Autor Thema: Erzählt mir von Glorantha  (Gelesen 25588 mal)

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Offline Mithras

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Erzählt mir von Glorantha
« am: 4.10.2018 | 06:30 »
Was muss ich zum Rollenspiel Glorantha wissen, wenn ich denn Schnellstarter dazu toll fand und mich mit Glorantha sonst gar nicht auskenne? Es soll ja nächstes Jahr auf deutsch erscheinen. Aber muss ich mich wirklich mit 30 Jahren Produltveröffentlichug auseinandersetzen um da einzusteigen, wie bei DSA?


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"Le jeu c'est sérieux!"

Tolkien ist stark überbewertet und seine Bücher nach Der kleine Hobbit furchtbar zäh und langatmig. Das beste was er zustande gebracht hat, war die Vorlage für die Drei besten Fantasyfilme zu liefern, die bisher gedreht wurden.

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Achamanian

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #1 am: 4.10.2018 | 07:25 »
Meinst du den RuneQuest: Roleplaying in Glorantha Quickstarter? Den finde ich auch wirklich sehr gelungen, vor allem das Abenteuer ...

Ich würde je nachdem, ob du das System gerne crunchy oder erzählerisch haben willst, einfach entweder zu HeroQuest: Glorantha oder RuneQuest: Roleplaying in Glorantha greifen. Dazu eventuell das Glorantha Sourcebook, das hat mir am meisten gebracht (letztere beide sind aber noch nicht problemlos im Print erhältlich, da musst du wahrscheinlich bis November warten).

Schwer ist der Einstieg aber auch damit, würde ich sagen. Ist einfach eine komplexe und eigenwillige Welt, besonders politisch erst einmal schwer zu überschauen. Mir hilft es sehr, als Spieler in einer Gruppe dabei zu sein und nicht gleich zu leiten.

Offline Weltengeist

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #2 am: 4.10.2018 | 08:03 »
Werbung:

einfach entweder zu HeroQuest: Glorantha

Das du übrigens gerade günstig von mir über Ebay erstehen kannst... ~;D
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Offline Mithras

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #3 am: 4.10.2018 | 08:46 »
Zitat
Meinst du den RuneQuest: Roleplaying in Glorantha Quickstarter? Den finde ich auch wirklich sehr gelungen, vor allem das Abenteuer ...

Genau den meinte ich. Ich hab aber leider keinen SL in der Nähe, egal zu welchem System (ausser Cthulhu oder D&D) und daher kann ich mir das Setting auch nicht vorher ansehen.

Zitat
einfach entweder zu HeroQuest: Glorantha

Ich warte auf die deutsche Ausgabe vom Uhrwerk Verlag. Aber nur falls ich mich auf den seit den 70ern bestehenden Hintergrund einlassen möchte. Deshalb auch meine Frage hier im Forum. (Ausserdem habe ich mir selbst vor 3 Jahren die Regel auferlegt: ich kaufe nur noch deutsche Rollenspielbücher, nichts mehr auf englisch! Klappt bis jetzt fast Problemlos. Es kommt ja auch viel mittlerweile auf deutsch raus!)

Also: wer kann mir was zu Glorantha erzählen?
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Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #4 am: 4.10.2018 | 08:58 »
Mir fällt der Zugang auch nicht einfach, ich finde aber auch viele Elemente faszinierend und versuche es daher hin und wieder mal erneut.

Es kommt mir so vor, als ob man vor allem folgendes verstehen müsste, bevor der Rest beginnt, Sinn zu ergeben:
1) Die Kosmologie ist ungewöhnlich. Die Welt ist wirklich nicht rund. Es gibt wirklich mehrere Ebenen (Ober-, Unterwelt etc.). Die Sonne ist eine Göttin.
2) Die Götter sind die Welt. Alles auf der Welt nimmt Bezug.
3) Es gibt keine Unterscheidung zwischen Mythen und Realität, nur vielleicht verschiedene Perspektiven.
4) Es geht bei den Göttern und ihren Kulten nicht so sehr um "Glauben", sondern eher um Welterkenntnis und den Umgang mit tatsächlich existierenden Realitäten.
5) "Religion" in Glorantha hat also nicht viel zu tun mit Religion auf unserer Welt.
6) Glorantha ist nicht eine an Tolkien angelehnte Welt. Elfen, Zwerge sind ganz anders als bei Tolkien, Trolle unterscheiden sich auch eher stark von denen bei Tolkien. Es gibt keine Orks. Dafür gibt es allerhand andere intelligente und nicht-intelligente Lebewesen. Es kann schwer sein, sich daran zu gewöhnen.

