@Aendymion:
Die Frage am Anfang habe ich nicht verstanden. Ich meine, das bezog sich auf meine Aussage, dass Minderheiten nicht unbedingt untereinandern solidarisch seien. Das wiederum bezog sich darauf, dass vorher gesagt wurde (von Dir?), dass es dunkelhäutige Menschen vielleicht freut, wenn in Rollenspielpublikationen mehr Homosexuelle vorkommen, weil dann eine Minderheit dort thematisiert würde.
Meine Prognose ist, dass das so nicht funktioniert. Wenn ein Angehöriger einer Gruppe sich wünscht, dass diese Gruppe thematisiert würde, dann muss es auch genau diese Gruppe sein. Bezüge und solidarisches Empfinden gegenüber anderen Gruppen ist zwar möglich, aber dann Teil der individuellen Persönlichkeit und normalerweise nicht Teil der Gruppenidentität.
Das klingt für mich eher nach einer Ausrede, warum man es dann gar nicht erst probieren sollte, denn „egal wie mans macht, am Ende sind ja doch wieder alle unzufrieden. Dann lassen wir’s einfach gleich“. Nicht, dass ich dir persönlich diese Einstellung unterstelle.
Ist auch tatsächlich nicht meine Einstellung. Ich bin sehr dafür, über das Thema zu diskutieren und zu versuchen, eine für jeden Interessierten zugängliche Rollenspielwelt zu schaffen.
Ich bin nicht sicher, ob das über Darstellung oder Nichtdarstellung von irgendwas
innerhalb der Rollenspielwelt geschehen muss oder sollte.
Und dabei ist egal, ob die Beziehung nun plotrelevanz hat oder nicht, sie existiert. Nicht-heterosexuelle Beziehungen existieren dagegen aber meistens nicht. Das Beispiel aus Dragon Heist ist deshalb meiner Meinung nach eben ein wichtiger Schritt.
Die Frage nach der Relevanz stellt sich - meine ich - sehr wohl.
In den Rollenspielgruppen, die ich kenne, spielen Beziehungen meist eh keine Rolle.
Ob offene homosexuelle Beziehungen überhaupt vorkommen können, ist eine Frage der Spielwelt. Wenn sie es
nicht können, weil Homosexualität sozial sanktioniert wird, dann wird niemand etwas von diesen Beziehungen erfahren. Und wenn doch, dann wird es sofort plotrelevant, weil mit potentiell drastischen Folgen.
Aber Dir geht es ja darum, ob Homosexualität einfach als Teil der Normalität dargestellt wird. In Spielwelten, wo das passt (DSA ist da ein gutes Beispiel) scheint mir das durchaus auch zu passieren. In welchem Ausmaß es zu erwarten wäre und ob diese Erwartungen erfüllt werden, müsste man ggfs. nachrechnen. (Übrigens gar nicht trivial, die Zahlen über das statistische Vorkommen von Homosexualität sind recht unterschiedlich).
Der Punkt ist: Nicht-plotrelevante Sexualität bekommt niemand mit. Es ist daher ziemlich sinnlos, auf deren Existenz zu bestehen. Das kann jeder im eigenen Kopf handhaben wie er will.
Homosexualität
kann hochgradig Plotrelevant sein, gerade in Settings, in denen Homosexualität sanktioniert wird.
Die Schieflage: Heteronormativität benötigt keine Rechtfertigung im Plot, Diversität aber schon?
1) Die meisten Spielwelten sind heteronormativ. Man könnte das dann vielleicht innerhalb der Spielwelt problematisieren - das wäre durchaus interessant. Sowohl als politisches Lehrstück, als auch als rollenspielerische Herausforderung.
2) Nicht-Heterosexualität benötigt natürlich keine Rechtfertigung im Plot, aber sie wird halt auch niemandem auffallen, wenn nicht thematisiert.
Das, was in Medien abgebildet wird, prägt unser Bild von Normalität.
Mir geht das zu weit.
Man müsste jetzt eigentlich das Konzept von "Normalität" diskutieren, ich würde das aber gern nicht machen.
Tatsächliche Verbreitung spielt sicherlich auch eine Rolle - eine wenig verbreitete sexuelle Orientierung ist halt seltener, damit auch weniger sichtbar.
Das berechtigt nicht zur Diskriminierung. Schlechterbehandlung von Menschen aufgrund sexueller Orientierung muss selbstverständlich bekämpft werden.
Die Lösung kann aber nicht sein, die mediale Präsenz zu erhöhen. Es ist schlicht nicht möglich, alles das, was zu unserer Welt gehört, darzustellen. Wie will man feststellen, was eine angemessene Menge medialer Präsenz sein soll?
Ich denke, dass es wichtig ist, diskriminierende Strukturen offenzulegen. Dabei können (und müssen) die Medien helfen. Aber eben dadurch, dass sie
thematisieren, nicht dadurch, das sie alternative Normalitäten unkommentiert zeigen.