Thema: Conventions, Geräuschpegel & Spielen

[Teylen]

Ich überlege einen kleinen Bericht und vielleicht auch ein kleines "How To" zu meinen Erfahrungen mit dem leiten von Runden auf Messen als Supporter zu schreiben.
Ein Aspekt der mir aufgefallen ist, ist das ich mich recht gut auf die Spieler fokussieren kann und jenseits dessen nicht viel wahrnehme. Das heißt, ich werde fast automatisch lauter wenn die Halle lauter wird und schaue mich nur bei extremen um, und ich nehme kaum jemanden wahr, der nicht quasi schon direkt neben den Spielern bzw. am Tisch steht.

Jetzt ist eine Information die ich in Gespräch häufig erhalte, das andere sich entweder nicht vorstellen können auf Messen oder Conventions zu leiten, oder nichteinmal zu spielen.
Lenkt der Lärm dahingehend zu sehr ab und läßt sich nicht als "Rauschen" ignorieren? Gibt es vielleicht weitere Aspekte die neben dem Lärm stören?

Respektive wie geht ihr mit dem Hintergrund-Lärm um wenn ihr auf einer Messe leiten (wollt)?
Ist es für euch ein Problem? Ist es für euch kein Problem? Irgendwas dazwischen?

[schneeland]

Hintergrundlärm ausblenden funktioniert bei mir generell schlecht, besonders wenn es um sich um Sprache/Sprachfetzen handelt. Insofern leite ich auf Messen/Conventions schlichtweg gar nicht - wenn ich spiele, bin ich ein bisschen toleranter, aber so richtig der Hit ist das auch nicht. Im Resultat kann man dann auch sämtliche Runden meines Rollenspielerlebens, die auf Conventions stattfanden, an einer Hand abzählen.

[Exar]

Ich kann sowas auch eher schwierig ausblenden.
Bei Brettspielrunden geht es einigermaßen (oder stört mich nicht so sehr), bei Rollenspielrunden komme ich aber häufig aus dem Konzept, wenn um mich herum gerade die Welt untergeht.
Ich bevorzuge von daher etwas abgetrennte, oder abgeschlossene Bereiche.

[Noir]

Ich hab auf einer Messe ein einziges mal in einer RPG-Runde gespielt. Das war als die Perry Rhodan Midgard-Kopie zur Messe rauskam. Und ich fand es furchtbar. Wir haben da auch nur Blödsinn gespielt und konnten kein Stück ernsthaft bleiben, weil es so unfassbar laut war, dass man teilweise sein eigenes Wort nur dann verstehen konnte, wenn man selbst etwas lauter sprach.

Nichts für mich. Hab es danach auch nie wieder versucht und bin (auch) deshalb nie wirklich zu Cons gefahren, weil ich bei so einer Lautstärke nicht einmal ein System wirklich "testen" kann ...

[felixs]

Mich stört Lärm sehr.

Schon bei Brettspielen finde ich das schwierig. Da geht es noch irgendwie, aber ich spiele viel unkonzentrierter und bin abends dann echt fertig. Den Brettspielwahnsinn in Herne besuche ich trotzdem sehr gern, aber es ist halt laut. Und ja, stört mich.

Bei Rollenspiel funktioniert es - meiner Erfahrung nach - überhaupt nicht. Mit Lärm kann ich mich nicht konzentrieren, von Stimmung kommt nichts rüber, ich verliere den Überblick (was vor allem als SL ein Problem ist). Mache ich daher auch nicht.

[Antariuk]

Auf Messen habe ich noch nicht geleitet, nur auf Cons, aber da kann es je nach Örtlichkeit natürlich auch mal laut sein. Mit lautem Stimmenwirrwarr komme ich allerdings recht gut klar, da schalte ich einfach irgendwie ab, problematisch wird es erst wenn Musik und andere nichtmenschliche Töne dazu kommen. Wenn es so laut ist dass man sich am Tisch nur noch gegenseitig mit Rufen und Schreien verständigen kann, dann ist das natürlich klar zu viel.