Zumindest für mich waren das Hürden, weil ich anderes gewöhnt bin und weil es mir auch aufgrund meiner eigenen Ansichten erstmal nicht leicht fällt, das zu akzeptieren. Aber ich finde es faszinierend, eine Welt so zu denken.

Falls ich was missverstanden haben sollte, korrigiert mich bitte.

Eine gute Einführung in die Götter und Kulte Gloranthas - und damit auch in die wichtigsten Aspekte der Welt - bietet die alte Box "Glorantha - Die Götter". Bekommt man häufiger günstig zu kaufen. Hat den großen Vorteil, sehr gut ins Deutsche übersetzt zu sein.
« Letzte Änderung: 4.10.2018 | 09:45 von felixs »
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Offline Magister Ludi

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #5 am: 4.10.2018 | 13:21 »
Eine gute Einführung in die Götter und Kulte Gloranthas - und damit auch in die wichtigsten Aspekte der Welt - bietet die alte Box "Glorantha - Die Götter". Bekommt man häufiger günstig zu kaufen. Hat den großen Vorteil, sehr gut ins Deutsche übersetzt zu sein.
Danke für die Blumen. Die deutsche Ausgabe von RuneQuest Glorantha wird sich weitgehend an dieser Terminologie orientieren.

Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #6 am: 6.10.2018 | 11:37 »
Danke für die Blumen. Die deutsche Ausgabe von RuneQuest Glorantha wird sich weitgehend an dieser Terminologie orientieren.

Das ist gut zu wissen.
Bei der alten Götter-Box fallen mir wirklich nur ganz wenige Sachen auf. Und das ist für ein schwer übersetzbares Buch wie Glorantha wirklich gut. Außerdem schafft es die Übersetzung, zwar Übersetzungen zu bieten, die auf deutsch ästhetisch funktionieren. Andererseits hatte ich nie Probleme, sofort das englische Äquivalent in englischsprachigen Publikationen zu erkennen.

Habe mir gestern die Box nochmal genauer angesehen. Als Einstieg in die Welt dürfte die wirklich nach wie vor sehr, sehr gut sein.
Was sie nicht bietet (und auch nicht bieten will), sind konkrete Abenteuer. Aber auch da gibt es ja die drei alten Bände in deutscher Übersetzung. Apfelallee/Apple Lane ist bestimmt kein schlechter Einstieg. Vor allem ist das Abenteuer auch ungewöhnlich genug, dass man einen Eindruck bekommt, ob einem der Glorantha-Stil grundsätzlich gefällt. (Bin meinerseits nach wie vor unsicher).
« Letzte Änderung: 6.10.2018 | 11:41 von felixs »
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Offline AndreJarosch

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #7 am: 6.10.2018 | 12:01 »
Das ist gut zu wissen.
Bei der alten Götter-Box fallen mir wirklich nur ganz wenige Sachen auf. Und das ist für ein schwer übersetzbares Buch wie Glorantha wirklich gut. Außerdem schafft es die Übersetzung, zwar Übersetzungen zu bieten, die auf deutsch ästhetisch funktionieren. Andererseits hatte ich nie Probleme, sofort das englische Äquivalent in englischsprachigen Publikationen zu erkennen.

Habe mir gestern die Box nochmal genauer angesehen. Als Einstieg in die Welt dürfte die wirklich nach wie vor sehr, sehr gut sein.
Was sie nicht bietet (und auch nicht bieten will), sind konkrete Abenteuer. Aber auch da gibt es ja die drei alten Bände in deutscher Übersetzung. Apfelallee/Apple Lane ist bestimmt kein schlechter Einstieg. Vor allem ist das Abenteuer auch ungewöhnlich genug, dass man einen Eindruck bekommt, ob einem der Glorantha-Stil grundsätzlich gefällt. (Bin meinerseits nach wie vor unsicher).

Apple Lane ist auch im Abenteuerbuch des "Gamemaster Screen Pack" wichtig.
Spielt 11 Jahre nach Apple Lane.

