Autor Thema: Das Gespräch danach  (Gelesen 3830 mal)

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Offline CaptainBurger

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Das Gespräch danach
« am: 31.10.2018 | 08:59 »
Halli hallo

wie seht Ihr das: der Spielleiter hält nach jeder Runde ein kurzes Feedbackgespräch zum Thema "was hat euch gefallen? Was kann man verbessern?".

Manche Spielleiter machen das nach jedem Abenteuer.

Wie macht das euer Spielleiter? Findet Ihr das gut? Würdet Ihr Euch wünschen sie/er würde regelmäßig so ein Gespräch halten? Oder habt Ihrs nicht so damit und sagt das gleiche wie bei der Frage "wie geht es dir?": "gut".

Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #1 am: 31.10.2018 | 09:04 »
Schon lange nicht mehr, ausser es ist ne eue Gruppe. Nahm zu viel Zeit weg und nervte alle. Ausserdem hab ich gemerkt dass es besser ist Feedback zu kriegen, wenn ich zwischendurch (bei den Onlinerunden zumindest) mit den Leuten rede ohne dass der Rest dabei ist. Manche trauen sich nicht Änderungsvorschläge anzubringen, wenn der Rest der Gruppe zufrieden ist.
Fliegen bei einem Scientologen im Schampusglas - wenn Insekten in Sekten in Sekt enden.

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Offline Edwin

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #2 am: 31.10.2018 | 09:12 »
Schwieriges Thema, gerade wenn man als SL Feedback will.

Das ist manchmal so, als würde man seine Freunde zum Essen einladen und fragt danach: "So, hat es euch geschmeckt? Oder könnte man noch was besser machen?"

Da muss man schon eine gehörige Resistenz gegen die sozialen Erwünschtheiten unserer Gesellschaft haben um nicht zu sagen: "Alles klasse!"

Und das nutzt dann dem SL-Ego, aber nicht den SL-Fähigkeiten.
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline Fillus

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #3 am: 31.10.2018 | 09:18 »
Ich frage meistens nach einer Runde. Bei Leuten die ich schon lange kenne, bzw lange mit spiele eher seltener. Bzw eher wenn wir ein neues Genre/Setting/System spielen, was wiederum sehr häufig vorkommt.

Weil man meistens nur positives Feedback bekommt, da sich viele sträuben negative Kritik zu äussern, hat sich bei mir genau ein Weg rauskristallisiert.

"Nennt mir etwas, dass euch besonders gut gefallen hat und etwas das ihr nicht so gut gefunden habt"

So zwinge ich sie zumindest mal, mir etwas Kritik zu geben, auch wenn diese meist immer noch lasch ausfällt. Aber ich habe Ansatzpunkte wo ich mich verbessern kann. Die Spieler tun sich nicht so schwer, weil sie eben von dem vielen guten was rauspicken können, was zwar immer noch gut war, aber etwas gegen den Rest abfällt.

Auf eine normale Frage aller "Wie hats euch den gefallen, gibt es etwas das ich besser machen kann" kommt selten eine brauchbare Antwort.

Da im ganzen Jahr eigentlich so gut wie keine Termine ausfallen und die Gruppen auch so gut wie immer vollzählig sind, denke ich mal das sie mit meiner Art zu leiten klar kommen. Aber auch die merkbare Vorfreude auf die Spieltermine bei den Spielern, lässt mich nicht weniger Kritisch mit mir selbst umgehen und ich möchte konstruktive Kritik, aus einer anderen Warte als die eigene.


Offline felixs

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #4 am: 31.10.2018 | 09:19 »
Mache das eher vor, als nach Sitzungen. Hat den Vorteil, dass die Eindrücke vom letzten mal etwas absacken konnten und hat außerdem den Vorteil, dass die Mitspieler noch wach und konzentriert sind. Dauert auch nicht lang - 5 Minuten wär schon viel. (Wirklich 5 Minuten. Nicht "5-Minuten"-in-Wahrheit-eine-Stunde).

Das mit der Vorsicht vor Änderungsvorschlägen bei (scheinbarer?) Zufriedenheit der anderen ist ein komplexes Problem. Ich versuche inzwischen, meine Unzufriedenheit trotzdem zu kommunizieren. Meiner Erfahrung nach funktioniert das meist ganz gut, wenn man dabei halbwegs zurückhaltend ist und (mehrfach) anmerkt, dass das subjektiv ist und das man niemandem etwas aufnötigen möchte.