Idealerweise plant man als SL in solchen Situationen halt auch keine Abenteuer, wo die Spieler sich lange Dialoge von NSCs anhören müssen. Weil untereinander in der Gruppe bei hoher Umgebungslautstärke zu planen ist immer noch was anderes als vorgebeugt zu versuchen, die Details aus dem Mund des SL zu verstehen, während ein NSC grade plotrelevante Informationen runterrattert. Geht natürlich nicht bei allen Systemen problemlos, aber man kann da schon gegensteuern.

[YY]

Im normalen Irrsinn der Spielemesse spiele ich nichts und würde da auch nichts leiten. Gegen Ende, wenn es ruhiger wird, ja - dann sind aber nur noch eher kurze Brettspiele drin.

Conventions sind im Vergleich schon deutlich leiser, da geht das meistens. Aber auch da kommt es vor, dass ich hinkomme und vor Ort feststelle: Das wird hier nichts, weil (leicht überspitzt) der Veranstalter alle 300 Leute (inklusive LARPer, Jugger und Livemusik) in einem einzigen großen Raum untergebracht hat. 

[Turning Wheel]

Ich finde Lärm sehr ätzend, weil mein Gehör nicht gut ist und mich Nebengeräusche sehr stören. Ich muss dann ständig nachfragen.
Aber ich leite doch hin und wieder Runden auf Messen und Cons und mache das dort, weil es mein Job ist. Toll finde ich das aber nicht.
Auf Cons hat die höchste Priorität, einen leisen Raum zu finden.
Rollenspiel ist halt vor allem Ton!

Also ich begrüße das sehr, wenn Veranstalter von Rollenspielcons Maßnahmen zur Lärmdämmung ergreifen bzw. ihren Con in einer
Location mit vielen kleinen Räumen machen.
Der Frost findet z.B. in einer großen Halle statt und darin sind 20 Zelte aufgebaut, in die man verschwinden kann. Gute Lösung!

[Gorai]

Moin,

Bisher habe ich auf den  -Treffen, dem Nordcon und den Heinzcon geleitet.
Dabei hatte ich zumeist Glück, genügend Ruhe im Vorwege sowie während des Leitens und Spielens wenig Hintergrundgeräusche von anderen Seiten zu bekommen.
Auf dem Nordcon wurde, dank Vorplanung und zeitnaher und gemeinsamer Anmeldung in den letzten Jahren sogar ein Raum für das Thema/System NOVA, welches ich parallel mit leite, zur Verfügung gestellt. Das hatte zur Folge, das  die Spielrunden für mein Verständnis noch besser und ruhiger liefen. Danke an die Organisatoren des Nordcons !
 

[Weltengeist]

SL (mit dramatischer Stimme): "Nein! ICH BIN DEIN VATER!"
Spieler: "Äh... was hast du gesagt? Ist gerade so laut hier..."

Hintergrundlärm killt Stimmung und Immersion. Hintergrundlärm lässt möglicherweise wichtige Infos verschwinden. Hintergrundlärm strengt (zumindest mich) an und reduziert so die Konzentration für andere Dinge.

Aus all diesen Gründen leite ich auf Cons nur, wenn wir einen eigenen Raum kriegen.

[Grimtooth's Little Sister]

Ausblenden kann ich es bis ich Kopfweh bekomme. Allerdings habe ich eine Hörbehinderung und verstehe bei Lärm nicht mehr viel. Auch muss ich dann zu laut reden und werde super schnell heiser bzw bekomme Halsweh. Die sensorische Belastung ist dann, auch durch die Farben und Bewegungen rundrum, die ich nicht ausblenden kann, so stark, dass ich nach Cons erst mal 2-3 Tage fast nur schlafe.

Lärmdämmung bei Cons ist äußerst wichtig. Ich überleg ja schon ob ich für die Con, die ich plane, gleich irgendwie Lärmschutz besorgt kriege, da es auch da nur wieder eine Halle gibt, die sich zwar in 3 Teile teilen lässt aber das kommt mir trotzdem zu groß vor.

Es ist nicht so einfach, einen Veranstaltungsort zu finden, der Platz, genügend Toiletten und viele kleinere Räume hat.

[Bentley Silberschatten]

Ich habe selbst auf Messen geleitet, auf großen wie kleinen Cons.
Am besten gefallen mir die kleinen Cons mit viel kleinen Zimmern.

