der Spielinhalt relevant, den sie nicht wegen einer "speziellen Schneeflocke" dann plötzlich in massiver Neuausrichtung sehen wollen, die mit so einer Erweiterung oft droht.
Die großen und damit Einsteigersysteme sehen sich ja eigentlich eh als Multigenre, zumindest aber als Großsettings mit diversen Hintergrundkulturen. Da kann es nur gut sein das auch schon im Einstiegs/Hauptwerk entsprechend prominent zu plakatieren, auch ohne dass es damit zu einem durchgehend völlig strukturlosen Einheitsbrei kommen muss (der dann ggf. wieder Altspieler abschreckt) - denn das relevante wäre dann ja nicht "Das muss jetzt vollintegriert überall mit rein" sondern "du bist als solcher Spieler letztlich AUF SPIELEREBENE in dem Spiel auch berücksichtigt und willkommen (auch wenn das dann in entsprechenden Teilgebieten stattfindet)".
Für andere, spezifischere und von ihrer Vorlage nicht schadlos "buntbare" Spiele müssten dann eben die jeweilige spezifischen Befindlichkeiten offen und direkt angesprochen werden um klar zu machen, was in diesem Spiel zu erwarten aber ggf. auch zu ertragen ist - wie oben beschrieben eben udn welche Alternativen es dann in der Diversität dann auch für den ggf. da nicht passend bedienten Spieler gibt. .
Nach Ethnie und Geschlecht ließe sich so etwas auch gut durch beim Rekrutierungsfaden erwähnte passende Werbevideos darlegen, bezgl. eher innerer Differenzen halt nur schlecht.