Das ist manchmal so, als würde man seine Freunde zum Essen einladen und fragt danach: "So, hat es euch geschmeckt? Oder könnte man noch was besser machen?"

Mir kommt es bei Rollenspiel viel weniger heikel vor, als beim Essen. Weiß auch gar nicht, woran das liegt, aber mein sittliches Empfinden sagt mir das so.
Möglicherweise liegt es daran, dass am Rollenspiel alle beteiligt sind, während beim Essen nur einer gekocht hat? Oder sind es doch nur die Konditionen, die uns halt sagen, dass Essensmäkelei bei Einladungen unangemessen ist?
« Letzte Änderung: 31.10.2018 | 09:22 von felixs »
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Offline Sphinx

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #5 am: 31.10.2018 | 09:23 »
Ich frage für gewöhnlich nach jeder Runde nach. Meist sind die Antworten dann lari fari von wegen ja alles gut gewesen -> nicht hilfreich.

Hin und wieder mache ich dann ein Interview wo ich gezielter Frage. Wie hat euch dieses oder jenes gefallen. Dann merke ich doch unterscheide in den einzelnen Spielsitzungen von der Qualität.
Ich glaube etwas das vielen, mir leider auch, fehlt ist: Richtig Kritik zu üben! Sachlich, aus der eigenen Persektive ohne etwas niederzumachen sagen wie man etwas findet.
Ich als Spielleiter hab so viel wo ich denke "Das war ganz schlecht gelaufen" und die Spieler finden es gut, und so manch anderes mal war ich überrascht wie schlecht etwas angekommen ist was an sich gut gelaufen war.
Feedback ist einfach ungemein wichtig damit man sich als Spieler/DM weiter entwickeln kann. Und es so zu geben das man niemand vor den Kopf stößt ist ein Talent das man sich aneignen sollte.

Offline Edwin

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #6 am: 31.10.2018 | 09:32 »
Ich dachte auch mal, die Methode "nenne etwas Gutes und etwas Schlechtes" würde helfen.
Fazit: nein.

Das ist wie im Bewerbungsgespräch zu fragen: "Was ist ihre größte Schwäche?" Da passiert alles mögliche im Gehirn, nur das Ehrlichkeitszentrum bleibt kalt  8]

SpielerInnen zeigen Feedback durch ihr Spielverhalten (tippt da jemand auf dem Handy rum? Oder ist extrem engagiert?).
Und nicht zuletzt durch ihre (nicht-)Bemühungen, trotz schwieriger Lebensumstände zum Spieltermin zu kommen.
Das ist dann ehrliches Feedback.
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Offline schneeland

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #7 am: 31.10.2018 | 09:34 »
Ich mache das nicht regelmäßig, aber es hat sich bei den wenigen Versuchen das bestätigt, was ich auch sonst bei der Frage nach Feedback erlebt habe: wenn man allgemein fragt, geben die Leute meist höfliches, aber wenig hilfreiches Feedback - für Substantielleres muss man konkret nach bestimmten Aspekten fragen.
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Offline Anro

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #8 am: 31.10.2018 | 10:09 »
Ich habe das Glück, ehrlich unhöfliche Freunde zu haben.

Fast nach jeder Runde frage ich, teile meine Perspektive, teile meine Befürchtungen
("Ich hatte das Gefühl, dass die Szene mit den Kindern etwas lang war, weil Sie außer xY nichts zum Spiel beitrug, fand ich aber lustig. Demnächst kürzer?")

Teilweise auch offene Fragen, anfangs überforderte es, da die meisten Szenen nicht ad hoc präsent waren. Mittlerweile kommt meist sowas wie
"die Szene war cool" oder
"die Szene war lang" oder
"Ich wusste nicht, was wir da machen sollten, das hat es echt gezogen." oder
"Der Gegner war mega unfair, bis wir die Situation verstanden, fühlte es sich echt blöd an." oder
"Ich hätte echt gerne eine Szene, in der ich mal xY machen kann."

Jeder sagt einen Satz zum runterkommen, ist fast zum Ritual geworden und dauert ... 20 Sekunden pro Person. -> nen Minütchen, auf zwei.
Wenn ein Gespräch daraus entsteht, dann war das auch nötig.