Apple Lane --> 1614
Apple Lane (GMSP) --> 1625

Offline Xemides

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #8 am: 6.10.2018 | 15:41 »
Die Sonne ist doch ein Gott Yelm. Nicht eine Göttin.
Evolution is just a theory? Well so is gravity but I don't see you jumping off of buildings.

Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #9 am: 6.10.2018 | 16:43 »
Die Sonne ist doch ein Gott Yelm. Nicht eine Göttin.

Ich dachte, der wäre durch die Rote Göttin ersetzt?

Hmm...
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Offline General Kong

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #10 am: 6.10.2018 | 17:49 »
Willkommen in Glorantha, der ersten Welt mit Fake-News-Religionen!  ~;D
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Offline Xemides

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #11 am: 6.10.2018 | 21:22 »
Sag das mal den Orlanthis :-).

Aus Sicht der Lunaren hat die Rote Göttin alle Götter ersetzt.

Aber die Rote Göttin hat einen Mond als Himmelskörper, und die Sonne gibt es trotzdem noch.

Auf Glorantha existieren alle Götter parallel und kämpfen um Anhänger. Nur wenige Götter wurden komplett vernichtet.

Andre wird mich korrigieren wenn ich falsch liege.
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Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #12 am: 6.10.2018 | 21:40 »
Ja, Du hast recht. Ich meinte die Rote Göttin und die ist natürlich der Mond. Nicht die Sonne.

Verwirrend ist das alles allemal.

Und das eigentlich schwierige bei Glorantha ist, dass nicht so recht klar ist, wie genau nun Götter und Alltagsleben (bzw. "Alltagsleben" der Spielerfiguren) eigentlich zusammenhängen. Und das meiste funktioniert nur dann gut, wenn alle am Tisch zumindest eine vage Vorstellung von der Mythologie Gloranthas haben.
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Offline Colgrevance

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #13 am: 6.10.2018 | 22:07 »
Kann mir vielleicht jemand erklären, was mit Clearwine Fort passiert ist? In den HeroQuest-Büchern über Sartar (Kingdom of Heroes und vor allem Sartar Companion) wird das noch wie ein keltisches Hügelfort beschrieben, im neuen GM Pack für RuneQuest Glorantha sieht es aber wie eine mesopotamische Stadt aus. Habe ich da in den sieben Jahren, die offiziell zwischen den beiden Settingbeschreibungen liegt, etwas verpasst? Oder ist das ein krasser Retcon?

Offline AndreJarosch

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #14 am: 6.10.2018 | 23:40 »
Ich dachte, der wäre durch die Rote Göttin ersetzt?

Hmm...

Die Rote Göttin steht nur über allen anderen Göttern, ersetzt aber keinen.

Offline AndreJarosch

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #15 am: 6.10.2018 | 23:40 »
Sag das mal den Orlanthis :-).

Aus Sicht der Lunaren hat die Rote Göttin alle Götter ersetzt.

Aber die Rote Göttin hat einen Mond als Himmelskörper, und die Sonne gibt es trotzdem noch.

Auf Glorantha existieren alle Götter parallel und kämpfen um Anhänger. Nur wenige Götter wurden komplett vernichtet.

Andre wird mich korrigieren wenn ich falsch liege.

Korrekt

Offline AndreJarosch

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #16 am: 6.10.2018 | 23:42 »
Kann mir vielleicht jemand erklären, was mit Clearwine Fort passiert ist? In den HeroQuest-Büchern über Sartar (Kingdom of Heroes und vor allem Sartar Companion) wird das noch wie ein keltisches Hügelfort beschrieben, im neuen GM Pack für RuneQuest Glorantha sieht es aber wie eine mesopotamische Stadt aus. Habe ich da in den sieben Jahren, die offiziell zwischen den beiden Settingbeschreibungen liegt, etwas verpasst? Oder ist das ein krasser Retcon?

Retcon

Die RQ GMSP Version ist richtig.
Das Clearwine in den HQ Sartar-Büchern war falsch dargestellt.

Die Sartar-Bücher sind zu 98% aber immer noch korrekt.

Offline D. M_Athair

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #17 am: 8.10.2018 | 15:45 »
... mir steht Glorantha zwar auch noch bevor, allerdings hab ich den Eindruck, dass Basis-Kenntnisse bzgl. des schamanischen Weltbildes einiges einfacher macht.
Jedenfalls ging es mir so, dass was vorher aussah wie eine krude Sammlung von Einzelfakten, nachher in ein "alles ist mit allem verbunden" und "ergibt Sinn" mündete.

