Wie leitet ihr mit wenig bis keiner Vorbereitung, bei durchaus hohem Playerempowerment?
Ganz ohne Vorbereitung geht es nicht.
Es geht aber mit möglichst wenig individueller Vorbereitung.
Was meine ich damit?
Individuelle Vorbereitung bedeutet für mich die Vorbereitung, die man unmittelbar vor der Spielsitzung macht, um "das Abenteuer" vorzubereiten.
Die kann man reduzieren, vielleicht sogar fast eliminieren.
Inzwischen sieht die bei mir so aus: Überlege Dir einen Adventure Hook und denk dir ein paar beteiligte Personen, deren Motivationen und ein paar nette Orte / Events auf.
Leiche im Hafenbecken, Pastor, Bordellbesitzerin, Feuerwehrhauptmann, Musikfestival, Schiffswerft - hab ich mir gerade aus dem Finger gesaugt...
Und, schon eine Idee für ein Abenteuer?
So, welche Vorbereitung braucht es denn?
Ganz einfach: Kenne das Setting (möglichst gut)!
Improvisation ist einfach, wenn man sich auskennt und weiß, was sich plausibel und was sich unplausibel anhört.
Die Leiche im Hafenbecken - wenn die sich im Fischereihafen von Bremerhaven befindet, dann ist so ein bärbeißiger Norddeutscher Fischer mit plattdeutschem Slang im Ostfriesennerz (gelbe Regenjacke) plausibel.
Wenn die Leiche im Hafen von Madrid rumdümpelt, dann macht zum einen der norddeutsche Fischer dort eine sehr suspekte Figur. Insbesondere, weil Madrid mitten in Spanien liegt und wohl gar keinen Hafen hat...
Will sagen: Je besser Du den zu bespielenden Ort kennst, desto einfacher hast Du es, etwas zu improvisieren, was sich für die Spieler echt anfühlt.
Und da lohnt sich "Vorbereitung" - die ich eher "Einarbeitung" nennen würde. Dementsprechend lese ich inzwischen das Settingbeschreibung, die Stadtbeschreibung oder dergleichen immer mal wieder, um noch mal getriggert zu werden. Und für ungewöhnliche Orte nutze ich dann auch Namenslisten, oder Listen von typischen Örtlichkeiten einer Stadt mit kurzem Stichworten...
Je mehr ich mit der Örtlichkeit vertraut bin, desto weniger brauche ich das.
Das gilt im übrigen auch für die Spieler. Je mehr die mit der Welt vertraut sind, desto mehr Spaß haben die daran, wenn sie etwas wahrnehmen, dass sich nach "für die Region plausibel" anfühlt.
Und desto plausibler können die ihr Player-Empowerment gestalten.
Und, wo Du es oben erwähntest: System-ADS (also rumhoppen von einem Spielsystem zum nächsten) ist da natürlich der echte Dämpfer. Und genau deswegen sind die DSA Spieler so im Vorteil. Wenn da einer "Havena" sagt, wissen alle, was los ist.