Ich glaube viele Probleme liegen in der Wortwahl, der Erwartungsvermittlung und der Gesprächsführung.
Nun wissen alle, was ich hören will, bzw. wie ich mit der Kritik umgehe.

Offline Fillus

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #9 am: 31.10.2018 | 10:10 »
Ich dachte auch mal, die Methode "nenne etwas Gutes und etwas Schlechtes" würde helfen.
Fazit: nein.

Das ist wie im Bewerbungsgespräch zu fragen: "Was ist ihre größte Schwäche?" Da passiert alles mögliche im Gehirn, nur das Ehrlichkeitszentrum bleibt kalt  8]

SpielerInnen zeigen Feedback durch ihr Spielverhalten (tippt da jemand auf dem Handy rum? Oder ist extrem engagiert?).
Und nicht zuletzt durch ihre (nicht-)Bemühungen, trotz schwieriger Lebensumstände zum Spieltermin zu kommen.
Das ist dann ehrliches Feedback.

Für mich hingt der Vergleich etwas. Am Tisch sitze ich mit Leuten die ich mag und denen ich ein Stück vertraue. Außerdem ist es kein einmaliges Bewerbungsgespräch, sonder ich frage halt jedesmal bis sich mal einer traut. Dann kommt es darauf an, wie man auf die Kritik reagiert und alle merken, es ist ja gar nicht schlimm.

Offline Edwin

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #10 am: 31.10.2018 | 10:56 »
Zitat
Für mich hingt der Vergleich etwas. Am Tisch sitze ich mit Leuten die ich mag und denen ich ein Stück vertraue. Außerdem ist es kein einmaliges Bewerbungsgespräch, sonder ich frage halt jedesmal bis sich mal einer traut. Dann kommt es darauf an, wie man auf die Kritik reagiert und alle merken, es ist ja gar nicht schlimm.

Der Vergleich hinkt sogar gewaltig! Mein einziger Trost ist, dass er das mit fast allen Vergleichen gemeinsam hat  8]

Ich denke die Gemeinsamkeit ist: unsere Antworten in Gesprächssituation werden von vielen Faktoren beeinflusst, aber der wichtigste Faktor ist die Beziehung mit dem Gegenüber - Antworten zielen zu großen Teilen nicht auf den Ausdruck objektiver Wahrheiten sondern auf das "Beziehungsmanagement" ab. Gerade wenn ich jemanden mag, will ich ihm/ihr nicht vor den Kopf stoßen. Gerade bei der Beziehung SL - Spieler ist es noch mal vertrackter, weil der/die SL normalerweise mehr ins Spiel und somit in die Beziehung investiert hat als Spieler. Das widerspricht dem Gleichheitsprinzip in freundschaftlichen Verhältnissen. Wir haben somit sowieso schon eine gefühlte Schieflage, die man nicht nochmal durch "Forderungen" beziehungsweise durch den Rückhalt von uneingeschränktem Lob gefährden möchte.

Sozial sehr kompetente Menschen haben die bewundernswerte Fähigkeit, Kritik so zu verpacken, dass sie die Beziehungsebene nicht gefährdet. Manche Menschen haben die bewundernswerte Fähigkeit, konstruktive Kritik von der Beziehungsebene trennen zu können.
Manche Beziehungen erreichen eine solche Stabilität, dass Kritik nicht persönlich genommen wird.

Mein Eindruck ist nur: diese Fähigkeiten und Beziehungen sind nicht der Normalfall.
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Offline Derjayger

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #11 am: 31.10.2018 | 11:14 »
Schwieriges Thema, gerade wenn man als SL Feedback will.

Das ist manchmal so, als würde man seine Freunde zum Essen einladen und fragt danach: "So, hat es euch geschmeckt? Oder könnte man noch was besser machen?"

Da muss man schon eine gehörige Resistenz gegen die sozialen Erwünschtheiten unserer Gesellschaft haben um nicht zu sagen: "Alles klasse!"

Und das nutzt dann dem SL-Ego, aber nicht den SL-Fähigkeiten.

War bei uns in allen Gruppen bisher so, auch bei verschiedenen SLs.