Kurz: Von dem heute weit verbreiteten scientistischen Weltbild abzusehen und ne andere Perspektive einzunehmen find ich ganz hilfreich.




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Offline Scimi

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #18 am: 8.10.2018 | 15:57 »
Ich lese mich gerade durch 13th Age Glorantha und kämpfe auch noch mit dem Setting. Die Grundlagen finde ich eigentlich sehr zugänglich, aber die schiere Anzahl der Namen von Personen, Kulturen, Orten usw. finde ich extrem irritierend. Vor allem, weil mir das sprachlich relativ beliebig erscheint und ich am Klang eines Namens nicht unbedingt erkennen kann, wo der einzuordnen ist.  :embarassed:

Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #19 am: 8.10.2018 | 18:14 »
Die Vielzahl finde ich auch irritierend.
In der Götter-Box ist das immerhin nach den verschiedenen Pantheons geordnet, was es etwas einfacher macht. Und man durchblickt dann auch die relative Wichtigkeit besser.

Was ich schwierig finde ist, die "Richtigkeit" der jeweiligen kosmologischen Meinungen einzuschätzen. Einige Dinge sind absolut wahr (die Rote Göttin geht als Mond über den Himmel). Andere Dinge sind dann doch eher Interpretationsfragen.

Eher einfach zu verstehen ist z.B. die Kosmologie der Mostali (Zwerge).
Schon bei dem ganzen Trubel um Orlanth und Yelm wird es dann aber ein bißchen komplex.

Für "schamanistisch" halte ich Glorantha übrigens nicht. Es gibt verschiedene Kulturen, die verschiedenen irdischen Richtungen ähneln. Die Malkonier (Monotheisten) haben ein eher naturwissenschaftliches Verständnis der Welt. Die Mostali haben sogar ein extrem mechanistisches Weltverständnis, welches ein wenig an Naturwissenschaften des späten 19. Jahrhunderts erinnert.
"Schamanistisch" sind vielleicht am ehesten die Praxier?
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Offline Scimi

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #20 am: 9.10.2018 | 11:49 »
Was ich schwierig finde ist, die "Richtigkeit" der jeweiligen kosmologischen Meinungen einzuschätzen. Einige Dinge sind absolut wahr (die Rote Göttin geht als Mond über den Himmel). Andere Dinge sind dann doch eher Interpretationsfragen.

Von dem, was ich bisher gelesen habe, sehe ich das anders. Die Welt ist aus Runen zusammengesetzt, die bestimmte Aspekte der Realität darstellen, miteinander interagieren, und praktisch die Stelle unserer Naturgesetze einnehmen. Das habe ich noch nirgends anders gesehen.

Die Götter sind aus meiner Sicht eher Geschichten und Metaphern, um bestimmte kosmologische Sachverhalte und Vorgänge für den menschlichen Verstand begreifbar zu machen, aber keine Personen. Sie sind zu einem gewissen Grand austauschbar oder auch überhaupt nicht nötig. Vergleichbar damit, wie unsere Sonne gleichzeitig die Barke von Ra, Amaterasu-ō-mi-kami und ein vom Einen Gott an den Himmel gesetztes Licht sein kann.

Darum ist es möglich, dass Götter verschiedene Aspekte haben, verschiedene Götter für dasselbe Ding zuständig sein können und manche Kulturen Götter sehen, die für andere überhaupt nicht existieren.

Für "schamanistisch" halte ich Glorantha übrigens nicht.

Schamanistisch ist auf jeden Fall die ganze "Heroquest"-Idee: Dass man rituell in eine Art Zustand/Realität übertritt, in der man Entitäten aus den Legenden einer Kultur darstellt und damit an diesen Legenden teilnimmt, um sie zu stärken oder zu ändern, um dadurch kosmische Vorteile zu bekommen. "Sich in alternativen geistigen Zustand versetzen, um mit Geisterwesen in Kontakt zu treten" ist sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner von allem, was unter "Schamanismus" läuft…

Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #21 am: 9.10.2018 | 13:26 »
Von dem, was ich bisher gelesen habe, sehe ich das anders. Die Welt ist aus Runen zusammengesetzt, die bestimmte Aspekte der Realität darstellen, miteinander interagieren, und praktisch die Stelle unserer Naturgesetze einnehmen. Das habe ich noch nirgends anders gesehen.

