Tja. Wo ist also überhaupt das Problem? Kann es sein, dass hier auf anderer Ebene ein Gamisten/Narrativisten-Streit durchgezogen werden soll? Etwas plump vielleicht etwa so:
Charakter: betont die emotionale Befindlichkeit des dargestellten fiktiven "characters"
Figur: betont die Anbindung des dargestellten fiktiven "characters" an den Spielkontext, in dem sich das Geschehen bewegt (also "Werte", "Proben", "Klassifizierungen", etc.)
Ja ... und Nein. Die Dichotomie ist - wie fast jeder Dualismus - per se falsch. Die Simulationisten werden immer vergessen und mal so mal so subsumiert.
Richtig ist, dass "Charakter"-Möger eher die Befindlichkeiten betont - sowohl der fiktiven Gestalt als auch die der spielenden Person und der von ihr in die Gestalt hineingelegten moralischen Werte. "Figur"-Möger legen den Fokus auf die Fiktionalität der Gestalt (der "Figur"-Begriff lässt sich nämlich sowohl aus erzählenden Medien wie auch aus dem Spiel bzw. der Spielfigur ableiten).
Das hat auch viel mit "bleed in" und "bleed out" zu tun. Also ob man sich das eher ungebrochen und stimmungsvoll wünscht oder ob man immer wieder auch eine gewisse Distanz zur eigenen Spielfigur aufbauen will. Das ist jedenfalls meine Erklärung, warum ich ich narrativen Indie-Spielen (bei denen man auch schon mal moralische Scheusale spielt), in gamistischen Spielen und bestimmten Schulen des silmulativen Spiels auf den "Figur"-Begriff stoße, während Stimmungsspiel, quasi-literarisches "Eskapismus-Spiel" und diverse andere Spielarten meist den "Charakter" bevorzugen.
Sprache wird durch die Verwendung und nicht durch eine Elite, die es besser weiß, diktiert.
Das ist einerseits gut so und führt andererseits zu sehr verwaschenen und unklaren Begriffen.
Letzteres ist meist kein Problem, solange man auf dem Niveau der Alltagssprache bleibt, ein direktes Gegenüber hat und keine differenzierten Zusammenhänge erklären muss. Andernfalls rächen sich sprachliche Schlampigkeiten recht schnell. (Und: Naja, die Schlechtschreibreform von 1997+ hat da auch gezielt vieles kaputt gemacht.)