Großcons meide ich (mit der Ausnahme des RatCon, da sieht man mich ca. jedes 2. Jahr.)

Auf Messen leitet man ja im allgemeinen weil man Irgendeine Aktion/ Verein /System supporten will, wenn man dazu Motivation hat ist man auch bereit die Umstände in kauf zu nehmen.

Generel kann ich den Tip geben als SL auf Messen nicht ans Tischende zu sitzen sondern mittig auf eine der beiden langen Seiten die ein Tisch oft aufweist. So sind alle Spieler näher dran.

Wenn mehr als ein Spieltisch auf Cons im Raum ist versuche ich mich als SL immer von den anderen Tischen weg zu platzieren, das sorgt wenigstens etwas dafür das ich mich besser aufs Spiel konzentrieren kann.

[Scimi]

Mit deutlicher Hintergrundlautstärke bin ich bisher eigentlich immer gut klargekommen, ich kann das gut ausblenden und kann gut laut sprechen.

Ich finde es bei Messeszenarien eher störend, wenn in der Nähe eine andere Runde, Moderation oder Veranstaltung läuft, der man folgen kann, weil mich sowas immer schnell ablenkt. Was mich auch sehr stört, ist, wenn ein Hauptverkehrsweg an mir vorbeiführt — Zuschauer sind mir egal, aber ich kann es nicht haben, wenn sich dauernd Leute in meinem Rücken bewegen.

Ansonsten bevorzuge ich deutlich kleinere Tischflächen, als oft zur Verfügung stehen, wenn das Spiel keine platzhungrigen Elemente wie große Bodenpläne etc. braucht. Gerade bei Demorunden, wo es reicht, wenn jeder schreiben und würfeln kann und der Tisch nicht irgendwann zusätzlich als Esstisch gebraucht wird, sitze ich lieber in einer Runde zusammen, als die Mitspieler drei Meter weit über den Tisch hinweg anzuschreien.

[Just_Flo]

Ich bin schwerhörig, viele Geräusch aus vielen unterschiedlichen Richtungen erschweren bei mir die Konzentration ungemein.
Dies gesagt hatte ich bei Cons noch nie Probleme, evtl. aber die armen Leute, die mit mir im selben Raum spielen "durften".

[Teylen]

Interessant zu lesen, danke schonmal für die ganzen Schilderungen. ^^

In Bezug auf die Motivation mache ich es deutlich weil ich Leuten zeigen möchte was ich mag und ihnen einen Einblick gewähren. Was gerade auf der SPIEL ausgezeichnet funktionierte. Die Stimmung war sehr positiv, die Leute haben sich auf das erzählte und die V5 gefreut (fast alle) und das Feedback nach den Runden war ausnehmend positiv. Es gab sogar ein Gemälde zu einer

Wobei ich es auch mache, weil es mir einfach Spaß macht. Ich bekam am Samstag durchaus etwas Messezeit. Ich hatte da versucht in Halle 4 was zu finden, war aber frustriert. Bin dann zurück nach Halle 6, wieder zurück nach Halle 4 und mir wurde es etwas zu viel. Ich habe mich dann zum Stand zurück gezogen. Leuten das Spiel erklärt und ganz spontan so eine Runde in meine Pause reinge-ninja-ed.

Hinsichtlich des Verstanden werden habe ich recht wenig Probleme. Das heißt, es gab bis zu 7 Spieler die an einem Tisch saßen, jeweils mit einem DinA4 Blatt vor sich und in der Mitte Raum für ein Handout und die Würfel. Ich glaube das es einmal, maximal zweimal vorkam das ein Spieler bedeutete ich sollte lauter sprechen, was auch problemlos ging. Heißt eine Enthüllung von wegen "Ich bin dein Vater!" gelang ohne ein verwirrtes "HÄH?!?". Da hatte ich eher Sorgen das Spieler einander nicht verstanden. Was erstaunlicherweise selbst bei Spielern mit sehr leisen Stimmen gelang.
Wobei einem danach, so über 4 Tage, etwas die Stimme pleite geht. (Dann wiederum gibt es nette Standmitglieder und nette Spieler die Husten-/Rachenbonbons bei haben).