Kann man so sehen. Aber die Interaktion der Runen ist - soweit ich das verstehe - nicht vorhersagbar.
Diesen Aspekt der Welt habe ich bisher nicht verstanden. Es wird so sein, wie Du es beschreibst.

Die Götter sind aus meiner Sicht eher Geschichten und Metaphern, um bestimmte kosmologische Sachverhalte und Vorgänge für den menschlichen Verstand begreifbar zu machen, aber keine Personen. Sie sind zu einem gewissen Grand austauschbar oder auch überhaupt nicht nötig. Vergleichbar damit, wie unsere Sonne gleichzeitig die Barke von Ra, Amaterasu-ō-mi-kami und ein vom Einen Gott an den Himmel gesetztes Licht sein kann.

Ich dachte, die Götter existieren tatsächlich, bzw. können tatsächlich anthromorph in Erscheinung treten.
Der Unterschied wäre meinem Verständnis nach dann, dass die Sonne wirklich Yelm ist und der Mond wirklich die Rote Göttin ist.
Aber vielleicht habe ich das auch missverstanden.

Sehr hilfreich wäre eine Erklärung der Art:
Zitat
1) Tatsächlich ist es so (Spielweltaufbau, nur den Lesern bekannt, die Figuren auf Glorantha wissen nichts davon). Z.B. "Der Mond ist ein Himmelskörper, der Glorantha umkreist. Er gleicht dem Erdenmond". 2) Die X haben dazu folgende Ansicht... 3) Die Y haben dazu folgende Ansicht... etc.

Gibt es aber nicht, oder?
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Offline Scimi

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #22 am: 9.10.2018 | 14:39 »
Ich denke, dass es nicht so einfach ist.

Z.B. Orlanth ist gleichzeitig der Gewittergott, der Götterkönig und der junge Abenteurer und alle drei Persönlichkeiten werden von verschiedenen Leuten zu verschiedenen Anlässen gleichzeitig verehrt. Würde Orlanth erscheinen, würde dann jeder dasselbe sehen? Würden Leute aus Gloranthas verschiedenen atheistischen Kulturen da überhaupt irgendetwas anthropomorphes sehen?

Und jede Sicht kann die "Wahrheit" sein, es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass irgendeine Sicht "richtiger" wäre als eine andere. Ähnlich, wie wir je nach Kontext Licht mal als Welle und mal als Teilchen modellieren, ohne dass ein Modell alle Aspekte abdeckt. Eine Erklärung á la "Licht ist eine Welle, aber manche denken stattdessen, es besteht aus Teilchen" würde keinen Sinn machen.

Dementsprechend würde ich sagen, dass der Rote Mond eine Göttin ist und die Göttin der Rote Mond ist, aber würde mich auch nicht wundern, wenn er außerdem noch etwas anderes oder Widersprüchliches ist…  ;D

Offline felixs

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #23 am: 9.10.2018 | 14:54 »
Ich denke, dass es nicht so einfach ist.

Z.B. Orlanth ist gleichzeitig der Gewittergott, der Götterkönig und der junge Abenteurer und alle drei Persönlichkeiten werden von verschiedenen Leuten zu verschiedenen Anlässen gleichzeitig verehrt. Würde Orlanth erscheinen, würde dann jeder dasselbe sehen? Würden Leute aus Gloranthas verschiedenen atheistischen Kulturen da überhaupt irgendetwas anthropomorphes sehen?

Und jede Sicht kann die "Wahrheit" sein, es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass irgendeine Sicht "richtiger" wäre als eine andere. Ähnlich, wie wir je nach Kontext Licht mal als Welle und mal als Teilchen modellieren, ohne dass ein Modell alle Aspekte abdeckt. Eine Erklärung á la "Licht ist eine Welle, aber manche denken stattdessen, es besteht aus Teilchen" würde keinen Sinn machen.

