Autor Thema: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel  (Gelesen 11794 mal)

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Offline Eadee

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #75 am: 23.11.2018 | 12:53 »
Das ist in der Tat ein ganz allgemeines Problem. Rollenspiel ist fast schon per Definition eine "Teamshow", Konventionen, die auf der Idee eines einzigen Haupthelden (mit vielleicht noch ein paar Assistenten in der zweiten Reihe) aufbauen, sind also nicht automatisch übertragbar.
Dann sind Spiele wie Ars Magica aus der Definition von Rollenspiel ausgeschlossen? Üblicherweise spielt da nämlich in einer Szene (manchmal auch einen ganzen Spielabend lang oder eine ganze Kampagne) nur ein Spieler seinen Magier und die anderen Spieler stellen sein Gefolge dar. Jeder Magier ist ganz klar DIE Hauptrolle in seiner Geschichte um die sich alles dreht. Es hängt dann von der Spielrunde ab wie sehr die einzelnen Spielrunden miteinander verknüpft werden oder ob überhaupt.

Ich behaupte jetzt einfach mal dass Ars Magica nicht das einzige Rollenspiel ist bei dem es eine klare Hauptperson geben kann sondern dass man nahezu alle Rollenspiele auf diese Weise spielen könnte. Wa widerum die ganzen einzelpersonbezogenen Plots aus dem Kino wunderbar übertragbar macht.

Offline Althalus

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #76 am: 23.11.2018 | 13:32 »
Nur war Ars Magica schon immer die Nische in der Nische - und ich kenne persönlich keinen einzigen Menschen, der es wirklich gespielt hätte (was natürlich nicht repräsentativ ist). Und der Grund dafür war eben genau die von dir beschriebene Spielweise.

Natürlich kann man so spielen - grundsätzlich auch mit jedem beliebigen System - aber die Verbreitung von AM zeigt auch, wie es um das Interesse daran bestellt ist.
« Letzte Änderung: 23.11.2018 | 13:52 von Althalus »
Rocking the Rolls

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #77 am: 23.11.2018 | 13:34 »
Dann sind Spiele wie Ars Magica aus der Definition von Rollenspiel ausgeschlossen? Üblicherweise spielt da nämlich in einer Szene (manchmal auch einen ganzen Spielabend lang oder eine ganze Kampagne) nur ein Spieler seinen Magier und die anderen Spieler stellen sein Gefolge dar. Jeder Magier ist ganz klar DIE Hauptrolle in seiner Geschichte um die sich alles dreht. Es hängt dann von der Spielrunde ab wie sehr die einzelnen Spielrunden miteinander verknüpft werden oder ob überhaupt.

Ich behaupte jetzt einfach mal dass Ars Magica nicht das einzige Rollenspiel ist bei dem es eine klare Hauptperson geben kann sondern dass man nahezu alle Rollenspiele auf diese Weise spielen könnte. Wa widerum die ganzen einzelpersonbezogenen Plots aus dem Kino wunderbar übertragbar macht.

Sicher, wenn man eine Gruppe von Spielern hat, von denen die meisten bereit sind, zurückzutreten und dem einen "Helden" das ganze Rampenlicht und damit auch den größten Teil der SL-Aufmerksamkeit zu überlassen, dann geht das. Ich schätze aber, daß das für die meisten Gruppen (die ja dem Hörensagen nach oft schon den Zwergenaufstand proben, wenn man ihnen auch nur mal vorschlägt, daß ein Charakter der "Chef", "Käpt'n" oder was-auch-immer des Rests der Gruppe sein könnte) nicht so wirklich typisch ist -- nicht ohne Grund empfiehlt ja gerade Ars Magica, die Rolle "des Magiers" turnusmäßig herumzureichen, damit auch ja jeder mal an die Reihe kommt und es keinen Knatsch gibt, weil immer nur der- oder dieselben ein oder zwei Spieler die Nische mit Dauerbeschlag belegen.

Offline Eadee

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #78 am: 23.11.2018 | 14:29 »
Nur war Ars Magica schon immer die Nische in der Nische - und ich kenne persönlich keinen einzigen Menschen, der es wirklich gespielt hätte (was natürlich nicht repräsentativ ist). Und der Grund dafür war eben genau die von dir beschriebene Spielweise.
Cinematisches Spiel ist, wie wir im Rahmen dieses Threads herausgefunden haben, auch eher eine Nische als der Standard. Wie gesagt, die Gruppendynamik von Ars Magica würde diese einzelpersonenbezogenen Plots hervorragend übertragbar machen und würde so weit näher an den Film rücken als die Gruppendynamik des "klassischen" Rollenspiels.