Felixs: Coole Idee, könnte bei uns funktionieren!
D&D 5E Quick-Combat (Mechanik, um Kämpfe erzählerisch und schnell als Group-Check abzuhandeln) -> wieder online

D&D 5E Buying Magic Items (Wie man 1. Inventar von Magiegeschäften generieren und 2. mit der Suche nach spezifischen magischen Gegenständen umgehen kann)

Offline Exar

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #12 am: 31.10.2018 | 11:40 »
In einer meiner Gruppen machen wir das nach jedem Termin und das sehr ausgiebig.
Prinzipiell gefällt mir die Idee sehr gut und es gibt auch ab und zu was zu klären, aber sowohl Länge, als auch Häufigkeit sind mir zuviel.
Für gewöhnlich habe ich nicht das Bedürfnis nach jedem Spielabend noch 1-2 Std. darüber zu reden.

Nach einem Abenteuer, alle 3-4 Sitzungen, oder sowas in der Art, wäre ein guter Weg.
Ansonsten kann man sich ja auch zwischen den Terminen immer mal über etwas unterhalten.

Pyromancer

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #13 am: 31.10.2018 | 11:53 »
Früher, als wir noch mehr Zeit hatten, war es üblich, dass wir nach dem Rollenspiel noch 1-2 Stunden zusammen saßen. Und dabei wurde natürlich auch über die Runde geredet, aber halt form- und zwanglos.

Wenn ich selbst leite, dann frag ich - wenn es sich ergibt - schon mal gelegentlich nach, vermeide aber generelle Fragen a la "Wie war's?", sondern bin so konkret wie möglich: "Fandest du die Szene XY zu lang? Soll ich so etwas in Zukunft eher abkürzen?" So in der Art.

Offline KhornedBeef

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #14 am: 31.10.2018 | 12:12 »
Sowohl beim Essen, als auch beim Rollenspielen: ich frage öfter, ob es allen geschmeckt hat, und reflektiere dabei über einzelne Sachen, die geklappt oder nicht geklappt haben.
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Offline Infernal Teddy

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #15 am: 31.10.2018 | 12:42 »
Ich frage einfach "Hatten alle spaß? Wünsche, Vorschläge?"
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Offline Issi

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #16 am: 31.10.2018 | 13:05 »
Also eine inszenierte Feedbackrunde gibt es bei uns nicht.
Die Spielern hauen einfach direkt raus, wenn sie Spaß hatten und auch wenn sie sich was Bestimmtes mehr oder anders wünschen.
Ansonsten geht es eher um "wann können wir wieder spielen?" oder um den nächsten Kinofilm whatever.
Oft  werden auch einfach besondere Szenen nochmal reflektiert oder  belacht.
Und selten über den Sinn und Unsinn mancher Regeln diskutiert.

« Letzte Änderung: 31.10.2018 | 13:09 von Issi »

Offline Weltengeist

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #17 am: 31.10.2018 | 19:20 »
Oh, ein Lieblingsthema von mir...
(tief Luftholen für mittleren Rant)

Ich hasse ritualisierte Feedbackrunden. So sehr, dass ich in einer Gruppe, die das ernsthaft nach jeder Sitzung macht, aussteigen würde. Das hat für mich einen dermaßenen Beigeschmack von "Evaluierung" und "Selbstoptimierung", dass ich nicht anders kann, als es mit Arbeit zu assoziieren. Als jemand, der sowas viel im Beruf hat, verstehe ich wirklich nicht, warum sich Menschen sowas freiwillig in ihrer Freizeit geben. Macht ihr feste Feedbackrunden nach dem Bolzplatz? Nach dem Abendessen? Nach dem Sex? Also, ich nicht. Und ich mache auch keine nach dem Rollenspiel.

Außerdem entwertet ritualisiertes Feedback für mich das Lob. Kam das jetzt von Herzen oder weil "einmal loben" auf dem Programm stand? Ich finde Lob extrem wichtig. Insbesondere für diejenigen, die sich mit irgendwas Mühe gegeben haben - vom Abenteuervorbereiten über das Essenkochen bis zum Figurenbemalen. Aber ich kann mit ritualisiertem Routinelob nichts anfangen.