Dementsprechend würde ich sagen, dass der Rote Mond eine Göttin ist und die Göttin der Rote Mond ist, aber würde mich auch nicht wundern, wenn er außerdem noch etwas anderes oder Widersprüchliches ist…  ;D

Darüber zu streiten, was wir von der realen irdischen Welt wissen, führt zu weit. Die Unschärferelation greift in Bezug auf Glorantha nicht* - außer wir würden in Erwägung ziehen, dass Licht vielleicht eine Gottheit ist. (Was ich für nicht ernsthaft diskutierbar halte). Die Frage wäre, ob das in Glorantha irgendwie definiert ist. (*In Bezug auf reale irdische Verhältnisse glaube ich auch nicht, dass man Heisenbergs Ergebnisse - und andere Ergebnisse der neueren Physik - allzu relativistisch in Bezug auf das Konzept der "Wahrheit" interpretieren kann. Messschwierigkeiten, unzureichende Begriffe sind kein Grund, das Konzept von "Wahrheit" grundsätzlich anzuzweifeln. Weiß nicht, ob das intendiert war. Ich möchte die Diskussion auch ungern hier führen, das wird mir zu zeitaufwendig. Vielleicht könnten wir uns auf Glorantha beschränken).

Es wäre halt für das Verständnis von Glorantha sehr hilfreich, zu wissen, was es denn nun eigentlich ist. Ich verstehe es aber auch so wie Du (wenn ich Dich richtig verstehe): Das ist nicht definiert, stattdessen gibt es jede Menge Mythen und Legenden und Religionen, die sich miteinander im Widerspruch befinden.

Stafford sagte mal, dass Glorantha eine auf Mythen gebaute Welt sei, so wie Tolkiens Welt auf Sprachen gebaut sei. Das kann man so verstehen, dass eine Auflösung gar nicht gewünscht ist, dass die Mythen geheimnisvoll bleiben sollen.
Das steht für meinen Geschmack im Widerspruch zu einer guten Bespielbarkeit - ich weiß dann als Spielleiter nicht recht, was auf der Welt plausibel ist, was passieren kann, was nun eigentlich wirklich ist. Wenn ich das alles füllen soll, fühle ich mich damit ein bißchen allein gelassen.
Man kann das alles freilich auch ignorieren, aber dann lässt man ja gerade den Teil der Welt weg, der so minutiös ausgearbeitet und faszinierend ist.

Interessehalber: Welche Kultur Gloranthas ist denn atheistisch? Meinem bisherigen Verständnis nach gibt es so eine Kultur gar nicht.
« Letzte Änderung: 9.10.2018 | 14:59 von felixs »
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Offline Scimi

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Re: Erzählt mir von Glorantha
« Antwort #24 am: 9.10.2018 | 15:56 »
Wie gesagt, ich lese mich da gerade überhaupt selbst rein, basierend auf 13th Age Glorantha, dem Glorantha Sourcebook und Internetquellen. Bei der Materialfülle, die zu dem Hintergrund existiert, ist es gut möglich dass meine Perspektive sich gar nicht mir dem Konsens der Leute deckt, die sich da länger und mehr mit beschäftigen.

Wie ich das sehe, basiert Glorantha auf magischen und mystischen Prinzipien, die mit der Art, wie unsere Welt funktioniert, nicht vereinbar sind. Es gibt Analogien, aber ich denke, Welterklärung mit dem Vokabular unserer Welt ist weder möglich, noch sinnvoll. Unser Mond ist z.B. ein Himmelskörper, ein großer Stein, der von Physik in einer Umlaufbahn um unseren Planeten gehalten wird, und vom Licht unserer Sonne in veränderlichem Winkel beleuchtet wird, was Einfluss auf seine Sichtbarkeit hat. Durch verschiedene Faktoren beeinflusst ist unser Mond Gegenstand verschiedener Mythen, ritueller Praktiken und kultureller Phänomene.

Ich würde nicht behaupten, dass das für die Monde von Glorantha überhaupt gilt. Hier ist der (Rote) Mond eine Rune, womöglich eine Göttin, oder ein Himmelslicht, nicht unbedingt ein Ort, zu dem man mit einer Rakete fliegen könnte. Ich sehe darin aber nicht unbedingt ein Problem, in unserer Welt sind viele Kulturen jahrhundertelang prima mit dem Mond klargekommen und haben ihn für Kalender und Astronomie benutzt, ohne eine Ahnung zu haben, was er "wirklich" war.


Wie ich es verstanden habe, sind auf Glorantha die Zwerge und irgendwelche Brithini-Zauberer (über die ich aber nicht viel mehr weiß) Atheisten. Nicht unbedingt in unserem Sinne (was in einer magischen statt naturwissenschaftlichen Welt schwer funktionieren würde), aber in dem Sinne, dass sie die Götter als unpersönliche Mächte sehen und nicht als "Leute", wie die meisten anderen Religionen.