In Bezug auf die Ernsthaftigkeit. Es war durchaus etwas gefrotzelt, allerdings wurde innerhalb der Runden durchaus auch ernst gespielt und geplant.
Also je nach vorgehen. Ich hatte (bei Vampire) von "Wir treten die Tür zur Inquisition ein.. Initiative!", einer Art MMO artige Mob-Pull Aktion, einem Shadowrun Ansatz bis hin zur über 3 Baden gespielten Intrige alles. Sogar einen Charaktertod (und quasi Missionsfehlschlag).

[felixs]

Ich finde es toll, wenn Leute solche Runden anbieten, anderen Spiele nahebringen und dafür ihre Zeit und Kraft aufwenden (ohne dafür einen nennenswerten materiellen Lohn zu erhalten) 

Das muss hier auch mal gesagt werden finde ich.

[Roach]

Ich habe einmal auf einer Con geleitet, die eine interessante Methode zur Lärmdämmung verwendete: man spannte in etwas über Kopfhöhe Wäscheleinen quer durch eine Sporthalle und hing Wolldecken darüber. Da die Sporthalle ziemlich hoch war, ging der Lärm der einzelnen Runden allem Anschein nach nach oben weg und gelangte nicht durch die Wolldecken zu den anderen Tischen. Sprich: während man am Tisch saß, hörte man von dem ganzen Trubel der Runden in der Halle (WIMRE waren das bis zu zehn Runden gleichzeitig), sowie von den Verkaufsständen, die an einer Außenwand entlang standen, so gut wie nichts

[felixs]

Da es sich bei Schall um Wellen handelt und nicht um Gas, ist eher unwahrscheinlich, dass er nach oben wegging. Tatsächlich könnten aber ausreichend dicke Decken ziemlich guten Schallschutz bieten.
Interessante Idee 
Allerdings ist das in der Ausführung recht aufwending, nehme ich an. Außer man bekommt diese Decken irgendwo günstig geliehen...

[Scimi]

@Teylen
Ihr hattet da aber auch ein relativ nettes Setup in der Ecke, so ruhig, wie halt möglich. Anders als die Spielarenenen mancher Kleinverlage mit einem dutzend Tische auf engstem Raum mitten im Trubel.

Was die Stimme angeht, haben alle Schauspieler, Lehrer, Dozenten und Präsentatoren aus meinem Bekanntenkreis GeloRevoice-Tabletten am Mann/ an der Frau wie Taschentücher oder Tampons. Die helfen zwar wenig, wenn die Stimme weg ist, tun aber anscheinend viel dafür, dass es nicht dazu kommt.


Die gespannten Leinen mit den Wolldecken sollten zwar physikalisch gut funktionieren, aber besonders bei größeren Veranstaltungen muss man da Flucht- und Rettungswege mitplanen. Wenn Gäste einer Gefahr entkommen müssen oder jemand Hilfe braucht, sollte da kein Decken- und Seillabyrinth im Weg sein. Vor allem nicht, wenn das Ganze eventuell auch noch gut brennt… 

[Tante Petunia]

Spannend! Abo! 

[Grimtooth's Little Sister]

Das mit den Decken bzw Vorhängen hatte ich mir auch überlegt aber grad wegen der Feuerschutzregelungen dann wieder verworfen. Und ja, man muss die auch wo her bekommen. Zelte in der Halle - selbst wenn das genehmigt würde sind das ne Menge Extrakosten. Das müsste man auf den Eintritt umrechnen und dann ist es zu teuer, da die Halle selbst ja auch kostet.

[Roach]

Allerdings ist das in der Ausführung recht aufwending, nehme ich an. Außer man bekommt diese Decken irgendwo günstig geliehen...

Da lohnt es sich, 'mal beim MHD oder DRK o.ä. nachzufragen, oft kann man sich da ( ggf. sogar brandhemmende - die werden im Erstehilfekurs mit der brennenden Puppe verwendet) Decken für kleines Geld leihen...

iIm Falle des Falles kann man unter den Decken durchtauchen - und zwischen den "Kammern" Fluchtwege frei halten, ggf. mit Krepppapier-Pfeilen auf dem Boden gekennzeichnet...

[Grimtooth's Little Sister]

Oh, das ist ne Idee. Wenn das tatsächlich in Gang kommen sollte mach ich das.