Das ist doch Quatsch. Du tust so, als wäre Scheitern nur "echt", wenn es dazu führt, dass alles zu Ende ist. Also letztlich Charaktertod, oder endgültige Unschaffbarkeit der Mission.
Diese Perspektive muss ich an der Stelle einnehmen, um den Punkt zu verdeutlichen, wo die beiden Richtungen unvereinbar sind bzw. werden.
I.d.R. geht es ja auch dabei regelmäßig nicht um den Charaktertod, sondern "nur" um eindeutig gesetzte Ziele.
Auch nach einem gescheiterten Abenteuer kann es für den Charakter weitergehen, aber der emotionale Zustand der Spieler ist im Vergleich von starkem fail forward und einem solchen Scheitern doch ein deutlich anderer.
Das war übrigens einer der für mich ganz starken Punkte an meinem alten DSA-Umfeld:
Da wurden öfter vor dem Finale die Köpfe zusammengesteckt, um zu entscheiden, ob man das angesichts der aktuellen Situation überhaupt
versucht.
Und dann gab es alles, von Minimallösungen und Korrekturversuchen
abseits des nicht angetretenen Finales über kollektives Aufgeben und Abziehen mit allen ingame-Konsequenzen (aber halbwegs heiler Haut) bis zum (sozusagen poker-artigen) Ausstieg Einzelner und folgendem Rest-TPK und immer wieder auch mal die goldenen Momente, wo es die verbliebenen Helden doch noch trotz aller angehäuften Schwierigkeiten in Unterbesetzung geschafft haben.
Das ist als Spielstil freilich etwas eigen, hat aber auch seinen ganz eigenen Reiz. Und funktioniert nur, wenn der SL dann auch durchzieht. Mit fail forward, Würfeldrehen, Gegner hinter den Kulissen "zurechtstutzen" u.Ä. zerstört man das.
aber der Weg ist doch das Ziel, man guckt den Film ja nicht, weil man so gespannt ist, ob James Bond diesmal gewinnt.
Ganz genau.
Ich bin da auch deutlich nicht bei Issi in Sachen Restunsicherheit, erst recht nicht weit vor dem Finale.
Davon ab gibt es Actionfilme, die ich Dutzende Male gesehen habe und immer noch genießen kann...und
so vergesslich bin ich dann doch nicht
Wenn der Weg das Ziel ist, kann nicht zugleich auch das Ziel das Ziel sein.
Eins von beiden muss ich mindestens deutlich zurückstellen, sie können nicht beide gleichzeitig voll ausgeprägt sein.
Man kann auch einen halbherzigen Mittelweg gehen, was der Normalfall ist und was ich tatsächlich in mindestens einer meiner Runden auch so mache.
Dann muss man aber doppelt und dreifach aufpassen, dass alle die Rahmenbedingungen kennen und wissen, was jeweils Sache ist. In der Hinsicht ist das für mich deutlich anstrengender als eines der beiden Extreme.
Und deswegen nervt es mich auch so, wenn ich in Runden lande, wo das alles nie so richtig aus- und angesprochen unter der Oberfläche rumdümpelt und über kurz oder lang Spieler und SL frontal zusammenrasseln, weil sie von völlig unterschiedlichen Annahmen ausgegangen sind
und obendrauf oft genug nicht verstehen, warum sie sich gerade zoffen.
Da ist das sinngemäße "Ich bin auf der Seite der Spieler und SCs können nicht sterben, solange sie nichts wirklich Dummes tun (aber ich sage natürlich kein Sterbenswörtchen, wenn sie gerade dabei sind, etwas
aus meiner Sicht wirklich Dummes zu tun, die Spieler sind ja selbst für ihre SCs verantwortlich)" einer der Hauptverdächtigen. So kann ich nicht arbeiten
Und es ist ja übrigens umgekehrt auch nicht so, dass bei taktischem Rollenspiel in jeder zweiten Runde die Spieler scheitern, nä?
Das ist ja noch mal ein Thema für sich - bei dem man aber sowieso zu keinem Ergebnis kommt, weil alles auf persönliche Befindlichkeiten hinausläuft.
Jetzt nicht die konkrete Häufigkeit, sondern grundsätzlicher die Frage, ob ein Scheitern wirklich zugelassen wird oder nicht (siehe oben).
Als SL fällt mir da die Bewertung natürlich wesentlich leichter.
Als Spieler bin ich oft genug darauf angewiesen, erst mal daran zu glauben, bis die Illusion durch zu offensichtliche Rettungsmaßnahmen zerbricht - und das ist wieder sehr individuell.
Und die Probe aufs Exempel ist gerade in neuen Runden ein leicht destruktives Verhalten
Gelingt dem Film dies, gibt es so etwas wie eine Restunsicherheit nicht, weil man eben nicht mehr im Kinosaal sitzt und von außen auf die Handlung schaut mit dem rationalen Verständnis, dass am Ende doch mindestens fast alles wieder gut wird, sondern diese Distanz sich auflöst.
Das kenne ich in der Form gar nicht. Film ist immer "nur" Film, auch wenn es natürlich irrationale Aspekte gibt, mit denen man mich in Sachen SoD & Co. eher "rumkriegt".
Ist wohl einer der Faktoren, warum ich in Sachen Film gemessen an meinem Umfeld oft übermäßig kritisch bin - und (siehe Jiba) warum cinematisches bzw. dramatisches Rollenspiel für mich so selten wirklich gut funktioniert und ich in Sachen Cinematik Ansätze wie bei NHKS so sinnvoll finde.