Jessica "Jess" McCarty>> Musik an <<Bloß nicht enden wie Mom!
Mein Mantra, meine Philosophie, mein Dogma.
Mit Kindern an einen saufenden Idioten gekettet auf ewig in Eden schmoren ...
Wer den Witz findet, darf ihn gern behalten!
Also hab ich alles ganz anders gemacht.
Mein erster richtiger Freund Jerome: Schwarz und schlau. Wir waren ein prima Paar: Ein White Trash Girl und ein N*****.
Mom war eine gute Seele, aber begeistert war sie nicht. Genaugenommen hatten wir unseren ersten großen Zoff.
"Scheißkerl" Dad war stinksauer. Genaugenommen wurde er handgreiflich.
Aber ich blieb bei Jerome, ja ich zerrte uns in die Öffentlichkeit, knutschte mit ihm vor dem Drugstore, im Diner, auf der Straße.
Kommentare kommentierte ich mit dem erigierten Mittelfinger und genoss den Moment.
Ich gebe zu, es war mehr Protest, als Liebe, aber gut tat es allemal.
Jerome genoss es nicht. Ich würde die Klischees bedienen. Ich sei besser als das. Ich würde den Leuten geben, was sie wollten.
Er hätte Recht haben können, aber ich wollte nicht hören. Ich hielt mich für so rebellisch und ganz anders.
Und ich legte noch eine Schippe obendrauf und wurde schwanger.
Okay, das war nicht geplant, sondern einfach blöd.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte und ging zu Mom. Nie zuvor und nie mehr danach habe ich sie so wütend erlebt.
Sie wollte, dass ich es behalte. Ich wollte das auf keinen Fall. Ich sagte ihr, dass Dad mich totprügeln würde,
wenn ich plötzlich mit einem kleinen schwarzen Baby dastünde und sie widersprach nicht.
Sie überlegte, mich einfach rauszuschmeißen, aber das brachte sie nicht über sich.
Also tüftelte sie etwas anderes aus.
Ich bekam das Kind, in Houston bei meiner Tante Margery. Ohne Jerome, dem ich nur schrieb, dass es aus sei.
Mom sagte ihm, ich sei weggezogen um etwas anständiges zu lernen und er solle sich gefälligst verpissen.
Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Ich weiß nicht, was aus unserer Tochter geworden ist.
Ich habe nur ihr Schreien gehört, dann gab man sie Leuten, die Eltern sein wollten - vielleicht weil sie nicht in Eden aufgewachsen waren.
Aber plötzlich war ich raus. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet das Kind mein Ticket in die Freiheit sein würde.
Margery war ganz anders. Sie hatte keine Kinder und keinen Mann. Dafür arbeitete sie als Sekretärin bei der Polizei.
Einmal holte ich sie von der Arbeit ab. Ein Deputy brachte gerade eine fluchende Nutte rein und ich fühlte mich wie im Film.
Und plötzlich wusste ich es: Ich würde keine Drugstoreverkäuferin werden, ich würde nicht im Diner bedienen
und ich würde auch nicht mit fremden Männern für Geld ins Bett steigen - bis dahin die einzigen Optionen, die ich mir hatte vorstellen können.
Ich würde auch nicht Filmstar werden - dafür war ich zu wenig Träumerin.
Ich wollte Cop sein.
Meine Tante unterstützte mich. Sie schlug meine Mutter breit, dass ich bei ihr bleiben dürfe und Mom tüftelte etwas aus.
Ich habe nie gefragt, was der Scheisskerl von all dem hielt, oder was sie ihm erzählt hatte, doch mit jedem Schritt,
der mich weiter aus Eden herausbrachte, wuchs mein Respekt vor meiner Mutter. Irgendwie hatte sie die Kontrolle,
obwohl sie mir immer so passiv und einflusslos vorgekommen war.
An dem Tag an dem ich meine Ausbildung mit einem soliden Schnitt beendete telefonierte ich mit Mom - zum ersten Mal seit langer Zeit -
und legte mit dem guten Gefühl auf, dass sie vielleicht ein bißchen stolz auf mich war. Bedankt habe ich mich nicht.
Wenn ich es mir recht überlege, habe ich ihr überhaupt niemals gedankt. Mom war schließlich Mom. Das war sozusagen ihr Job ...
Mein Job war ganz anders. Ich bekam eine Stelle in Dallas - ein übles Pflaster. Wahrscheinlich deshalb.
Aber ich machte gute Arbeit ... und dachte wieder öfter an Eden. An meine staubige aber nicht dreckige Kindheit. An Mom.
Dann kam der Tag, an dem ein kleines Mädchen überfahren wurde. Ein schwarzes Mädchen.
Wir mussten den Unfallort sichern, Zeugen befragen und all diese Dinge. Abends ging ich heim und weinte zwei Stunden lang.
Es hätte mein Mädchen sein können und ich hätte es nicht gewusst. Wie ging es ihr? Wo war sie? Passten ihre Eltern gut auf sie auf?
Liebten sie sie so sehr, wie sie sollten? Tüftelten sie etwas für sie aus?
Von da an war ich wie besessen. Ich versuchte herauszufinden, wo sie war, aber natürlich erfuhr ich nichts. Und so nutzte ich aus, dass ich Cop war.
Amtsmissbrauch werfen sie mir vor und haben mich vom Dienst suspendiert. Zu Recht. Aber das war es wert, denn nun weiß ich, wohin ich gehen muss ...
Der Kreis schließt sich und ich kehre wie ein Fisch am Haken zurück nach Eden, dorthin wo alles anfing.
Dorthin, wo Mom etwas austüftelte, wo Mom ihren Job machte und ich bin mir sicher, dass meine Kleine dort ist.