Weiterhin bin ich ein großer Fan der (übrigens auch IRL geltenden) Faustregel, dass man für jedes Genörgel mindestens fünfmal gelobt haben sollte. Als Dauerspielleiter und rekonvaleszenter Perfektionist stecke ich einen Haufen Arbeit in die Vorbereitung und schlage mir natürlich auch mein heiliges Wochenende für die Sitzung um die Ohren, da ist meine Bereitschaft, mir jedesmal hinterher 'Verbesserungsvorschläge' anzuhören, übersichtlich. Wenn es was Wichtiges gibt - kein Ding, bitte melden. Und ich kann auch Krisensitzung. Ehrlich. Aber Kritikpunkte finden, weil gerade die Kritikrunde anstand? Kann ich drauf verzichten. Wer jedesmal was findet, was noch besser hätte sein können, darf es selber machen.

Ach ja, und noch was: Kritik direkt nach dem Spiel kann ich überhaupt nicht ab. Nach dem Spiel bin ich aufgekratzt und meist auch ziemlich kaputt. Da kriege ich die für erfolgreiches Feedback erforderliche offene Grundhaltung nicht mehr hin. Am Tag danach gerne, aber direkt nach dem Spiel - das versaut mir den ganzen Abend.
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Offline Rhylthar

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #18 am: 31.10.2018 | 19:44 »
Zitat
Das hat für mich einen dermaßenen Beigeschmack von "Evaluierung" und "Selbstoptimierung", dass ich nicht anders kann, als es mit Arbeit zu assoziieren.
Oh ja...ich habe Montag "Pädagogischen Tag", da ist das auch wieder "Thema".

Kurz mal Blödsinn reden:
Zitat
Nach dem Sex?
Wie jetzt? Keine Performance-Schilder mit Noten?  >;D

Ansonsten würde ich immer, wenn ich weiss, dass jemand das gerne möchte, ein Feedback geben. Boba hat das ja schon ein paar Mal hier gesagt, dass er es "braucht". Dann würde am nächsten Tag ein Anruf/eine E-Mail kommen und natürlich immer erstmal das Positive hervorgehoben werden. Aber ritualisiert? Reden um des Redens Willen...öhm, nö.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Offline First Orko

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #19 am: 1.11.2018 | 08:46 »
Als jemand, der sowas viel im Beruf hat, verstehe ich wirklich nicht, warum sich Menschen sowas freiwillig in ihrer Freizeit geben. Macht ihr feste Feedbackrunden nach dem Bolzplatz? Nach dem Abendessen? Nach dem Sex? Also, ich nicht. Und ich mache auch keine nach dem Rollenspiel.

Fürs erste kenne ich sowas aus dem Berufsumfeld halt eher nicht - auch wenn es oft angebracht wäre ::) Daher konnotiere ich das erst einmal nicht negativ. Zum Zweiten: Ich bin kein Dauer-SL sondern leite eher kurze Szenarien über 1-5 Abende und das auch mit unterschiedlichen Gruppen. Vor Kurzem hatte ich wieder so einen "Schub", dass ich relativ kurz aufeinanderfolgend vier völlig unterschiedliche Runden (Leute, System, Ort) geleitet hatte. Einerseits waren sie zwar alle zufrieden - andererseits habe ich festgestellt, dass sich bei mir diesbezüglich eine gewisse Routine eingestellt hat. Heißt: Ich minimiere Vorbereitung (weil ich genau weiß, was ich brauche und was nicht), habe oft eine ähnliche Struktur/Aufbau des Szenarios, spiele NSCs vmtl sehr ähnlich usw. Und gerade meine Sicherheit gibt mir eine Art von... Unsicherheit. Frei nach dem Spruch "Routine tötet Kreativität" möchte ich mich davor schützen und auch irgendwie... weiterentwickeln. Besser werden. Mehr rausholen. Und da bin ich froh um offenes Feedback und versuche da auch ehrliche, konstrukive Kritik rauszukitzeln.

Erzwungenes Feedback bei Stammrunden... mmtja. Ich würde sagen: Entweder man hat das gegenseitige Vertrauen, auch mal sagen zu können, was nicht passt - dann wird das auch ohne Feedback passieren. Oder man ist sich (noch) nicht so grün - dann bringt auch eine ritualisierte Feedbackrudne vermutlich keinen Gewinn, weil sich keiner richtig

PS: Meiner Ansicht nach müsste der Deutsche an sich auch mal dringend "konstruktives Feedback" lernen  >;D
« Letzte Änderung: 1.11.2018 | 08:47 von First Orko »
It's repetitive.
And redundant.