Sicher, wenn man eine Gruppe von Spielern hat, von denen die meisten bereit sind, zurückzutreten und dem einen "Helden" das ganze Rampenlicht und damit auch den größten Teil der SL-Aufmerksamkeit zu überlassen, dann geht das. Ich schätze aber, daß das für die meisten Gruppen (die ja dem Hörensagen nach oft schon den Zwergenaufstand proben, wenn man ihnen auch nur mal vorschlägt, daß ein Charakter der "Chef", "Käpt'n" oder was-auch-immer des Rests der Gruppe sein könnte) nicht so wirklich typisch ist -- nicht ohne Grund empfiehlt ja gerade Ars Magica, die Rolle "des Magiers" turnusmäßig herumzureichen, damit auch ja jeder mal an die Reihe kommt und es keinen Knatsch gibt, weil immer nur der- oder dieselben ein oder zwei Spieler die Nische mit Dauerbeschlag belegen.
Ich stimme zu, dass es für die meisten unbefriedigend ist wenn auf ihren Charakter nicht eingegangen wird und sich alles nur um eine einzige Person dreht, auch ich finde diesen "Spielstil" eine Zumutung.
Was allerdings eine Ingame-Hierarchie unter den Charakteren angeht muss ich offen sagen, dass das Zusammenspiel sogar oft besser funktioniert als wenn alle als gleichgestellte Charaktere handeln. Das Problem liegt da eher dabei dass viele Spielleiter nicht mit dieser Gruppendynamik umzugehen wissen. Nur weil ein Charakter der "Chef" ist, heißt das nicht, dass dieser mehr Screentime/Spotlight bekommen sollte als andere. Wenn man stattdessen darauf achtet, dass die anderen Charaktere glaubhaft fähig auf ihrem Gebiet sind, so dass der "Chef" auch auf deren Expertise vertraut, haben die Spieler eine Menge Spaß und arbeiten sehr harmonisch und effektiv zusammen. Auch ein Aspekt den viele übersehen ist, dass ein NSC nicht immer mit dem Status-höchsten interagieren wird sondern mit dem Charakter der am ehesten seinen eigenen Status entspricht. Im Gegenteil sogar, es gibt unter den NSCs weit mehr Pöbel als Adel und so sollten die Status-niedrigeren weit öfter angespielt werden als "der chef".
Zieht man das ganze richtig auf, kann die Gruppe problemlos langfristig die Geschäfte des "Chefs" vorantreiben und der Fokus der Geschichte dennoch auf den einzelnen Charakteren, ihrer Beziehung untereinander oder ihrer Verwicklung in den Plot liegen.

Was ich immer gerne habe ist, dass man eben nicht wie im Film eine Kampagne durchspielt und an derem Ende dann eine neue beginnt, sondern dass die einzelnen Plotlines sich zeitlich überschneiden. So kann jeder Charakter im Fokus einer Plotline stehen oder, wenn es dem betroffenen Spieler lieber ist, nicht persönlich im Plot involviert sein sondern sich nur wegen der Einbindung in der Gruppe an den Plots beteiligen (ja, es gibt auch Spieler die ihren Charakter absolut nicht ins Rampenlicht stellen wollen).

Durch die zeitliche Überschneidung einzelner Plotlines weiß man als Spielleiter auch nie in welchem Plot die Spieler wie schnell voran schreiten und so kommt es zu unvorhergesehenen Interaktionen zwischen Plotlines und man hat auch als Spielleiter wieder mehr Spannung darüber was am Spieltisch passiert.

Offline Issi

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #79 am: 23.11.2018 | 15:04 »
Womit ich gute Erfahrungen gemacht habe, ist, wenn jeder in der Gruppe mal abwechselnd im Fokus steht.
Wenn generell auch mal für jeden SC Einzelszenen /Einzelaktionen möglich sind. (Hier muss der SL auf gerechte Spotlight Verteilung achten.- Und nach gewisser Zeit wieder rüber zu den anderen schalten.)
Wenn es einen Hauptplot gibt, der für alle gilt.
-Aber trotzdem jede Figur nebenher noch ihren eigenen Entwicklungsstrang hat, der nebenher immer weiter läuft.
(Das kann sehr Vieles sein....z.B. Beruflicher Werdegang, Familienangelegenheiten, Liebesgeschichten etc.),
Im Hauptstrang kann dabei auch immer mal wieder eine andere Figur im Fokus stehen.
- Mal läuft der Hauptauftrag z.B.  über den Priester (der für seinen Orden irgendwo hinreisen muss), mal über den Dieb, der irgendwas für seine Diebesgilde machen muss...etc..
Die Figuren, die gerade nicht im Fokus stehen, sind dann die Begleiter und Unterstützer.

