Ich verstehe das Problem echt nicht und finde diese allgemeine Spoilerphobie echt schon zum Fremdschämen.
Ein gutes Buch kann man auch ein zweites Mal sehen und meinen Lieblingsfilm habe ich bestimmt schon mehr als 10 mal gesehen. Das langweiligt mich auf gar keinen Fall, da ich beim zweiten (oder X.) Durchlauf immer wieder neue Aspekte finde. "Ah, hier hat der Autor schon kleine Hinweise gestreut." oder "Ah, jetzt gibt diese Aussage auch viel mehr Sinn, weil ich das Ende schon kenne" sind dann Gedanken die mir dabei öfters vorkommen.
Wenn ich mir heute eine neue Serie angucke, dann schaue ich mir die erste Folge an und fange dann erst einmal an zu recherchieren. Lese Wikipediaeinträge und Folgenzusammenfassungen, um sicherzustellen, dass mich die Serie auch wirklich interessieren könnte. Heutzutage gibt es soviel Material, da habe ich ehrlich gesagt gar keine Lust erst etliche Stunden in eine Serie zu investieren, dessen Plotverlauf mich vielleicht kalt lässt.
Dementsprechend habe ich absolut kein Problem damit ein Abenteuer mehrmals zu spielen. Kein Abenteuer wird jemals exakt gleich sein. Selbst wenn es die gleiche SL leitet, wird jeder Durchlauf etwas anders sein. Das Abenteuer wird immer andere Facetten preisgeben und ich habe für mich das bessere Spielerlebnis, als wenn jedes Abenteuer nur ein weiteres Wegwerfmodell war, welches ich nie wieder auskosten kann.
Natürlich fallen hier "dumme" Abenteuer welche sich mit simplen Tricks wie Rätseln über Wasser halten müssen durchs Raster. Aus Liebe zu meinen Mitspielern, welche vielleicht Spaß daran haben zu knobeln halte ich mich dann zurück, wenn ich die Lösung aus dem Kontext des Abenteuers kenne. Ich halte mich übrigens auch bei Rätseln zurück, dessen Lösung ich unabhängig vom Abenteuer kenne. Viele Abenteuer erfinden ihre Rätsel ja nicht selbst, sondern bedienen sich ja aus einen Pool von Rätseln, die man schon kennen könnte. Zwei Türen, eine sagt die Wahrheit, die andere lügt, wäre das bekannteste Beispiel.
In einem anderen Kontext hatte ich eine ähnliche Situation in einer meiner Runden. Dort gibt es eine böse Gottheit, welche viele Namen benutzt. Als SL hatte ich eine Facette dieser Gottheit in einem Abenteuer präsentiert und kannte daher alle Hintergründe dazu. Als nach meinem Abenteuer ein anderer Spieler die Rolle der SL übernahm, griff er die gleiche Gottheit auf und präsentierte sie unter einen anderen Namen und stellte sie ganz perfide als sehr zuvorkommenden Kult dar. Ich erkannte jeden kleinen Hinweis, dass wir gerade hinters Licht geführt wurden, doch ich hielt schön meine Klappe und ließ mir nichts anmerken. Mein Charakter wusste nichts davon, also hielt ich mich auch zurück.
Als dann nach einen Wochen Spielzeit auch die anderen Charaktere eingeweiht wurden, konnte ich auch den anderen Spielern sagen, dass ich davon wusste, aus meiner vorherigen Vorbereitung, es aber einfach göttlich war, dabei zuzusehen, wie wir langsam aber sicher in den Abgrund zu stürzen drohten. Die anderen Spieler wussten nichts von ihrem Unglück und ich hatte mehre Spielsitzungen einfach das größere Spielvergnügen.
Am schlimmsten finde ich ja Geheimnisse, welche niemand kennt, außer beteiligtem Spieler und SL. Die sind einfach langweilig für mich. Wenn ich jedoch weiß worum es sich dreht, dann kann ich auf der Autorenebene mitwirken und es zu spannenden Szenen kommen lassen, ohne das das Geheimnis entwertet wird. Eher im Gegenteil. Es bekommt so Spotlight, welches es sonst nicht bekommen hätte.
Es ist definitiv eine andere Art zu spielen, wenn jeder schon das Skript gelesen hat, doch ich behaupte dadurch kommt das bessere Spiel zustande, wenn sich alle Spieler auf diese Art zu spielen einlassen.