Discord: maniacator#1270

Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Rhylthar

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #20 am: 1.11.2018 | 08:53 »
Zitat
Meiner Ansicht nach müsste der Deutsche an sich auch mal dringend "konstruktives Feedback" lernen.
Du wirst lachen...bei mir steht es (mehrmals) im Lehrplan.  ;)
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"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

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Offline Weltengeist

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #21 am: 1.11.2018 | 09:05 »
PS: Meiner Ansicht nach müsste der Deutsche an sich auch mal dringend "konstruktives Feedback" lernen  >;D

Meine Ansicht nach müsste der Deutsche an sich eher mal lernen, sich ein bisschen locker zu machen und auch mal Dinge ohne Leistungs- und Perfektionsanspruch zu machen... >;D
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Offline Boba Fett

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #22 am: 1.11.2018 | 09:10 »
Wir führen die Gespräche inzwischen lange nicht mehr.
Zum einen ist es inzwischen nicht mehr notwendig, weil die Gruppe harmoniert.
Zum anderen wegen dem:

Das ist manchmal so, als würde man seine Freunde zum Essen einladen und fragt danach: "So, hat es euch geschmeckt? Oder könnte man noch was besser machen?"

und der Tatsache, dass nach dem Spiel meist eh alle müde sind, nach Hause wollen und keiner Lust zum Probleme wälzen hat.

Wenn wirklich was blöd läuft, unterhält man sich meistens hinterher via Threema.
Das hat auch den Vorteil, dass man ein wenig Abstand geniessen konnte, eine Nacht drüber geschlafen hat und dass Textnachrichten kürzer formuliert werden als lange Debatten.
« Letzte Änderung: 1.11.2018 | 09:37 von Boba Fett (away) »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline bobibob bobsen

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #23 am: 1.11.2018 | 09:22 »
Findet bei uns nur statt wenn was schief gelaufen ist und sich Jemand am Spiel stört. Dann allerdings unterbrechen wir und reden darüber.
Der Mensch ist mir doch wichtiger als das Spiel.
Positives Feedback ist mir eh schnuppe.

Offline Sphinx

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Re: Das Gespräch danach
« Antwort #24 am: 1.11.2018 | 09:30 »
Ja ich kann die Meinung einiger hier nachvollziehen. Und es scheint halt stark vom Persönlichen Geschmack abzuhängen wie man Feedback möchte.
Von den längeren Nachbesprechungen bis zu gar nichts gibt es ja alles hier im Thread.

Ich persönlich möchte der beste Spieler/DM werden der ich sein kann. Das schaffe ich aber nur wenn ich mich was das Spiel angeht weiter entwickel, jede Runde wieder ein kleines bisschen besser werden. Ich brauch da keine fest eingeplanten Zeitfenster für mit Flipcharts und was weiß ich. Aber ein das war gut und das war weniger gut hilft mir schon weiter.

Das Beispiel mit dem Essen ist schön...ich gelte da schon als nörgler im Freundeskreis. Einfach weil ich Feedback gebe wenn ich irgendwo zum Essen Bin. Im Lokal, von einem gelernten Koch, erwarte ich einfach mehr als das was ich zuhause schaffe. Und wenn ich bei jemand Privat eingeladen bin, hab ich kein Problem damit zu sagen: "Das war gut, mit etwas mehr X wäre es noch besser gewesen".
Für mich ist immer interessant wie schlecht Menschen so etwas aufnehmen. Die hören dann nur "Das war Übelkeit erregend schlecht"...Nein war es nicht! Sonst würde ich genau das Sagen.
Ebenso wie es viel zu selten "Ernst gemeintes" Lob gibt, ja gelobt wird gerne wie toll es geschmeckt hat. Tut mir leid das ist nur eine Floskel auf diese Aussage kann man gar nichts geben.

Lustige Anekdote: Hab als Kind zum ersten April das Salz im Salzstreuer durch Zucker ersetzt. An dem Tag war die Familie zum Frühstück eingeladen, alle haben ihr Ei mit Zucker gegessen. Wie ich nachher erfahren hab hatten auch alle Gedacht schmeckt irgendwie komisch. Niemand hatte den Arsch in der Hose was zu sagen..gemeinsam wäre man evtl. drauf gekommen das Zucker im Salzstreuer ist und alle hätten ihr Ei mit Salz und normalem Geschmack essen können.
« Letzte Änderung: 1.11.2018 | 09:33 von Sphinx »