Von dem Dogma -"Never split the Party"- würde ich also abraten.

« Letzte Änderung: 23.11.2018 | 15:09 von Issi »

Offline Althalus

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #80 am: 23.11.2018 | 15:06 »
Zitat
Nur weil ein Charakter der "Chef" ist, heißt das nicht, dass dieser mehr Screentime/Spotlight bekommen sollte als andere.
Meine Erfahrung geht dahin, dass wenn ein System Spezialisten sehr unterstützt, es dazu führt, dass der jeweilige Spezialist der Gruppe zeitweilig in die Führungsposition gestellt wird. Im Falle von Inflitration eben der Spion/Commando, bei Raumkämpfen der Pilot, usw. Und das gänzlich von den Spielern ausgehend.
Das kann dann natürlich dazu führen, dass alles in die Hosen geht, weil der Charakter zwar die Kompetenz hat, der Spieler aber keine Ahnung.  ;)

Aber zumindest rücken die anderen Spieler von allein in die Rolle der Unterstützer, während die jeweilige Kompetenz die Leitung übernimmt.
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Offline Issi

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #81 am: 23.11.2018 | 15:24 »
Der Hintergrund, die Motivation, die Ziele und die Persönlichkeit einer Figur können mEn. auch nur rauskommen, wenn die Figur mal (unabhänig von der Gruppe ) im Fokus steht.
Wozu denkt man sich vorher den ganzen Kram für einen SC aus, wenn alle ausschließlich immer nur zusammen rumhängen, und/oder  nichts davon jemals gezielt aufgegriffen wird?
(Und das ist , so vermute ich, oft leider der traurige Alltag in manchen Rollenspielgruppen.
Man denkt sich sonstwas für seine Figur aus, aber es wird nie relevant, weil der Spielleiter Abenteuer spielt, die nichts davon jemals gezielt aufgreifen.)
« Letzte Änderung: 23.11.2018 | 15:27 von Issi »

Offline Tiamate

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #82 am: 26.11.2018 | 15:12 »
- Die Szene mit "Das (*Zeigefinger beug*) ist meine Sicherung" in Blackhawk Down - die hat nämlich noch eine Bedeutungsebene darunter

die da wäre?

Offline YY

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Re: Aufgewärmt: Cinematisches Rollenspiel
« Antwort #83 am: 26.11.2018 | 15:51 »
Vorschrift war, im Lager die Waffen nicht fertiggeladen (also ent- oder teilgeladen), aber gesichert zu tragen.

Die fragliche Waffe lässt sich aber gar nicht sichern, wenn sie entspannt ist.
Der Delta-Mann hat seine Waffe zuvor beim Entladen leer abgeschlagen, somit das Schlagstück entspannt und dann ein volles Magazin eingesetzt.
Die Waffe ist also entspannt und teilgeladen, sprich völlig sicher.
Um die Sicherung einlegen zu können, müsste man sie erst spannen (bzw. beim Entladen gespannt lassen) und dann teilladen, was nicht mehr oder weniger sicher, aber schlicht überflüssig ist und die Federn unnötiger Belastung aussetzt (auch wenn das i.d.R. nicht sonderlich relevant ist).

Der Delta-Mann sieht also nicht ein, seine Waffe gespannt zu lassen oder wieder zu spannen, nur damit er die Sicherung aktivieren und damit jedem zeigen kann, dass die Waffe "sicher" ist (andersrum würde eine gesicherte und damit zwingend gespannte Waffe die Frage aufwerfen, ob sie nicht vielleicht fertiggeladen ist, daher die Anführungszeichen).

Als ihn Captain Steele darauf anspricht, hat er schlicht keinen Bock auf die Diskussion mit diesem Paragraphenreiter, der auf einer nicht zu Ende gedachten Vorschrift besteht und lässt ihn nach dem blöden Spruch stehen.
Damit ist der Unterschied zwischen den ziemlich vorschriftentreuen bis obrigkeitshörigen Rangern und der pragmatischeren und Eigenverantwortung betonenden Delta Force recht schön dargestellt.


Ohne die Information um diese technische Eigenheit der Waffe ist der Delta-Mann aber einfach ein blöder Arsch, der nicht in der Lage ist, ein Versäumnis einzugestehen und ein kleines Hebelchen zu bewegen und - viel schlimmer - möglicherweise mit einer fertiggeladenen, gespannten und entsicherten Waffe im Lager rumläuft, weil er so cool ist und grundlegende Sicherheitsvorschriften für ihn nicht (mehr) gelten. Also das genaue Gegenteil.


(Ich habe übrigens gerade noch mal recherchiert und im Buch wird der technische Hintergrund explizit angesprochen, es ist also Absicht ;) )
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer